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Ameisenstiche, Sticherfahrungen [u.a. beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010]

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Gast
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#9 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von Gast » 5. Dezember 2010, 16:24

Zu dem Video: Ich weiß nicht, ob Euch das aufgefallen ist:

Die Myrmecia versucht ja sichtlich, sich nach dem Einstich zu befreien, zieht in verschiedene Richtungen, wobei sie um den Stachel rotiert, den sie anscheinend nicht einfach heraus ziehen kann. Leider endet das Video, bevor sie freikommt.

Das ist absolut bemerkenswert und m. E. von dokumentarischem Wert!
Normalerweise kommt etwa eine Wespe, sticht und ist wieder weg. Eine Honigbiene bleibt etwas lĂ€nger und fliegt dann ab, wenn der Stachelapparat herausgerissen ist. Eine Myrmica "beißt" sich fest, sticht und geht wieder weg. – Meistens schlĂ€gt man ja drauf, oder wischt den Angreifer möglichst schnell weg, so dass genauere Beobachtungen selten gemacht werden.

Das Verhalten der Myrmecia im Video sieht so aus, als ob ihr Stachel in der Haut festgehalten wĂŒrde!
Mehr noch: So ein Stachel besteht neben den FĂŒhrungsteilen (die nicht mit eingestochen werden) aus zwei langen, miteinander verfalzten Rinnen, die wie BlĂ€tter zweier StichsĂ€gen nebeneinander, aber gegenlĂ€ufig arbeiten. D.h. sie sind in LĂ€ngsrichtung gegeneinander verschiebbar, aber dank der Verfalzung bilden sie eine Röhre, durch die das Gift in die Wunde gedrĂŒckt wird (ist also nicht mit der starren KanĂŒle einer Injektionsspritze vergleichbar!).

Wenn ich mir einen solchen Apparat vorstelle, der in der Wunde feststeckt, so wird bei der Drehbewegung der Ameise entweder das gesamte Rohr wie ein Schraubendreher bewegt (wobei schwer vorstellbar ist, dass es dann nicht herauszuziehen ist), oder die beiden Teile werden umeinander verdrillt, oder die Drehung wird im Bereich der Gasterspitze, an der kompliziert gebauten muskulös-chitinösen Basis der Stechborsten, durch Verdrillung kompensiert.
In jedem Fall ist die Sache bemerkenswert; meines Wissens gibt es dazu keine funktionsmorphologische Untersuchung.

Ich stelle diese Anmerkungen auch mal ins AWiki. Vielleicht liest es da ein Funktionsmorphologe, der etwas dazu sagen kann; vielleicht ist es sogar eine wissenschaftliche Studie wert!

Hat sich mal jemand den Stachel einer Myrmecia unter dem Mikroskop angesehen? Gibt es da evtl. Widerhaken, so wie am Honigbienenstachel?

Jede einschlÀgige Information ist willkommen!

MfG,
Merkur

Edit: Manchmal kann so ein Forum ganz schön stimulierend sein!
Im BemĂŒhen, meine Frage selbst zu beantworten, habe ich etwas nach Bienen- und Wespenstacheln gegoogelt.
Überraschung: Eine glaubwĂŒrdige Seite zeigt, dass auch Wespenstachel Widerhaken haben!
Dabei „weiß“ ich doch seit Kindertagen, dass die Wespen mehrfach stechen können, weil sie anders als Bienen keine Widerhaken am Stachel besitzen, so dass sie diesen unbeschadet aus der Stichstelle ziehen und erneut verwenden können. :furchtbartraurig:
Und noch „manchmaliger“ findet man sogar in BĂŒchern etwas Brauchbares: Im Dettner/Peters 2003, Lehrbuch der Entomologie, S. 638, ist die Stachelspitze einer Wespe abgebildet, mit Widerhaken!
Umso spannender wÀre es, wenn jemand Mikroskop-Bilder vom Myrmecia-Stachel machen könnte!



dr.Ant
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#10 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von dr.Ant » 5. Dezember 2010, 17:06

Also ich glaube nicht dass der Stachel Wiederhaken hat ,da sie ihn doch beim Beutefang benutzen.


