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Der Tod kommt manchmal langsam

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Boro
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#1 Der Tod kommt manchmal langsam

Beitrag von Boro » 15. September 2012, 11:17

Der Sohn hat diesmal sehr interessante Bilder und Videos aus Istrien mitgebracht. Durch Zufall konnte er das Töten einer Messor capitatus durch einen Ameisenjäger beobachten. Ich vermute, dass es sich dabei um eine Zodarion sp. handelt, viell. Zodarion elegans. Eine heimische Zodarion sp. (viell. Zodarion italicum) wurde bei der Jagd bereits in diesem Thread behandelt:http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/camponotus-vagus-vs-callilepis-cf-nocturna-fotobericht-t33496.html

Das Tier war bereits sicher vorgeschädigt, es konnte sich zwar noch auf den Beinen halten, war aber sonst kaum mehr bewegungsfähig. Auffallend war auch ein wiederholtes Zucken der Gaster, was vermutlich auf eine Schädigung des Nervensystems hinweist. Diese "Vorschädigung" kann viele Stunden zurückliegen, Zodarion spp. beißen das erste Mal vorwiegend in die Gliedmaßen. Gerade einige Arten der Unterfamilie Myrmicinae erweisen sich nicht nur wegen der guten Panzerung als relativ widerstandsfähig gegen Spinnengifte: Nach dem Biss der im oben angeführten Link gezeigten Callilepis spp. in die Fühlerbasis, kann eine Tetramorium sp. z. B. bis 24 h überleben. Arten der Unterfamilie Formicinae von Formica spp. bis Camponotus spp. erliegen jedoch rasch der Paralyse.
1. Die Major-Arbeiterin steht hilflos da, scheint aber die Annägerung der Spinne zu bermerken. Wehren kann sie sich nicht mehr!
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2. Die Spinne kommt "ungeniert" näher. Keine einzige Nestgenossin der Ameise scheint sich darum zu kümmern. Kein Vergleich zu der viel schnelleren Camponotus vagus, dort wird zumindest "Alarm" ausgelöst."
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3. Auch hier konnte kein Zubeißen der Spinne bemerkt werden!
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4. Jetzt untersucht die Spinne die Mundregion der Ameise. Die kräftigen Mandibeln sind inzwischen funktionslos....
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5. Längere Zeit beschäftigte sich die Spinne mit dem hier gezeigten seitlichen Thorax. Vermutlich hat sie durch eine Körperöffnung das Verdauungsenzym injiziert.
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Ein Sterben, das über viele Stunden andauern kann und niemand kommt zu Hilfe! Ein schreckliches Gefühl, nur gut, dass die Ameisen nicht so fühlen und denken können wie wir!
L.Boro



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#2 AW: Der Tod kommt manchmal langsam

Beitrag von Ameisenfanatiker » 15. September 2012, 11:23

Wow! Wirklich spannende Geschichte! Auf dem letzten Bild wurde aber andscheinend doch Arlam ausgelöst.



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#3 AW: Der Tod kommt manchmal langsam

Beitrag von Intro » 15. September 2012, 11:33

Ameisenfanatiker hat geschrieben:Auf dem letzten Bild wurde aber andscheinend doch Arlam ausgelöst.


Hallo Ameisenfanatiker!

Das glaube ich nicht, sonst hätte die Spinne sich nicht so ungehindert an der Major-Arbeiterin bedienen können!


@Boro: Wieder einmal schöner Bericht, die Fotos deines Sohnes sind ja auch nicht "von schlechten Eltern". Im wahrsten Sinne des Wortes!

Danke für den Beitrag!

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Mit freundlichen Grüßen,

Blabbi



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Boro
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#4 AW: Der Tod kommt manchmal langsam

Beitrag von Boro » 15. September 2012, 14:05

Auch nach eigenen Beobachtungen sind Messor spp. vor allem im Vergleich zu den Formicinae langsam und für alle möglichen Feinde eine leichte Beute: Vor allem die Majoren kann ich nur als langsam und "tollpatschig" bezeichnen, der Mandibeleinsatz bei der Verteidigung ist ineffektiv. Die im Verhältnis zum Gesamtkörper zu großen Köpfe mit den kräftigen Mandibeln sind zwar zum Aufknacken von Samen sehr gut geeignet, nicht aber zum Kampf. Wenn ich da an den Mandibeleinsatz der viel wendigeren Camponotus-Majoren (z. B. vagus od. ligniperdus) denke - überhaupt kein Vergleich.
L.G.Boro



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#5 AW: Der Tod kommt manchmal langsam

Beitrag von Ameisenfanatiker » 15. September 2012, 15:39

Da gebe dir recht Boro. Wenn du wissen willst, was ich beobachten werde (wenn ich meine C. ligniperdus habe, M.capitatus habe ich ja schon - siehe Haltungsbericht in meiner Signatur) dann schreibe mir einfach eine PN.

LG

Amfa



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