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Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

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Boro
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#1 Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von Boro » 9. März 2012, 18:53

Einige Waldameisenarten kann man jedes Jahr sehr früh bei der Arbeit auf ihren Nestburgen od. beim Furagieren beobachten. Gute Besonnung und über 6/7° C im Februar reichen dafür aus, da kann in der Umgebung noch Schnee liegen. Diese Beobachtungen betreffen vor allem Formica rufa, F. polyctena, F. pratensis, aber auch F. sanguinea kann man sehr früh auf ihren stets gut besonnten Nestern entdecken.
Die Formica-Arten überwintern bekanntlich ohne Brut, die Arten F. polyctena u. F. rufa schwärmen aber als eine der ersten Arten überhaupt, nämlich ab Ende April/Mai. Wenn man davon ausgeht, dass die Entwicklung einer Ameise grob gerechnet 2 Monate v. Ei bis zur Imago dauert, bedeutet das, dass mit der Eiablage bei diesen Waldameisenspecies bereits im Februar begonnen werden muss. Dies ist nur durch Homoiothermie erklärbar, v.SEIFERT auf S. 315 für F. polyctena besprochen, also eine eigenständige Wärmeregulation unabhängig von der Außentemperatur. Diese Eigenschaft muss auch für F. rufa gelten, weil das frühe Auftreten von Geschlechtstieren sonst nicht erklärbar wäre. Auch Bienen beherrschen diese Fähigkeit.
1. Kein Zweifel: Formica pratensis
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Alle folgenden Bilder betr. F. rufa, an der relativ gut sichtbaren Beborstung v. Thorax und Petiolus zu erkennen. Auch am Kopf findet man ein paar Borsten.
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L.G. Boro



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kaputtinhollywood
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#2 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von kaputtinhollywood » 9. März 2012, 23:01

Schön!
Ich hoffe ich finde demnächst auch mal Zeit "meine" Kolonien einen Besuch ab zu statten um zu sehen was sich so tut!

Viele grüße aus Hamburg!
kaputtinhollywood



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Boro
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#3 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von Boro » 13. März 2012, 11:19

9. März 2012, heiter 9° in der Umgebung von Klagenfurt/Kärnten in etwa 600 m Seehöhe: Kontrolle der letzten Nester v. F. pratensis. Im vorigen Jahr wurden durch Schlägerungsarbeiten mehrere Nester dieser Art zerstört. Ich kam erst später dazu und konnte die Vernichtung nur mehr zur Kenntnis nehmen.
Dieses Jahr sind wir sehr spät dran: Trotz intensiver Suche konnte ich nur Aktivität an 2 verbliebenen Nestern der Art entdecken. Der Boden ist weitgehend noch gefroren, auch auf besonnten Flächen. Die anhaltende Kälte in der ersten Februarhälfte hatte infolge einer weitgehend fehlenden Schneedecke den Boden tief gefrieren lassen. Das wochenlang anhaltende Schönwetter mit klaren Nächten hat stets Nachtfrost zur Folge. Außerdem herrscht Trockenheit, es fehlen bisher rund 60% des winterlichen Niederschlags.
Und trotzdem: F. pratensis furagiert und trägt Futter ein. Der rote Pfeil weist auf eine tote Raupe hin, die zum Nesteinhang gezerrt wird.
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AIS
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#4 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von AIS » 13. März 2012, 15:07

Sehr gelungene Aufnahmen! Sind sie noch recht träge unterwegs oder wie hast du es geschafft, sie so scharf zu bekommen? Schade, dass es hier bei uns nicht sonderlich viele Ameisen zu beobachten gibt.
Viele Grüße, AIS



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kaputtinhollywood
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#5 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von kaputtinhollywood » 13. März 2012, 15:36

Hey AIS,
das stimmt so aber nicht. Auch im hohen Norden findet man schöne Ameisenarten. Weiß ja nicht genau wo du wohnst, aber es gibt ja noch die Föruper Berge oder die Süderlügumer Binnendünnen. Selbst in kleinen, unscheinbaren Gehölzen wirst du sicherlich auch Waldameisen finden können.

