Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
#1 Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Hallo Forum,
habe den unten genannten Artikel gerade bei Spiegel-online entdeckt
und möchte ihn euch nicht vorenthalten.
Es ist immer wieder faszinierend, wie perfekt diese kleinen Wesen organisiert sind.
Aber lest selber:
Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Südamerikanische Ameisen setzen bei der Inneneinrichtung ihrer Bauten auf ein ausgeklügeltes Prinzip: Sie nutzen mehrere Pilzarten, um den Tunneln die nötige Stabilität zu verpassen. Dabei stört es sie nicht, dass die Pilze für sie ungenießbar sind.
London - Azteca brevis ist eine ausgefuchste Baumeisterin. Die Ameise baut komplexe Gangsysteme mit gewölbten Tunneln aus schwarzem, krustigem, kartonähnlichem Material. In den Gängen gibt es Löcher, die groß genug sind, damit die Arbeiterameisen hindurch laufen können. Bis jetzt war allerdings unklar, wie die findige Ameise die Durchgänge baut und stabilisiert.
Veronika Mayer und Hermann Voglmayr von der Universität Wien berichten nun im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B", dass die Tiere dafür eine ausgefeilte Bautechnologie nutzen: Die stabilisieren die Gänge mit Hilfe mehrerer Pilzarten, die sie dafür gezielt züchten.
Die Forscher konnten nachweisen, dass die Pilze zu einem vielschichtigen Netzwerk zusammenwachsen, das für extrem stabile Gangwände sorgt. Die Pilze gedeihen auf organischem Material wie Rinde oder Pflanzenhaaren. Dort bilden sie stabile, kartonartige Strukturen, die von den Ameisen als Baumaterial verwendet werden. Die Arbeiterameisen scheinen ihren Bau zudem anschließend regelrecht zu pflegen, denn sie halten die Pilzzellen davon ab, ihre Eingänge zu überwuchern.
Die Pilze, so argumentieren die Forscher, würden ausschließlich als Baumaterial gezüchtet - und nicht als Nahrung. Dickwandig, dunkel gefärbt und schwierig zu verdauen seien sie als Ameisenfutter denkbar ungeeignet.
Bereits in früheren Studien hatten Wissenschaftler gezeigt, dass Ameisen die fadenförmigen Zellen von Pilzen in ihrem Bau wachsen lassen und damit die Gänge verstärken, ähnlich wie Stahlgeflechte Gebäude stützen. Bei all diesen Wechselbeziehungen waren jedoch niemals mehr als zwei Pilzarten beteiligt. Die Forscher zeigen nun zum ersten Mal, dass eine einzelne Ameisenart zahlreiche Pilzarten gleichzeitig als Baumaterial benutzen kann.
Quelle: Spiegel-online, 24.Juni 2009.
habe den unten genannten Artikel gerade bei Spiegel-online entdeckt
und möchte ihn euch nicht vorenthalten.
Es ist immer wieder faszinierend, wie perfekt diese kleinen Wesen organisiert sind.
Aber lest selber:
Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Südamerikanische Ameisen setzen bei der Inneneinrichtung ihrer Bauten auf ein ausgeklügeltes Prinzip: Sie nutzen mehrere Pilzarten, um den Tunneln die nötige Stabilität zu verpassen. Dabei stört es sie nicht, dass die Pilze für sie ungenießbar sind.
London - Azteca brevis ist eine ausgefuchste Baumeisterin. Die Ameise baut komplexe Gangsysteme mit gewölbten Tunneln aus schwarzem, krustigem, kartonähnlichem Material. In den Gängen gibt es Löcher, die groß genug sind, damit die Arbeiterameisen hindurch laufen können. Bis jetzt war allerdings unklar, wie die findige Ameise die Durchgänge baut und stabilisiert.
Veronika Mayer und Hermann Voglmayr von der Universität Wien berichten nun im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B", dass die Tiere dafür eine ausgefeilte Bautechnologie nutzen: Die stabilisieren die Gänge mit Hilfe mehrerer Pilzarten, die sie dafür gezielt züchten.
