Die stattliche Größe, das hübsche Aussehen und die Tatsache, dass einige Foreninhalte diese Art als "Unproblematisch in der Haltung" beschrieben, haben uns dann letztendlich zu Diacamma Rugosum geführt.
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Das Becken: 60x30x30 Becken, von einer der 60er-Seiten auf voller Länge mit einer Infrarotstrahlungsheizmatte erwärmt (Tag und Nacht).
Beleuchtet wird es von einem Compact Top mit zwei 2.0 Birnen und einem 35 Watt Halogenstrahler, welcher einen Wärmepunkt erzeugt.
Belüftet wird das Becken von zwei 60mm Lüftern, welche auf dem in den Deckel integrierten Metallgitter liegen. Logischerweise an beiden Enden, wobei der eine Luft hinein- und der andere hinausbläst, das Übliche. Laufen tun diese nur bei Bedarf für einige Minuten, nicht zeitschaltuhrgesteuert.
Das Nest: Wir haben aus mehreren, per Silikon zusammengefügten, Korkplatten ein Nest vorbereitet. Obwohl in bisherigen öffentlichen Berichten zu dieser Art nie erwähnt wurde, dass Korknester angenommen werden, haben wir uns vorerst für ein solches entschieden und probieren es zumindest aus, da wir gegenüber anderen Materialien viele Vorteile in Kork sehen. Zur Not steht der Ytongklotz aber schon bereit
Um eine zumindest geringe Ähnlichkeit mit einem Erdnest zu erzeugen, haben wir die Böden der einzelnen Kammern mit Erde bedeckt.
Parameter: Nachttemperatur: 21-22 Grad (durch die momentane Jahreszeit so gering, daher läuft die Heizmatte schon permanent, was sie nachts leistet reicht aber auch. 22 Grad sollten vollkommen reichen.)
Tagestemperatur : 28 Grad ( 26 Grad in den 30 Minuten nach dem Entfernen des Deckels für tägliches Warten, wie dem Sprühen und Futter Auffrischen. Ansonsten konstante 28.)
Luftfeuchtigkeit: 80-85% (wird durch die Lüfter reguliert; nicht aktiv belüftet würde der Wert von 95% nie unterschritten werden, da das Becken sehr feucht gehalten wird. In den 10 Minuten nach dem Deckelentfernen geht es hinab auf bis zu 70%, was sich aber in Minutenschnelle bei erneut geschlossenem Deckel wieder der 90 nähert.)
Für sowohl Temperatur- als auch Feuchtigkeitsgefälle ist prima gesorgt. Die Längsseite an der Heizung ist trockener und wärmer als die andere, und durch die Einrichtung sind endlos viele Versteckmöglichkeiten gegeben, nicht zuletzt der Bodengrund, welcher ständig befeuchtet ist, und nicht mit Substratheizung ausgestattet ist.
Einrichtung: TerraBasis heißt unser Bodengrund, ist wohl null-8-fuffzehn Terrarienerde, welche aber prima ihren Zweck erfüllt. Er ist ca 1,5 cm hoch über eine ca. 1 cm hohe Seramisschicht gehäuft, also nicht sonderlich hoch, was von uns nicht sanktionierte Grabaktivität in Schach halten soll.
Zwei größere Wurzeln aus der Aquaristik, zwei lebende Bromelien, welche per Nylonstrümpfe auf eine der Wurzeln gebunden sind, und ein paar Steine/Moos runden alles ab.
Eine Art "Baubericht" ist also völlig unnötig, selbst das Korknest wird sich auf den (sobald wir eine Kamera verfügbar haben) folgenden Fotos von selbst erklären.
Weitere Pflanzen, ebenfalls welche, die direkt in den Bodengrund gepflanzt werden, werden wohl noch folgen. Bei den beiden Bromelien kommt (trotz der Größe, Färbung und "Aufmachung") nicht genug Regenwaldatmosphäre auf.
Wie gesagt folgen Fotos…von möglichst allem hier Beschriebenen. Kann aber eine Weile dauern.
(Wir haben für nötig befunden, Aufbau und Parameter bis ins Detail zu beschreiben, da uns persönlich stört, dass in vielen anderen Haltungsberichten kein Wort darüber verloren wird, obwohl diese Dinge doch aber für Halter, welche sich Berichte durchlesen, um sich über die Art zu informieren, sehr interessante bis sehr wichtige Informationen darstellen können.)