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#11 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von sukraM » 5. Dezember 2010, 18:06

Vielleicht hat er aber genau aus diesem Grund Wiederhaken!
Das ist wie beim Angeln...
Wenn am Halen kein Wiederhaken wÀre, könnnte sich der Fisch wieder rausziehen, aber da daran ein Wiederhaken ist eben nicht.
So halten sie die Beute vielleicht so lange fest, bis das Gift injeziert wurde?
Auf jeden Fall denke ich, dass sie genau wegen des Beutefangs Wiederhaken haben.

PS:
Noch besseres Beispiel:
Harpune!
Ohne Wiederhaken schnell wieder drausen, mit eben nicht!
So kann die "Beute" festgehalten werden!



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#12 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von Holy-Ant » 5. Dezember 2010, 18:17

Na ich denke dass sich die gewaltigen Mandibeln eher zum festhalten der Beute eignen;) Eine Aufnahme vom Stachel unter einem Mikroskop wÀre hier wohl hilfreich, ansonsten können wir da ewig weiterraten.

Gruß Holy


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#13 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von antsnature » 5. Dezember 2010, 18:50

@sukraM der Widerhaken beim Angeln dient nur der Sicherheit. Ein verantwortungsvoller Angler knipst ihn ab oder kauft gleich Haken ohne Widerhaken.

Was den Stachelapparat angeht, so werd ich mir den auch mal genauer an schauen.

@dr. Ant eine Biene kann bei anderen Insekten trotz Widerhaken mehrmals stechen. Der Stachel verhakt sich nur bei der Haut von Wirbeltieren wie BĂ€ren, Dachse oder halt Menschen.



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#14 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von dr.Ant » 7. Dezember 2010, 15:58

Ist es wegen des Exoskellets?


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#15 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von Wiseman » 7. Dezember 2010, 16:15

Es hĂ€ngt damit zusammen, dass die Haut von Wirbeltieren beim Einstich sofort anschwillt und dadurch der Einstichkanal schlagartig verengt wird. Bei einem Stachel ohne Widerhaken kann dieser trotzdem noch relativ einfach herausgezogen werden (MĂŒcken, Bremsen usw.). Bei einem Stachel mit Widerhaken ist das schon schwieriger, erst recht wenn dieser besonders groß ist (Bienen).
Ich hatte aber auch schon einmal das VergnĂŒgen, von einer Wespe gestochen zu werden, die daraufhin glatt ihren Stachel mitsamt Giftblase in meiner Haut vergessen hat.

Bei wirbellosen Tieren mit Chitin-Exoskelett bleibt eine Schwellung logischerweise aus, so dass auch ein Stachel mit Widerhaken problemlos wieder herausgezogen werden kann.



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#16 AW: Sticherfahrungen beim Berliner Ameisenstammtisch 4.12.2010

Beitrag von Sajikii » 7. Dezember 2010, 17:15

Interessantes Thema! Auch wenn es jetzt so logisch fĂŒr mich klingen mag, hatte ich vorher nie einen Gedanken daran verschwendet, dass vlt. auch Ameisen die einen Giftstachel besitzen, daran Widerhaken haben könnten. Das gewisse Wespen Widerhaken aufweisen lĂ€sst doch umso stĂ€rker vermuten (der Verwandtschaft wegen?) das Ameisen wie z.B. Myrmecia auch sowas haben könnten? Bis jetzt hatte ich noch nie das VergnĂŒgen das eine Wespe die mich stach, dabei ihren gesamten Giftstachelapparat wie eine Honigbiene verlor. Daher kann es sich wirklich nur um einen oder zwei Widerhaken handeln, die oben drein nicht sonderlich effektiv ausgebildet sind. Wenn man einen Honigbienenstachel betrachtet so sieht man mehrere dutzend Widerhaken, auch wenn ich schon manchmal erlebte das mich eine Honigbiene zweimal stoch, und beim zweiten Mal erst der Stachel fest hang. Es gibt immer wieder Ausnahmen, deshalb mĂŒsste man beinahe öfter so Ameisenstiche durchfĂŒhren um ein sicheres, klares Bild davon zu bekommen, finde ich.

Falls sich niemand finden lĂ€sst der einen Myrmecia Stachel untersuchen will, so wĂŒrde ich mich dazu bereit erklĂ€ren. Bloß fehlt mir das Material dazu, also falls jemand am Abfallhaufen einen Abdomen herumliegen sieht ...

Das ganze Thema macht einen irgendwie extrem Neugierig, wĂŒrde gerne wissen wie die Stacheln generell so manch Ameisengattungen aussieht.


LG

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