User des Monats November 2024   ---   marcel  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

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2.11.1 Sehen
Ameisen sehen mit Hilfe der Komplexaugen (Facettenaugen) mit je nach Art 3 - 1.300 Ommatidien bzw. Facetten, die seitlich auf dem Caput gelegen sind und mit den drei Stirnaugen (Ozellen), die man an der Vorderseite des Caput findet.
Jede Art sieht unterschiedlich gut:
Während zum Beispiel Lasius flavus fast gänzlich blind ist, da durch ihre vorwiegend unterirdische Lebensweise die Augen rückgebildet sind, können z. B. Arten der Gattung Cataglyphis (nach Ameisenmaßstab) ausgezeichnet sehen und verlassen sich bei der Orientierung hauptsächlich auf die Methoden der optischen Orientierung.

Die Komplexaugen (Facettenaugen)

Die beiden Komplexaugen bestehen aus 3 - 1.300 weitestgehend gleich gebauten Ommatidien (Facetten), von denen jedes einzelne ein eigenes Bild in Form eines mehr oder minder hellen oder dunklen Lichtpunktes erzeugt.
Das Gesamtbild setzt sich also aus so vielen Lichtpunkten zusammen, wie die Augen Ommatidien enthalten.


Harpegnathos saltator Arbeiterinnen sind gute Jäger mit ausgezeichneten, sehr großen Augen.

Wie viele Ommatidien das Auge besitzt, hängt von der Art, dem Geschlecht und der Kaste ab.
Arbeiterinnen haben innerhalb einer Art oft die wenigsten, Männchen (aufgrund der notwendigen Orientierung während des Schwarmfluges, die das gezielte Anfliegen von Weibchen ermöglichen muss) die meisten Facetten (laut Kirchner: Die Ameisen).

Zitat:
Das von den Komplexaugen entworfene Rasterbild ermöglicht aufgrund der geringen Zahl an Lichtpunkten zwar das Wahrnehmen von Bewegungen aber sicher nicht das präzise Erkennen von Formen.
Trotzdem dürfte das Sehvermögen von Ameisen nicht so schlecht sein, wie die geringe Ommatidienzahl erwarten lässt.
Eine Ameise sieht ja normalerweise kein ruhendes, sondern ein bewegtes Rasterbild.
Während sie läuft oder den Kopf hin und her dreht, "tastet" sie mit ihren Augen fortwährend ihre Umgebung ab und nimmt dabei eine rasch wechselnde Folge von Rasterbildern auf.
Durch Aneinanderreihen der vielen dabei gewonnenen Einzelbildern dürfte es einer Ameise sehr wohl möglich sein, bestimmte Umgebungsstrukturen zu erfassen.
Das hohe zeitliche Auflösungsvermögen des Insektenauges (d.h. die Fähigkeit, selbst sehr rasch aufeinanderfolgende Bildeindrücke zu verarbeiten) ist dabei sicher sehr nützlich.

Auch wenn das optische abtasten der Umgebung die Wahrnehmung von Details im Sehfeld einer Ameise deutlich verbessert:
Aus physikalischer Sicht sind die Komplexaugen keineswegs "technisch" ausgereifte Sehapparte.
Sie sind unfähig, sich auf wechselnde Gegenstandsweiten einzustellen.
Eine Ameise dürfte aus diesem Grunde große Teile ihrer Umgebung nur schemenhaft und ziemlich verschwommen sehen.
(Quelle: Walter Kirchner, Die Ameisen, 2001).

Zusätzlich können viele Ameisenarten auch Farben (kein rotes Licht, dafür jedoch Ultraviolett) erkennen.

Des Weiteren sind Ameisen in der Lage, die Schwingungsrichtung des Lichtes in den einzelnen "Himmelspunkten" zu erkennen.

b) Die Stirnaugen (Ozellen, Punktaugen)

Die drei Stirnaugen (wie der Name sagt, liegen sie in der Stirnregion des Kopfes) sind deutlich kleiner als die Facettenaugen.
Es sind außerdem Einzelaugen, die nicht aus vielen Ommatidien aufgebaut sind.
Sie dienen nicht dem Wahrnehmen von Bildern, sondern vermutlich dem Erkennen von Helligkeitsunterschieden (einschließlich dem Polarisationsmuster), Farben sowie der Richtung, aus der das Licht kommt.


Bei Ameisenarten der Gattung Cataglyphis spielen sie vermutlich eine Rolle bei der Orientierung mithilfe des Sonnenstandes und des Polarisationsmusters,
aber auch hier sind sie scheinbar nicht unbedingt notwendig, da in Versuchen auch Ameisen mit abgedeckten Stirnaugen nicht orientierungslos durch die Gegend getorkelt sind.

Weitere Informationen: Orientierung - Wie Ameisen sich zurechtfinden


2.11.2 Hören
Ameisen hören Töne nicht wie wir Menschen (haben also keine Gehörorgane), sie sind aber in der Lage, Vibrationen/Schall über Sensillen (=best. Sinnesorgane) wahrzunehmen.

a) Campaniforme Sensillen

Sie liegen, wie die meisten Sensillen, an den Fühlern der Ameisen. Bei Atta findet man sie zusätzlich an den Beinen. Dies ist bisher scheinbar nur bei wenigen Arten untersucht worden.

b) Subgenualorgan

Eine Struktur an den Beinen von vielen Arten, die ebenfalls dem Wahrnehmen von Vibrationen dient.

