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Ameisen gegen Invasoren?

Berichte, Erfahrungen, Beobachtungen aus der Natur
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eulenflo
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#9 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von eulenflo » 3. März 2009, 14:59

Also ich denke auch, dass man einheimische Arten zumindest auf Ihre Wirkung hin untersuchen könnte. Ich denke da z.B. an Lasius niger. Die sind sehr dominant und kommen praktisch fast überall in Europa vor. Somit könnte man auch heimische Lasius niger Kolonien züchten, welche man gezielt an Invasiven Kolonien aussetzt.


Nur wer loslassen kann, kommt irgendwann an

PHiL
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#10 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von PHiL » 3. März 2009, 15:23

Hallo,

Jetzt müsste man aber mal die Invasoren näher devinieren. Lasius neglectus? Oder meinst Du Arten wie der asiatische Marienkäfer? Gegen die würde sicher keine Solenopsis fugax helfen. Unsere heimische Fauna ist doch sowieso schon "zugemüllt" mit ausländischen Tierarten- genannt sei nur das indische Springkraut, der Waschbär oder die Dreikantmuschel im Bodensee. Zu viele, als dass man sie verdrängen könnte.
Und selbst wenn Du die Lösung in heimischen Tierarten findest- warum haben sie es dann nicht schon vorher getan? Ein Invasor ist eben eine Species, ohne wirklichen Feind. Wenn dieser exitiertieren würde, dann gäbe es auch keinen Invasor im engeren Sinne.
Zu bedenken ist auch, warum vertreiben? Greift man auf die alten darwinistischen Aussagen zurück, ist es doch völlig normal, dass eine Species die andere verdrängt. Und wiederum andere Species wiederum werden auch natürliche Art und Weise sich gegen die Invasoren rüsten, und zurückschlagen, bis wieder das Gleichgewicht hergestellt ist. Das Klima hat sich schon immer verändert, ich glaube nicht an den bekloppten "Treibhauseffekt" - und mit den Veränderungen erschließt sich eben neuen Tierarten ein Weg, der sie in neue Ökosystheme befördert. Nun könnte man behaupten, dass ohne das menschliche Zutun so etwas viel langsamer von statten ginge, was wohl auch im Grunde stimmt. Der MEnsch ist nur ein Mittel zum Weg, und mal ehrlich, ist der Mensch nicht der, der die Natur, nicht nur im negativen Sinne, geprägt hat? Ist menschliches Handeln unnatürlich?
Ich glaube, wir sollten uns da nicht zu arg einmischen. Die Tiere werden sich schon anpassen, denn wegen so etwas haben sie mehrere Millarden Jahre Evolution hinter sich. Der Mensch will doch immer, dass alles so bleibt wie beim alten, will keine Tigermücken in Deutschland haben. Aber warum nicht?
Ein warmes Klima ist "besser" als ein kaltes, denn es birgt mehr Artenvielfalt. Ich denke, es ist unbestritten, dass es in den jetzigen Regenwäldern mehr Artenvielfalt gibt als in irgendeinen kalten Teil der Erde.
Und Invasoren müssen nicht unbedingt schädigend sein- wer ist dafür verantwortlich, dass die Populationen auch seltener Vögel am Bodensee zugenommen hat? Richtig, die eingeschleppte Dreikantmuschel. Andererseits gesehen, dass sind die Invasoren von denen immer die Rede ist, die Arten, die alle anderen verdrängt, sie an den Rand des Austerbens bringt. Die Feuerameisen als berühmtes Beispiel.
Doch die Natur wird zu oft unterschätzt.
Und um heimische Tiere überhaupt dazu zu bewegen, gegen bestimmte Invasoren vorzugehen, müsste man ihnen erstmal die Bekämpfung "beibringen". Nur wie? Ich glaube nicht, dass man Ameisen wie Hunde dressieren kann, Solenosis fugax sagen, bitte nur Brut von Lasius neglectus klauen. Ist doch Quatsch,

Grüße, PHiL

EDIT: Damit das hier nicht falsch verstanden wird- ich will hier nicht absichtlich Tiere einschleppen. Ich möchte blos mal eine andere Sichtweise erläutern, die zu oft ignoriert werden...



Footie
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#11 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von Footie » 3. März 2009, 15:48

Hi,

man kann hier gute Ansätze lesen. Es ist natürlich und war schon vor millionen von Jahren so, dass eine Art die Andere verdrängt. Wenn der Mensch jedoch Arten einschleppt, halte ich dies für unnatürlich und es gefährdet das Ökosystem.

Das zu den Polen hin die Artenvielfalt geringer ist, ist richtig. Aber ist eine höhere Artenvielfalt auch ein Vorteil?
Wenn der Eingriff der Menschen, um die Invasion zu beenden, nicht zu groß ist (z.B. Einsetzen einer weiteren exotischen Art), macht es Sinn die Invasion zu stoppen.