Die Forscher konnten nachweisen, dass die Pilze zu einem vielschichtigen Netzwerk zusammenwachsen, das für extrem stabile Gangwände sorgt. Die Pilze gedeihen auf organischem Material wie Rinde oder Pflanzenhaaren. Dort bilden sie stabile, kartonartige Strukturen, die von den Ameisen als Baumaterial verwendet werden. Die Arbeiterameisen scheinen ihren Bau zudem anschließend regelrecht zu pflegen, denn sie halten die Pilzzellen davon ab, ihre Eingänge zu überwuchern.
Die Pilze, so argumentieren die Forscher, würden ausschließlich als Baumaterial gezüchtet - und nicht als Nahrung. Dickwandig, dunkel gefärbt und schwierig zu verdauen seien sie als Ameisenfutter denkbar ungeeignet.
Bereits in früheren Studien hatten Wissenschaftler gezeigt, dass Ameisen die fadenförmigen Zellen von Pilzen in ihrem Bau wachsen lassen und damit die Gänge verstärken, ähnlich wie Stahlgeflechte Gebäude stützen. Bei all diesen Wechselbeziehungen waren jedoch niemals mehr als zwei Pilzarten beteiligt. Die Forscher zeigen nun zum ersten Mal, dass eine einzelne Ameisenart zahlreiche Pilzarten gleichzeitig als Baumaterial benutzen kann.
Quelle: Spiegel-online, 24.Juni 2009.
- Smaug
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#2 AW: Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Oft reicht es aus, einfach vor die eigene Haustür zu schauen. Bei vielen unserer einheimischen Lasius-Arten besitzt das Nestinnere eine Kartonstruktur, bei der Pilze zur Stabilität beitragen. Zu diesen Arten zählen L. emarginatus, L. mixtus, L. umbratus, L. meridionalis, L. jensi und natürlich L. fuligionosus.
- Attafive
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#3 AW: Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Hallo Stefan !
Zu Deiner Vorstellung der Arbeit von den beiden österreichischen Forschern im "Regenwald der Österreicher", wie das Gebiet von Escina Forest-NP in Costa Rica heute genannt wird, darf ich vielleicht noch einige Ergänzungen anbringen.
Diese dort eingereichtete neue Forschungsstation, die seither u.a. von Wener Huber betreut wird, geht auf die Initiative von Musikprofessor Michael Schnitzler (Wien) zurĂĽck, der vor zehn Jahren die Stiftung fĂĽr den Verein "Regenwald der Ă–sterreicher" ins Leben gerufen hatte. Heute besuchen vor allem Studenten von der Uni Wien diese Station, um sich ganz spezifischen Forschungsaufgaben, neben zoologischen Themen auch aus dem Bereich Botanik, zu widmen.
Ergänzung zum Thema: Azteca vs. Atta !
Offensichtlich erwiesen sich die Azteca-Arten, über die schon EMERY eine erste Monographie veröffentlichte (aus A. Forel, Zool. Jahrb. Syst., Vol 20, 1904), schon früh als mit ganz besonderen Fähigkeiten ausgestattet zu sein.
Kann man beispielsweise die Eciton-Arten als die Räuber auf dem neotropischen Regenwaldboden und die Atta-Arten als die Blattschneider bezeichnen, so gelten die Azteca-Arten als die eigentlichen Beherrscher der Bäume. Denn tatsächlich ist m. W. noch keine der 15 aus Costa Rica bechriebenen Azteca-Arten bekannt, die ihre Nester im Boden anlegt, alle bewohnen sie offenbar die Bäume, wobei sie ihre Nestanalge in die Aeste integrieren. In diesen Holzgängen leben übrigens auch die Pflanzenläuse, die den Ameisen den Honigtau liefern !
Von der von Veronika Mayer erwähnten Azteca brevis ist jetzt bekannt, dass die mit Pilzmaterial verstärkte Kartonschicht über der eigentlichen Nestanlage auf der Rinde angelegt wird und mit vielen Löchern versehen sind. Unter diesen ""lauern"" gewissermassen die Arbeiterinnen. Wenn nun eine Blattschneider-Ameise vorbei kommt, packt die Azteca-Arbeiterin die Atta an einem Fuss und hält sie fest, worauf weitere Azteca-Arbeiterinnen aus dem Nest "stürmen", um die Atta zu überwältigen !
