Ein natürliches Holznest?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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M@rkus
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#1 Ein natürliches Holznest?

Beitrag von M@rkus » 4. Januar 2009, 10:41

Hi

Gestern habe ich ein Holznest für meine kleine Camponotus cf. ligniperda Kolonie gebastelt. Dazu habe ich einen Zwetschken- Stamm verwendet und auch noch einen kleinen Y-tong angeschlossen (für den stark feuchten Erdteil).
Während dessen habe ich mir auch ein paar Gedanken zum Thema Schimmel gemacht. Wahrscheinlich wird mein Nest schon kurz nach dem Einzug zum schimmeln beginnen. Und das ist ja bekannter Maßen schlecht.
Aber wie sieht es dann mit den Nestern in der freien Natur aus. Nehmen wir ein Camponotus ligniperda Nest, direkt in einem Garten, als Beispiel.
Wenn man es genauer betrachtet gibt es auch dort jede Menge Schimmel und der Stamm ist direkt nass im Inneren. Also auch dort sicher jede Menge Schimmel.
Warum ist dann Schimmel in der Haltung so verkehrt? Ist es ein anderer.
Ich spiele jetzt mit dem Gedanken mein Holznest so natürlich als möglich zu gestalten. Das heißt z.b. den Stamm sehr feucht zu halten und Moose, Flechten und sogar Pilze gezielt einsetzten. was haltet ihr davon? Könnte das sogar Vorteile bringen?

Wie Komplex so ein Totholz- Stamm in der freinen Natur ist sieht man hier besonders gut:Totholz – Wikipedia

Grüße, Markus


Camponotus cf. ligniperda (seit Juni 2008), Messor barbarus (seit 02.02.09), Tapinoma cf. erraticum (seit August 2009), Tetramorium spec. (seit Juni 2009), Lasius cf. niger (seit Juli 2009),

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Attafive
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#2 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von Attafive » 4. Januar 2009, 12:17

Hallo Markus !

Grunbdsätzlich spricht nichts gegen ein Totholz-Formikar. Nur soltest Du nicht zu viel daran "herumdoktern", sondern den Zwetschgenstamm weitgehend sich selbst überlassen, den die Camponotus dann auch iauf hre Art "bearbeiten".

Die "Stammfeuchte hat nichts mit einer "Ueberschwemmung" zu tun, die der Mensch dann künstlich erzeugt. Und in der Natur sind Tothölzer ja auch nicht dauernd "vernässt", sondern trocknen immer mal auch sehr stark aus ! Diesen Umstand sollte man auch im Versuchsnest Rechnung tragen.

Bekanntlich errichten ja F. rufa und F. polyctena ihre Nestern wenn immer möglich auch über einem Baumstubben, der dann im Koloniezentrum sukzessive abgebaut wird.

Wenn der Ytong immer mal etwas Nässe bekommt, sollte das vollauf genügen. Ein Problem wird hingegen die Ansiedlung der natürlichen Flora sein. Da wirst Du wohl kaum um eingehende Studien im Freiland und Versuchen am/im Formikar herum kommen. Aber wie schon oben erwähnt: Je weniger ist stets besser !

Schöne Grüsse

Ryk



PHiL
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#3 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von PHiL » 4. Januar 2009, 12:20

Hallo,

Es ist eigendlich ja schon eine tolle Idee - die Frage jedoch ist, inwiefern dein Totholz so bleibt, wie es bleiben soll.
Das Ding ist ja schon Teil eines Ökosystemes, und ob du das in deinem Formicarium aufrechterhalten kannst? Vor allen viele Lebewesen, nicht nur die Ameisen, spielen da sicher eine etwas größere Rolle.
Aber so gut kenn ich mich damit auch nicht aus- bin ja selbst am überlegen, ein Miniökosystem wie Joachim zu basteln.
Naja, eines passiert wohl höchstwahrscheinlich, nämlich dass kurze etwas durcheinander kommt. Ich habe eine ganz kleines Versuchsbecken, so 30x20, worin ich auch ein Stück Totholz reingelegt habe. Der fing erstmal richtig an zu schimmeln, und Milben gewannen die Oberhand in dem Terra.
Das blieb nicht lange so- eines Tages war der Schimmel auf dem Totholz verschwunden, und in meinen Versuchsbecken "herrschen" derzeit nichtmehr die Milben, sondern Springschwänze und Staubläuse. Ich bin mir sicher, dass das noch nicht die letzte Veränderung war.
Aber einen Versuch ist es durchaus wert, kannst es ja mal probieren, aber ich würde es erst einmal eine Probezeitlang testen, bevor die Ameisen hineinkommen.
Und das du erfolgreich größere Pilze (meine die mit Fruchtkörper, wie z.B. Zunder) kultivieren kannst, halte ich für sehr schwierig...

Grüße, PHiL



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M@rkus
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#4 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von M@rkus » 4. Januar 2009, 15:16

Hi

PHiL hat geschrieben:Es ist eigendlich ja schon eine tolle Idee - die Frage jedoch ist, inwiefern dein Totholz so bleibt, wie es bleiben soll.


