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Was macht Exoten so heikel?

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Kegellachs
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#1 Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Kegellachs » 23. Oktober 2010, 18:39

Hi,

Immer wieder lese ich als AnfĂ€nger mit "zugeflogenen" L.niger, dass Exoten fĂŒr Einsteiger zu schwer zu halten sind.
Das kann ich aber nur teilweise nachvollziehen. Totale AnfÀnger und Temperatur und Luftfeuchtigkeit ist sicher nicht optimal.
Hat man aber Erfahrung mit Terrarien allgemein, sollte das doch zu schaffen sein? Nach diversen Spinnen, Skorpionen, Insekten und Reptilien wĂŒrde ich mir das zutrauen.
Warum Atta ssp. und Polyrhachis ssp. (erschlagt mich, wenn die Weber doch anders heissen, ich bin gerade nicht ganz sicher :P) nicht geeignet sind, erklÀrt sich von selbst.
Aber wie gesagt: Mit grundlegender Terrarienerfahrung was die Klimatisierung angeht, stelle ich mir das Ganze schaffbar vor. Sogar mit dem Vorteil, dass die Winterruhe entfĂ€llt, die ja auch eine gewisse Überwachung und Planung voraussetzt, besonders wenn man keinen KĂŒhlschrank zur VerfĂŒgung hat (und sei es, weil man bei Muttern wohnt ;) ).
Der Preis ist natĂŒrlich auch ein Aspekt, weil Ameisen doch noch mal anders als "normale hinter-Glas-Tiere" sind und durch fehlende Erfahrung mit Ameisen allgemein eingehen können.
Aber mal ganz hypotethisch gesagt:
==> Exotische Ameise, 30°C, 80% LF, geringerer Platzbedarf, da weder PilzzĂŒchter, noch Weber o.Ă€., keine Winterruhe, preislich wie... naja vielleicht C.lipignatus = perfekte Einsteigerameise?
Temperatur wĂ€re ja einfach ĂŒber Halogensysteme mit Dimmer aus dem Baumarkt zu erreichen, Luftfeuchtigkeit gehtr nur ĂŒber Erfahrung und Übung, die allgemein angebotenen Hygrometer fĂŒr 5 - 10€ sollen enorm ungenau sein, wenn man den Berichte in Terraristikforen glauben darf.

Das sind alles theoretische Gedanken und ich habe nicht vor mir Exoten zuzulegen, nur als Randnotiz ;) Mich wĂŒrde einfach mal interessieren, was die Leute mit Erfahrung dazu sagen, um noch etwas tiefer in die Ameisenhaltung blicken zu können.
Seit ich die L.niger mit eurer Hilfe aus meinem Skorpion Terra befreit habe, bin ich total fasziniert.

Ach und die ĂŒbliche Formel: Ich hoffe, ich habe nichts in der SuFu ĂŒbersehen, auch wenn es schon viel zum Thema Einsteiger und Exoten gab, konnte meine Frage nicht ganz beantwortet werden, denn es ging vor allem um den Aspekt Klima.

Gruss,
Andreas



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syafon
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#2 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von syafon » 23. Oktober 2010, 18:55

Hallo Kegellachs!

Schön, dass dich das Thema so gepackt hat. Hast auch in deinem Rettungsthread schon einen interessierten Eindruck hinterlassen! :)

Also ich persönlich muss dir teilweise zustimmen. Wenn man Erfahrung im Bereich Terraristik hat, dann ist es unter normalen UmstÀnden kein Problem, das Mikroklima, das sie brauchen, aufrecht zu erhalten. Wo es im Bereich Klimatisierung vielleicht leichte Unterschiede gibt (bitte korrigiere mich, wenn ich Blödsinn erzÀhl, habe keine Erfahrung in der Terraristik... :D) ist bei der Gefahr der Kondenswasserbildung.
Im Nestbereich haben sie es oft gerne etwas feuchter als in der Arena. Da kann es bei unausgewogenen Temperaturen (gerade an der Glasscheibe zum Zimmer) zu Kondenswasserbildung kommen, durch die hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen, was im Nest nicht gut wÀre. Da muss beim grundsÀtzlichen Aufbau von Arena und Nest darauf geachtet werden.

