Wenn ich das richtig ergoogelt habe, lebst du in Arizona, USA. Da darfst du ohnehin keine lebenden Ameisenköniginnen/ -kolonien versenden, nicht mal über die Grenzen von Arizona hinaus in andere Staaten der USA.
Merkur
Ameisen, die in Symbiose mit Pflanzen leben
-
- Halter
- Beiträge: 233
- Registriert: 6. August 2010, 11:41
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
#10 AW: Ameisen, die in Symbiose mit Pflanzen leben
Grias eich,
gerade noch nachgeschlagen dieSymbiose -ich war der Meinung es handele sich um ein obligatorisches Zusammenleben, bei dem wenigstens ein Partner vom anderen abhängig ist... Merkur hätte die Dinge schon zurechtgerückt wenn da was im Argen gewesen wäre.
@antidot:
Wieso "wirklich die richtigen" wenn Du "nicht genau weiß welche". Ein Foto wäre schön, dann wüsste man schon ob es eine Pseudomyrmecine ist. Und was heißt "nicht zu weit weg" -die meisten die das hier lesen sind in der BRD, Österreich oder der Schweiz.
Auch wenn schon älter ist, zum Thema, wie man im eusozial sehen kann biete ich gerade eine Myrmecodia platyrea in der eine Azteca spec lebt an. Eigentlich bewohnt die Art Domatien der Tococa guyanensis, als die Pflanze jedoch eingegangen war (es werden Nährstoffprobleme in Kombination mit schädlichen Pilzen als Ursache angenommen) siedelten die Ameisen auf eine ähnliche Pflanze um, die Maieta guyanensis. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Melastomataceae, die jedoch etwas kleiner bleibt und evtl auch die Bedingungen in deutschen Gewächshäusern besser verträgt. Da sie im Terrarium auch am kränkeln war und es vermutlich etwas eng wurde, sind die Azteca kurz nach dem Auftreten der ersten Eingangsöffnungen in die Myrmecodia umgezogen.
Das war eine ziemliche Überaschung, da wir bisher davon ausgingen, dass die Ameisen auf die auf ihrem Kontinent beheimatete Pflanze angewiesen wären. (Bilder verlinke ich noch.)
Ein Erklärungsversuch wären natürlich die Duftstoffe, die von Perlkörpern bzw. Perldrüsen abgegeben werden könnten und sich einander ähneln (wenn solche denn vorhanden sind?).
Die Variante, dass diese (und andere, arboricole Ameisen) "einfach nur" nach Hohlräumen mit passender Luftfeuchte und Temperatur suchen halte ich wegen der Zielstrebigkeit mit der die Myrmecodia angelaufen wird für nicht so naheliegend: Die gelblich-orange Camponotus spec (AntsKalytta/WoA), die häufig in Cecropia gefunden wurde zog ebenfalls sofort in die Myrmecodia.
Für die angesprochenen Variante spricht, dass eine Tetramorium spec sowie die Crematogaster carinata (früher: limata parabiotica) ebenfalls eingezogen sind obwohl sie nicht so viel mit dem Bewohnen von Domatien zu tun haben.
In allen genannten Situationen waren alternative Wohnmöglichkeiten (hohle Äste, Korkstücke) vorhanden.
Eine Beobachtung, die auch in der Forschung relevant ist, wäre die Tatsache, dass nicht alle Ameisen auf Störung (Erschütterung) ihrer Pflanze reagieren: Lediglich die Azteca rennen kreuz und quer auf der Hypokotylknolle umher. (Witzig: Die Blätter, die das eigentliche Ziel von Pflanzenfressern wären bleiben unbelaufen -sie ist ja auch in "Südostasien, Neuguinea und NO-Australien" beheimatet, während die Azteca aus Südamerika kommen.)
Die epiphytische Pflanze ist für Terrarien ab 40x30x30 geeignet, größer ist natürlich besser und ausgewogener. Sie kann aber auch in durchlässigen Boden gepflanzt werden. Wassergraben-Konstruktionen sind auch praktikabel. Anders als in der Literatur beschrieben werden die orangen Früchte von den Ameisen nur bei Nahrungsknappheit angenommen, die Blüten und Knospen dagegen scheinen in der Ernährung einer Kolonie von min. 100 Tieren ein Faktor zu sein, sie werden ständig betrillert und bewacht. (Dies ist natürlich eine Beobachtung die sich auf die genannten Arten in Haltung bezieht, in der Natur mag es sich anders verhalten.)
Um noch kurz auf die zwei genannten Rötegewächse (Maieta und Tococa) einzugehen, sie werden auch von einer winzigen Pheidole spec und einer hellbraunen Crematogaster spec bewohnt (wer Arten googlen will -los gehts und merci fürs posten...), letztere ist wenigstens in der naturnahen Haltung nicht auf irgendeine Pflanze mit Domatien angewiesen, sie bewohnt dann einfach morsche Hölzer.
