Ameisenschutz und Ameisenbekämpfung

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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#1 Ameisenschutz und Ameisenbekämpfung

Beitrag von Gast » 20. Juli 2009, 20:39

[font=Times New Roman]Wegen der eigentlich allgemeinen Bedeutung will ich hier mal einen kurzen Mail-Wechsel einkopieren, mit einem Fragesteller, der Lasius brunneus im Haus hat und der im Forum der DASW beraten wurde. Auch Ameisenhalter werfen ja gerne alle Arten in einen Topf, geben bei Fragen im Forum oft nicht mal an, welcher Art eine Königin oder Kolonie angehört, die sie gesammelt oder gekauft haben. [/font]

[font=Times New Roman]Mail des Fragestellers:[/font]

[font=Times New Roman]Hallo Herr Xxxxxx (Merkur)[/font]

[font=Times New Roman]herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort.[/font]
[font=Times New Roman]Ich habe da aber noch eine Frage allerdings betrifft das nicht das besprochene Problem und zwar wollte ich wissen, warum Sie sich eigentlich für den Schutz von Ameisen einsetzen, weil für mich als Laien gibt es eigentlich mehr als genug Ameisen.[/font]

[font=Times New Roman]MfG Yyyyy[/font]
[font=Times New Roman]--------[/font]

[font=Times New Roman]Antwort von Xxxxx (Merkur):[/font]

[font=Times New Roman]Sehr geehrter Herr Yyyyy,[/font]

[font=Times New Roman]Der Denkfehler liegt darin, alle Ameisen in einen Topf zu werfen.[/font]
[font=Times New Roman]Mein Lieblingsbeispiel ist der Begriff „Säugetiere“. Kaum jemand gebraucht ihn; wir differenzieren von vornherein zwischen Hund, Katze, Pferd, Kuh, (Menschen-) Affe, Maus, Wal usw.. [/font]
[font=Times New Roman]Säugetiere gibt es auf der Welt ca. 5.500 Arten. Ameisen gibt es ca. 12.500 Arten.[/font]
[font=Times New Roman]In beiden Gruppen gibt es schützenswerte, nützliche, ökologisch wichtige Arten, daneben aber auch lästige und schädliche (Ratten und bestimmte Mäusearten, fruchtfressende Flughunde bei Säugern; ein paar Hausameisen-Arten und landwirtschaftliche Schädlinge wie Blattschneiderameisen).[/font]
[font=Times New Roman]Man muss also auch bei Ameisen differenzieren.[/font]
[font=Times New Roman]Auf dieser Seite: [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenschutzwarte.de/[/font]
[font=Times New Roman]können Sie ausführlich nachlesen, weshalb die Deutsche Ameisenschutzwarte mit ihren Landesverbänden sich um den Schutz und die Erhaltung der Waldameisen bemüht (es sind 12 Arten in D, unter insgesamt ca. 110 Ameisenarten).[/font]
[font=Times New Roman]Zahllose andere Arten sind zwar für die Ökosysteme wichtig, sind auch zum Teil bedroht und gefährdet, können aber wegen ihrer Unauffälligkeit nicht besonders geschützt werden. [/font]

[font=Times New Roman]Aufgrund unseres Wissens um Ameisen, deren diverse Arten und unterschiedliche Lebensweisen, werden wir ohnehin immer wieder gefragt: „Du kennst Dich doch mit Ameisen aus. Ich hab’ Ameisen in der Küche. Was kann ich denn da tun“ – oder so ähnlich.[/font]
[font=Times New Roman]Wir haben deshalb vor Jahren beschlossen, für solche Fragen ein Forum einzurichten und die Betroffenen zu beraten, so gut es eben möglich ist. Das Ergebnis kennen Sie.[/font]

[font=Times New Roman]Hinsichtlich Ameisen muss man also genau so wie bei Säugetieren unterscheiden: Pandabär, Fledermäuse und Menschenaffen und viele andere sind schützenswert und geschützt; aber Ratten und Mäuse im Keller will man nicht, die bekämpft man. Das eine schließt das andere nicht aus, und so ist es auch bei den Ameisen.[/font]

[font=Times New Roman]Viele Grüße[/font]
[font=Times New Roman]Yyyyy (Merkur)[/font]



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eastgate
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#2 AW: Ameisenschutz und Ameisenbekämpfung

Beitrag von eastgate » 20. Juli 2009, 21:52

Hallo Merkur,

ein interessantes Thema, mit welchem ich auch immer wieder konfrontiert werde (ich glaube jedem Ameisenhalter geht das irgendwann mal so). Wie oft hören wir: "Was, du hältst Ameisen, freiwillig??? Also ich find die alle lästig, kommen mir immer in die Küche".

