Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Ameisenstephan
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#1 Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von Ameisenstephan » 30. April 2011, 18:58

Guten Abend,
als ich heute im Garten die Umgebung um den Stein erkundet habe, unter dem eine ziemlich große Myrmica cf. sabuleti-Kolonie lebt(e), fiel mir auf, dass um ihn herum einige Lasius (vermutlich brunneus) rumliefen. Das machte mich neugierig und so hob ich die Steinplatte an. Was ich sah war schockierend:
Wo noch vor 2 Wochen hunderte Myrmica-Arbeiterinnen herumwuselten und Eier lagen fand ich nun eine kleinere Anzahl an Lasius (etwa 50) vor, eine tote Myrmica lag noch herum. Sie hatten scheinbar das Nest der tollen Myrmica überfallen und ausgelöscht und leben jetzt dort. Ich hätte die Biester grad zertreten können:furchtbartraurig:
(Bevor es zu diesem Kommentar Diskussionen gibt: Ich töte keine Ameisen, schonmal gar nicht wenn sie ganz normal leben, sprich andere Kolonien angreifen. Das ist nunal Natur)
Nur hatte ich mich grad bei Myrmica auf die Schwarmflüge gefreut :(

Im ganzen Garten konnte ich schon beobachten das Lasius flavus und Myrmica sp. bis zur Fast-Ausrottung gejagt werden-von drei verschiedenen Arten (Lasius niger und brunneus und die Formica rufibarbis).
Wie überleben diese Arten, wenn sie scheinbar von anderen Ameisen immer gejagt werden?


Mfg, Stephan

Krabbeltierfan
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#2 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von Krabbeltierfan » 30. April 2011, 19:50

Jeder ist mal Jäger und mal Gejagter. Selbst die beste und stärkste Ameise kann nichts ausrichten, wenn son toller Vogel kommt und hunger hat ;)

Lasius niger z.B. sind ja nun nicht gerade zimperlich, aber ich konnte z.B. in Dänemark sehen das eben diese von Waldameisen geschnappt werden.

Zu den Lasius flavus: Die haben sehr große Kolonien unterhalb der Erde, oftmals unbehelligt von großen territorialen Streitigkeiten. Wenn dann mal ein Eingang belagert und fünf von denen geschnappt werden, geht nicht die Kolonie unter.

Genauso deine Myrmica sp. Was sagt dir, dass sie alle tot sind? Es kann gut sein, dass sich ein Großteil der Kolonie gerettet hat.

Im allgemeinen kann man sagen, dass jede Art ihre spezielle Lebensweise hat. So lieben es viele Myrmica-Arten sehr feucht, solche Lebensräume werden ihnen von den Lasius-Arten meist nicht streitig gemacht, für die ist es zu nass ;-) Solange die Natur nicht von den Menschen zerhackstückelt wird, findet auch jede Art ihren Platz...irgendwo.

MfG



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syafon
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#3 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von syafon » 30. April 2011, 21:45

Hoi!

Ameisenstephan hat geschrieben:Wo noch vor 2 Wochen hunderte Myrmica-Arbeiterinnen herumwuselten und Eier lagen fand ich nun eine kleinere Anzahl an Lasius (etwa 50) vor, eine tote Myrmica lag noch herum. Sie hatten scheinbar das Nest der tollen Myrmica überfallen und ausgelöscht und leben jetzt dort.


So wie du vermutest, dass die (vermutlich) Lasius sp. der Grund sind, warum die Myrmica sp. nicht mehr dort ist, werfe ich mal die Vermutung in den Raum, dass du (bzw. dein unbedachtes Anheben des Steines vor 2 Wochen) der Grund bist, warum sie sich (höchstwahrscheinlich) woanderst hin verzogen haben.

Ich denke eher weniger, dass die Kolonie tot ist. Wenn tatsächlich 200 Arbeiterinnen mit Brut unter dem Stein waren, dann braucht es schon einen ordentlichen Angriff einer großen verfeindeten Kolonie, um die wehrhaften Myrmica zu töten. Denn die sind auch nicht gerade zimperlich, wenn es um die Verteidigung ihres Nestbereichs geht.

Was anderes ist es, wenn sie plötzlich durch Lichteinfall im Nest gestört werden (wie zB durch das Anheben eines Steins!), dann ziehen sie sich in den Untergrund zurück, weil die Brut an der Oberfläche sehr gefährdet ist und in Sicherheit gebracht werden muss.

lg
syafon


In der Ruhe liegt die Kraft!