Falls die Invasion erfolgreich ist, kann das Ökosystem für viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte, die komplette Umwelt verändern. Als Beispiel könnte man hier die durch Abwasser zerstörten Seen in Europa nehmen, die sich nur extrem schwer von alleine regenerieren.


Vor ein paar Jahren einen Bericht über die Invasion der Feuerameisen in Nordamerika geguckt. Dort wurde der Vorsschlag gebracht, dass man eine bestimmte Fliegenart aus Europa importiert, die ihre Eier in Ameisen ablegen kann. Dadurch ist es möglich die Population der Ameisen zu veringern. Was aus dem Vorschlag geworden ist, wurde nicht erzählt.


mfg Footie :spin2:



PHiL
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#12 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von PHiL » 3. März 2009, 16:27

Hallo Footie,

Footie hat geschrieben:Das zu den Polen hin die Artenvielfalt geringer ist, ist richtig. Aber ist eine höhere Artenvielfalt auch ein Vorteil?

Das verstehe ich jetzt nicht. Vorteil für wen?
Footie hat geschrieben:Wenn der Eingriff der Menschen, um die Invasion zu beenden, nicht zu groß ist (z.B. Einsetzen einer weiteren exotischen Art), macht es Sinn die Invasion zu stoppen.

Warum? Aber ich stimme Dir trotzdem zu- so lange es der MEnsch es nicht übertreibt, sollte nur versuchen die Invasion zu stoppen. Meiner Meinung nach aber ist es erstens unmöglich dass der Mensch Wirksamkeit erziehlen kann, und zweitens sollte er sich lieber darauf konzentrieren, dass mögliche invasive Arten gar nicht erst herkommen.
Footie hat geschrieben:Falls die Invasion erfolgreich ist, kann das Ökosystem für viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte, die komplette Umwelt verändern. Als Beispiel könnte man hier die durch Abwasser zerstörten Seen in Europa nehmen, die sich nur extrem schwer von alleine regenerieren.

Was haben mit Abwasser verschmutzte Seen mit invasiven Tier und Pflanzenarten zu tun? ;) Schlechtes Beispiel, aber ich denke, jeder weiß was Du meinst. Ich glaube aber nicht, dass es nach einer "erfolgreichen" Invasion so lange dauert, bis sich alles "normalisiert" hat- Invasoren werden doch recht schnell in das Ökosysthem aufgenommen, wie man es z.B. an den Aga Kröten in Australien sieht, deren Feinde immer mehr werden (da war doch noch irgendwas letztens mit den kleineren Schlagenköpfen? ;) )

Viele Grüße, PHiL



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#13 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von Footie » 3. März 2009, 18:19

Hi,

Ein warmes Klima ist "besser" als ein kaltes, denn es birgt mehr Artenvielfalt. Ich denke, es ist unbestritten, dass es in den jetzigen Regenwäldern mehr Artenvielfalt gibt als in irgendeinen kalten Teil der Erde.
Das klang so, als ob du die Artenvielfalt als ein anzustrebendes Ziel festsetzt. Ich glaube das habe ich falsch verstanden.

Das Beispiel mit den Seen habe ich aufgeführt um zu zeigen, was ein Störfaktor in einem System alles anrichten kann. Das mit den Aga Kröten habe ich nicht gewusst ;-) und kann daher nicht so viel dazu sagen.
[...] an den Aga Kröten in Australien sieht, deren Feinde immer mehr werden.
Ich glaube ein Fressfeind, der die invasion aufhalten könnte, muss nicht immer gegeben sein.

Hat eine exotische Ameisenkolonie überhaupt die Chance im kalten Europa zu überleben?


mfg



PHiL
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#14 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von PHiL » 3. März 2009, 19:00

Hi,

Footie hat geschrieben: Ich glaube ein Fressfeind, der die invasion aufhalten könnte, muss nicht immer gegeben sein.

Natürlich nicht- eine invasive Art besticht eben dadurch, dass in einem anderen Ökosysthem eine Nische findet, die von einer Tierart beansprucht wird, welche "schlechter" als sie ist, und daher schnell verdrängt wird, oder nur noch eine nebensächliche Rolle spielt, weil die invasive Art einfach erfolgreicher in dieser Disziplin ist. Eine weitere Art der "invarsion" ist das finden einer Ökologischen Nische- so z.B. die Dreikantmuschel im Bodensee, oder die Wollhaarkrabbe im Rhein, bei denen es noch nicht eindeutig versteht, ob diese Arten überhaupt gefährlich für die Fauna und Flora des jetzigen Ökosysthemes sind.
Man muss eben auch ein wenig unter den "invasiven Arten" distanzieren, denn sie müssen, wie in einem Beispiel schon angeführt, nicht zwangsweise schädigend auf das bestehende Ökosysthem wirken.
Eine invasive Art kann auch einfach in den normalstand "gedrückt" werden, wenn sich der Unterdrückte weiterentwickelt, und somit wieder etwas höher in der Dominanz aufsteigt. Dadurch ist das Systhem wieder völlig stabil, und der bisher unerwünschte Eindringling hat keinen entscheidenten Einfluss mehr, er wurde quasi etabliert.
Footie hat geschrieben:Hat eine exotische Ameisenkolonie überhaupt die Chance im kalten Europa zu überleben?

