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Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Camponotus
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#1 Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 15. Juni 2013, 13:10

Hallo Ameisenforum,

Dies ist ein Haltungsbericht, Kommentare bitte in den Diskussionsthread

Diskussionsthread

hier soll ein - hoffentlich - langer und bebilderter Haltungsbericht über meine ersten Ameisen entstehen.
Ich bin absoluter Anfänger und bitte daher um Tipps und Ratschläge, gerade wenn euch auffällt, dass ich was falsch mache.

Ich halte Camponotus ligniperdus

Taxonomie
-Familia: Formicidae (Ameisen)
--Subfamilia: Formicinae (Schuppenameisen)
---Tribus: Camponotini
----Genus: Camponotus Mayr, 1861
-----Subgenus: Camponotus Mayr, 1861
------Species: Camponotus ligniperdus (Latreille, 1802) [ehemals Camponotus ligniperda]
-------Subspecies: Camponotus ligniperdus afer Stärcke, 1942; Camponotus ligniperdus nigrescens Gösswald, 1932; Camponotus ligniperdus ligniperdus (Latreille, 1802)


Allgemeines
Heimat: ganz D, Mitteleuropa, planar-collin, sonnenexponiert auch montan.
Verbreitungskarte:

Habitat: sonnige Stellen warmer Laub- und Laub-Nadel-Mischwälder, Feldraine, Trocken- und Halbtrockenrasen mit Buschwerk; thermophiler als Camponotus herculeanus: Juli-Temperatur etwa +2,8°C (Seifert, 1994).
Kolonie: monogyn, selten oligogyn, bei schwül-warmem Wetter sehr aggressiv, in der Regel gemächlich, kann aber vor allem bei Störungen sehr schnell werden.
Koloniegröße: ?
Koloniealter: ?
Gründung: claustral, auch Pleometrose oder Adoption.
Arbeiterinnen: polymorph, Minor bis Major mit Übergängen.
Nestbau: Lebend- und bevorzugt Totholz mit großem Erdnest-Teil, ohne Bäume/Holz auch reine Erdnester.
Nahrung: Trophobiose, Zoophagie, auch Anbeißen von Gehölz-Phloems (Honig und Insekten in der Haltung).
Winterruhe: 5 - 6 Monate, rein endogener Rhythmus, kein obligatorischer Nestverschluss.
Fortpflanzung: Schwärmt Anfang Mai - Ende Juni, in der Regel 330 - 105 Minuten vor Sonnenuntergang bei 21 - 28°C Lufttemperatur. Die Geschlechtstiere überwintern zweimal, einmal als Larve und einmal als Imago.


Aussehen/Färbung
Minors - Majors: hochglänzend; Thorax, teils Femur, Petiolus und Ansatz 1. gastrales Segment rot. Rest der Beine und Gaster schwarz.
Die Färbung kann schwanken und unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Königinnen: wie Arbeiterinnen, Rotfärbung kann jedoch deutlich dunkler ausfallen.
Männchen: ?


Größe
Minors - Majors: ca. 6 - 14 mm
Königinnen: ca. 16 - 18 mm
Männchen: ca. 8 - 12 mm


Entwicklungsdauer
Arbeiterinnen: ca. 31 - 54 Tage
Eier - Larven: ca. 9 - 16 Tage
Larven - Puppen: ca. 10 - 14 Tage
Puppen - Imagines: ca. 12 - 24 Tage


Bemerkungen
(Anmerkung des Autors: Für mich gehört Camponotus ligniperdus zu den schönsten und reizvollsten Ameisen: Glanz, Färbung und Größe sind sehr eindrucksvoll und lassen die meisten Exoten blass aussehen. Zudem sind gerade durch die Größe Verhaltensmuster wie Brutpflege und Trophallaxis sehr gut zu beobachten.)

Camponotus ligniperdus hat den "Mandibel-Kampf" für sich kultiviert und weiß diesen sehr effektiv einzusetzen: Bei Angriffen hält Camponotus ligniperdus etwas Abstand, ruckt kurz nach vorne und beißt mit den Mandibeln zu, geht dann sofort wieder auf Abstand. Zusätzlich zum Mandibel-Kampf kann vor allem bei Beute der Einsatz der Giftdrüse gut beobachtet werden.

Der alte Artname Camponotus ligniperda ist nicht mehr gültig. Bisher wurde das Art-Epitheton „ligniperda“ als Substantiv in Apposition zum Gattungsnamen betrachtet, der Name wurde also als „die Holzzerstörerin“ übersetzt. Den Ausführungen eines amerikanischen Myrmekologen zufolge muss es aber als Adjektiv gesehen werden (holzzerstörende Rossameise), dass dann die zum männlichen „Camponotus“ passende männliche Endung „-us“ bekommen muss. Weitere Informationen gibt es unter dem entspr. Link beim Punkt "Wichtige/interessante Diskussionen und Beiträge".




