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FAQ - Ameisenforum

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#1 FAQ - Ameisenforum

Beitrag von Scooby » 4. Dezember 2006, 17:12

~..:: FAQ – Ameisenforum ::..~

Thema: Einleitende Worte für Neulinge und Ameisenarten für Einsteiger

Wer sich mit der Ameisenhaltung, also Hobbymyrmekologie beschäftigen will, der hat ein paar kleine aber wichtige Qualitäten mitzubringen:
- viel Geduld
- viel Verantwortungsbewusstsein
- etwas Zeit
- viel Interesse

Man benötigt deshalb viel Geduld, weil die Entwicklung einer neuen Kolonie mitunter viel Zeit in Anspruch nimmt. Wer also in der Schwarmflugzeit eine begattete Königin (Gyne) fängt und mit dieser eine Jungkolonie gründen möchte, hat zuerst einmal dafür zu sorgen, daß das Tier Ruhe bekommt, sich sicher fühlt und dann allmählich beginnt Eier zu legen. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, welche von der Gyne gefüttert werden, wachsen und die sich zum Schluß in Puppen verwandeln. Aus den Puppen schlüpfen letzten Endes die fertigen Ameisen. Bis zu diesem Zeitpunkt können, je nach Art, mitunter viele Wochen vergehen, was die o.a. Geduld vom Hobbymyrmekologen einfordert.
Das Verantwortungsbewusstsein ist insofern wichtig, weil man sich darüber im Klaren sein muß, daß man ein lebendes Tier, bzw. lebende Tiere der Natur entnommen hat und sich auch richtig darum zu kümmern hat. Angefangen bei der Bereitstellung eines Nestes, über die Fütterung u. Säuberung bis hin zur Sicherstellung, daß die Tiere nicht ausbrechen können. Ausbruchsperren sind sehr wichtig, besonders bei exotischen Arten, dieses Thema wird aber anderswo in der FAQ ausgiebig behandelt.
Da die Tiere auch gefüttert werden müssen oder die Arena (siehe FAQ-Formicarien) hier u. da gesäubert zu werden hat, muß sich der Hobbymyrmekologe auch die Zeit dazu nehmen. Es nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, muß aber immer gemacht werden. Weiteres Stichwort: Urlaub – wer kümmert sich in dieser Zeit um die Tiere, wenn man für mehr als drei Wochen beispielsweise unterwegs ist!?
Viel Interesse ist insofern wichtig, weil man sich schon im Vorfeld eingehend zum Thema Ameisenhaltung informieren sollte. So wie Du es beispielsweise momentan tust, da Du die FAQ liest. ;) Auch im Nachhinein ist es wichtig seinen Kenntnisstand zu erweitern, beispielsweise mit Fragen oder dem Experimentieren (möglichst ohne, daß die Tiere schaden nehmen!) um nur zwei Beispiele zu nennen.

Nachdem dies nun erst mal geklärt ist, kommen wir zum Kernthema: Ameisen
Viele fragen mich: „Welche Ameisenart ist für den Anfänger perfekt?“ Ich kann darauf nur erwidern, daß es keine perfekte an sich gibt. Alle Ameisenarten haben, je nach Art/ Gattung spezielle Bedürfnisse, die sie draußen in der Natur natürlich ohne Probleme decken können. Werden sie aber der Natur entnommen, liegt es nun am Halter ihnen all das zu geben, was sie sich sonst in der Freiheit geholt hätten.
Wanderameisen benötigen viel Platz, da sie stetig unterwegs sind und keinen festen Standort haben, Weberameisen brauchen einen Baum u. Blätter, da sie nur dort ihr Nest aufbauen, Ernteameisen brauchen Samen, Blattschneider spezielle Blätter, die sie zur Pilzzucht ansetzen, und so weiter und so fort.
Die Frage muß daher anders formuliert werden: „Welche Ameisenart ist die Genügsamste und für den noch unerfahrenen Einsteiger am leichtesten zu halten?“

Hier in Deutschland haben sich zwei Ameisenarten herauskristallisiert:
Die erste gehört der Gattung Lasius an. Die Art heißt Lasius niger.