Ansonsten sind natürlich Tillandsien zu nennen, die T. bulbosa wird von
diversen Myrmecinen bewohnt, in meiner Haltung ist eine temnothorax-artige, deren richtigen Gattungsnamen ich vergessen habe. Wenn mal mehr Zeit ist will ich Fotos davon im Bericht im eusozial einstellen.
Die T. seleriana ist ebenfalls eine Kandidatin, die unter ihren gewölbten, überlappenden Blättern Wohnraum für eine Vielzahl von Arten bereitstellt.
Ihre kleinere Verwandte, die T. caput medusae kommt auch in Frage, praktische Erfahrung mit Ameisen die direkt in ihr leben (oder auch nur Gründen) habe ich jedoch nicht.
Die beschriebenen Arten lassen sich ganz einfach im Terrarium ab 30 cm halten.
Es gibt natürlich noch weitere Tillandsien und auch viele Orchideen die Domatien ausbilden, die genannten Arten sind jedoch recht einfach zu bekommen und sollen hier als echter Tipp, für alle die morgen oder am Samstag zufällig in den Baumarkt oder die Gärtnerei kommen, erwähnt sein...
Cecropia ist eine Pflanze die schon recht früh in der hobbymäßigen Ameisenhaltung auftaucht, ich selbst habe damit keine Erfahrung.
Die Ameisengärten im tropischen Süd- u. Mesoamerika müssten eigentlich auch unter die Symbiosen fallen (?), leider sind sie selten in der Haltung anzutreffen. (Google stellt zu diesem Thema viel Forschungsliteratur zur Verfügung, wenn jemand Untersuchungen zur Entstehung der Ameisengärten findet -bitte unbedingt posten)
Sie werden häufig von Crematogaster carinata, Camponotus femoratus und einer kleinen Myrmecinen bewohnt, letztere kommen dann zusammen in einem Garten in voneinander getrennten Kammern vor. Eine Ponerine, die manchen Leuten evtl. als "Schnellstecherin" bekannt ist lebt allein in diesen Ameisengärten -mir ist jedoch nicht klar, ob sie die Erde und die Samen selbst akkumuliert hat oder verlassene Ameisengärten übernimmt. (Wie gesagt, Entstehung...?)
In Absprache mit einem Spezialisten für diesen Teil unserer myrmecologischen Welt kann ich sagen, dass in der Kombi Crematogaster/Camponotus die Camponotus den Großteil an Erdpartikeln herbeischafft.
Viele Infos stammen aus eigener Erfahrung, der Feldforschung anerkannter Wissenschaftler oder der Literatur (teilweise im Literaturthread erwähnt):
Georg Zizka: Pflanzen und Ameisen. Partnerschaft fürs Überleben. Palmgarten. Sonderheft 15. mit Beiträgen von U. Maschwitz und B. Fiala (Frankfurt 1990)
Das einzige deutschsprachige Werk zum Thema kann evtl. noch beim Herausgeber oder einem Auktiosnportal erworben werden.
Grüße
gerade noch nachgeschlagen die
@antidot:
Wieso "wirklich die richtigen" wenn Du "nicht genau weiß welche". Ein Foto wäre schön, dann wüsste man schon ob es eine Pseudomyrmecine ist. Und was heißt "nicht zu weit weg" -die meisten die das hier lesen sind in der BRD, Österreich oder der Schweiz.
Auch wenn schon älter ist, zum Thema, wie man im eusozial sehen kann biete ich gerade eine Myrmecodia platyrea in der eine Azteca spec lebt an. Eigentlich bewohnt die Art Domatien der Tococa guyanensis, als die Pflanze jedoch eingegangen war (es werden Nährstoffprobleme in Kombination mit schädlichen Pilzen als Ursache angenommen) siedelten die Ameisen auf eine ähnliche Pflanze um, die Maieta guyanensis. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Melastomataceae, die jedoch etwas kleiner bleibt und evtl auch die Bedingungen in deutschen Gewächshäusern besser verträgt. Da sie im Terrarium auch am kränkeln war und es vermutlich etwas eng wurde, sind die Azteca kurz nach dem Auftreten der ersten Eingangsöffnungen in die Myrmecodia umgezogen.
Das war eine ziemliche Überaschung, da wir bisher davon ausgingen, dass die Ameisen auf die auf ihrem Kontinent beheimatete Pflanze angewiesen wären. (Bilder verlinke ich noch.)
Ein Erklärungsversuch wären natürlich die Duftstoffe, die von Perlkörpern bzw. Perldrüsen abgegeben werden könnten und sich einander ähneln (wenn solche denn vorhanden sind?).
Die Variante, dass diese (und andere, arboricole Ameisen) "einfach nur" nach Hohlräumen mit passender Luftfeuchte und Temperatur suchen halte ich wegen der Zielstrebigkeit mit der die Myrmecodia angelaufen wird für nicht so naheliegend: Die gelblich-orange Camponotus spec (AntsKalytta/WoA), die häufig in Cecropia gefunden wurde zog ebenfalls sofort in die Myrmecodia.
