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Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Deim
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#1 Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von Deim » 24. Dezember 2009, 15:48

Hallo,

ich klink mich auch mal ein, um etwas über meine Erfahrung mit Pheidole pallidula zu berichten. Also zunächst mal muss ich sagen, dass ich die Tiere echt interessant finde. Sie haben zwei Kasten, sind zwar klein aber wuselig, vermehren sich schnell.. etc. Allerdings habe sie auch ihre ‚Schattenseiten!.

Jedenfalls komm ich jetzt zum eigentlichen Thema. Nämlich eine Ausbruchsgeschichte…

Die Vorgeschichte:
Am Anfang hatte ich 30 Pheidole in einem kleinen Anstorebecken (10 x 20 cm) mit Deckel und natürlich auch einer PTFE-Schicht. Außerdem hatte ich den Deckel mit Fensterdichtung abgeklebt. Ziemlich schnell ist mir aufgefallen, dass die kleinen Arbeiterinnen sich ab einer gewissen Koloniegröße einfach durch die Maschen des Alugitters zwängten. Als Gegenmaßnahme habe ich dann einfach ein Kopierfolie zurechtgeschnitten und von unten mit Hilfe von Tesa das ganze säuberlich zugeklebt.
Als ich dann mit ansteigender Koloniegröße ein Anstore Plexiglasfarm (http://antstore.net/shop/product_info.p ... b7219d5f76) war's anfänglich echt ne schöne sorgenfrei Zeit. Wirklich sorgenfrei allerdings erst wirklich nachdem ich vorne einen kleinen Spalt zwischen Deckel und Arena mit mehreren Lagen Tesa zugemacht hatte. Man konnte die Kleinen gut beobachten und die Größe hat auch erstmal ausgereicht. - Dummerweise fingen die Viecher dann irgendwann an, an die Wattekammer für die Bewässerung auszufressen. Und da einer diese weißen Gummistopfen, die die Öffnung zum Wattekammer verschlossen, auch nicht unbedingt ausreichend abschloss, (der Spalt war übrigens wirklich winzig) hatte ich schon wieder ausbrüchige Ameisen. Das ganze habe ich dann mit Tesa irgendwie wieder geflickt. Ich musste leider allerdings immer mal wieder die Watte nachfüllen, was bei steigender Volksgröße problematischer wurde.
Irgendwann war dann auch die Arena zu klein und nerviger Weise komplett voller Müll und stank auch. Man konnte das Ding auch gar nicht mehr öffnen, da sonst das halbe Ameisenvolk rausgekommen wäre. Ganz zu schweigen von den Erschütterungen, die dabei immer die Kleinen aufwühlten. Gefüttert hatte ich auch aus diesem Grund seit längerem nur noch durch den Eingang. Später habe ich dann das kleine Anstorebecken, in dem sie ganz zu Anfang gelebt hatten, angeschlossen. Das war dann so ungefähr nach 6 Monaten Haltungsbeginn. Leider waren dann Sommerferien und ich musste das ganze Management einem Kumpel überlassen.


Der Ausbruch:

