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Erbliches Wissen?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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christian
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#1 Erbliches Wissen?

Beitrag von christian » 29. März 2010, 20:13

Hallo

Ameisen/Termiten/manche Wespen/Bienen bauen große, sehr komplexe Nester, nicht selten mit ausgeklügelten Belüftungssystemen (siehe z.B. Atta spec. oder manche Termitenarten). Nun meine Frage: Wie können diese Tiere solch ein Wissen weitergeben? Wissen ist ja eigendlich nicht erblich [?].
Ich hätte zwar die Vermutung, dass die Jungköniginnen durch den Bau geführt werden, und sie sich alles "einprägen", aber die Gänge sind oftmals garnicht dick genug, dass die Königinnen durchpassen würden (z.B. Lasius niger muss die Nestausgänge erweitern, damit die Königinnen zum Schwarmflug überhaupt rauskommen.

Danke schon mal für die Antworten ;)!

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bettwurst
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#2 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von bettwurst » 29. März 2010, 20:20

Hm. Als Laie kenne ich nur erlernbares und instinktives Verhalten.
Daher muss man sich wohl eher die Frage stellen, ob Ameisen lernen können. Da Arbeiterinnen keine lange Lebensdauer haben und dauernd erneuert werden, gehe ich mal von instinktives Verhalten aus.

aber da weiss jemand anderes bestimmt genaueres^^.


Die Natur gibt es leider im voraus. Bezahlt wird später!
.

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christian
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#3 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von christian » 29. März 2010, 20:28

ob Ameisen lernen können.


Generell geht das schon. Myrmecia sp. z.B. findet das Nest nicht nur über eine Pheromonspur wieder, wenn sie auf der Jagd war, sondern über Optik. Sie orientieren sich dabei über verschiedene Merkmale der Landschaft, z.B. große Steine.
Am Instinkt stört mich ein wenig, dass jede Arbeiterin einen anderen Instinkt haben muss, da sonst das ganze Nest an jeder Stelle absolut identisch aussehen müsste. Und dann wäre jede Arbeiterin logischerweise unersätzlich. Und was tut die Kolonie, wenn mal eine Arbeiterin zertreten wird? ;)

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Snotling
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#4 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von Snotling » 29. März 2010, 20:33

Intelligenz in diesem Maße spreche ich einer Ameise definitv ab. Auch solch ausgeprägtes Lernverhalten ist mit diesem Nervensystem einfach nicht möglich.

Man darf nicht den Fehler machen alles an den eigenen menschlichen Maßstäben zu messen.
Das Stichwort dazu ist "Schwarminteligenz"

Aus Wikipedia:

Klassisches Beispiel ist der Ameisenstaat. Einzelne Ameisen haben ein sehr begrenztes Verhaltens- und Reaktionsrepertoire. Im selbstorganisierenden Zusammenspiel ergeben sich jedoch immer wieder Verhaltensmuster, die „intelligent“ genannt werden können.
Die Individuen staatenbildender Insekten agieren mit eingeschränkter Unabhängigkeit, sind in der Erfüllung ihrer Aufgaben jedoch sehr zielgerichtet. Die Gesamtheit solcher Insektengesellschaften ist überaus leistungsfähig, was Forscher auf eine hochgradig entwickelte Form der Selbstorganisation zurückführen. Zur Kommunikation untereinander nutzen Ameisen beispielsweise Pheromone, Bienen den Schwänzeltanz. Ohne zentralisierte Form der Oberaufsicht ist das Ganze also mehr als die Summe der Teile.
Es lohnt sich aber auf jeden Fall den ganzen Artikel zu lesen.


Wie es jetzt zu solch großen und komplexen Bauten kommt muss man im Kontext der Evolution sehen. Der Bau entwickelt sich quasi mit seinen Bewohnern mit.
Ein Bau der etwas ausgeklügelter ist als der des Nachbarn ist ein Evolutionsvorteil, also werden die entsprechenden Gene weitergegeben. Das geht von einen simplen Spalt bis zu hoch komplexen Strukturen.