Es ist (Zitat von Sahal) eine Sensille, die zwischen Cuticula und Nervenstrang aufgehängt ist.

c) Johnstonsches Organ

Auch das im nächsten Punkt näher erklärte Johnstonsche Organ dient evtl. dem Hören (erkennen von Luftbewegungen).

2.11.3 Riechen
Ameisen können Gerüche über Sensillen, die an den Fühlern liegen, wahrnehmen.
Die verschiedenen mit dem Riechen in Zusammenhang stehenden Sensillen werden unter dem Begriff "Chemorezeptoren" zusammengefasst.
Sie dienen dem Wahrnehmen von Duftstoffen, aber auch dem Unterschieden verschiedener Kohlendioxid- und Wasserdampf-Konzentrationen (laut Kirchner: Die Ameisen).

Zitat:
Der Wahrnehmung von Duftstoffen dienen haar- oder kegelförmige Ausstülpungen der Antennenwand oder auch Einsenkungen derselben.
All diesen Gebilden ist gemeinsam, dass sie für Duftstoffmoleküle leicht durchlässig sind, die so zu den Riechsinneszellen im Inneren der Fühlergeißel gelangen und diese in Erregung versetzen.
Offensichtlich gibt es bei den Riechsinneszellen auch Spezialisten, die nur auf bestimmte chemische Stoffgruppen oder Substanzen (z.B. Alarmstoffe) ansprechen.

Für die Wahrnehmung von Kohlendioxid besitzen die Ameisen gesonderte Sensillen, welche die Form eines dünnen, langen und gegabelten Schlauches haben; dieser beginnt mit einem Porus in der Antennenwand und führt ins Innere des Fühlers.
(Quelle: Walter Kirchner, Die Ameisen, 2001).

Über die, laut Kirchner, mit Sicherheit vorhandenen Feuchtigkeitssinnesorgane ist kaum etwas bekannt, vermutlich liegen aber auch diese an den Fühlern.

Um bei bewegter Luft die Richtung festzustellen, aus der Gerüche kommen, besitzen die Ameisen das vermutlich auch zu diesen Zweck eingesetzte "Johnstonsche Organ", auch als J-Organ abgekürzt.

Zitat:<
Das J-Organ ist kein einzelner Sensor, sondern eine Gruppe von Sinnesorganen und Hilfsstrukturen im Inneren des Pedicellus (2. Glied der Fuehler, 1. Geißelglied) bei Insekten.
Die Scolopidien oder stiftführenden Sensillen, die zu den mechanoreceptorische Sensoren gezählt werden, durch Bewegung, Biegung, Schwingungen und Beschleunigung erregt.
Bei Ameisen sind die Scolopidien so angeordnet, dass sie ein Abbiegen der Fühlergeißel gegenueber dem Pedicellus registrieren können.
Entgegen früherer Deutung dient das Johnstonsche Organ aber nicht zur Schwerkraftorientierung (FOWLER 1954), vielmehr können die Ameisen so kleinste Luftbewegungen wahrnehmen, durch die ihre Fühlergeißeln leicht gebogen werden.

Quelle: AmeisenWiki, entnommen im September 2009.
Eine Liste der Versionen/Autoren ist hier einsehbar.

2.11.4 Schmecken
Ameisen schmecken nicht in dem Sinne, wie wir Menschen es tun.
Sie riechen über Rezeptoren an den Fühlern an der Nahrung und können so auf die natürlichen Inhaltsstoffe (Proteine/Kohlehydrate) schließen, siehe Punkt 3.

Die vielgliedrigen Fühler (=Antennen) - Vielzweckwerkzeuge der Ameisen.


2.11.5 Fühlen
Ameisen sind in der Lage mit beispielsweise an den Fühlern gelegenen Tasthaaren zu kommunizieren und sich zu orientieren.
Es sind bewegliche Haare, an deren Basis Sinneszellen liegen. Wenn diese Härchen bewegt werden, stimulieren sie die Sinneszellen - die Ameise "fühlt" ihre Umgebung.

Zitat:
Bei größeren Ameisenarten können mehr als 1000-2000 Tasthaare auf jeder Antennengeißel stehen. Da sie über die Fühleroberfläche verteilt sind,
liefern Zahl und Ort der gereizten Haare recht differenzierte Informationen, z.B. über die Größe und Form eines betasteten Objektes.
Und das umso besser, als eine Ameise ja zwei Fühler besitzt, mit denen sie kleinere Objekte auch umgreifen kann.
(Quelle: Walter Kirchner, die Ameisen, 2001)

Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich hier: Orientierung - Wie Ameisen sich zurechtfinden


Quellenangabe: Die Informationen zu diesem Thema stammen großteils aus Walter Kirchners: "Die Ameisen", Bernhard Seiferts: "Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas", Fernsehdokumentationen sowie http://www.ameisenwiki.de.

Autor: chrizzy
Fotos: Alex Wild, Necturus

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