Ameisen-IQ

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Himmelhund
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#1 Ameisen-IQ

Beitrag von Himmelhund » 27. Mai 2007, 18:56

Hallo,

ich wollte mal dieses Thema zum Diskutieren in den Raum werfen.
Manchmal sitze ich vor meinen Ants und beobachte sie. Sie leben ja bei mir auf einer Insel und haben ihre 'WĂŒste' samt 'Höhle' und Nest als Heimat.

Wenn ich Honig anbiete, dauert es nicht lange und 1 oder 2 Ameisen kommen schnell herbei, versorgen sich und rennen Schnurstracks zum Bau zurĂŒck und finden auch gleich das kleine Loch wieder - Ich habe einen kleinen Benzinschlauch als Eingang zum Reagenzglas genommen, der auch sehr gut angenommen wird.

Hier gehe ich mal weniger von IQ, sondern eher von Instinkt, bzw. Geruchssinn aus. Also dass die Ameisen so schnell zum Nest zurĂŒck finden.

Nun aber zum Graben. Hin und wieder muss ich eine Ameise rausfischen. Todesopfer gab es seit langem nicht mehr, auch geht die Zahl der 'Schwimmer' zurĂŒck. Kann es sein, dass Ameisen sich das 'merken'? oder haben sie eine Markierung am Wasser gesetzt, welche sie spĂ€ter dran hindert, an der Stelle erneut reinzuhopsen?

Auch hier tippe ich eher auf Instinkte.

Aber, manchmal will ich einfach nicht auf meine Ameisen aufpassen und sie nicht immer retten und deswegen habe ich ein Streichholz in den Eingangsschlauch gesteckt.

Tag 1. Nix passierte

Tag 2. Nix passierte

Tag 3. Das Streichholz wurde nach draussen geschoben. Daraufhin modifizierte ich es so, dass es nicht mehr nach draussen geschoben werden konnte.

Tag 4. Das Streichholz war weg...weg? Ja, genau, die Ameisen haben das Streichholz einfach ins Reagenzglas gezogen...schlaue Tierchen...

In diesem Fall gehe ich mal von der Intelligenz der Tierchen aus, oder?

Ahja, der Eingang/Ausgang war nicht 24 Std am Tag versperrt..nur dann, wenn ich mal weg war. Nicht, dass nun wer denkt, das Nest wĂ€re fĂŒr 4 Tage versperrt gewesen =)

Was könnt ihr zum Thema Ameisen-IQ sagen? Bitte keine Links, nur eigene Erfahrungen =) Vll. hat wer auch Beispiele fĂŒr eine kollektive Intelligenz...

MfG Himmelhund


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Darius
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#2 AW: Ameisen-IQ

Beitrag von Darius » 27. Mai 2007, 19:59

Hi Himmelhund,

das Thema Intelligenz ist immer wieder interessant, weil die Grenzen zwischen Intelligenz und Instinkt sehr nahe beieinander liegen. ZunÀchst muss man sich fragen, wie Intelligenz definiert ist.
An sich gibt es 3 Formen, durch die das Verhalten von Lebewesen bestimmt wird:

1. Das angeborene Verhalten, das in jedem Fall vorhanden ist und wohl wirklich unumstritten Instinkt ist. So wird zum Beispiel jeder Fisch vom Beginn seines Lebens an im Wasser bleiben und nie auf die Idee kommen es zu verlassen.
2. Das angeborene Verhaten, das nur in bestimmten Situationen des Lebens auftritt, ein Beispiel hierfĂŒr ist die Paarungszeit verschiedener Tiere, wĂ€hrend der z.B. MachtkĂ€mpfe unter den MĂ€nnchen stattfinden.
3. Verhalten, das erst noch erlernt wird und nicht von Anfang an vorhanden ist. Es wird jedoch verhĂ€ltnissmĂ€ĂŸig schnell erlernt, so dass nicht wie in der Evolution eine Anpassung stattfindet, die viele Jahretausende dauern kann. Es ist also ein spezifisches reagieren auf eine Situation.

