Man hört ja immer wieder im Forum darüber, dass Zuckerwasser keine geeignete Nahrung für Ameisen darstellt. Jetzt stellen sich natürlich die Fragen:
Wieso soll man keinen Zucker füttern?
Ist er schädlich?
Welche Alternativen gibt es?
Zucker ist doch Kohlehydrathaltig?
Kann man Zucker und Honigwasser mischen?
Sollte man Honig pur oder mit Wasser versetzt anbieten
Da doch einige Halter in diesem Forum den Ameisen Zuckerwasser anbieten, da sie nicht wissen, dass er nicht geeignet ist, möchte ich einen Text dazu verfassen. In den einzelnen Posts zu diesem Thema können immer nur kurze Infos gegeben werden und verschwinden schnell wieder in der Versenkung... daher haben wir uns entschlossen, dieses Thema hier einmal dauerhafter und genauer auszuführen.
Wichtig: Hier nicht Diskutieren, es soll ein reiner Informationsthread werden. Diskutieren könnt ihr hier: http://ameisenforum.de/europaeische-ameisenarten-allgemeines/28090-diskussion-zum-zuckerwasserthread.html
Wenn ihr wollt, können wir diesen Thread zu einem allgemeinen Futterthread ausweiten. Vorschläge dazu schreibt bitte in den Diskussionsthread oder per Pn an mich.
Und jetzt geht’s los:
Ameisen brauchen zwei wichtige Nahrungsgrundlagen, um zu überleben:
1. Eiweiße
2. Kohlehydrate
In diesem Post will ich genauer auf die Kohlehydrate eingehen:
In der Natur stehen den Ameisen verschiedene Möglichkeiten der Kohlenhydrat-Aufnahme zur Verfügung, die je nach Art und Jahreszeit auch unterschiedlich genutzt werden. Grundlegend sind es vor allem Pflanzen und deren Säfte, die die Ameisen direkt oder indirekt mit den benötigten Nährstoffen versorgen.
- Direkt über Blüten, Wunden, angenagte Pflanzenteile oder extrafloralen Nektarien. Von Messor ist bekannt, dass diese kleine Wunden in Blattknoten beissen und den austretenden Saft auflecken. Bei Atta und Acromyrmex werden Pflanzensäfte bereits beim Zerkauen der Blätter aufgenommen. Zusätzlich gehen viele Arten gerne an sehr reife Früchte und lecken deren Saft auf.
- Indirekt durch Symbiosen mit Pflanzenläusen, die wohl verbreitetste Methode.
In der Ameisenhaltung gibt es nun theoretisch zwei Quellen für die Kohlenhydrat-Versorgung, da man sich keinesfalls darauf verlassen sollte, das die Ameisen in der Haltung Pflanzenläuse melken. Oft werden diese einfach als Eiweißquelle genutzt( also auf Deutsch: gefressen). Auch andere Probleme können in der Pflanzenlaushaltung entstehen- und es hat für die Ameisen keinen nutzen.
1. Zucker
2. Honig
Ameisen können in der Haltung durch zwei Nahrungsmittel Kohlehydrate aufnehmen:
1.Honig/ Honigwasser
[color=blue]2. Zuckerwasser [/color]
[font=Arial][color=blue]Zucker selbst ist für die Ameisen nicht schädlich, denn er besteht ja aus Kohlenhydraten, welche die Ameisen in der Natur durch den Pflanzenlauskot, Blütennektar oder andere Pflanzensäfte aufnehmen.[/color][/font]
Zusammensetzungen
Honig, Honigtau (weltweit!! bei vergl. Wirtspflanzen):
diesen Kohlenhydratlieferanten ist eines gemein, sie bestehen zum Großteil aus Fructose und Glucose, anteilig Rohrzucker, daneben auch Aminosäuren, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurendingeldings und sonstiges... ebend alles, was eine Pflanze zur Nahrung benötigt.
Denn Honigtau IST Phloemsaft, lediglich durch die Pflanzensauger und deren Endosymbionten teilw. vorverdaut.
Was machen die Bienen nun?
Sie mixen Blütennektar (mit sehr ähnlicher Zusammensetzung) und Honigtau (bei zB Waldhonig). Die Hauptarbeit der Bienen ist wohl, diesen Nektar/Honigtau durch wiederholtes Auswürgen und Einsaugen einzudicken, sprich den Wassergehalt von ca 50% auf ca 18-20% herab zu setzen. Daneben wird u.a. die Nahrung zur weiteren Verwendung teilweise (!) vorverdaut und weiter angereichert.
Industrie- Haushalts- Rohrzucker:
besteht nur aus einem: Saccharose, einem Disaccharid, welches obendrein noch anteilig im Honig/Honigtau enthalten ist (soviel zu Honig und Zucker mischen) und durch die Verdauung der Ameisen erst in Fructose und Glucose aufgespalten werden muss.
Also ist es ein Irrglaube, dass die Ameisen mit dem natürlichen Kohlenhydrat-Lieferanten Honigtau nur reine Kohlenhydrate aufnehmen.