Zum Thema "Terraristiker = guter Exotenhalter":

Dazu muss ich mal ein leichtes "nicht unbedingt" loswerden. Denn meiner Meinung nach ist der zentrale Aspekt nicht, die klimatischen Bedingungen aufrecht zu erhalten (was aber ein enorm wichtiger ist...), sondern das Verhalten der Ameisen richtig zu interpretieren und auf mögliche Probleme korrekt zu agieren.

Daher rate auch ich einem AnfÀnger in der Ameisenhaltung immer zu einheimischen Arten, da diese einfach gratis sind und es nicht so dramatisch ist, wenn sie sterben oder ausbrechen. Mit einer einheimsichen Art kann man einfach die grundlegenden Erfahrungen machen, in der sich die Ameisenhaltung eben von der Terraristik unterschiedet.

WĂ€re halt sehr schlecht, wenn eine exotische Kolonie ausbĂŒchst oder mal eben 300 Euro wegsterben, weil die Warnzeichen der Ameisen falsch gedeutet wurden.Aber es hĂ€ngt, wie du richtig sagst, natĂŒrlich immer vom jeweiligen Exoten ab...

Ach ja, zum Thema Hygro: Die ganz billigen haben teilweise wirklich Messabweichungen von bis zu 25% manchmal sogar mehr. Die relative LF zu messen ist ansich schon eine sehr ungenaue Sache (gute MessgerÀte geben einen absoluten Fehler von etwa +/- 2% des Messwertes an, StandardmessgerÀte etwa +/- 5%). Wenn dann ein anstÀndiges um ein paar Euro mehr. ;)

Fazit: Eine gute Recherche und Vorkenntnisse im Bereich Mikroklima aufrechterhalten sind sehr gute Vorraussetzungen, aber Praxis und Theorie liegen halt oft noch ein wenig auseinander. Die praktische Erfahrung ist halt doch das wichtigste finde ich. Wenn es dir das Risiko wert ist mit einem teuren Exoten und du bereit bist, das Risiko zu tragen bei einem möglichen Ausbruch, kann und wird das niemand verhindern. Das mal objektiv gesagt, subjektiv gesehen kommt bei mir noch das Thema Ausbruch und mögliche GefĂ€hrdung des Ökosystems dazu, darĂŒber will ich heut aber nicht diskutieren, das hatten wir erst unlĂ€ngst... :D Ich spreche niemandem die Haltung von Exoten ab, aber es ist fĂŒr mich einfach beruhigender, wenn ich weiß, dass die in erfahrenen HĂ€nden sind... ;)

lg
syafon


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Martl
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#3 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Martl » 23. Oktober 2010, 19:04

syafon hat geschrieben:sondern das Verhalten der Ameisen richtig zu interpretieren und auf mögliche Probleme korrekt zu agieren.


Da bin ich ganz deiner Meinung. Hinzu kommt, dass man bei vielen Arten nicht sagen kann welche Temperatur und LF sie jetzt genau brauchen (oft werden Exotische Arten ja aus einem grĂ¶ĂŸeren Gebiet mit unterschiedlichen Klimazonen gefangen) und man daher ein gewisses GespĂŒr dafĂŒr entwickeln muss was den Ameisen gut tut und was nicht. Dazu gehört dann auch auf entsprechende Probleme schnell und richtig zu reagieren.

LG,
Martl



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Fruchttiger
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#4 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Fruchttiger » 23. Oktober 2010, 19:44

Vorweg: Ich lege mich hier zum Thema "Exoten ja oder nein" nicht fest. Dabei vergisst man ja schon: "Exoten" ist keine Ameisengattung/art.

Nicht nur, dass man "das Verhalten der Ameisen richtig interpretieren" muss - nein, es ist auch generell schwierig sich in ein solches Tier bzw. einen anderen Organismus hineinzuversetzen. Und genau an diesem Punkt benötigt man mehr oder weniger umfangreiches Wissen, ĂŒber die jeweilige Spezies! Und das gilt eben nicht nur fĂŒr sog. exotische Arten.
Man denke doch bloß mal an SĂ€uger-Haustiere wie Hund und Katze. Wie viele Halter gibt es, die fast keinen blassen Schimmer von ihren Tieren und deren Haltung haben? Definitiv zu viele!

