Da hatte Herr Mendel GlĂĽck . . .

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Attafive
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#1 Da hatte Herr Mendel GlĂĽck . . .

Beitrag von Attafive » 17. August 2011, 12:41

GrĂĽezi allerseits!

Beim Stöbern fand ich im Sitzungsbericht der Zool.-Bot. Ges. Österreich über die "Sitzung am 6. Mai 1863" auf p. 40. folgende Mitteilung:

"Herr Georg Ritter von Frauenfeld machte folgende Mittheilung:
Herr Gregor Mendel, Hochwürden, ist in Band XII pro 1862 irrthümlich unter den ausgeschiedenen Mitgliedern eingereiht worden. Da aber derselbe den Jahresbeitrag jedes Jahr ungesäumt eingesendet hat, so ist er ordnungsgemäss unter den Mitgliedern aufzuführen, was hiermit zur Vermeideung eines Missverständnisses mitgetheilt wird".

Das tröstet mich über andere Verhaltensweisen hinweg . . .

GrĂĽsse Ryk



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Boro
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#2 AW: Da hatte Herr Mendel GlĂĽck . . .

Beitrag von Boro » 17. August 2011, 13:32

Hallo Attafive!
Das ist ein schönes Beispiel österr. Sprachkultur, möglichst umständlich und verklausuliert....
Dies wurde von unserem "Amtsdeutsch" abgelöst, das ist genau so umständlich, aber mit dem Unterschied, dass es der "Normalbürger" oft nicht mehr versteht!
L.G.Boro



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erix
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#3 AW: Da hatte Herr Mendel GlĂĽck . . .

Beitrag von erix » 17. August 2011, 22:23

Hallo Attafive und Boro

Es zeigt auch, wie schon nach 150 Jahren ein gewöhnlicher Satz bereits nicht mehr eindeutig ist.

Ist Herr Georg ein "Ritter von Frauenfeld" oder ist er ein Herr G. Ritter, der in Frauenfeld wohnt? Da Frauenfeld im Thurgau (Schweiz) liegt, ist letzteres wahrscheinlicher. Vermutlich ist der Verfasser der wahrscheinlich genau zitierten Mitteilung also Schweizer. Wahrscheinlich war die geschriebene Sprache der Gebildeten im ganzen deutschsprachigen Raum damals einheitlicher als heute.

1862 war Mendel noch mitten in der Zuchtarbeit an Erbsen. Da er im gleichen Jahr einen Naturforscher-Verein in Brünn gründete, darf man annehmen, das er sich damals bereits als Wissenschafter sah. Publiziert hat er aber erst vier Jahre später. So stellt sich wiederum die Frage, weshalb dem Frauenfelder der unbekannte Mönch (der aus Armut ins Kloster ging, um so studieren zu können) so wichtig war. Oder hat sich Mendel doch aus der Zoolog.-Bot. Gesellschaft verabschiedet und nach Dissidentenart einen eigenen Verein gegründet? Vermutlich hat ja das Kloster den Mitgliederbeitrag überwiesen, vielleicht sogar ohne Wissen des Mönchs.

Historische Texte haben es in sich!

Gruss: erix

Nachtrag: Georg von Frauenfeld war ein Naturforscher (1807-1873), der in den erblichen Ritterstand erhoben worden war und mehrere grosse Expeditionen unternommen hat. Also kein Schweizer sondern Ă–sterreicher (Wien) und eine massgebliche Figur in der Zoolog.-Bot. Ges. Gesellschaftlich also ein Antipode zum Kleinbauernsohn und Aussenseiter Mendel. Umso bemerkenswerter erscheint die Notiz!



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Attafive
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#4 AW: Da hatte Herr Mendel GlĂĽck . . .

Beitrag von Attafive » 18. August 2011, 10:36

GrĂĽezi Boro und erix !

Danke für eure interessanten Ergänzungen.

Ich hatte mir auch überlegt, ob Herr Mendel ob dem vielen Erbsenzählen möglicherweise die Bezahlung des Jahresbeitrages vergessen haben könnte . . . andererseits zeigt diese Notiz, dass man damals offensichtlich noch Zeit hatte, Sitzungsberichte genau zu lesen und auch Unstimmigkeiten zu entdecken . . . was heute, im Zeitalter von E-Mail und Forenbeiträgen oft nicht mehr der Fall zu sein scheint . . .

Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass Gregor Mendel zu jener Zeit einen regen Briefwechsel mit dem Zürcher Botaniker Carl v. Nägeli (Kilchberg a. Zürichsee) hatte, dieser wiederum in Kontakt mit einem gewissen Charles Darwin gestanden hatte, aber von Nägeli nicht erfahren hatte über Mendels Erbsen, weil Nägeli offenbar Mendels Arbeit damals nicht gar so ernst genommen hatte . . .

Na ja, so ändern sich die Zeiten . . .

Gruss Ryk



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