Der Fund hat mich gefreut, es ist vermutlich weit und breit das einzige Nest dieser Art. Es befand sich am unmittelbaren Rand eines asphaltierten Parkplatzes entlang einer Landesstraße.
Soweit zur Vorgeschichte!
Im Spätherbst musste ich mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen, dass auf der Zufahrt zum Parkplatz große Mengen Asphaltschutt abgelagert wurden. Das ist vermutlich nur als Zwischenlager gedacht und die endgültige Verbringung auf eine Deponie od. zur Wiederaufbereitung dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Im April erfolgte die Ernüchterung: Das Material war immer noch da und meine Befürchtung ist eingetreten: Das Nest ist vom Parkplatzrand etwa 2 bis 3 m weit in den Schutthaufen gezogen! Klar, der Asphalt erwärmt sich gut und gibt die Wärme nur langsam ab; eigentlich ein idealer Neststandort. Von einem "Hügel" war nichts zu sehen, aber das überrascht mich nicht mehr: Bei fehlendem organischem Material wird kein Hügel gebaut, ein paar Fichtennadeln wurden um den Eingang gelegt!
So, was passiert aber, wenn Bagger u. LKWs eines Tages anfahren u. das Material abholen? Das würde keine einzige Ameise überleben! Da ich ein Herz speziell für seltene od. bedrohte Tierarten habe, dachte ich sofort darüber nach, wie ich das Nest in Sicherheit bringen könnte.
Ich versuche die wiederholte Störung des Nestes, damit die Tiere abziehen. Das ist aber nicht leicht, weil der trockene Schutt bei jeder oberflächlichen Störung nachrutscht und Ameisen od.
In den letzen 4 Wochen habe ich das Nest drei Mal "gestört", kleine Brocken vorsichtig entfernt, Schutt etwas beiseite geräumt. Es gab jeweils große Aufregung und Attacken auf den Retter. Wie sollten die Ameisen auch wissen, dass ich ihnen nur helfen will?
Nun, vor wenigen Tagen war ich wieder zur Kontrolle dort u. habe mit Erleichterung festgestellt, dass meine "Strategie der wiederholten Störung" tatsächlich eine Nestverlagerung zur Folge hatte.
1. Die Schuttberge an der Zufahrt zum Parkplatz
2. Der Rand der Zufahrt: Hier befand sich das Nest unmittelbar am Ãœbergang vom Asphalt zur Wiese. Der rote Pfeil zeigt die Richtung der Abwanderung des Volkes zum Schuttberg
3. Jetzt befindet sich das Nest mit einigen Eingängen wieder an der ursprünglichen Stelle:
4. Ein Exemplar hatte ich im Herbst zur Bestimmung mitgenommen, weil ich (ohne Lupe) nicht sicher war, ob es sich um Raptiformica handelt.
Ergebnis: Eindeutig Formica truncorum!
Jetzt muss ich nur aufpassen, dass die Biesterchen nicht wieder in den Schutt einwandern, sonst war alles umsonst!
L.G.Boro