Lasius niger
Lasius niger gehört den Schuppenameisen an (lateinisch: Formicinae) und lebt meistens in sogenannten Erdnestern. Auch unter Steinen kann man sie finden, wo sie seitlich oder auf der Wiese selbst, richtige Hügel aus Erde aufbauen.
Lasius niger (Ln) ist eine sehr weit verbreitete Art, die man unter anderem auch z.B. an Rosen sieht, die von Blattlauskolonien befallen sind. Ln „melkt“ die Blattläuse und lebt u.a. von derem süßen Saft. Daher wird ihr auch korrekterweise nachgesagt, daß sie Blattlauszucht betreibt u. die Läuse vor Angreifern schützt.
Wer Ln hält kann ihnen sowohl tierische Nahrung, als auch „Süße Nahrung“ geben. Die Art frisst alles, was sie auch in der Natur überwältigen kann, angefangen von kleinen Spinnen über Mücken, Fliegen bis hin zu größeren Insekten wie z.B. einer kleinen Heuschrecke. Da Ln süße Dinge sehr mag, kann man sie u.a. auch mit in Wasser gelöstem Zucker füttern, in Wasser gelöstem Honig + Zucker, oder ähnlichem. Ln ist übrigens auch eine der Arten, die mal von draußen ins Haus kommen, wenn ihre Scouts beispielsweise ein offenes Marmeladenglas ausgemacht haben. ;)
Nun zum nächsten wichtigen Punkt bei dieser Art: Die Königin (Gyne)
Es gibt in jeder Ln-Kolonie nur eine Einzige! Dies nennt man eine monogyne Kolonie. Wer in der Schwärmzeit, die bei Ln von Juni bis September reicht eine Gyne gefangen hat und mit dieser eine Jungkolonie gründen möchte, hat sich nicht sonderlich viel um das Tier zu kümmern.
Grund: Ln gründet claustral, das heißt sie schottet sich völlig von der Außenwelt ab, ernährt sich selbst u. die Larven von ihrer Flugmuskulatur und zieht so in aller Ruhe, ohne auf die Jagt zu gehen, die ersten Jungarbeiter (Pygmäen) auf, welche immer sehr klein sind, aber die Königin von ihrer Arbeit ablösen und später, wenn die Kolonie zahlenmäßig gewachsen ist (stärker ist) auch auf die Jagt gehen. Man hat nur für ausreichend Wasser zu sorgen. Dies muß beispielsweise im Reagenzglas, wo man die Jungkolonie aufzieht, vorhanden sein! (siehe FAQ-Formicarien)
Hier einige Infos zur Größe, dem Aussehen u. der Entwicklung der Art: (Quelle: ameisenhaltung.de)
Größe:
Königinnen: ca. 8-9mm
Arbeiterinnen: ca. 3-5mm
Männchen: ca. 3,5-4,5 mm

Aussehen/Färbung:
dunkelbraun bis schwarzbraun. Ziemlich dichte, silbrige Behaarung, dazwischen einzelne längere Haare.

Entwicklungsdauer:
Arbeiterinnen
Ei zu Larve: ca. 10-15 Tage
Lave zu Puppe: ca. 10-15 Tage
Puppe zu Imago: 10 - 25 Tage
Insgesamt: 1 - 1,5 (manchmal auch bis 2) Monate

