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Blattschneiderameisen Pilz

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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NIPIAN
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#9 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von NIPIAN » 22. Januar 2012, 10:56

Hoi,


ich möchte kurz darauf hinweisen, dass es durch das Wort "Pilz" nicht gleichzeitig zu einer Anhäufung halluzinogener Substanzen kommen muss.
Dafür bekannt sind die Psilocyben und ähnliche (z.B. Gymnopilus purpuratus), welche zur Klasse der Basidiomycota - wie die von den Atta und Acromyrmex verwendeten Pilze - gehören.

Allerdings handelt es sich bei den von Atta und Acromyrmex verwendeten Pilze um Agaricaceae, also champignonartige, genauer Leucoagaricus/Leucocoprinus spp. (über die exakte Klassifikation wird da noch ein wenig gestritten). Wer öfters Champignons ißt, kennt deren krass halluzinogene Wirkung nur allzu gut. Viele Kinder haben damit schlechte Erfahrungen gemacht und mögen die glibbrigen Dinger nicht auf z.B. Pizza und Nudeln - übliche Streckverfahren der Drogenmutti. Auch Erwachsene sehen sich häufig nicht mehr in der Lage, die Merkwürdigkeiten undefinierbarer Konsistenz im Sinne der Einbahnstraße der Speißeröhre zu sich zu nehmen. Überdosis im Kindesalter? Schlechte Mischung vom Botanikdealer um die Ecke? Ich hingegen habe sie recht gern mit Petersilie und ein wenig Olivenöl, zwei weitere, bekannte hardcore-Kräuter- und Konzentratdrogen, beinahe täglich in nahezu jeder Küche verwendet. Ja, ich bin Champignonkonsument und stehe dazu!

Demnach ist die Aussage
Soweit ich weiß ist der Pilz zu den Schimmelpilzen zuzuordnen.

falsch. Schimmelpilze fallen unter Ascomyceten und Zygomyceten, nicht Basidiomycota.



Alpha Chuby
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#10 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von Alpha Chuby » 22. Januar 2012, 11:33

Hey Nipian,

eine Wirkung auf die Gesundheit oder das kurzfristige Wohlbefinden wäre aber bei der Zusammensetzung aus antibiotischen Substanzen und Barkterienstämmen, mit denen man normalerweise nicht in Kontakt kommt, nicht völlig ausgeschlossen -oder?

Grüße



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NIPIAN
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#11 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von NIPIAN » 22. Januar 2012, 11:50

eine Wirkung auf die Gesundheit oder das kurzfristige Wohlbefinden wäre aber bei der Zusammensetzung aus antibiotischen Substanzen und Barkterienstämmen, mit denen man normalerweise nicht in Kontakt kommt, nicht völlig ausgeschlossen -oder?
Doch. Die Substanzen müssen auf das zentrale Nervensystem wirken können und so Sinnestäuschungen verursachen oder Sinneseindrücke verändern. Das ist die Definition von Halluzinogenen.
Es kommt nicht selten vor, dass der gefühlte Rauschzustand durch die simple Erwartungshaltung entsteht - indem der Konsument z.B. heftiger atmet, Angst davor hat, oder bereits angetrunken ist. Das hat aber nichts mit der Wirksamkeit von Halluzinogenen zu tun, sondern z.B. mit simplen Katecholaminausstößen der Nebennierenrinde und pH-Wertänderungen im Blut durch Abatmen von Kohlenstoffdioxid - auch das Wohlfühlen kann man selbst herbeiführen. Bis auf den Alkohol, aber das ist eine andere Geschichte.
Damit ist die Aussage "könnte auslösen" hinfällig. Die Wirkung als solche kann nur durch die Untersuchung im Labor geschehen. Bis dahin ist die Aussage "macht high" lediglich ein Versuch, jemanden zum Kauf zu bewegen.



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The_Paranoid
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#12 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von The_Paranoid » 22. Januar 2012, 11:57

Wieso eigentlich halluzinogen? War doch eigentlich nie die Rede von, oder habe ich etwas überlesen?

Und die von Chubby angesprochenen antibiotischen Substanzen können durchaus einen Einfluss auf mein Wohlbefinden haben, wenn sie beim Verzehr meine komplette Darmflora zerstören und mich dadurch zwingen das ganze Wochenende auf dem Klo zu verbringen.