Das Becken ist bereits seit dem 29ten 12ten 2010 eingerichtet, aber wir warteten einige Wochen mit der Beschaffung der Ameisen, da wir den eingesetzten Weißen Asseln und Springschwänzen genug Zeit geben wollten, sich zu orientieren/sich noch etwas zu vermehren und wir uns ein Bild davon machen wollten, wie kompliziert die Parameter, insbesondere die Luftfeuchtigkeit, aufrechtzuerhalten sind.
Die Ameisen erhielten wir dann am 12ten 1ten 2011.(Zeit zum Erstellen des Berichtes war leider erst jetzt übrig).
Trotz der durchaus schlechten Einsicht in das Kunstoffreagenzglas, in welchem die Ameisen geliefert wurden, ergab eine erste Zählung, dass wir vermutlich eine Gamergate und 9 Arbeiterinnen haben. Von Transportleichen war ebenso wenig eine Spur wie von
Bis auf eine Arbeiterin, die ein Hinterbein hinterherzieht waren auch keine Verletzungen zu erkennen, also ging alles prima los. Erstaunt waren wir umsomehr über die gelassene Art der Tiere. Von Transportstress war nicht im Geringsten etwas zu bemerken.
Am Ankunftstag haben die Tiere, direkt im Anschluss an das Einsetzen ins Becken, jenes fleißig erkundet. Erstaunlicherweise begannen 3 von ihnen direkt am ersten Tag noch damit, Erde, welche noch an den Wurzeln einer Bromelie klebte, abzugraben, um sich direkt unter der Pflanze verstecken zu können. Wir dachten direkt an den Bau eines Nestes und einen direkten Umzug, was aber, wie die nächsten Tage zeigen sollten, nicht der Fall war.
Insgesamt war der erste Tag der aktivste. Bis zu 7 der 10 Tiere waren gleichzeitig unterwegs, sogar 3 Tandemläufe durften wir zu unserem Erstaunen direkt beobachten, allerdings wurde bloß eine einzelne Ameise von einer anderen zum Reagenzglasnest (in welchem die Tiere verschickt wurden, und in dem sie immernoch hausen) geführt.
An Futter wurde ein getrockneter Gammarus von einer Arbeiterin ins Nest geschleppt. Ein Proteinstick und Apifonda wurden ebenfalls angeboten, jedoch wurde das Apifonda verschmäht, verflüssigte sich in der Wärme des Strahlers und sorgte für ein Festkleben des Proteinsticks am Futterschälchen.....Eine Arbeiterin zog mit allen Kräften an ihm, aber er war zu fest drangeklebt. Naja, so lernt man, seitdem bieten wir feste und flüssige Nahrung nurnoch in getrennten Schälchen an.
Die Unterseite des Deckels und generell die Scheiben des Beckens stießen bei den Ameisen unserer Meinung nach auf viel zu großes Interesse. Man sagte uns diese Art sei klettertechnisch unbegabt und es sei ein seltenes Bild, falls mal eine einzelne Ameise die Scheiben hinaufkommt. Dies widerlegten unsere Exemplare spielend, somit brachten wir im Nachhinein an Tag 3 Paraffinöl an, welches noch wesentlich besser wirkt als erhofft/beschrieben.
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Zusammenfassend kann man über die darauffolgenden Tage sagen, dass die Außenaktivität wie erwartet nachgelassen hat. 1-2 Tiere furagieren beinahe permanent, Tandemläufe sind nicht mehr zu sehen.
Dass die Art nicht rein tagaktiv ist, konnten wir ebenfalls feststellen.
Was uns sehr enttäuscht und was hoffentlich bald ein Ende hat, ist das absolute Fehlen von einer Art Teamwork.
In den meisten Fällen wird Futter nach Befühlern als attraktiv empfunden und es wird versucht, das Teil hochzuheben, um es abzutransportieren...Dies klappte bisher merkwürdigerweise in den wenigsten Fällen, obwohl das Futter nicht zu groß oder zu hart ist. Und anstatt dass sich das jeweilige Tier Hilfe holt, wird das Futterteil einfach liegengelassen. Da hat man sich anscheinend dazu entschlossen, die Familie lieber hungern zu lassen, als sich ein wenig anzustrengen.