Ein heiß diskutiertes Thema- bisher Jein. Es gibt eine Menge Exoten in Deutschland, die bereits erheblichen Schaden anrichten. Monomorium pharaonis sei als Beispiel genannt, oder diverse Technomyrmex. Diese würden nicht in der Natur, also in dem Ökosystem an sich überleben- aber Gewächshäuser, und normale Häuser bieten ihnen eine optimale Lebensgrundlage. Irgendwann haben sich diese Arten an unser Klima angepasst, vermute ich zumindest, und werden sich dann auch an unseren Ökosystem vergreifen. Alles nur eine Frage der Zeit, so denke ich. Eine Zeit, in der aber viel passieren kann.
Es gibt jedoch auch eine Ameisenart, welche invasiv ist, und eine Bedrohung für große Teile unserer Fauna- Lasius neglectus, ähnelt LAsius niger, nur ist sie polygyn und viel agressiver. Dafür kommt sie recht langsam voran. Einfach mal in der SuFu eingeben ;)


Viele Grüße, PHiL



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#15 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von Eaglesword » 26. April 2009, 16:07

Laut Seifert leisten ihr ein paar heimische Arten erfolgreich Widerstand, auch allgemein sind unter den Europs Milizen zu finden. Pheidole pallidula im Süden hält wacker die Stellung- wohlgemerkt im dortigen Freiland.
Also kann man Lasius neclectus nicht fugaxen?



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#16 AW: Ameisen gegen Invasoren?

Beitrag von jkiefer » 26. April 2009, 17:09

Hallo,

kann mich Phil da vollkommen anschließen...
PHiL hat geschrieben:Hi,
Diese würden nicht in der Natur, also in dem Ökosystem an sich überleben- aber Gewächshäuser, und normale Häuser bieten ihnen eine optimale Lebensgrundlage. Irgendwann haben sich diese Arten an unser Klima angepasst, vermute ich zumindest, und werden sich dann auch an unseren Ökosystem vergreifen. Alles nur eine Frage der Zeit, so denke ich. Eine Zeit, in der aber viel passieren kann.

Hierzu gibts ein gutes Beispiel aus der Ameisenwelt: Hypoponera punctatissima
Vor Ewigkeiten wahrscheinlich mit exotischen Pflanzen aus den Tropen eingeschleppt hat sie sich mittlerweile recht gut an das mitteleuropäische Klima angepasst und man findet sie immer häufiger im Freiland.
Tja es ist tatsächlich nur eine Frage der Zeit bzw. der Anzahl der Generationen bis sich eine neue Art an die neue Umgebung soweit angepasst hat dass sie auch ohne Hilfe des Menschen dort überleben kann.

Das Problem mit invasiven Arten gab es schon immer, auch vor dem Menschen. Der Unterschied ist dass diese invasiven Arten in immer größerer Anzahl in neue Ökosysteme vordringen, bzw. durch den Menschen erst in der Lage sind viele neue Ökosysteme zu erobern (Man denke nur an Australien, das komplett durch das Meer abgeschottet war.) und dadurch für eine Anpassung bzw. Reaktion der Ökosysteme gegen die neue Art kaum Zeit bleibt. Was wiederrum dazu führt das Arten lange bevor sie sich auf den neuen Feind eingestellt haben, verdrängt bzw. ausgestorben sind.

Europa steht da noch gut da, dort gab es schon immer invasive Arten aus Afrika und Asien und daher kann die Natur neue Arten sehr viel besser verkraften wie beispielsweise Australien. Die asiatische Hornissenart von der in einem anderen Thread berichtet wird, wäre vielleicht in ein paar tausend Jahren von selbst eingewandert, während es Schafe in Australien wohl auch in einer Millionen Jahre noch nicht geben würde.

Und Eaglesword, die Natur braucht einfach Zeit um sich auf den neuen Feind einzustellen. In 200 Jahren ist Lasius neglectus vielleicht in unser Ökosystem integriert, und wer weiß in der Dominanzhierarchie ganz unten.
Die Natur findet immer einen Weg. Das schlimmste wäre andere fremde Arten, die Feinde der anderen neuen Art sind, einzuführen um diese zu bekämpfen. Beispiele dafür gibts genügend. Selbst Biologen und Naturschützer sind mittlerweile größtenteils der Meinung, dass man am besten gar nichts macht. Höchstens ein wenig die Populationen reduzieren.
Und einheimische Arten auf die Invasiven anzusetzen wird nur dann funktionieren wenn diese sowieso schon erfolgreich gegen die Invasiven kämpfen und dadurch sowieso kaum noch eine Gefährdung für unser Ökosystem vorhanden ist.

MFG



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