Als ich dann nach 2 Wochen zurückkam, war es dann geschehen. Die Ameisen hatten sich durch die Fensterdichtung gefuttert und waren ausgezogen. Ich habe dann meinen Kumpel gerügt, der von der Aktivität dieser Ameisen überrascht wurde... obwohl ich ihn darauf hingewiesen hatte.
Nach längerem Suchen habe ich dann, so meine ich, die Ameisen hinter der Fußleiste ausmachen können, da sich dort die größte Aktivität zeigte. Sicher war ich mir allerdings nicht. Ameisensichtungen habe ich in 3 verschiedenen Zimmern gehabt, wobei das Ausbruchzimmer definitiv der Aktivitätsherd war. Getestet habe ich das mit angebotenem Futter, welches in den andern Zimmern unberührt blieb. Ich habe auch sehr schnell gemerkt, dass es der Kolonie auf Dauer nicht sehr gut ging. Es waren nämlich kaum noch Soldaten zu sehen. Wirklich prächtig ging es denen bestimmt nicht. Da ich mir Sorgen machte sie könnten versterben, habe ich daraufhin immer wieder Eiweiß, Wasser und Honigwasser angeboten, was auch immer sehr gerne angenommen wurde. Eigentlich hatte ich geplant die Kleinen recht schnell wieder einzufangen. Nur fehlten mir Zeit (morgens früh raus - abends spät zurück) und irgendwas zum Ansaugen der Viecher. Außerdem blockierte ein Schrank die Fußleiste, sodass ich diese nicht so einfach hätte abnehmen können. Da mir ein Handeln nicht so dringlich erschien und ich die Dynamik der kleinen im Auge behielt, beließ ich es erstmal beim Status Quo. Als ich dann mal für einen Zeitraum die Blumen nicht gegossen hatte, und keine Feuchtigkeit mehr zu Verfügung stand, war es dann ganz aus. So denke ich mir das jedenfalls. Beweisen kann ich das natürlich nicht. Auch ist nicht ganz klar, wo sie zu diesem Zeitpunkt waren: Blumenpott oder hinter der Fußleiste. Wobei hinter der Fußleiste noch bis zuletzt Aktivität war. Bei einem so zusammengeschrumpften Volk mit wenigen Individuen ist es natürlich schwerer zu sagen wo sie gerade sind. Der Zeitraum der Kolonie in Freiheit belief sich auf ca. 3 Wochen. Natürlich habe ich das ganze Haus wachsam beäugt, da Pheidole ja auch recht gerne umzieht. Aber bis jetzt ca. 5 Monate später hat sich nichts getan. Man muss natürlich erwähnen, dass ich in einem Haus mit soliden Wänden und ohne "Feuchtigkeitsproblemen" lebe. Keine Ahnung was in einem Fachwerkhaus passiert wäre. Allerdings muss man sagen, dass die Art einen sehr hohen Proteinbedarf hat, der nicht einfach ohne weiteres ohne Zufütterung, in einem Haus bei normaler Hygiene gedeckt werden kann. Hautschüppchen reichen da auch nicht aus.

Zum Thema freilaufende Exoten:
P. pallidula ist für mich in dem Sinne keine die einheimische Flora und Fauna gefährdende Spezies. Sie lebt in der an unsere gemäßigte Klimazone angrenzenden winterfeuchten subtropischen Klimazone in Europa. Sprich wenn sie könnte, wäre sie schon längst hier. Das gleiche gilt meine ich auch für übertragbare Krankheiten oder Parasiten.
Wer also P. pallidula hält, gefährdet damit also maximal sein Heim und dass auch nur bedingt. Sie ist denke ich halt keine Standardhausameise. Vielleicht würden ihr ja ein Altbau oder ein Fachwerkhaus mehr zusagen. Das sollte man berücksichtigen! Allerdings wäre dann immer noch das Futter ein großes Problem. Denn wie jeder Pheidolehalter weiß, reagieren sie sehr schnell auf ausbleibende Nahrungsversorgung. Im Übrigen könnte man die Hypothese in den Raum stellen, dass wenn sie einfach ohne weiteres in Häusern in Deutschland leben könnte, dies wahrscheinlich auch schon machen würde. Sie wohnt geographisch gesehen, ja direkt nebenan!
Bleibt nur zu sagen, dass sie wortwörtlich schwer in Gefangenschaft zu halten ist. Gerade bei größeren Kolonien. Im Allgemeinen ist sie eine sehr interessant und ‚schlaue’ Ameise, was gepaart mit ihrer Größe auch ein Problem ist. Das mit der 'Schläue' hängt wohl zum Teil mit dem ausgezeichneten Geruchssinn zusammen hängt. Denn das aufspüren von Futter und die Rekrutierung sind schon bemerkenswert. Da könnten sich meine Messor was von abschneiden.

Also das ist es dann so weit… Jetzt könnt ihr euch eure Gedanken machen.


Frohe Weihnachten!



