Formica truncorum und Formica rufa im gleichen Nest?

[chris1994]

Hallo Zusammen


Als ich heute mal wieder auf Fototour war, ist mir eine sehr flach angelegter Waldameisenhügel aufgefallen. Es war weniger ein Hügel sondern eher ein schlampig hingeworfener Haufen Nadeln.

Auf ihm war aber rege Aktivität. Als ich herausfinden wollte welche Art es sein könnte, kam ich ins Stutzen. Einerseits waren viele grosse Formica truncorum zu sehen, andererseits aber auch viele ,etwas kleinere, Formica rufa/polyctena Arbeiterinnen.

Ich habe das Ganze für fast eine Stunde beobachtet und konnte keinerlei Agressionen feststellen. Kann es sein, dass die beiden Arten friedlich zusammenleben?? Hat jemand von euch so was schon mal gesehen oder hat jemand eine Erklärung dazu??


Hier sind ein paar Bilder dazu. Sie sind leider nicht so gut geworden, weil sie so wuselig waren. Rot eingekreist ist Formica truncorum und blau eingekreist Formica rufa/polyctena.














MFG Christian

[Boro]

Die Bilder sind so klein, dass man die zwei Arten so nicht unterscheiden könnte. Nach der Färbung allein darf man nicht gehen. Das Rätsel ist rasch gelöst: Vor allem kleinere Tiere v. F. truncorum (sehr selten auch größere) zeigen am Kopf und Thorax deutlich mehr dunkle Pigmente, das ist eine allgemeine Erscheinung bei Formica spp. und den bunten Serviformica spp. Ich hab dir da zwei Bilder eingestellt, die diesen Zustand verdeutlichen. Sie sind v. schlechter Qualität, deshalb hab ich sie bis jetzt nicht verwendet.
1. Hier siehst du rechts das kleinere Tier mit den dunkleren Körperpartien, auch die gr. Ameise oben zeigt einen recht dunklen Kopf. Beides eindeutig F. truncorum.


2. Hier zerlegen F. truncorum-Arbeiterinnen gerade eine F. cf. rufa-Gyne, die in ihrer kecken Art dem Nesteingang zu nahe kam. Auch hier sieht man deutlich unterschiedlich gefärbte Arbeiterinnen.

L.G.Boro

[chris1994]

Danke Boro

Das habe ich bis jetzt nicht gewusst. Ich war mir von Formica truncorum immer nur gewohnt, Arbeiterinnen mit einheitlich rotem Thorax.

Dann war es doch nur ein normaler F. truncorum Hügel.


LG

[Boro]

Ja, das ist extrem unwahrscheinlich, dass das Volk einer Art eines der anderen Art überfällt und die Brut raubt. Bei Formica (Raptiformica) sanguinea kann das vorkommen. Außerdem kommen die zwei(drei) Arten im allgemeinen kaum im selben Habitat vor.
Aber schön, dass du F. truncorum gefunden hast, die ist eigentlich recht selten und für mich die schönste Waldameisen-Art. Vor kurzem hab ich überhaupt die ersten Gynen der Art gesehen u. fotografiert (http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/44034-formica-truncorum-fotobericht.html)
L.G.Boro

[chris1994]

Ja, Formica truncorum ist wirklich schön. Bei mir in der Umgebung hat es 5 Nester die ich immer wieder besuche.

Ich habe alle drei Arten (F. truncorum, F. rufa, F. sanguinea) alle in der näheren Umgebung gesichtet. Sie gehen sich aber stark aus dem Weg. Ich konnte bisjetzt erst einmal beobachten, dass es zu Kämpfen kam (Foto).

Die Gynen die du fotografiert hast gefallen mir sehr gut. Vorallem die Färbung finde ich sehr schön. Ich habe noch nie Geschlechtstiere dieser Art gesehen, sondern immer nur die Geschlechtstierpuppen die sie zum Sonnen auf den Hügel getragen habe.

Bauen die Kolonien die du beobachtest auch keine richtigen Hügel? Die in meiner Umgebung wohnen meisstens unter einem Stein um den Nadeln herum liegen. Von grossem Hügel nicht die Spur.

Hier noch ein Foto auf dem zu sehen ist, wie eine Formica truncorum und eine Formica rufa kämpfen. Die F. rufa hat ihre Gegnerin fast 20 Minuten am Kopf herumgetragen, bis ihr einige Nestgenossinen zur Hilfe kamen und die F. truncorum töteten.




MFG

[Boro]

Es gibt einerseits kleine Hügel aus Föhrennadeln und andererseits auch Nester unter Steinen etc. mit nur geringer Anhäufung von Nadelstreu. Das Nest unter dem verrosteten Blech ist so ein Fall.
Auch bei F. sanguinea habe ich oft Nester gefunden, die an einer Hangkante od. unter Steinen liegen und kaum zugetragenes Nadelstreu zeigen. Als "Hügelbauende Waldameisen" kann man sie daher nur bedingt bezeichnen.
L.G.Boro