Da Lasius niger ziemlich anspruchslos ist, kann man sich auch den Nesttyp frei auswählen. Vergleiche dazu den FAQ Teil: Formicarien
Tipp: Bitte die Kolonie erst mal stärker werden lassen. Nicht sofort, wenn die ersten Pygmäen geschlüpft sind, die Kolonie umziehen lassen. Gebt den Tieren Zeit sich etwas zu entwickeln.
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Myrmica rubra
Die zweite, geeignete Ameisenart für den Einsteiger ist Myrmica rubra.
Sie gehört zu den Knotenameisen (lateinisch: Myrmicinae) und ist am häufigsten auf Wiesen und in Gärten vorzufinden, wo es feucht ist. Sie baut, wie auch Lasius niger, Erdnester und benötigt, wie bereits angesprochen viel Feuchtigkeit, was sie im Vergleich zu Lasius niger ein klein wenig anspruchsvoller macht und bei Nachlässigkeit in Sachen Befeuchtung mit Verlusten in der Kolonie bestraft.
Myrmica rubra (Mr) besitzt einen Giftstachel, mit dem sie auch einen Menschen u.U. empfindlich stechen kann und den sie zur Jagt sowie im Kampf effektiv einsetzt. Da diese Ameisenart größer ist als die zuvor beschriebene, ist sie in der Lage auch größere Futterinsekten zu erbeuten, welche sie im Team überwältigt und anschließend ins Nest bringt.
Mr ist polygyn, das heißt, daß mehrere Königinnen in einem Nest vorzufinden sind und die gemeinsam für den Nachwuchs sorge tragen.
Diese Art gründet nicht claustral (d.h. abgeschieden u. ausschließlich von der Flugmuskulatur lebend), sondern muß auf die Jagt gehen. Wer also eine begattete Jungkönigin in der Schwarmflugzeit Ende August fängt, hat dafür Sorge zu tragen, daß das Tier immer wieder gefüttert wird!!
Mr kann mit allem gefüttert werden, sprich sowohl mit tierischer/- als auch „süßer Nahrung“. Auch diese Art nimmt gerne einen Mix aus Honig-Zucker-Wasser an, der für die Tiere gesund u. energiespendend ist.
Wer sich entschließt eine Kolonie Mr zu halten, bzw. eine Kolonie aufbauen möchte, der kann dies im meist verwendeten Reagenzglas tun. Später, wenn die Kolonie größer (stärker) geworden ist, ist eine Haltung im Ytong-Nest oder auch Gipsnest empfehlenswert, wo man die Feuchtigkeit gut regulieren und vor allem garantieren kann.

Hier einige Infos zur Größe, dem Aussehen u. der Entwicklung der Art (Quelle: ameisenhaltung.de):
Größe:
Arbeiterinnen: 4 - 6mm;
Königinnen: 6,5 - 7,5 mm;
Männchen: 4 - 6 mm;

Aussehen/Färbung:
rötlich, Kopf meist dunkler

Entwicklungsdauer:
Insgesamt ca. 6 Wochen

Puppen:
Nacktpuppen (nicht eingesponnen)
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Formicarienfragen u. Nesttypen

Was ist ein Formicarium?
Ein Formicarium ist ein Behältnis, worin man Ameisen halten kann. Meistens werden dazu Aquarien, Terrarien oder auch andere Behälter zweckentfremdet. Ein Formicarium besteht immer (Ausnahme: Reagenzglasgründung) aus einer Arena und einem Nest. Die Arena ist sozusagen der Auslauf der Ameisen. Hier werden sie gefüttert und können sich nach Lust und Laune bewegen. Je nach Koloniegröße ist die Arena gebaut: eine große Kolonie braucht selbstverständlich mehr Auslauf als eine kleine Kolonie. Das Nest, welches entweder in der Arena integriert wird oder auch außerhalb platziert ist, kann aus unterschiedlichen Materialien gebaut werden: Ytong, Gips, Holz, etc.
Wahlweiße kann man sich auch für ein Erdnest entscheiden. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Man füllt einen Teil der Arena mit Erde und lässt die Ameisen einfach mal graben (Nachteil: Man sieht nicht ins Nest), oder man baut/kauft sich eine Ameisenfarm.
Falls ihr noch Anregungen braucht schaut doch einfach in unser Fotoforum. Im Unterforum „Formicarien“ (Plural von Formicarium) sind viele Bilder von tollen Formicarien zu finden.