Gerade dieses Forum ist eine wahre Fundgrube fĂŒr Haltungsberichte und andere Informationen - genau das Wissen, welches man fĂŒr die langfristige, erfolgreiche Haltung benötigt. Dabei sind die Quellen fĂŒr einheimische Arten ganz einfach dichter und somit tendenziell verlĂ€sslicher. Auf dieser Grundlage kann man mit einheimischen Arten als Einsteiger besser umgehen.

Aber ich gebe (dem :spin2:) Kegellachs grundsĂ€tzlich Recht! Wenn man andere Tiere hĂ€lt, ist man entsprechend besser geĂŒbt darin sich in seine SchĂŒtzlinge hineinzuversetzen. So kann man theoretisch besser auf die BedĂŒrfnisse der Tiere (angemessen) reagieren!

GrĂŒĂŸe


... aber das hĂ€ngt natĂŒrlich von der Art ab.

Kegellachs
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#5 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Kegellachs » 23. Oktober 2010, 19:46

Schon mal sehr interessante Antworten :)
Was gibt es denn da fĂŒr Verhaltensweisen und Anzeichen? Das kann ich mir noch sehr schwer vorstellen.

In der Terraristik gibt es das Problem mit Kondenswasser auch. In Form von StaunĂ€sse. Diese entsteht natĂŒrlich in Farmen auch.
Gelöst wird das Problem durch gute LĂŒftung und weiterhin guter Befeuchtung, sodass es immer feucht genug ist, aber nie Kondenswasser entsteht.
Man muss eben den Mittelweg finden ;)
Naja aber das dĂŒrfte ja in Farmen keine Alternative sien? Ich könnte mir vorstellen, dass es die Ameisen enorm nervt, wenn es in den Nestern "zieht".. Wobei ja auch keine Zugluft im eigentlichen Sinne entstehen darf, wenn man Terrarien lĂŒftet ;)



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Stiko
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#6 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Stiko » 23. Oktober 2010, 21:11

Da kann ich ja mal meine Variante vorstellen. StaunÀsse im Nest hatte mich immer tierisch genervt, weshalb ich dann auf Apartment und spÀter auf Farmbecken umgestiegen bin. Seit 2Jahren haben alle meine Farmen direkt ein Loch im Glas zum BewÀssern. Das spart lÀstige Schlauchkonstruktionen.
Da die Farm in der Kompletten Breite in die Arena mĂŒndet, hast du eine optimale NestbelĂŒftung. Zur Luftbefeuchtung dient bei mir ein Terrarienfressnapf gefĂŒllt mit Seramis, auf dem ein Wasserröhrchen mit Gummistöpsel steht.
Der Gummistöpsel hat ein großes durchgehendes horizontales Loch, und viele kleine vertikalen Löcher. Das horizontale Loch hĂ€lt das Seramis feucht, und die vertikalen können von den Ameisen zum trinken genutzt werden.
Da ich nicht weiß, ob die Seramisfeuchtigkeit reicht, und nichts riskieren will,sind die vertikalen Löcher die beste Lösung.
Auf dem Foto erkennt man sehr schön 70% Luftfeuchtigkeit. Das habe ich Dauerhaft.
Zur BelĂŒftung habe ich im Deckel große Löcher mit Ameisengitter davor.
In dem großen Loch liegt ein Einsatz, in dem ich nach und nach mehr Löcher gebohrt habe, bis die Zielluftfeuchtigkeit erreicht wurde.
Bild



Hummelfant
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#7 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von Hummelfant » 23. Oktober 2010, 21:35

Die Haltung an sich ob heimisch oder exotisch ist komplett Art abhÀngig. Es gibt einfach zu haltende Exoten und schwer zu haltende Einheimische.
Also kann dies nicht der Grund sein, warum wir AnfÀngern oder erfahrenen Terraristikern ans Herz legen mit einer "AnfÀngerart" zu starten.

Das Problem an dieser Stelle ist folgendes:

Man darf Ameisen nicht mit irgendwelchen Geckos, Spinnen etc. vergleichen.