Im natürlichen Honigtau, dem Kot der Pflanzenläuse, dem Blütennektar oder anderen Pflanzensäften, befinden sich eine große Anzahl an Enzymen, Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen, Elektrolyte und Vitaminen… ein bunter Cocktail also. Selbst die Pflanzenlaus kann dem Pflanzensaft nicht alle Inhaltsstoffe entziehen und reichert ihn noch zusätzlich durch Abbauprodukte endosymbionter Bakterien an.
Auf diese Stoffe haben die Ameisen ihre Ernährung eingestellt, ihre Gesundheit ist also nicht nur von einer Versorgung mit reinen Kolehydraten abhängig. Deshalb ist es wichtig, auch diese Stoffe zu füttern. Sogar Atta, Acromyrmex und Messor-Arten nehmen Pflanzensäfte( die ja die oben angegebenen Stoffe enthalten) auf.
Natürlich kommen jetzt etliche Aufschreie ala "ich füttere seit 100 Jahren nur Zucker, meinen Ameisen gehts prächtig"... die Aufgabe dieses Forums und das Ziel der Verfasser ist die gesunde und optimale Ernährung der Ameisen, nicht das Ausloten von "was können Ameisen aushalten"!
Der Honig der Bienen ist entweder aus fast unverändertem Blütennektar, Pflanzenlaus-Kot oder anderen Pflanzensäften zusammengesetzt und zusätzlich durch die Biene angereichert worden: entwässert/eingedickt, mit Enzymen/Proteinen versetzt, Zucker teilweise umgewandelt, zusätzlich finden sich u.a. Blütenpollen darin... ein sehr nahrhafter "Stoff" also, mit dem die Bienen ihre
Der Honig kommt dem natürlichen Honigtau also in Zusammensetzung und Gehalt sehr nahe und ist für die gesunde Ernährung der Ameisen Voraussetzung. Ich bitte euch also um der Gesundheit eurer Ameisen willen, verfüttert Honig statt Zucker!
[color=sienna]Zucker + Honig/Honigwasser mischen: [/color]
Nein, man sollte keinen Honig mit Zucker mischen, denn:
Warum soll ich etwas beimischen, was keinen besonderen Wert hat?
Im Honig sind alle benötigten Kohlenhydrate in verschiedenen. Formen reichlich vorhanden und vollkommen ausreichend!
Durch Beimischung von Zucker werden folglich nur die wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs durch Zucker verdünnt, ohne jeglichen Sinn und Zweck, vom unnötigen Arbeitsaufwand mal ganz abgesehen!
Daher ist eine Beimischung von Zucker Humbug!
[color=sienna]Käufliche Zucker - Honiglösung und Honigsorten: [/color]
Eine segensreiche Erfindung für Halter, die Honig nicht mit Wasser mischen können!
Diese Lösungen beinhalten nichts anderes als stinknormalen Honig mit unnötigem Zucker und sind absolut nicht notwendig. Auch eine reichhaltige Auswahl verschiedener Honigsorten und "Geschmacksrichtungen" dient lediglich dem Kommerz, den Ameisen ist es egal... Hauptsache Honig!
Ich würde mir lieber 500gr (Marken-)Honig kaufen und regelmässig ein paar Tropfen ins Formicarium träufeln...
Honig pur oder lieber Honigwasser anbieten?
Entweder pur, was zu bevorzugen ist, oder leicht verdünnt mit Wasser...
Die Verdünnung des Honigs mit 50% Wasser entstammt aus der Empfehlung von Prof. Dr. Buschinger, der auf diese Art die Tiere im Institut Darmstadt über Jahrzehnte gehalten und gar gezüchtet hat. Jedoch hat sich bei den Haltern lediglich die halbe Aussage festgesetzt, seitdem MUSS Honig angeblich mit Wasser verdünnt werden. Hier die vollständige Aussage, entnommen aus dem Ameisenwiki:
"Honig mit Wasser ungefähr 1:1 verdünnen: Das wurde nur deshalb gemacht, weil sich die Lösung mittels Spritzflasche schnell auf 200 oder 300 Futterschälchen tropfen ließ (für die vielen Versuchsvölker im Labor). Mit zähflüssigem Honig hätte das sehr viel länger gedauert. Verdünnt wurde der Honig mit Wasser aus dem Hahn; das Institut verfügte über eine Wasserleitung..."
Nachzulesen unter: Ernährung (Haltung - Ameisenwiki)
In der Haltung ist eine Verdünnung nicht notwendig, wird doch niemand 200 Kolonien zu versorgen haben. Selbst bei 10 Kolonien nimmt das Mischen mit Wasser mehr zeit in Anspruch, als die Verteilung selbst. Klar könnte man jetzt 100ml Honigwasser auf Vorrat mischen und im Kühlschrank lagern. Die Frage ist nur: wozu?
Kleine Tropfen Honig auf ein Schälchen getropft reichen für die meisten Kolonien aus... bei größeren Kolonien halt ein paar Tropfen mehr. Bestens bewährt hat sich die handelsübliche Dosierflasche, in der Honig ja praktischerweise angeboten wird: Deckel aufschnippen, Tropfen rausdrücken und wieder verschließen... fertig.