In diesem Thread möchte ich über die besonderen Eigenschaften der seltenen Camponotus fallax schreiben, die ich im letzten Jahr beobachten konnte. Schon im Seifert steht, dass diese Ameise Bienenstöcke als Heim gerne aufsuchen, und besonders bewohnte Bienenstöcke bevorzugen. Und das kann ich nur bestätigen!
Diese kleine und schöne Camponotusart bewohnt Wälder und nistet vorzugsweise im morschen Holz. Durch ihre Größe und Färbung sind sie noch dazu schwer am Waldboden auffindbar, sie verschmelzen mit ihrer Umgebung und sind fast immer mit einem schnellen Tempo unterwegs, so als wären sie ständig auf der Flucht. Ich fand auch noch nie ein Nest im Bodenbereich, daher vermute ich das sie besonders alte Äste in der Baumkrone bevorzugen. Nachdem sie aber gerne Bienenstöcke bewohnen, trifft man sie als Imker natürlich wesentlich öfter an und bekommt einiges von ihnen mit - falls man sie beachtet natürlich! Sie bevorzugen im Bienenstock den Deckelbereich, meist sitzen sie direkt auf der Schutzfolie die sie nur 0,5mm von den Bienen trennt. Größere Kolonien können schon mal im Deckel selbst etwas Gänge beißen, tun sie aber wirklich selten und machen daher eigentlich keinen Schaden.
Nun betrachten wir mal den Lebensraum Bienenstock:
Diese Art hat mit diesem Neststandort wahrhaftig den Jackpot geknackt. Es verzeichnen sich wesentlich mehr Vorteile als Nachteile, und bringen so manch spezielle Ereignisse zum Vorschein.
Eine Kolonie im Deckel hat, bis auf die minimalen Löcher oder Ritzen im Holz als Eingänge, keinen Zugang zur Außenwelt. Feindliche Ameisen finden also schwer in das Nest und müssten vorher erst auch einmal bei der Wache vorbei, die eine Reihe gefährlicher Majormandibeln bildet. Ein ökologisch behandelter Bienenstock beherbergt nicht nur Bienen, sondern Wachsmotten, Raubwanzen, Spinnen, paar Asseln usw. usf. Die Proteinquelle ist riesig - soweit ich aber beobachten kann ist C.fallax kein besonders großer Räuber, wird sich eher an dessen Eier und Leichen vergnügen. Dann darf man nicht die Bienen vergessen, in einem Jahr kann maximal 40kg "Dünger" durch Bienenleichen usw. vor dem Bienenstock liegen. Frischtote Bienen sind also auch ein Leckerbissen für die Ameisen!
Dann nicht zu vergessen, der Honig und die Pollenüberreste! Einzelne Arbeiterinnen können sich schon mit etwas Geschick und Blitzgeschwindigkeit (gerade bei C.fallax sehr ausgeprägt) bei den Bienenwächtern vorbei schwindeln, um sich etwas zu holen. Auch zu erwähnen wäre die Herbst- und Frühjahrsfütterung der Bienen durch den Imker. Wenn der Imker den Honig erntet, nimmt er ja die Winterreserven der Bienen weg, die dann z.B. durch die Zuckersirupfütterung wieder die Reserven auffüllen können. Und genau in dieser Zeit, wo gefüttert wird, können die C.fallax ebenso richtig toll naschen, da der Sirup meist in einem offenen Behälter ist. Dann darf man nicht die Stocktemperatur vergessen. Die Bienen brauchen 35,5 Crad im Stock damit sich die
Im Winter konnte ich durch die Oxalsäurebehandlung bei den Bienen oftmals in den Deckeln die C.fallax finden. Dabei konnte ich merken, dass bei schwachen Bienenvölkern die Ameisen in der Starre waren, aber sobald ein Bienenvolk sehr stark war und bis zur Folie rauf sitzte, die Ameisen völlig aktiv, genau über den Bienen ohne in der Starre zu sein sich bewegten. Jetzt stellt euch mal vor ... die Bienen haben ständig die 35,5 Crad, die Ameisen sitzen direkt auf einer Wärmequelle, bloß getrennt von einer hauchdünnen Folie, die niemals aufhört zu wärmen, außer die Bienenkolonie stirbt ab. Nehmen wir an, eine C.fallax Kolonie sitzt über einem tollen Winterbienenvolk, hat schöne wärme, bewegt sich wie normal, und das das ganze Jahr über? Was ist nun mit der nötigen
Und dann möchte ich noch kurz hinzufügen, dass ich schon ein paar Fälle hatte, wo ausgewachsene C.fallax Kolonien zwei Gynen hatten. Ich bin mir ziemlich sicher! Beim ersten Mal dachte ich mir, "gut, hab ich mich wohl verschaut", aber beim zweiten Mal konnte ich deutlich zwei Gynen entdecken. Finde ich sehr interessant, und das bei Camponotus die sonst so streng
Dann noch zu den Nachteilen eines Stocknestes:
Wenn der Imker nicht ökologisch denkt und generell kein anderes Lebewesen duldet (was es ja tatsächlich oft gibt!), wird er garantiert den Ameisen das Leben schwer machen. Sprich Ameisengift oder Ähnliches.
Und, jeder Eingriff des Imkers stört nicht nur die Bienen, sondern auch die Kolonie die auf der Folie sitzt, die aber abgezogen werden muss! Bevor ich es schaffte das meine Imkerkollegen Ameisenfreundlicher arbeiten, sprich Folie vorsichtig abnehmen und wie eine Tüte zusammenlegen und nach dem Eingriff wieder normal zurück legen sodass die Ameisen halbwegs verschohnt bleiben, wurden die Folien mit einem Ruck abgezogen und die Ameisen flogen durch die Luft . Zum Glück verkraftet sowas eine C.fallax Kolonie, bei einer erneuten Kontrolle sind die Ameisen wieder so wie vorher im Deckel vorhanden.
Außer den C.fallax die man wirklich oft unter den Deckeln sieht, kann man auch manchmal Lasius emarginatus (dessen riesige Kolonien aber dann sogar einem Bienenvolk das etwas schwächelt gefährlich werden könnte), hier und da eine Leptothorax
Und zum Abschluß noch ein paar Fotos von C.fallax Kolonien unter Stockdeckeln:
Hier sieht man eine aufgescheuchte Kolonie unter einem gerade hoch gehobenen Deckel.
Arbeiterinnen versuchen die
Nochmals eine schöne Kolonie. Leider etwas unscharf!