Die meisten Terrarien beherbergen große (in Relation zu Ameisen) Tiere. Dies bedeutet: der Halter ist nicht mit der Gefahr konfrontiert, dass seine SchĂŒtzlinge auf Wanderschaft gehen ( abgesehen von einigen Schlangenarten).
Die Anzahl der Ameisen ist deutlich grĂ¶ĂŸer, daher kann das FĂŒttern/SĂ€ubern recht stressig werden, dieses ist in der Terraristik in der Regel entspannter.
Das nĂ€chste: Ameisen-Kolonien produzieren mĂ€nnliche und weibliche Geschlechtstiere. Dies macht die Kolonie in der Theorie reproduktionsfĂ€hig, (inzest wird bei einigen Arten beobachtet, kann also nicht automatisch ausgeschlossen werden; wichtige Randbemerkung: unwahrscheinlich heißt nicht 0%) was man von einer einzelnen Spinne oder Ă€hnlichem nicht behaupten kann.(Edit: Auch da gibt es Ausnahmen, danke Kegellachs)
Insgesamt sind Ameisen deutlich invasiver und damit eine grĂ¶ĂŸere Gefahr fĂŒr die heimische Fauna und Flora, als andere Terraristik-Bewohner (auch da wird es Ausnahmen und Beispiele fĂŒr invasive Arten geben).

Ausbruchschutz ist eine Sache der Erfahrung. Theorie ist zwar gut, aber, wie man PTFE auftrĂ€gt lernt man nur indem man PTFE auftrĂ€gt. Selbiges gilt auch fĂŒr andere Arten des Ausbruchschutzes.
Den meisten sind schon seine SchĂŒtzlinge durch die Bude gekrabbelt oder geflogen (Schwarmflug), auch mir. Handelt es sich dabei um eine exotische Art kann diese eine Invasion starten, was in der Regel schlecht fĂŒr den Menschen und noch schlechter fĂŒr unsere heimische Natur endet.

Das nĂ€chste Problem ist dieses typische: heute hab ich bock und morgen doch nicht. Viele Kolonien werde gekauft und dann entsorgt. In der Regel werden diese ausgesetzt (ist leichter als ĂŒberbrĂŒhen oder Ă€hnliches).
Bei einheimischen Arten kein Problem, bei Exoten siehe oben.

Darum empfehle ich und viele andere jedem AnfÀnger, egal ob mit Terraristikerfahrung oder nicht, egal wie viel er schon gelesen hat, mit einer einheimischen Art anzufangen.

Tu dir und deiner Umwelt einen Gefallen und beginn mit einer einheimischen Art. Diese sind genauso interessant, wie Exoten, sehen nur etwas anders aus.



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syafon
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#8 AW: Was macht Exoten so heikel?

Beitrag von syafon » 23. Oktober 2010, 21:42

Hallo nochmal! :D

Kegellachs hat geschrieben:Was gibt es denn da fĂŒr Verhaltensweisen und Anzeichen? Das kann ich mir noch sehr schwer vorstellen.


Naja, beispielsweise kann man anhand der Brut, die aufgezogen wird, recht gut erkennen, ob es den Kleinen gut geht oder nicht (mal so grob, ob fĂŒr die Weiterentwicklung alles ok ist). Daran, wo sie ihre Brut lagern, kann man erkennen, ob es ihnen an einem Standort besser gefĂ€llt, bzw. werden Puppen sehr gerne in trockeneren (WĂ€rme)Zonen gelagert.

Gibt noch andere Anzeichen dafĂŒr, nutz mal die SuFu und lies mal ein wenig zum "Totlaufen" und der mögliche Zusammenhang zur LF ein...

Das sind eben so Sachen, die man schonmal gesehen haben sollte, auch wenn man sich da noch so gut einliest, aber die Erfahrung machts dann oft aus, dass man wirklich richtig reagiert.

@Fruchttiger: Volle Zustimmung. Mit den guten Daten ausm Forum hier, kann man wirklich sehr gut vorbereitet einsteigen, gerade bei Einheimischen. Auch das wissenschaftlich hohe Niveau des Forums darf man an der Stelle mal anmerken. :P

lg
syafon


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