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Frank Mattheis
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#2 AW: Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von Frank Mattheis » 24. Dezember 2009, 17:15

Hallo Deim.
Pheidole pallidula kann schon durchaus in D die Winter überleben. Ob die Art sich langfristig hier wirklich halten kann, ist aber fraglich. Es gibt jedoch Beobachtungen von Kolonien dieser Art in D und auch in Österreich. Die Art lebt auch im winterkalten Inland von Spanien, auch hier gibt es starke Fröste im Winter.
Problematisch sind in Mitteleuropa für solche mediterranen Arten vllt. weniger die kalten Wintertemperaturen, denen könnten sie leicht in der frostfreien Tiefe der Erdnester ausweichen, eher dürften die sehr langen, feuchten Winter ein Problem für solche Ameisen sein. Auch das kühle Frühjahr, in dem die besser angepassten einheimischen dominanten Arten wie Lasius niger viel früher aktiv werden und auch jetzt schon einen grossen Eiweissbedarf haben.

LG, Frank.



Deim
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#3

Beitrag von Deim » 24. Dezember 2009, 18:48

Hallo Frank,

interessanter Punkt und gute Ergänzung!

Gruß!



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#4

Beitrag von Ameise1 » 24. Dezember 2009, 20:05

Also ich muss sagen sehr Interessanter beitrag von dir.:) Aber etwas schade um das Volk.

lg Martin



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#5 AW: Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von NIPIAN » 25. Dezember 2009, 11:29

Hoi,


ein entsprechender Hinweis bezüglich des Antstorebeckens auf der Angebotsseite des Shops ist wohl durchaus angebracht.

Ansonsten: vielen Dank für diesen ehrlichen Bericht!



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Frank Mattheis
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#6 AW: Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von Frank Mattheis » 25. Dezember 2009, 13:59

Na ich weiss nicht, Nipian.
Wer sich auf solches Zubehör verlässt, ist verlassen. Das muss doch eigentlich jeden klar sein. Die Haltung solcher Ameisen ist nicht einfach, ständig muss man neue Lösungen finden, um Ausbrüche zu verhindern. Also ich würde solchen "Produkten" sowieso nicht vertrauen, egal was da drauf steht. Das heisst jetzt nicht, dass sie grundsätzlich unnütz sind, man muss sie halt, wenn man sie denn verwendet, verbessern und anpassen. Hatte Deim ja versucht.
Ameisen mit ähnlichen Ansprüchen halte ich seit einiger Zeit eigentlich grundsätzlich in offenen Becken, mit Talkumrand. Das ist übersichtlich und gut kontrollierbar. Es funktioniert bei mir zuverlässig, bei Messor oder Cataglyphis, aber auch bei Crematogaster und Pheidolen.
Ehrliche Berichte gab und gibt es einige in diesem Forum. In denen ähnliche Ausbrüche geschildert wurden und in denen geschildert wurde, wie die Ameisen eingefangen oder notfalls vergiftet wurden.
Aber ist richtig, ist schon mutig von Deim und ist gut, dass der "Fluchtversuch" ein solches glimpfliches Ende genommen hat.

LG, Frank.



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TRIA
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#7 AW: Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von TRIA » 25. Dezember 2009, 15:40

Jo find ich auch gut das er offen schreibt, aber bestätigt meine Meinung zu Deckeln nur. Seit ich das mit Glasrändern bau, ist mir wirklich nicht eine abgehauen. Nie wieder Deckel, die Auflagefläche ist immer ein Problem, bei aufgeklebtem Rand passiert nichts. Mal sehn, werd mir mal ne Pheidole besorgen und n Bericht über Becken mit Rand schreiben. Hast du grad welche die weg müßen Frank? :D


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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Frank Mattheis
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#8 AW: Pheidole pallidula - Eine Ausbruchsgeschichte

Beitrag von Frank Mattheis » 25. Dezember 2009, 16:56

Neeee, leider nicht, Sigi.
Ich kümmer mich drum, ...:fluchen:..:spin2: und denk dann an Dich.
Genau, wie Du sagst, mit den Deckeln kann es Probleme geben. Womöglich luftdicht geschlossene Anlagen mit Kondensat an den Scheiben.
Ich denke auch, dass diese Variante mit den Glasrändern sehr gut funzt, ist noch sicherer als ein einfacher Talkumrand, bietet aber eben auch den Vorteil, solche mediterranen Arten, die eher trockenes Klima mit geringer LF im Auslauf brauchen, offen halten zu können.

LG, Frank.



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