Haltung
Empfohlen für Anfänger: geeignet
Temperatur: Raumtemperatur, Nest kühler.
Feuchtigkeit: Nest mit trockenen und feuchten Bereichen
Nest: Erdnest, Ytong, Holznest, Farm mit Plattenabstand >20mm, Gips kann zernagt werden.
Formicariengröße: Minimum 60 x 30 cm (ab erster Arbeiterin).
Formicarienzubehör: keins, Heizung ist kontraproduktiv und verkürzt die Sommer- und somit Aktivitätsphase erheblich. Bei zu warmer und gleichmäßiger Temperatur kann Camponotus ligniperdus bereits gegen Ende August das Sommergeschäft erledigt haben und begibt sich störrisch in die Winterruhe. Der bei anderen Gattungen erhoffte Vorteil einer erhöhten Vermehrungsrate trifft bei dieser Gattung definitiv nicht zu!
Bodenbeschaffenheit: ?
Sonstige Haltungsinformationen: Aufgrund der Größe ist der Ausbruchsschutz leichter herzustellen.


Quelle

Gestern kam die Gyne mit vier Arbeiterinnen, alle schienen wohlauf zu sein.
Ich habe sie dann gleich in ihr neues Zuhause gesetzt und vorher das RG mit roter, selbstklebender Folie umwickelt. So sehe ich zwar weniger, aber für die Ameisen sollte es besser sein.

Abends habe ich mit der Hand auf dem Balkon eine Motte gefangen, abgebrüht und ins Formicarium gelegt. Dazu habe ich einen Tropfen Zuckerwasser-Honig-Mischung getan.

Die Ameisen haben auch sehr früh angefangen zu "furagieren" (korrigiert mich, wenn ich die falsche Terminologie nutze) und ich habe zwei mal beobachten können, wie eine Ameise vom Honig naschte.

Hier ein Blick ins ganze Formicarium (ohne Blitz gemacht, ich denke, ic hwerde mir mal ein kleiens Stativ zulegen für bessere Fotos)
Bild


Und jetzt auch leider sofort die schlechte Nachricht (bitte helft mir im Diskussionsthread)

Als ich mich vor das Formicarium setzte, um die Fotos für den Haltungsbericht zu machen, sah ich, wie eine Arbeiterin eine andere, zusammengekrümmte Arbeiterin ins Nest trug. Dort liegt sie jetzt und bewegt sich nicht. Ich schätze sie ist gestorben.

Hier der Versuch eines Fotos:
Bild

In der Mitte liegt die - vermutlich - tote Arbeiterin


Kann das am Umzugsstress liegen? Oder an der Motte? Muss ich mir ernsthafte Sorgen machen? Leider kann ich die Ameise nur aus dem Nest holen, wenn ich es aufstelle. Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist.

Eine andere Arbeiterin war sehr aktiv und turnte durch das ganze Formicarium.

Leider war sie so fix unterwegs, dass ich ohne Blitz nichts scharfes hinbekommen habe.

Bild



Mittlerweile sind es zwei aktive Arbeiterinnen, während eine bei der Königin bleibt. Sie klettern auch an den Scheiben lang. Ist das ein Zeichen dafür, dass irgendwas im argen ist?!


So, das war mein erster Beitrag im Haltungsbericht, ich hoffe, es gefällt euch.
An der Qualität der Fotos wird gearbeitet!



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#2 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 15. Juni 2013, 15:11

Mittlerweile sind die Ameisen zur Ruhe gekommen und befinden sich , genau wie die wohl ziemlich sicher tote Ameise, im Reagenzglas.
An der Watte ist hinten etwas Dreck, lies sich aber leider nicht fotografieren.

Bild

Heute konnte ich leider nicht sehen, ob die Ameisen gefressen haben. Die Motte von gestern sieht unberührt aus, vielleicht sollte ich sie austauschen?!

Bild

Allerdings konnte ich beobachten, dass die Ameisen angefangen haben, etwas Sand in das RG zu schleppen. Sieht schon beeindruckend aus, wenn eine Ameise Sand schleppt.
Leider gibt es davon kein Foto, weil ich zu langsam war.

Bild



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#3 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 16. Juni 2013, 02:30

Ein kleines nächtliches Update:

Die Ameisen scheinen die tote Arbeiterin entweder verwertet oder entfernt zu haben, im Formicarium finde ich sie auf jeden Fall nicht. Wäre zwischen den Nadeln auch schwierig.


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Auch das Futter sieht noch so aus, wie heute Mittag. Wie oft sollte ich den Honig auswechseln?