Dann muss man natürlich versuchen zu erklären, dass Ameise nicht gleich Ameise ist. So wie Du es gemacht hast, sehr gut wohl gemerkt! Einige Leute verstehen das, andere wiederum nicht - kommt dabei wohl ganz auf die "Weitsichtigkeit" der zu überzeugenden Person drauf an.

Man muss gerade bei Tieren, die der Mensch nicht offensichtlich wahr nimmt (Hund, Katze, Elefant sieht man, Ameisen i.d.R. nicht), immer wieder darum "kämpfen", dass sie als Lebenswert angesehen werden.

Gruß

EastGate



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Frank Mattheis
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#3 AW: Ameisenschutz und Ameisenbekämpfung

Beitrag von Frank Mattheis » 21. Juli 2009, 11:59

Der Ansatz gefällt mir auch sehr gut, Merkur. Insbesondere der Vergleich mit den Säugetieren, die natürlich den meisten Menschen viel näher sind und in ihrem Leben präsenter sind.
An diesem Bsp. zeigt sich eben, dass es recht unsinnig ist, von den Ameisen zu reden, ebenso unsinnig wie es ist, von den Säugetieren, den Vögeln, den Fischen usw. zu reden.
Man könnte diesen Gedankengang weiterführen.
Nehmen wir als Beispiel die in Mitteleuropa häufige Art Lasius brunneus. Mich ärgert es ziemlich und regelmässig, wenn hier generell von einer schädlichen Hausameise geredet wird bzw. der Eindruck erweckt wird, es handele sich um eine solche...
Es mag in unseren Wäldern abermillionen Kolonien dieser Art geben. Sie leben dort in ihrem angestammten, natürlichen Lebensraum und sind Teil der "holzverarbeitenden Industrie", sind Lebewesen, die alte und absterbende sowie noch lebende, bereits in Teilen absterbende Bäume besiedeln und verarbeiten. Diese Ameisen schaden hier nicht, ebenso wenig wie beispielsweise Hirschkäfer, Hornissen, verschiedene Bockkäfer bis hin zu Pilzen sind sie Teil eines funktionierenden und eingespielten Lebensraumes.
Nun leben diese Ameisen aber in Totholz und siedeln hier. Dummerweise unternehmen die jungen Königinnen Hochzeitsflüge und landen hinterher oft gezielt an Bäumen oder anderen "Gehölzen" oder suchen diese auf, um hier in geeigneten Höhlungen zu gründen. Jetzt kommen diese Ameisen uns ins Gehege. Sie schaden nun durchaus unseren Baulicheiten, sind in Häusern mitunter lästig.
Solche Kolonien in unmittelbarer menschlicher Nähe sind nicht sehr häufig, zumindest in Verhältnis gesetzt und verglichen mit den restlichen Poulationen der Art in Wäldern, einzeln stehenden Bäumen usw. usf.. Sie führen jedoch dazu, dass die Art fast pauschal zur Schadameise erklärt wird. Nicht umsonst ist der Name Lasius brunneus jedem, [color=Black]ich wiederhole:jedem [/color] ansonst in der Myrmekologie nur äusserst mittelmässig gebildeten Schhädlingsbekämpfer geläufig und wird für jede Massnahme, die im Zusammenhang mit "gebührenpflichtigen", aber meist sinnlosen Bekämpfungsmassnahmen gegen heimische "kleine, schwärzlichbräunliche" Ameisen im Umfeld des Menschen steht, herangezogen.
Lange Rede, wenig langer Sinn..;).
Ich glaube, dass man bei den heim. Ameisen nicht nur nicht allgemein von den Ameisen reden darf, wenn man versucht, Laien das Thema näher zu bringen. Man darf ebensowenig bei einer Art von den Schadameisen sprechen, zumindest nicht bei einheim. Arten in einheimischen Gefilden, also in Wäldern, Gärten, Häusern. Auch hier muss man differenzieren, man kann das auch, man sollte interessierten Laien ein gewisses Verständnis zutrauen.

LG, Frank.



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TRIA
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#4 AW: Ameisenschutz und Ameisenbekämpfung

Beitrag von TRIA » 21. Juli 2009, 13:09

So hab ich das noch nie gesehen, das mit den "Schadameisen". Ich selbst hab sie auch schon so betitelt und das ob wohl ich mich regelmässig über den Begriff Unkraut aufrege.

Wie oft hören wir: "Was, du hältst Ameisen, freiwillig??? Also ich find die alle lästig, kommen mir immer in die Küche".

Wer kennt das nicht. Ich versuche dann meist zu erklären, das wir über einen Teppich aus toten Insekten laufen müßten, wenn es sie nicht gäbe. Vieleicht sollte man das Wort Schädling gänzlich aus seinem Wortschatz streichen und eher die Nützlinge hervorheben.


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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