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Dreidimensionales Nest für große Kolonien

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Nuptial
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#1 Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von Nuptial » 17. September 2008, 20:39

Hallo Ameisenfreunde!

Ich bin beim Stöbern in der Bibliothek auf einen Bericht über eine Atta-Kolonie gestossen, die 10 Jahre lang im Labor gehalten wurde. Aus zwei Gründen habe ich mich entschieden, von diesem Artikel hier zu erzählen: Erstens, weil zur Zeit immer wieder die Frage nach Langzeithaltungen von Kolonien aufkommt, und es doch sicher interessant wäre, etwas mehr darüber zu erfahren. Und zweitens, weil der Eine oder Andere vielleicht Interesse an dem modularen Nestaufbau haben könnte.

Bei der gesamten Haltung der Kolonie haben die Forscher sich Notizen gemacht, wie es immer so lief, mit dem Gesamtgewicht des Nestes und dem Pilz. Der Autor des Berichts, B.A. Weiss hat die Kolonie am 16. Juli 1976 in Panama ausgegraben und der Expeditionsleiter N.A. Weber hat sie als Atta cephalotes isthmicola bestimmt.

Die Kolonie wurde dann im Labor mit Quercus rubra Substrat versorgt, also Roteichenblätter. Die ersten zwei Jahre ging sie nicht so ab, aber nach ein paar Jahren erreichte sie eine Spitze von 54 Litern Volumen des Pilzes und blieb über 2 Jahre, von Januar 1980 bis Januar 1982 bei über 50 Litern. Dabei lebte die Kolonie in diesem, wie ich finde, sehr beeindruckenden Nest:

Bild

Das Bild ist dem Artikel von B.A. Weiss "A Decade-long Study of an Attine Ant Colony" im Buch Applied Myrmecology, Seiten 207:210, A World Perspective, Westview Press, Colorado, entnommen.

Es besteht aus einer Matrix aus 7 Etagen von Plastikbehältern, jede Ebene enthält ca. 20 Nestbehälter, so wie es aussieht sind es 4 Reihen hintereinander mit jeweils 5 Behältern. Sie sind durch Acrylglas-Röhren miteinander verbunden und zwar in allen drei Raumrichtungen! Ingesamt hat die Konstruktion 144 Behälter, von denen jeder 1,25 Liter fasst.

Über die Jahre wurde an dieser Kolonie auch untersucht, wie die Attas so das Nest nutzen, und in welchen Nestabschnitten sie Pilz züchten (engl. fungus garden) und in welchen sie Abfälle (engl. refuse chambers) horten. Es wurde beobachtet, dass Müllkammern auch wieder leergeräumt wurden, um dem wachsenden Pilz Platz einzurichten.

Noch ein paar Zahlen zu der Kolonie: In ihrem Spitzenmonat haben sie im Juli 1980 ganze 2,6 Kilogramm (!) Blätter verarbeitet. Insgesamt über die Lebensdauer der Kolonie gesehen waren es 139 kg. Am Ende hatte sie ein Gewicht von 22 kg und die 144 Behälter (letzte Ausbaustufe) haben 180 Liter Fassungsvermögen gehabt. Sie war viel leichter als das verarbeitete Substrat, weil ja viel vom Wassergehalt verdunstet.

Ich hoffe, das hat Euch interessiert und vielleicht zum einen oder anderen Experiment angestiftet, und wenn es nur ein kleines Nestarray aus Tic-Tac Dosen ist. Dann würde ich mich freuen, wenn Ihr davon hier berichten würdet!

Viele Grüße,
Nuptial



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HrSumsemann
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#2 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von HrSumsemann » 18. September 2008, 21:22

Sehr interessant Nupital, danke schonmal.

Woher hast du das? Gibts da noch nen Link zu? Oder hast du das Foto von der Buchseite(?) gemacht? Wäre interessiert noch mehr Infos darüber zu bekommen...

Habe ich nur den Eindruck oder sieht das Ganze irgendwie....öhm instabil aus? Auf mich macht es keinen sehr geraden und stabilen Eindruck.


Zum Thema Experiment will ich hier etwas verraten, langfristig gesehen will ich mit meiner Polyrhachis dives Kolonie klären, ob sie bei genügend Platz neue Nester anlegen, welche eigenständig überlebensfähig sind und ab welcher Koloniegröße das geschieht, bzw wie Individuenreich diese Arkologien dann sind.