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Die Motte wird morgen gegen eine Fliege o.ä. ausgetauscht. Offenes Fenster und Licht an sollte schnellen Erfolg bringen.



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#4 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 17. Juni 2013, 13:06

Heute beim Blick ins Formicarium war ich etwas überrascht.

Zum einen hatten die Ameisen die tote Arbeiterin aus dem RG getragen und im Formicarium gut sichtbar platziert. Ich habe sie dann mit einer Pinzette entfernt und fotographiert. Leider bin ich kein Makro-Experte, aber so sah die tote Arbeiterin aus:

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und nochmal von der Seite:

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Auf den Fotos sind weiße Flecken zu sehen, könnten das Milben sein!?


Desweiteren haben die Ameisen weiter gemacht, den Eingang des RGs zu verbarrikadieren. Leider konnte ich noch nicht sehen, wie die Ameisen die Kiefernnadeln transportiert haben. Aber in denen muss ja echt viel Kraft stecken!

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Als ich das Futter wechseln wollte, sah ich, wie eine Arbeiterin Sand transportierte, allerdings verschreckte sie das Anheben des Deckels so, dass sie unter einen Kiefernzapfen flüchtete und dort blieb.

Daher waren nur zwei Arbeiterin bei der Gyne, die einige Eier vor sich liegen hat.

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Wie gefällt euch der Haltungsbericht besser? Mit den Bildern von Imageshack direkt eingebunden oder über die Forumsfunktion?



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#5 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 17. Juni 2013, 14:25

Die kleine Spinne, die die tote Motte ersetzt hatte, war wohl ein Glückgriff.

Kaum 10 Minuten, nachdem ich sie in das Formicarium gelegt hatte, fand ich sie schon im RG wieder.

Während eine Ameise immer wieder an der Spinne herumkaut, baut eine emsig den Eingang des RGs zu. Es ist schon beeindruckend, wenn eine Ameise eine Kiefernnadel transportiert!

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Die dritte Arbeiterin rennt wie wild durch das Formicarium und untersucht scheinbar alles. Ich sollte vermutlich schnell ein weiteres Formicarium mit einem Schlauch anschließen!

Ausbruchsschutz funktioniert aber:

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Leider sind nur die beiden Bilder an der Scheibe was geworden, sonst war sie einfach zu fix unterwegs, um sie ohne Blitz zu fotografieren.

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Was mir auch aufgefallen ist: Die Arbeiterinnen scheinen sich zu "putzen". Spricht das für Milbenbefall oder ist das normal?



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#6 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 18. Juni 2013, 18:36

Heute nur ein kleines, kurzes und fotoloses Update:

Die Ameisen sind alle im Nest, haben die Spinne zu den Eiern gebracht und scheinen der Königin beim pflegen der Eier zu helfen.

Ich hoffe, sie überstehen die Mordshitze gut. Es ist gerade 26°C in meinem Zimmer war, vielleicht sollte ich ein paar Flaschen kaltes Wasser auf das Formicarium stellen, um es abzukühlen.



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#7 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 19. Juni 2013, 17:25

Die Ameisen sind immernoch dabei, sich um die Brut zu kümmern. Ich konnte sie nicht mehr beim furagieren beobachten und die Spinne liegt noch im Nest herum.

Heute habe ich den Honig wieder ausgetauscht, es wirkte auf mich so, als sei dieser merklich weniger geworden.


Sobald die Spinne aus dem Nest geworfen wird, werde ich eine Schnake oder eine Fliege (beide liegen schon im Gefrierfach bereit) in das Formicarium legen und schauen, ob die so gut ankommen, wie die Spinne.

Hier noch ein schnelles Foto:

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#8 AW: Camponotus ligniperdus - Anfängerhaltungsbericht

Beitrag von Colophonius » 20. Juni 2013, 21:46

Über Nacht haben die Ameisen den Nesteingang fast komplett geschlossen, für mich ein Zeichen, dass ihnen das Nest gefällt.

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Das Stück Rinde im Eingang bestätigt wohl, dass Camponotus ligniperdus ihren Namen nicht zu Unrecht trägt.

Außerdem habe ich heute das Futter wieder erneuert. Als ich den Honig nachgefüllt habe, gab es im Nest eine regelrechte Aufruhe, die Königin rannte hin und her und auch die Arbeiterinnen wirkten nervös. Hätte garnicht gedacht, dass die Königin so agil sein kann.

Als ich jedoch mit einer Pinzette eine tote Schnake (erst gefroren, dann abgebrüht, die sollte wohl bekömmlich sein) in die Futterschale legte, störte das keinen.

So sieht es jetzt aus:

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Ansonsten ist alles beim Alten, die Gyne und die Arbeiterinnen kümmern sich vorwiegend um die Eier. Mal sehen, wann Larven daraus werden!



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