Hierbei handelt es sich zur Erinnerung nicht um die Kopie einer PDF-Datei, sondern um ein Zitieren meinerseits aus einem Buch!
Weiterhin bitte ich die eventuell oftmalige Unübersichtlichkeit zu entschuldigen. Es kommt nicht alles von Microsoft Office- wo ich es geschrieben habe- perfekt hierher rüber.
Nun los
Aus der Zeit, als man die Emsen als kleine Menschen betrachtete, die uns Vorbild sein sollten, hat sich eine unausrottbare Ve[o]rstellung erhalten; dass nämlich bei den Ameisen alles ganz weise eingerichtet sei und Zucht und Ordnung herrschte. Aber wenn man sich, vor einem großen Nest stehend, nur auf seine eigenen Augen verlässt, dann sehen wir davon eigentlich gar nichts mehr, sondern alles läuft und wurlt wild durcheinander. Betrachtet man dann ein Einzeltier, so sieht man es oft auch keineswegs so handeln, dass es uns sinngemäß und planvoll erscheint, sodass der amerikanische Schrifsteller Mark Twain bei der Betrachtung einer vorwärts eilenden Ameise zu dem Schluss kam, sie „sei das dümmste Tier“.[/font]
[font="]Wenn wir uns ein Bild davon machen wollen, wie das große Gewimmel auf dem Ameisenhaufen zustande kommt, dann müssen wir uns zunächst ein Einzeltier ganz genau betrachten [ansehen], und zwar nicht nur für kurze Zeit, sondern über eine große Zeitspanne hinweg. Dies ist nur dadurch möglich, dass man
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[font="]einige Tiere in irgendeiner Weise kennzeichnet; ein weißer, roter, gelber und grüner Farbfleck auf den Hinterleib oder den Brustabschnitt lässt sich bei einiger Geduld leicht anbringen, und mit 5 Farben und 2 verschiedenen Kombinationen haben wir schon 35 Tiere aus der Masse herausgehoben.
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Abb 43 b
[font="]Wir wollen bei unserer Betrachtung ausgehen von Einzeltieren, welche als Unbeschäftigte, Arbeitslose das Nest verlassen, um sich eine Tätigkeit zu suchen, und wollen solch ein Tier beobachten bei den Staaten der körnersammelnden Arten, die sich hierfür als besonders geeignet erwiesen. Dazu gehören, wie wir sahen, in Europa die Ameisen, die schon die Bibel als Sammler kennt [Gattung Messor], und in Amerika einige ganz ähnlich lebende Arten [Gattung Ponomyrmex]. Diese Körnersammler sind auch deswegen besonders gut für unsere ersten Versuche geeignet, weil bei ihnen Finden und Eintragen von Futter auf der einen Seite und Vewerten und Verfüttern der Nahrung auf der anderen Seite von verschiedenen Tieren ausgeübt wird; die eine Gruppe schleppt die Samen und Körner in besondere Vorratskammern, wo eine andere Arbeitsschar sie dann entspelzt und weiter verarbeitet. Unsere einheimischen Ameisen dagegen pumpen dagegen den Kropf voll und entleeren ihn erst nach und nach wieder; sie bleiben also viel länger verschwunden. Da sie dabei auch selbst Nahrung in ihren eigentlichen Magen aufnehmen, ist ihr Zustand außerdem ein anderer als vorher, denn ein gesättigtes Tier benimmt sich stets anders als ein Hungriges![/font]
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[font="]Weiterhin zeigen die Körnersammlerarten Besonderheiten im Nestbau, die für Versuche günstig sind; sie wohnen in der Erde zwischen Sand,- und Gesteinsbrocken und steigen senkrecht nach oben durch eine oder wenige [/font]
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[font="]Öffnungen zur Außenwelt [vgl. 43 a]. Dort legen sie ihre Abfälle nieder, zu denen, wie wir sahen, auch die Toten gehören [Abb 28].[/font]
Abb. 44
[font="]Diese Wohnungen der Messorameisen lassen sich leicht [/font]
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[font="]künstlich in einer Schale nachmachen; die Außenwelt wird durch ein daraufgelegtes Pappstück dargestellt, das die Tiere drch ein mittleres Loch betreten [Abb 43b]. Und da diese Ameisen als Steppen,- und Wüstenbewohner an grelle Sonne gewöhnt sind, lassen sie sich auf der Pappe verhältnismäßig leicht fotografieren und filmen. So sehen wir in Abb. 44 a eine Messor-Ameise, die bei einer derartigen Versuchsanordnung erstmalig aus dem Kunstnest an die Oberfläche kommt. Sie lief, wiew Abb.44 b zeigt, in einem Bogen um das Ausgansloch herum und verschwand dann wieder im Nest. Solche Orientierungsgänge sind typisch für alle Ameisen; durch sie wird zunächst die nähere, später die weitere Umgebung des Nestes nach allen Seiten erkundigt, wie dies Abb. 44 g zeigt. Bei späteren Gängen, besonders dann, wenn die Umgebung schon bekannter geworden, beschränkt sich die Ameise oft nur darauf, nur zum Eingang hinzueilen, ohne das Nest selbst zu betreten; sie überzeugt sich gewissermaßen, ob alles in Ordnung ist. Auch dies ist in Abb. 44 g beim dritten Auslauf des Tieres zu sehen.[/font]