MFG
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#5 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von christian » 29. März 2010, 20:49

Intelligenz in diesem Maße spreche ich einer Ameise definitv ab.


Na ja, bei Myrmecia sp. ist das defintiv der Fall. Siehe z.B. hier:
http://www.ameisenforum.de/exotische-ameisenarten/37502-hilfe-myrmecia-pavida-verhaltensmuster-bei-der-suche-nach-dem-richtigen-weg-zur-ck.html

Wie es jetzt zu solch großen und komplexen Bauten kommt muss man im Kontext der Evolution sehen. Der Bau entwickelt sich quasi mit seinen Bewohnern mit.
Ein Bau der etwas ausgeklügelter ist als der des Nachbarn ist ein Evolutionsvorteil, also werden die entsprechenden Gene weitergegeben. Das geht von einen simplen Spalt bis zu hoch komplexen Strukturen.


Das ist ein Unterschied. Einen einfachen Spalt kann man nach dem Reiz "nach unten graben" errichten (wie es z.B. Bäume tun, nur eben andersherum ;)). Wie jedoch soll Belüftungssystem nach diesm Prinziep funktionieren? Die Belüftung z.B. ist ja abhängig von unendlich vielen Faktoren, die einfach nicht alle beachtbar sind, z.B.

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Snotling
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#6 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von Snotling » 29. März 2010, 20:59

Mit "in diesem Maße" hatte ich den Nestbau gemeint, zwischen einem koplexen Bau und dem finden einer Richtung is schon noch ein Unterschied.

Und zu
Das ist ein Unterschied. Einen einfachen Spalt kann man nach dem Reiz "nach unten graben" errichten (wie es z.B. Bäume tun, nur eben andersherum ;)). Wie jedoch soll Belüftungssystem nach diesm Prinziep funktionieren? Die Belüftung z.B. ist ja abhängig von unendlich vielen Faktoren, die einfach nicht alle beachtbar sind, z.B.


kann ich nur sagen: Doch das Funktioniert. Dir wird aber niemand wirklich erklären können wie: Wenn jemand das doch kann hat er gute Chancen auf einen Nobellpreis die nächsten Jahre.
Das ist ja das faszinierende an Schwarmintelligenz. Wahnsinns Leistung mit sehr wenig Aufwand. Nicht um sonst ist das bei der Entwicklung von künstlichen Intelligenzen gerade das Ding.


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christian
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#7 AW: Erbliches Wissen? [Allgemeines]

Beitrag von christian » 29. März 2010, 21:03

Gut, danke. Dachte mir schon, dass wir an früher oder später an diese "es weiß niemand- Grenze" kommen ;). Danke für die sehr schnellen Antworten!

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KayRay
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#8 AW: Erbliches Wissen?

Beitrag von KayRay » 30. März 2010, 03:54

Naja also nach meinem Wissensstand is wie schon angedeutet die einzig logische Erklärung ein System auf genetisch gesteuerten "Reflexen" basierend. Die Ameisen haben in ihren Genen bestimmte Verhaltensmuster auf bestimmte Situationen zugeschnitten einprogrammiert. Die Individuen werden wohl kaum eine gesamtheitliche Vorstellung davon haben was genau sie da machen/bauen. Ich würde es vergleichen mit dem Atemreflex beim Menschen (natürlich etwas komlpexer). Der ist auch angeboren und jedes Säugetier führt ohne Kentniss über sein Handeln genau diesen aus.
Bei Ameisen fließen in diesen Prozess noch äußere Einflüsse mit ein: Temperatur, Licht, Luftfeuchte und ganz wichtig ein Informationsabgleich und Austausch der Individuen.
Letztlich ist halt aber doch nicht 100% bekannt wie dies alles im Detail aussieht.

mfg Ray


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