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christian
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#4 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von christian » 30. April 2011, 21:53

Ich denke eher weniger, dass die Kolonie tot ist. Wenn tatsächlich 200 Arbeiterinnen mit Brut unter dem Stein waren, dann braucht es schon einen ordentlichen Angriff einer großen verfeindeten Kolonie, um die wehrhaften Myrmica zu töten. Denn die sind auch nicht gerade zimperlich, wenn es um die Verteidigung ihres Nestbereichs geht.



Das zwar nicht, aber Myrmica ist gegenüber ganz besonders Lasius nahezu wehrlos! Sie werden wie am Fließband abgeschlachtet, wenn das Nest erstmal offen liegt. Zumal Lasius (besonders niger) eine schnelle Rekrutierung veranstalten kann, und dann in richtigen Massen angreifen- und darauf folgt die "Wanderameisenstrategie"; Sie überrennen die anderen Ameisen mit einem Massenansturm von mehreren tausend Tieren und fixieren die Tiere einfach- anschließend werden sie gekillt. Da nutzt ihnen der Stachel auch nichts mehr.

Man höhrt ja auch ab und an von von einem Aus- mit anschließendem Einbruch in ein anderes Formicarium mit Todesfolge der heimischen Kolonie- und zwar von Lasius. Boro hat glaube ich mal auf die Art ein Messor- Volk verloren und die können sich als richtige Schlachtschiffe herausstellen, wenn sie ihr Nest verteidigen!



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Boro
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#5 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von Boro » 30. April 2011, 21:58

Vor allem Lasius niger und Lasius emarginatus sind als dominante Arten bekannt, die die meisten Konkurrenten aus dem Weg räumen. Ich habe beide im Garten, wobei vor allem L. niger gegen Myrmica sp. oder L. flavus auch unterirdisch vorgeht, aber auch andere Arten, wie Serviformica sp. müssen weichen.
Ich hatte davon schon früher berichtet, dass sie meine Pheidole pallidula-Nester im Glashaus schon vor Jahren platt gemacht hätten, wenn ich nicht ständig eingreifen würde. Manica rubida-Nester hat L. niger vernichtet, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Zuletzt konnte ich beobachten, wie L. emarginatus ein Nest v. Dolichoderus quadripunctatus erobert hatte.
Die zwei Arten sind dominant und territorial, sehr aggressiv, rekrutieren sehr rasch und greifen gleich mit ganzen Heereszügen an. Sie sind sehr findig, sehr kooperativ und können ausgeklügelte Strategien zur Anwendung bringen (Bau von Stützpunkten und Brückenköpfen im "Feindesland" , Benützung v. Gräsern u. am Boden aufliegenden Blättern als Deckung während des Vorrückens, bei unüberwindlicher Gefahr werden z. B. die Angriffe in die Nachtstunden verlegt.
Da L. emarginatus aber spezielle Habitatsansprüche stellt und daher viel seltener ist, hat sich L. niger, die mit fast allen Gegebenheiten zurecht kommt, zur erfolgreichsten und häufigsten Ameise in Europa entwickelt. Eine richtige Erfolgsgeschichte.......
L.G.Boro



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Ameisenstephan
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#6 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von Ameisenstephan » 1. Mai 2011, 01:16

Schade nur um seltenere Arten wie Dolichoderus...


Mfg, Stephan

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Ameisenstephan
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#7 AW: Das Schicksal einer Myrmica sabuleti Kolonie

Beitrag von Ameisenstephan » 1. Mai 2011, 12:38

Srry, Doppelpost, aber ich wollte keinen eigenen Thread für aufmachen:
Zunächst für Octicto und Nymphe:

  1. Ihre Suchanfrage erzielte keine Treffer. Bitte versuchen Sie es mit anderen Suchbegriffen.
Okay.
In letzter Zeit beobachte ich immer häufiger Lasius niger und brunneus im Garten, auch dort wo vorher eine andere Kolo war (s.o.).
Heute z.B. joggte neben einem L. niger-Nest nahe am Haus (*bibber*) eine Lasius brunneus gemütlich entlang. Vorher hab ich die Art nur auf dem Baum und im Ex-Myrmica-Nest gesehen. Scheinbar ist die Art ziemlich auf dem Vormarsch im Garten.

Ist sie dominanter als Lasius niger? Weil folgendes würde nicht zu einer aggressiven Ausbreitung passen:
[quote="Ameisenwiki"]bei Störung wenig aggressiv und schnell flüchtend]

Oder verwechsel ich sie mit Lasius emarginatus? Diese wiederum ist nicht arboricol soviel ich weiß und dann wäre die plausibelste Lösung, dass beide im Garten leben, allerdings kann man die zwei ja unterscheiden...


Mfg, Stephan

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