Alpha Chuby
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#13 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von Alpha Chuby » 22. Januar 2012, 12:32

Hi,

ich tendiere auch eher in the Paranoids Richtung.
Eine psychoaktive Wirkung könnte, wenn es sie denn gibt, durch die native Bevölkerung im Verbreitungsgebiet der Atta und Acromyrmex überliefert sein und (trotz Pilz) in der Ethnobatanik Erwähnung finden.

Aber weniger induktiv: Hat noch kein einziger Myrmecologe oder Mykologe die chemische Zusammensetzung des Atta-Pilzes untersucht???
Das wäre doch schon naheliegend nicht nur die artspezifische Herkunft zu beleuchten sondern auch die chemische Zusammensetzung, vor allem unter Berücksichtigung der enormen Ausmaße der Kolonieen die sich ausschließlich von den Mycelverwachsungen ernähren!?

Grüße



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NIPIAN
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#14 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von NIPIAN » 22. Januar 2012, 12:33

Hoi,


ich gehe nicht davon aus, dass die antibiotische Wirkung gefragt ist, da dann eine explizite Frage danach gestellt wird - und die macht nur bei Krankheit Sinn. Auf einem Stück Attapilz herumzukauen verlangt also mehr, als die Erwartung nach antimikrobieller Wirkung.

Das Wohlbefinden wird durch Antibiotika nicht beeinflusst, wenn der Körper gesund ist - demnach wird er keine Veränderung diesbezüglich merken; außer dem, wenn es doof läuft, von The_Paranoid angemerkten Dünnpfiff, schlimmstenfalls Leber- und Nierenschäden; irgendwie muß das Zeug auch wieder raus. Deshalb impliziert seine Frage eine Steigerung über den Normalzustand hinaus - womit wir bei halluzinogener Wirkung wären.

Eine psychoaktive Wirkung könnte, wenn es sie denn gibt, durch die native Bevölkerung im Verbreitungsgebiet der Atta und Acromyrmex überliefert sein und (trotz Pilz) in der Ethnobatanik Erwähnung finden.
Nein, nicht zwangsläufig. Die Konzentration des Wirkstoffes im Pilz muß ausreichen, um eine Wirkung durch Aufnahme über Lunge, Haut, oder Magen-Darmtrakt zu erzielen. Wie z.B. bei Fliegenpilz+Medizinmann=berauschender+Urin.

Nicht jeder Pilz / jedes Bakterium produziert automatisch eine für den menschlichen Körper antimikrobiell verwendbare Substanz. Unter pubmed findet sich jedenfalls keine Veröffentlichung aus dem von Alpha Chuby gefragten Bereich.



Gast
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#15 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von Gast » 22. Januar 2012, 15:14

Back to the roots! Zu Post # 1 von Jumpstyle:
meines Wissen nach besitzen Blattschneiderameisen vermutlich eine eigene kleine Bakterienzucht. Diese Bakterien verhindern, dass andere Schädlinge den Pilz zerstören. Richtig? Aber was genau verhindert, dass der Pilz von anderen Schimmelpilzen befallen wird? Auch diese Bakterien? Wenn ja, warum zerstören sie dann nicht auch den Pilz der Blattschneiderameisen?
Ich denke, er nimmt Bezug auf diese Geschichte:
Blattschneiderameisen: Zusammenleben von vier Partnern.
Hier ist einiges dazu zusammengetragen:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Archiv_%C3%A4lterer_Ereignisse/2006#Literaturhinweis:_Blattschneiderameisen:_Zusammenleben_von_vier_Partnern_.2807.01.2006.29

Dort auch verlinkt: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,393882,00.html

Zur Frage nach der Essbarkeit der Pilzkultur (nicht Fruchtkörper!) möchte ich nur erwähnen, dass diese in frischem Zustand, also aus dem Nest genommen, neben halbverdautem Kompost und Pilzmyzel auch Brutstadien und Jungtiere der Ameisen enthält. Mahlzeit!
Das wäre ja fast etwas für das „Dschungelcamp“ :D (Ich würde es nicht ausprobieren).

Zu den Inhaltsstoffen kann ich nichts sagen, bin kein Mykologe.

MfG,
Merkur



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Fraaap
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#16 AW: Blattschneiderameisen Pilz

Beitrag von Fraaap » 22. Januar 2012, 16:41

Ich wollte doch nie den Pilz essen oder mich damit volldröhnen.... o_O
Ich dachte eigentlich eher an die Beeinträchtigung meiner Gesundheit durch das Einatmen von Pilzssporen oder etwas dergleichen.
Da der Pilz aber offenbar doch eine andere Zugehörigkeit hat als ich im Gedächtnis hatte, hat sich das ganze ja wohl erledigt.. ^^



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