Für die angesprochenen Variante spricht, dass eine Tetramorium spec sowie die Crematogaster carinata (früher: limata parabiotica) ebenfalls eingezogen sind obwohl sie nicht so viel mit dem Bewohnen von Domatien zu tun haben.
In allen genannten Situationen waren alternative Wohnmöglichkeiten (hohle Äste, Korkstücke) vorhanden.
Eine Beobachtung, die auch in der Forschung relevant ist, wäre die Tatsache, dass nicht alle Ameisen auf Störung (Erschütterung) ihrer Pflanze reagieren: Lediglich die Azteca rennen kreuz und quer auf der Hypokotylknolle umher. (Witzig: Die Blätter, die das eigentliche Ziel von Pflanzenfressern wären bleiben unbelaufen -sie ist ja auch in "Südostasien, Neuguinea und NO-Australien" beheimatet, während die Azteca aus Südamerika kommen.)
Die epiphytische Pflanze ist für Terrarien ab 40x30x30 geeignet, größer ist natürlich besser und ausgewogener. Sie kann aber auch in durchlässigen Boden gepflanzt werden. Wassergraben-Konstruktionen sind auch praktikabel. Anders als in der Literatur beschrieben werden die orangen Früchte von den Ameisen nur bei Nahrungsknappheit angenommen, die Blüten und Knospen dagegen scheinen in der Ernährung einer Kolonie von min. 100 Tieren ein Faktor zu sein, sie werden ständig betrillert und bewacht. (Dies ist natürlich eine Beobachtung die sich auf die genannten Arten in Haltung bezieht, in der Natur mag es sich anders verhalten.)
Um noch kurz auf die zwei genannten Rötegewächse (Maieta und Tococa) einzugehen, sie werden auch von einer winzigen Pheidole spec und einer hellbraunen Crematogaster spec bewohnt (wer Arten googlen will -los gehts und merci fürs posten...), letztere ist wenigstens in der naturnahen Haltung nicht auf irgendeine Pflanze mit Domatien angewiesen, sie bewohnt dann einfach morsche Hölzer.
Ansonsten sind natürlich Tillandsien zu nennen, die T. bulbosa wird von
diversen Myrmecinen bewohnt, in meiner Haltung ist eine temnothorax-artige, deren richtigen Gattungsnamen ich vergessen habe. Wenn mal mehr Zeit ist will ich Fotos davon im Bericht im eusozial einstellen.
Die T. seleriana ist ebenfalls eine Kandidatin, die unter ihren gewölbten, überlappenden Blättern Wohnraum für eine Vielzahl von Arten bereitstellt.
Ihre kleinere Verwandte, die T. caput medusae kommt auch in Frage, praktische Erfahrung mit Ameisen die direkt in ihr leben (oder auch nur Gründen) habe ich jedoch nicht.
Die beschriebenen Arten lassen sich ganz einfach im Terrarium ab 30 cm halten.
Es gibt natürlich noch weitere Tillandsien und auch viele Orchideen die Domatien ausbilden, die genannten Arten sind jedoch recht einfach zu bekommen und sollen hier als echter Tipp, für alle die morgen oder am Samstag zufällig in den Baumarkt oder die Gärtnerei kommen, erwähnt sein...
Cecropia ist eine Pflanze die schon recht früh in der hobbymäßigen Ameisenhaltung auftaucht, ich selbst habe damit keine Erfahrung.
Die Ameisengärten im tropischen Süd- u. Mesoamerika müssten eigentlich auch unter die Symbiosen fallen (?), leider sind sie selten in der Haltung anzutreffen. (Google stellt zu diesem Thema viel Forschungsliteratur zur Verfügung, wenn jemand Untersuchungen zur Entstehung der Ameisengärten findet -bitte unbedingt posten)
Sie werden häufig von Crematogaster carinata, Camponotus femoratus und einer kleinen Myrmecinen bewohnt, letztere kommen dann zusammen in einem Garten in voneinander getrennten Kammern vor. Eine Ponerine, die manchen Leuten evtl. als "Schnellstecherin" bekannt ist lebt allein in diesen Ameisengärten -mir ist jedoch nicht klar, ob sie die Erde und die Samen selbst akkumuliert hat oder verlassene Ameisengärten übernimmt. (Wie gesagt, Entstehung...?)
In Absprache mit einem Spezialisten für diesen Teil unserer myrmecologischen Welt kann ich sagen, dass in der Kombi Crematogaster/Camponotus die Camponotus den Großteil an Erdpartikeln herbeischafft.
Viele Infos stammen aus eigener Erfahrung, der Feldforschung anerkannter Wissenschaftler oder der Literatur (teilweise im Literaturthread erwähnt):
Georg Zizka: Pflanzen und Ameisen. Partnerschaft fürs Überleben. Palmgarten. Sonderheft 15. mit Beiträgen von U. Maschwitz und B. Fiala (Frankfurt 1990)
Das einzige deutschsprachige Werk zum Thema kann evtl. noch beim Herausgeber oder einem Auktiosnportal erworben werden.
Grüße