Instinkt trifft meiner Meinung nach auf die ersten beiden Formen zu und Intelligenz auf die letzte.
Nicht jedes Tier kann auf jede Situation schnell reagieren, sondern wird oft von der Natur zu einem Verhalten gezwungen, dem es sich nicht mutwillig wiedersetzen kann, auch wenn dieses Verhaltensmuster dem Tier dabei mehr schadet als es ihm hilft.
Ein Beispiel hierfĂŒr ist das PhĂ€nomen, dass Ameisen immer wieder versuchen den Wassergraben der Ameiseninsel zu ĂŒberqueren, es aber nicht schaffen und ertrinken. Auch wenn sie 100 Mal gerettet werden und diese Erfahrung mitmachen haben sie doch nicht die FĂ€higkeit dazu sich ihrem Instinkt zu wiedersetzen, sondern rennen auch das 101. Mal wieder in's Wasser.

Im Allgemeinen orientieren Ameisen sich sehr viel an GerĂŒchen und einige Arten auch mehr oder weniger stark optisch.
Jetzt stellt sich die Frage, in wie weit diese Formen der Wahrnehmung mit Instinkten gekoppelt sind. Können Ameisen sich den GerĂŒchen wiedersetzen und nicht reagieren, auch wenn sie von einem Geruch dazu aufgefordert werden zu Punkt X zu laufen?
Dazu mĂŒssten sie erstmal einen Grund haben, denn es wird nie eine Nestgenossin geben, die ihrer GefĂ€hrtin nur vorgaukelt hier gebe es Nahrung oder dort greift ein Feind an. Die Ameisen werden also wahrscheinlich immer auf den Geruch reagieren, auch wenn dieser eine EnttĂ€uschung fĂŒr sie bereit hĂ€lt, denn sie haben nie eine EnttĂ€uschung erlebt und wenn doch (weil z.B. die Nahrung wieder geflĂŒchtet ist oder von jemand anderem gefressen wurde, bis die Arbeiterin da war), dann sagt ihnen ihr Instinkt, also ihr unverformbars, angeborenes Wissen, dass sie das nĂ€chste Mal vielleicht wieder mehr GlĂŒck hat und es ihr in jedem Fall mehr bringt das nĂ€chste Mal wieder der Geruchsspur zu folgen und evtl. wieder enttĂ€uscht zu werden, anstatt zu verhungern.
Ameisen haben nĂ€mlich wie alle Lebewesen nur das eine Ziel im Leben ihre Gene weiterzugeben und die Chance dafĂŒr ist am grĂ¶ĂŸten, wenn man alles nur mögliche tut, um sein Überleben zu sichern.

Ich denke Ameisen können in einer Gewissen Weise schon "denken", aber lĂ€ngst nicht so ausgeprĂ€gt wie SĂ€ugetiere. Zum Großteil handeln sie nach Instinkten, aber nicht umsonst sind sie höher entwickelte Instekten. Nun lĂ€sst sich darĂŒber streiten, ob Intelligenz nur die FĂ€higkeit ist auf Situationen spezifisch zu reagieren oder ob Intelligenz die Menge der verschiedenen Instinkte ist, die ein Lebewesen besitzt und mit denen es auf seine Umwelt reagiert. Ameisen besitzen auf jeden Fall viele verschiedene Instinkte.

Viele GrĂŒĂŸe, Darius



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Himmelhund
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#3 AW: Ameisen-IQ

Beitrag von Himmelhund » 27. Mai 2007, 20:13

Ja, Intelligenz ist schon ein eigenes Thema. Was auch ausschlaggebend dafĂŒr ist, ist der freie Wille. Bei einer Obstfliegenart (?) -jedenfalls so ne Minifliege- wurde der freie Wille nachgewiesen.

Also gehe ich mal davon aus, dass Ameisen den ja auch besitzen, unter anderem, weil sie ja selbst entscheiden, wo sie hin laufen, und spÀter einer Ameisenspur folgen.

Ich sehe es aber so, dass Ameisen eine offene Intelligenz haben, welche, wie du schon ebschrieben hast, mittels der gerĂŒche funktioniert. Eine Ameise speichert ja auf diese Art und Weise ihr 'Wissen', wenn auch flĂŒchtig, fĂŒr sich und andere Artgenossen.

Persönlich wĂŒrde ich sagen, je grösser ein Staat, desto intelligenter und komplexer kann er reagieren. Oder ahbe ich da gerade einen Denkfehler?

MfG Himmelhund


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