Gruß



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Boro
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#6 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von Boro » 23. Oktober 2012, 09:47

Formica spp. sind nicht nur "Frühaufsteher" im Sinne früher jahreszeitlicher Aktivität, sondern sie bleiben auch im Herbst länger aktiv als die meisten anderen Arten. Das mag mit der meist hohen Anzahl der Nestbewohner zusammenhängen, die sich noch die für die Überwinterung notwendigen Fettreserven zulegen. Die Bilder stammen vom Sohn Roman mit der Canon D 60 mit Canon Makro 100:
1. Herbstliche Landschaft in Kärnten. Am Waldrand im Hintergrund fand er - wenn wir uns nicht täuschen - alle drei in den Niederungen vorkommenden Formica s. str.
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2. Hier müsste es sich um Formica polyctena handeln, am Rücken (Pronotum, Mesonotum, Propodeum) ist so gut wie keine Beborstung/Behaarung erkennbar. Für das Foto wurden die Beine der Armen kurzfristig zw. den Fingern eingeklemmt.
1530_d9808a0551c13bc3b07e5a57237bd4d2


3. Unklar ob es sich um F. polyctena od. F. rufa handelt; es könnte auch das Ergebnis einer Kreuzung sein. Bei stärkerer Vergrößerung sind ein paar Borsten am Rücken zu erkennen. Vorsichtig: F. cf. polyctena.
1530_52cd51613d644354f0e5a2b5042e01b5


4. Ebenfalls nicht eindeutig bestimmbar, ich vermute F. cf. rufa. Rechts der imposante Kopf einer Major-Arbeiterin mit dem typisch glänzenden Stirndreieck; dieses gilt auch als Unterscheidungsmerkmal zw. Formica sp. und dem Subgenus Serviformica. Hier gibt es eine Beschreibung der Morphologie des Kopfes:http://secretpicdump.com/de/view/19792_19f1a_img9813xjpgxy.jpg/
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5.Da bin ich mir sicher: F. pratensis. Die deutlich sichtbare Beborstung praktisch des gesamten Körpers und die dorsal auf Pronotum u. Mesonotum großflächige Schwarzfärbung sind typisch. Die schwarzen Flecken sollten eigentlich deutlicher gegen die Rotfärbung abgegrenzt sein, das ist hier nicht der Fall. Gut zu sehen ist auch die starke Einbuchtung des Rückens im Bereich des Metanotums, die hier ungewöhnlich stark ausgeprägt erscheint.
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6. Jetzt ist es ganz eindeutig: Das linke Tier zeigt die deutliche Abgrenzung der schwarzen Flecken, die hier sozusagen "zusammenwachsen". Auch die Schwärzung des Oberrandes des Petiolus ist für die Art typisch.
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Isi
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#7 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von Isi » 23. Oktober 2012, 10:57

Hallo Boro,

wieder einer deiner guten Berichte, der wesentliche Unterscheidungsmerknale der 3 Formica-Arten kurz und präzise anhand von Bildern zusammenfasst.

Vielen Dank dafür!

Gruß, Isi



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Boro
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#8 AW: Formica rufa als fleißige Frühaufsteher

Beitrag von Boro » 24. Juni 2013, 08:46

Endlich habe ich brauchbare Bilder einer lebenden Formica rufa-Gyne! Ich füge diese hier an, obwohl es mit dem Titel d. Threads weniger zu tun hat: Gestern fand ich die dealate Gyne auf dem gleichen Feldweg wie am 16. 6. bzw. 20. 6.: http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/49680-schwarmfl-ge-2013-a-4.html
Das sind eher spätere Schwärmtermine, jetzt ist die Zeit für F. pratensis. Der obige Link weist auch auf die leichte Unterscheidbarkeit v. F. rufa/F. polyctena gegenüber F. pratensis hin. Mit F. pratensis habe ich mich schon hier näher beschäftigt: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/formica-pratensis-beobachten-u-erkennen-fotobericht-t38531.html
So, nun weiß jeder Ameisenfan, dass man F. rufa und F. polyctena schwer unterscheiden kann - sowohl bei Arbeiterinnen als auch bei Gynen! Noch dazu gibt es nicht selten Hybriden aus beiden Arten!
Bei dem nun abgebildeten Exemplar haben wir es aber wohl mit einer Gyne v. F. rufa zu tun, auf 2 wesentliche Unterscheidungsmerkmale zw. F. rufa u. F. polyctena weise ich mit Hilfe der Bilder hin:
1. Die laterale Ansicht zeigt die hochglänzende Gaster u. etwas weniger deutlich die glänzende Oberfläche d. Scutellums. Außerdem erkennt man ganz gut die deutlich abstehende Behaarung auf dem 1. Sternit. Bei F. polyctena fehlt diese Behaarung und der Glanz auf Gaster u. Scutellum ist matter.
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2. Der Blick von oben (dorsal) zeigt noch einmal deutlich die glänzende Gasteroberfläche und das glänzende Scutellum:
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L.G.Boro



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