P. dives,Campo. sp, Lasius cf niger, Deroplatys lobata ,Sphodromantis lineola,Hymenopus coronatus, Phyllocrania paradoxa, Pseudocreobotra wahlbergii,2 Mietzen,ein kleiner dicker Hamster

Nuptial
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#3 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von Nuptial » 19. September 2008, 19:07

Hallo Sumse!
Ja, Du hast recht, es sieht nicht sehr grade aus, aber ich glaube es ist sehr sehr stabil! Siehst Du auf dem Bild diese Laborgestänge? Damit ist es sehr fest. Die Stangen bilden ja einen Rahmen und sind ein richtiges Gerüst. Und es gehen ja in jeder Etage Stangen von vorne nach hinten bzw. diagonal Stangen quer durch, auf denen dann auch die Ebenen sicher aufliegen. Dadurch kann es auch in keiner Richtung kippen. Es ist mit dem Tisch verbunden glaube ich und sicher auch irgendwo mit der Wand. Diese Konstruktion hat immerhin 10 Jahre gestanden, solange wie die Kolonie darin gelebt hat!
Aber es sieht echt ziemlich schief aus :)
Grüße
Nuptial



wowa.r
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#4 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von wowa.r » 27. September 2008, 22:20

Wie wird eigentlich die Luftfeuchte und die Temp. in so einer Anlage geregelt?

sind die einzelnen Nester (Boxen) eigentlich leer, oder werden da einige mit Erde gefüllt.

Gruß Wowa



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#5 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von Nuptial » 29. September 2008, 13:54

Hallo wowa.r,
die Boxen sind glaube ich leer. Während des Betriebs der Anlage wurde geschaut, wie die Ameisen die einzelnen Kammern mit Pilzgarten ausfüllen, und in andere Kammern Ihren Müll abladen. Es wurde auch beobachtet, wie sie Müllkammern wieder geräumt haben, um Platz für den Pilz zu bekommen.

Beim Durchstöbern von Bildern auf dem Kuene-Bilderservice habe ich noch ein 3D-Nest gefunden:
Bild

Bild

Weiss jemand, wo man solche "Verteiler-Reagenzgläser" herbekommt? Sieht beeindruckend aus, finde ich. Vielleicht könnte ja jemand etwas dazu sagen? Leider habe ich keine Quelle dazu gefunden, nur, dass es wahrscheinlich von Prof. Buschinger dort einmal hochgeladen wurde. Aber ich habe nicht den Artikel gefunden bisher, in dem es evtl. benutzt wurde.
Falls jemand dazu eine Beschreibung oder den Link bzw. die Quelle hat, bitte als PN, dann ergänze ich es!

Grüße
Nuptial



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murks
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#6 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von murks » 30. September 2008, 13:48

ich denke mal das es diese Verteiler im Laborbedarf zu kaufen gibt. Doch wie so vieles dort dürfte es nicht billig werden, da solche Glasartikel meist doch noch in Handarbeit hergestellt werden. Wenn das nicht sogar Sonderanfertigungen sind.

Im Forum würde ja des öfteren schon Shops für den Laborbedarf erwähnt. Sonst dürfte die Suchmaschine deiner Wahl dir weiter helfen.

Einfacher und günstiger wird es dann wohl sein etwas ähnliches aus Plastikrohren selber zu kleben. Wird nicht einfach werden, sollte aber gehen.


nix

Nuptial
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#7 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von Nuptial » 30. September 2008, 13:57

murks hat geschrieben:Im Forum würde ja des öfteren schon Shops für den Laborbedarf erwähnt. Sonst dürfte die Suchmaschine deiner Wahl dir weiter helfen.


Hallo murks! Ich habe einen solchen Laborbedarfsladen in der Nähe, dort gehe ich immer Reagenzgläser, Glasröhren, Schläuche und Verbinder und so kaufen. Achso, und Suchmaschinen benutze ich schon, danke.

Hab schon einige Kataloge gewälzt, leider solche Verteiler noch nicht gefunden :( Wie Du in diesem Thread sehen kannst (klick)bin ich auch dabei, mit Glasbearbeitung herumzuexperimentieren, um selbst weitere Anschlüsse an Reagenzgläser anzubauen. Mit beschränktem Erfolg bis jetzt. Aber es wird langsam. Es ist kein Problem ein Loch reinzublasen und ein Glasröhrchen anzusetzen. Das Problem ist die Stabilität der Konstruktion und es hinzukriegen dass es beim Abkühlen nicht bricht.
Da die Leute in dem Laden auch Sonderwünsche anfertigen werd ich mal sehen, ob ich noch den ein oder anderen Tipp abgreifen kann :)

Leider weiss ich auch nicht, wie solche Verteiler heissen, sonst könnte ich gezielt danach suchen. Aber Du hast recht - teuer werden sie sicher sein.

Viele Grüße
Nuptial



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murks
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#8 AW: Dreidimensionales Nest für große Kolonien

Beitrag von murks » 30. September 2008, 14:09

oh, dann hab ich "Eulen nach Athen getragen" :D

Hast du in dem Laden schon mal nachgefragt, die sollten dir doch sagen können wie sich sowas nennt.


nix

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