Ebenfalls schon zweimal beobachtet haben wir folgendes: diverses Futter wird einige Centimeter weit getragen.....und dann einfach liegengelassen. Schon mehrfach lagen Futterteile unverarbeitet einfach irgendwo herum - hauptsache abseits des Schälchens, auf dem sie angeboten wurden.
Heute nahmen wir eines dieser Objekte, und legten es versuchsweise direkt auf das Nest-RG. Nach weniger als 3 Minuten wurde es dann doch ins Nest gezerrt und von beinahe allen Tieren angeknabbert. Das Futter verschmähen sie also nicht und satt sind sie auch nicht...Ihnen das Essen ewig vor die Haustüre zu stellen lehnen wir aber absolut ab, in der freien Wildbahn können sie auf soetwas nämlich auch ewig warten.
Am zweiten Tag (angedauert hat dieses Verhalten bis in den vierten Tag hinein) begannen sie, mit Erde und Moos den Boden des RGs zu bedecken. Ob das allein ein Naturalisieren des Plastik-"nestes" sein soll oder auch Verbesserung der klimatischen Bedingungen darin beitragen soll, können wir nun nicht genau sagen, wahrscheinlich sind aber beide Thesen gleichermaßen korrekt.
Bisher an Futter angenommen wurde: Gammarus, Fliegen, Apifonda, Zuckerwasser. Mückenlarven, Blütenpollen und Wasser (wovon sie, wie es aussieht, einfach noch genug im Transport-RG haben, welches sie heute, an Tag 5 immernoch bewohnen) wurden vollständig links liegengelassen. Momentan lehnen wir es noch ab, lebendige Tiere zu verfüttern, eventuell entscheiden wir uns in dieser Hinsicht aber noch um, es hat immerhin beides seine Vorzüge...
Interessantes Verhalten, welches bisher beobachtet wurde :
- Genau einmal sahen wir dabei zu, wie eine Arbeiterin nach Befühlern von frischem Futter ihr
Gaster mehrfach auf die Futterschale drückte. Bei einem dieser "Drücker" hinterließ sie einen kleinen Tropfen einer farblosen klaren Flüssigkeit auf dem Schälchen...Sind dies normale Ausscheidungen oder sind dies besondere Markierungen? Denn nicht lange dauerte es, bis eine andere Arbeiterin auf den Plan trat, sich die Schale ansah und den Tropfen mit ihren Fühlern betastete, ihn quasi "auslas".
- Am heutigen Tag wurde zum ersten Mal von der sich schon seit vorgestern im Becken befindenden Zuckerlösung getrunken und das von einer einzigen Arbeiterin direkt in rauen Mengen. Jedoch wurde keine 2 Stunden später Erde und Moos von einer Arbeiterin (nur zu gern wüssten wir, ob es dieselbe war) in den Rest Zuckerlösung geschüttet, solange bis es unmöglich war, sich noch davon zu bedienen.
Weiß jemand dieses Verhalten zu deuten? Unsere Befürchtung ist, dass in diesen 2 Stunden von den Ameisen bemerkt wurde, dass das Zuckerwasser schädlich ist (was plausibel sein könnte, wir verwenden fürs Sprühen/Putzen/Trinkwasser/Zuckerwasser Regenwasser aus der Regentonne hier im Garten. Und da nicht auszuschließen ist, dass der Ruhrgebietsregen "saurer Regen" ist, machen wir uns schon Sorgen, was die Wasserqualität angeht.) und die Ameise durch das Zuschütten verhindern wollte, dass noch andere von der Lösung trinken. Hat da jemand eine Ahnung?
Wie gesagt folgen Fotos. Wir planen, den Bericht wöchentlich bis mehrmals wöchentlich zu aktualisieren, da zu Diacamma Rugosum sehr wenig zu finden ist und wir daran etwas ändern möchten.
Sehr gespannt sind wir nun noch darüber, wann die Ameisen endlich ihr unansehnliches Transport-RG verlassen, sodass wir dieses entfernen können und ob unser Korknest jemals angenommen wird.
Aufgrund der schlechten Sicht abschließend noch ein schwammiger Stand:
Gamergate: 1? (noch nicht kontrolliert)
Arbeiterinnen: 9
Eier: 0-?
Hoffentlich war dieser Bericht lesbar, trotz fehlender Struktur, was auf die 5 Tage zurückzuführen ist, die zwischen Erhalt der Ameisen und Verfassen des Berichts lagen.
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