Einzeljäger in Europa gesucht
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#1 Einzeljäger in Europa gesucht
Hallo,
ich interessiere mich schon länger für Ameisen, welche ein ausgeprägtes Jagdverhalten haben. Also z.b Diacamma. Gibt es solche Ameisen auch in Europa/Mitteleuropa? Ich kann mich nähmlich an keine entsinnen (abgesehen von Manica rubida). Mein Interesse wurde von einer Diacamma Art geweckt, welche ich im labor der Münchener LMU beobachten konnte. Ich hatte dort ein -leider nur- zweiwöchiges Praktikum. Diese Diacamma, (welche übrigens die Wirte der parasitischen Art Polyrhachis lama waren) durfte ich mit vestigialen also flugunfähigen Drosophila füttern was immer sehr imposant war.
Also kennt jemand Arten, welche ähnlich wie Diacamma oder anderen ponerine Arten einzeln auf die Jagd gehen?
Wäre sehr nett von euch.........
Nikolas
ich interessiere mich schon länger für Ameisen, welche ein ausgeprägtes Jagdverhalten haben. Also z.b Diacamma. Gibt es solche Ameisen auch in Europa/Mitteleuropa? Ich kann mich nähmlich an keine entsinnen (abgesehen von Manica rubida). Mein Interesse wurde von einer Diacamma Art geweckt, welche ich im labor der Münchener LMU beobachten konnte. Ich hatte dort ein -leider nur- zweiwöchiges Praktikum. Diese Diacamma, (welche übrigens die Wirte der parasitischen Art Polyrhachis lama waren) durfte ich mit vestigialen also flugunfähigen Drosophila füttern was immer sehr imposant war.
Also kennt jemand Arten, welche ähnlich wie Diacamma oder anderen ponerine Arten einzeln auf die Jagd gehen?
Wäre sehr nett von euch.........
Nikolas
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Joachim
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#2 Jäger in D
Da wäre als erstes einer der wenigen klassischen Jäger, der hier überlebt hat: Ponera coarctata. Die Völker sind klein, allerdings lässt sich die Jagd nur mit Lupe oder Bino vernünftig beobachten, da die Ameisen ebenso klein sind
Dann wäre noch Tapinoma zu nennen, die durchaus auch alleine auf Nahrungssuche gehen.
Ansonsten bleibt das wohl im wesentlichen diesen zweien vorenthalten, bis auf Manica, die du ja schon genannt hast. Die drei verfügen auch über die notwendigen anatomischen Fähigkeiten (starker Stachel, starkes Gift, ...) zur echten Jagd, bei anderen Ameisen ist das, wenn aktive Jagd überhaupt noch eingesetzt wird, auf Gruppenjagd beschränkt. Ein einzelner Myrmica Arbeiter verfügt zwar auch über einen starken Panzer und gute Waffen, große Beutetiere vermag so einer aber nicht zu erledigen, und für Beute in oder unter seiner Größe wäre er in der Natur einfach zu langsam.
Ausgenommen sind in der Betrachtung natürlich Aasfresser oder Ameisen mit sonstiger Ernährungsweise, die sich einzeln bewältigen lässt (z.B. bei Formica fusca).
Dann wäre noch Tapinoma zu nennen, die durchaus auch alleine auf Nahrungssuche gehen.
Ansonsten bleibt das wohl im wesentlichen diesen zweien vorenthalten, bis auf Manica, die du ja schon genannt hast. Die drei verfügen auch über die notwendigen anatomischen Fähigkeiten (starker Stachel, starkes Gift, ...) zur echten Jagd, bei anderen Ameisen ist das, wenn aktive Jagd überhaupt noch eingesetzt wird, auf Gruppenjagd beschränkt. Ein einzelner Myrmica Arbeiter verfügt zwar auch über einen starken Panzer und gute Waffen, große Beutetiere vermag so einer aber nicht zu erledigen, und für Beute in oder unter seiner Größe wäre er in der Natur einfach zu langsam.
Ausgenommen sind in der Betrachtung natürlich Aasfresser oder Ameisen mit sonstiger Ernährungsweise, die sich einzeln bewältigen lässt (z.B. bei Formica fusca).
vG Joschi
- Frank Mattheis
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#3
Gerade die Serviformica-Arten sind doch Einzeljäger. Mir fallen ganz im Gegenteil kaum mitteleurop. Arten ein, die echte Gruppenjagden organisieren. Abgesehen von den Raubzügen der Duloten oder Vernichtungs- und Plünderungsfeldzügen von Arten wie L. niger oder fuliginosus bei Kolonien schwächerer Arten.
Auch die räuberischen Waldameisen belaufen zwar gemeinsame Duftstrassen, die Jagd auf Beutetiere findet aber individuell im Umfeld dieser Strassen statt, bei Kämpfen mit grossen schwer zu überwindenden Beutetieren werden dann meist vorbeilaufende Genossinnen alarmiert, die zur "Hilfe" eilen. Dies ist dann aber sicher keine Gruppenjagd, sondern eher zufälliges Aufeinandertreffen.