Meine Holznest ist eben absolut noch nicht mit Organismen besiedelt. Das müsst ich alles noch machen. Außerdem morscht es noch kaum.
Ich denke sobald es Frühling wird, werde ich in den Wald gehen und morsche Holzstücke ins Formikar geben. Um ein gewisses Ökosystem zu erschaffen.
Ich kann mir sogar vorstellen dadurch letztendlich die Schimmelgefahr zu dezimieren.
Leider wird das Ökosystem auf so kleinem Raum früher oder später wieder zusammenbrechen und ein Teil des Systems kriegt Überhand. Wie bei dir Phil: die Milben oder später auch die Springschwänze es bekommen haben.
Darum müsste ich das Formikar wohl regelmäßig impfen indem ich das Totholz mit einem frischen auswechsle. Natürlich bleibt das eigentliche Holznest drinnen.
Ich werds aber wohl nicht übertreiben. Eben nur ein bisschen. Was dabei rauskommen kann, kann wohl niemand so genau sagen. Das ist ja das Spannende.


Camponotus cf. ligniperda (seit Juni 2008), Messor barbarus (seit 02.02.09), Tapinoma cf. erraticum (seit August 2009), Tetramorium spec. (seit Juni 2009), Lasius cf. niger (seit Juli 2009),

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#5 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von TRIA » 4. Januar 2009, 19:11

Wenn du sowas machen willst, lass die Finger von Leitungswasser. Auch der Ytong ist nicht wirklich ratsam, da er Kalt enthält, den kannst du aber nicht gebrauchen. Regenwasser ist recht neutral, was man von Leitungsheimer nicht sagen kann. Wenn du Glück hast ist es Ph neutral, aber zu hart wird es immer sein. Grad Moose nehmen Kalk sehr krumm, sie leben hauptsächlich vom Tau und der ist quasi destilliertes Wasser. Dest. kannst du auch zum sprühen nehmen, ist nur auf dauer teuer.


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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swagman
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#6 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von swagman » 5. Januar 2009, 12:48

Hallo.

Arbeitest du selber Kammern und Galerien in das Holz? Es handelt sich dabei ja um ein Hartholz welches von den Ameisen im Freiland eher nicht besiedelt wird.
Ich würde es auch nicht zu feucht halten, diese Art baut ihre Nester durchaus bis zu 3 Meter hoch in tote Bäume, dort ist es eher trocken. Die Erfahrung zeigt auch, dass sie zu feuchte Bereiche in den Kunstnestern eher meiden.
Im übrigen baut diese Art auch recht tiefe, große Erdnester ohne einen Holzbereich. Zumindest einmal habe ich eine Königin in fast 80 cm tiefe in ihrem Nest gefunden. Leider muss ich als Gärtner öfter Ameisennester zerstören, wie in diesem Fall um dort einen Baum zu Pflanzen.

Destilliertes Wasser würde ich nicht rein verwenden, da es für Pflanzen und Tiere schädlich sein kann. (Osmose) Besser du mischt es mit Regen- oder Leitungswasser.
Bevorzuge lieber Regenwasser, auch zum Sprühen. Es ist aber auch hier besser, dass Regenwasser mit etwas Leitungswasser zu mischen. Denn, Regenwasser kann unter umständen zu sauer sein und ist dann auch wieder schädlich.



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M@rkus
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#7 AW: Ein natürliches Holznest?

Beitrag von M@rkus » 5. Januar 2009, 13:10

hi

Ja, ich hab den Samm mit einer Oberfräße bearbeitet. Normalerweiße düfte es, für die Ameisen, nicht notwendig sein "umzubauen".
Der Tipp mit dem Leitungswasser ist gut. Gerade unsere Leitungen, in Graz, sind stark Kalk haltig. Zufällig habe ich ein Teich im Garten.
Das Wasser dürfte wohl das Beste sein.
Ich bin aber gerade am Überlegen ob ich den Y-tong Teil doch nicht weglassen soll. Wie swagman schon sagt mögen sie es eh eher trockener. Und so lässt sich der Holzteil eigentlich auch ganz gut befeuchten. Nur der Schimmel wird wohl ein Problem sein. Aber ich probiers einfach aus.
Kann ja eh wieder was neues machen.
Was meine Idee "lebendes Holznest" anbelangt, muss ich noch bis Frühling warten. Da jetzt draußen kaum was zu finden ist. An Insekten und Pflanzen.

Wie es im Moment aussieht brauch ich unbedingt Kellerasseln und Springschwänze. Den Rest werde ich ganz unbewusst durch das bloße reinlegen von Waldmaterial ins Formi bringen.
Ganz toll wären auch Ameisenasseln aber ob mir das gelingt sei dahin gestellt. Versuchen kann ich´s ja. Hat wär vielleicht ein Tipp wo ich die herbekomme? Wenn ich sie mit Erfolg ansiedeln könnte würde sich die Schimmelgefahr im Nestinneren wohl ordentlich dezimieren.

Nächstes Problem ist dann aber natürlich die Gefahr einer Infektion von schädlichen Milben. Aber ich geh das Risiko ein.


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