[font="]Auf solche Weise gewinnt das Tier immer größere Kenntnis der Nestumgebung. Sie nimmt die Merkmale allerdings nicht in allen Einzelheiten in sich auf. Es sind besonders hervorragende Punkte, wie ein Stein, ein Grasbüschel und dergleichen, die ihr vertraut werden und die sie dann gewissermaßen „ansteuert“; d. h. sie eilt auf sie zu, um von da aus dann vielleicht eine andere Richtung zu nehmen [Abb 45]. Manchmal merkt sich dabei jedes Tier ein anderes Kennzeichen; man kann auch beobachten, wie das eine Tier ein Hindernis stets in dieser, das zweite in anderer Richtung umgeht [Abb. 67]. Auch wird oft der Rückweg nicht in gleicher Richtung genommen wie der Heimweg [vgl Abb 67 u. 68]; man ist über die Mannigfaltigkeit stets erstaunt, die man dabei beobachten kann.[/font]
[font="]Die Orientierung ist auch bei den einzelnen Ameisenarten verschieden. Manche mit verhältnismäßig guten Augen ausgestatten Formen richten sich beispielsweise in hohem Maße nach dem Sonnenstand, worüber eine besondere Versuchsordnung Auschluss gab [Abb.46]. Man setzte eine[/font]
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[font="] vom Nest über einen Sandplatz unmittelbar der Sonne entgegenwanderne Ameise [Lasius niger] dadruch gefangen, dass man eine kleine Schachtel über sie stülpte [Abb.46 bei x]. Nach zweistündiger Gefangenschaft wurde das Tier wieder freigegeben und trat sofort den Rückweg an. Die Rückzugslinie wich jedoch vom Vormarsch um 30 Grad ab; d. h. genau so viel Bodengrade, wie die Sonne während der zweistündigen Gefangenschaft der Ameise inzwischen nach linkst gewandert ist. Der Ameisenforscher Brun wiederholte diesen schönen Versuch oftmals und veränderte die dabei die Zeit der Gefangenschaft. Stets entsprach der Anweichwinkel des Rückwegs dem betreffenden Sonnenwinkel mit nur ganz geringen Fehlern.[/font]
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Abb. 46
Abb. 45
[font="]Solche Versuche gelingen übrigens nicht überall. Sie versagen auf unebenem Boden mit vielen anderen „Merkpunkten“, wie Bäumen, Büschen und Stauden, und versagen auch gerade bei den mit den besten Augen ausgezeichneten Waldameisen [Formica rufa]. Diese merken sich auch bei ihren Fernreisen gewisse Gesichtsbilder, wie große Bäume, Häuser und dergleichen mehr hinter oder neben ihren Nestern, und steuern diese an. Der sogenannte Licht,- oder Sonnenkompaß ist also nur eines der Mittel zur Orientierung für die Ameisen, nicht das einzige.[/font]
[font="]Auch der Bodengrund und damit der Tastsinn spielt eine Rolle; die Ameise hat sich beispielsweise gemerkt, dass nach [/font]
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[font="]einer Strecke Sand Waldboden kommt mit Tannennadeln, und dann wieder eine glatte Steinplatte. Und da die Ameisen ja in weitem Maße sich von Gerüchen leiten lassen, spielt auch die Folge verschiedener Düfte eine Rolle. Verändert man die Reihenfolge des Untergrundes oder verändert man den Geruch solcher gewohnten Wege, so wird das Tier sofort unsicher. Es beginnen dann wieder die Erkundungswege, bis etwas bekanntes erreicht worden ist. Kurzum, es ist eine ganze Zahl von Eindrücken, die gemerkt werden, damit der Rückweg gut vonstatten gehen kann.[/font]
[font="]Wie weit eine Erkunderin auf diese Weise vorzustoßen vermag, ist oft erstaunlich; ich bot in einmal einer Messor-Ameise bei Neapel eine Brotkrume an, die se sofort nach Hause zu tragen begann. Sie mußte einen Weg von 7 Metern Luftlinie zurücklegen und dabei eine 2 Meter hohe Mauer überklettern. Sie tat alles ohne Zögern und ohne Hilfe von Nestgenossen- ein Zeichen, dass sie den Weg ganz genau kannte.[/font]
Nicht für alle Hinweise auf Abb. habe ich auch die entsprechenden Bilder publiziert! Falls Bedarf an diesen Bildern besteht, werde ich den Aufforderungen gerne nachkommen!
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