Frank.
Auch die räuberischen Waldameisen belaufen zwar gemeinsame Duftstrassen, die Jagd auf Beutetiere findet aber individuell im Umfeld dieser Strassen statt, bei Kämpfen mit grossen schwer zu überwindenden Beutetieren werden dann meist vorbeilaufende Genossinnen alarmiert, die zur "Hilfe" eilen. Dies ist dann aber sicher keine Gruppenjagd, sondern eher zufälliges Aufeinandertreffen.
Frank.
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#4
Hallo,
danke für die Infos. Es ist also so ähnlich wie ich gedacht habe.
Aber ich habe mich wohl etwas dumm ausgedrückt. Denn ich meinte halt wirklich Ameisen (mir ist noch Cataglyphis eingefallen und soviel ich weis Aphaenogaster) die versuchen die Beute alleine oder gegebenenfalls zu überwältigen und zum Nest schleppen.
Aber das mit Ponera coarctata ist ein guter Tipp. Ich hatte leider bisher noch nicht das Glück eine solche Kolonie zu finden.
Nikolas
danke für die Infos. Es ist also so ähnlich wie ich gedacht habe.
Aber ich habe mich wohl etwas dumm ausgedrückt. Denn ich meinte halt wirklich Ameisen (mir ist noch Cataglyphis eingefallen und soviel ich weis Aphaenogaster) die versuchen die Beute alleine oder gegebenenfalls zu überwältigen und zum Nest schleppen.
Aber das mit Ponera coarctata ist ein guter Tipp. Ich hatte leider bisher noch nicht das Glück eine solche Kolonie zu finden.
Nikolas
- Frank Mattheis
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#5
Hallo Nikolas, Ponera coarctata ist auch nur an wenigen Stellen in D zu finden. Aber vergleichbare, jedoch an der Oberfläche jagende Einzeljäger überall in den geeigneten Habitaten, auch noch in grosser Artenvielfalt, die Leptothorax und Temnothorax.
Auch sie leben in kleinen Kolonien, ernähren sich ausschliesslich räuberisch (wobei sie aber angebotenen Zucker gerne annehmen) und sind als tagaktive und teilweise baumbewohnende Arten viel besser in der Haltung zu beobachten.
Grüsse, Frank.
Auch sie leben in kleinen Kolonien, ernähren sich ausschliesslich räuberisch (wobei sie aber angebotenen Zucker gerne annehmen) und sind als tagaktive und teilweise baumbewohnende Arten viel besser in der Haltung zu beobachten.
Grüsse, Frank.
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#6
Ich hatte ja schonmal ein paar Arbeiter von ponera coartaca am Kaiserstuhl gefunden. ( http://ameisenforum.de/thread.php?threadid=4723&sid=&hilight=Kaiserstuhl ) hatten echt eine geniale Körperform. Ich konnte sie nur nie beim Fouragieren beobachten....
DAs konnte ich dann bei der Art Hypoponera bondroiti nachholen welche extrem interessant waren. Nicht nur wegen ihrer Größe sondern auch wegen den Interkasten, den Männchen (unbeflügelt) usw.
Wenn Ponera coartace so selten ist, ist sie vermutlich auch geschützt oder?
Nikolas
DAs konnte ich dann bei der Art Hypoponera bondroiti nachholen welche extrem interessant waren. Nicht nur wegen ihrer Größe sondern auch wegen den Interkasten, den Männchen (unbeflügelt) usw.
Wenn Ponera coartace so selten ist, ist sie vermutlich auch geschützt oder?
Nikolas
- Frank Mattheis
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#7
Sie sind nur an wenigen wärmeren Stellen in D verbreitet. Ich fand erst gestern hier in der westl. Eifel einige Arbeiter von Ponera coarctata, unter Steinen an einen Waldrand.
Aber ansonsten sind sie auch hier nicht sehr häufig. Joachim fand in Köln grössere Vorkommen und mehrere Nester der Art.
Geschützt ist die Art wohl nicht, sie ist selten aufgrund ihrer Lebensweise. So selten denn aber vieleicht auch wieder nicht, die unauffälligen und meist unterirdisch fouragierenden Ameisen werden oft nicht bemerkt.
Vor einiger Zeit schrieb doch jemand im AF von Vorkommen in Brandenburg oder Berlin?
Grüsse, Frank.
Aber ansonsten sind sie auch hier nicht sehr häufig. Joachim fand in Köln grössere Vorkommen und mehrere Nester der Art.
Geschützt ist die Art wohl nicht, sie ist selten aufgrund ihrer Lebensweise. So selten denn aber vieleicht auch wieder nicht, die unauffälligen und meist unterirdisch fouragierenden Ameisen werden oft nicht bemerkt.
Vor einiger Zeit schrieb doch jemand im AF von Vorkommen in Brandenburg oder Berlin?
Grüsse, Frank.