Schöne Grüsse
Ryk
Zu Deiner Vorstellung der Arbeit von den beiden österreichischen Forschern im "Regenwald der Österreicher", wie das Gebiet von Escina Forest-NP in Costa Rica heute genannt wird, darf ich vielleicht noch einige Ergänzungen anbringen.
Diese dort eingereichtete neue Forschungsstation, die seither u.a. von Wener Huber betreut wird, geht auf die Initiative von Musikprofessor Michael Schnitzler (Wien) zurĂĽck, der vor zehn Jahren die Stiftung fĂĽr den Verein "Regenwald der Ă–sterreicher" ins Leben gerufen hatte. Heute besuchen vor allem Studenten von der Uni Wien diese Station, um sich ganz spezifischen Forschungsaufgaben, neben zoologischen Themen auch aus dem Bereich Botanik, zu widmen.
Ergänzung zum Thema: Azteca vs. Atta !
Offensichtlich erwiesen sich die Azteca-Arten, über die schon EMERY eine erste Monographie veröffentlichte (aus A. Forel, Zool. Jahrb. Syst., Vol 20, 1904), schon früh als mit ganz besonderen Fähigkeiten ausgestattet zu sein.
Kann man beispielsweise die Eciton-Arten als die Räuber auf dem neotropischen Regenwaldboden und die Atta-Arten als die Blattschneider bezeichnen, so gelten die Azteca-Arten als die eigentlichen Beherrscher der Bäume. Denn tatsächlich ist m. W. noch keine der 15 aus Costa Rica bechriebenen Azteca-Arten bekannt, die ihre Nester im Boden anlegt, alle bewohnen sie offenbar die Bäume, wobei sie ihre Nestanalge in die Aeste integrieren. In diesen Holzgängen leben übrigens auch die Pflanzenläuse, die den Ameisen den Honigtau liefern !
Von der von Veronika Mayer erwähnten Azteca brevis ist jetzt bekannt, dass die mit Pilzmaterial verstärkte Kartonschicht über der eigentlichen Nestanlage auf der Rinde angelegt wird und mit vielen Löchern versehen sind. Unter diesen ""lauern"" gewissermassen die Arbeiterinnen. Wenn nun eine Blattschneider-Ameise vorbei kommt, packt die Azteca-Arbeiterin die Atta an einem Fuss und hält sie fest, worauf weitere Azteca-Arbeiterinnen aus dem Nest "stürmen", um die Atta zu überwältigen !
Schöne Grüsse
Ryk
#4 AW: Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
@ Smaug, Attafive:
Wow!
Danke für eure Ergänzungen. :-)
Wow!
Danke für eure Ergänzungen. :-)
#5 AW: Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
Und um die Vorstellung von Azteca noch etwas zu fördern, möchte ich diesen Beitrag verlinken:
Azteca sp. ? AmeisenWiki
Von den mit-kultivierten Pilzen hat man "damals" (3 Jahre her!) wohl noch nichts gewusst!
mfG,
Merkur
Azteca sp. ? AmeisenWiki
Von den mit-kultivierten Pilzen hat man "damals" (3 Jahre her!) wohl noch nichts gewusst!
mfG,
Merkur
- Attafive
- Experte der Haltung
- Beiträge: 556
- Registriert: 14. Dezember 2003, 21:48
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 3 Mal
#6 AW: Ameisen stabilisieren ihre Bauten durch Pilze
GrĂĽezi lieber Merkur ! !
Schön wieder mal was von Ihnen zu lesen ! ! Ich glänzte zwar auch für einige Zeit eher durch Abwesenheit auch hier im Forum !
Danke ĂĽbrigens fĂĽr den Hinweis auf's Ameisen-Wiki mit den beiden interessanten Links, die ich selbstredend umgehend anklicken musste !
Schöne Grüsse aus Zürich
Attafive alias Ryk
Schön wieder mal was von Ihnen zu lesen ! ! Ich glänzte zwar auch für einige Zeit eher durch Abwesenheit auch hier im Forum !
Danke ĂĽbrigens fĂĽr den Hinweis auf's Ameisen-Wiki mit den beiden interessanten Links, die ich selbstredend umgehend anklicken musste !
Schöne Grüsse aus Zürich
Attafive alias Ryk