Warum mit einem Reagenzglas anfangen?
Wenn man beschließt, Ameisen zu halten steht man vor einer Entscheidung: Gründerkönigin oder Kolonie. Die Gründerkönigin, wenn man sie z.B. in der Natur gefangen hat, macht man in Reagenzglas (Abkürzung: RG). Nur warum?
Der Grund dafür ist einfach: Ein RG ist rundum einsehbar, schön klein und handlich. Dass das Nest anfangs nicht zu groß ist freut auch die Ameisen, denn dann müssen sie nicht allzu viele Baumaßnahmen in Angriff nehmen, um sich Wohlzufühlen. Außerdem sind die Bedingungen im RG immer gleich bleibend.
Der Aufbau einer Gründungsreagenzglases ist ganz einfach:
Zuerst das RG zu ca. einem Drittel mit Wasser füllen, dann einen Wattebausch zusammenknüllen und reinstopfen. Dieser muss (am besten mit einem Stift oder ähnlichem) bis zum Wasser gedrückt werden, aber nicht zu weit. Dann kommt die Gründerkönigin in das Glas. Abgeschlossen wird das Ganze mit einem zweiten Wattebausch. So sollte es am Schluss aussehen:

Bild

Was ist ein Ytongnest?
Eine weit verbreitete Nestform ist das Ytongnest. Es besteht, wie der Name schon sagt, aus dem Baustoff Ytong (Porenbeton) und ist daher im Baumarkt erhältlich. Der Ameisenhalter macht sich die Poröse Eigenschaft dieses Stoffes zu nutze und kratzt Kammern und Gänge, in denen die Ameisen leben werden, in den Ytongstein. Dazu werden meist Schraubenzieher verwendet, aber auch Akkuschrauber können benutzt werden. Doch muss man dann besonders darauf achten, dass der Ytong nicht an unerwünschten Stellen abbricht oder Risse entstehen.
Wenn der Ytongstein fertig bearbeitet wurde kann man ihn mit einer für die Ameisen ungiftigen (lösungsmittelfreien) Farbe (zum Beispiel normaler, wasserlöslicher Tuschkastenfarbe) anmalen.

Kleinere Anfängerarten wie zum Beispiel Lasius niger oder Myrmica rubra brauchen nur kleine Nestkammer mit einem Durchmesser von etwa 2,5cm x 1,5cm x 2cm (L x H x B). Nun muss man die Anzahl der Kammern der Volksgröße Anpassen. Eine Kammer mit den oben genannten Maßen sollte für etwa 30 Tiere ausreichen. Die Gänge des Nests sollten etwa 1cm hoch und breit sein, damit auch kleinere Futtertiere ins Nest geschleppt werden können.

Was ist ein Gipsnest?
Ein Gipsnest ist ein Nest, das aus Gips gegossen wird. Um es zu bauen ist daher zunächst eine Gießform erforderlich. Diese Form lässt sich leicht selbst herstellen. Man braucht dazu ein Stück Styropor, welches man so zerschneidet, dass die zukünftigen Nestkammern und Gänge im Vergleich zum Rest des Styroporstücks hervorstehen. Nun legt man dieses Stück Styropor in ein Gefäß und gießt den flüssigen Gips in das Gefäß. Jetzt muss man nur noch warten, bis der Gips hart ist. Dann kann man sich daran machen ihn aus dem Gefäß zu lösen und das Styropor von ihm zu entfernen. Fertig!

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Gips- und einem Ytongnest?
Ein Gipsnest wird meist selbst gegossen. Somit kann man sehr leicht die Form bestimmen. Ein Ytong-Stein hat ja bereits eine vordefinierte Form. Selbstverständlich lässt sich diese sehr leicht ändern.
Ein Gipsnest hat den Vorteil einer glatten Oberfläche; Das Ytongnest hat eine sehr grobe Oberfläche, in der mal gern Brut verschwindet, welche somit für den Halter/Beobachter nicht sichtbar sind.
Das Ytongnest hat aber den Vorteil einer besseren Luftzirkulation. Dadurch kann der Schimmel im den Kammern verhindert werden.

Was ist eine Ameisenfarm?
Eine Ameisenfarm besteht im Grunde aus zwei Plexiglasplatten. Zwischen den beiden Platten wird eine Mischung aus Erde und Lehm gefüllt. Darin können sich die Ameisen ihre Gänge selber graben.
Das Ganze sieht dann grafisch-dargestellt so aus:

Bild

Die Ameisenfarm ist wohl die Art von Formicarium, an die jeder sofort denkt, wenn er das Wort "Ameisenhaltung" hört. Eine Ameisenfarm ist allerdings nur für kleinere Arten geeignet, da größere Tiere wie zum Beispiel einige Camponotusarten nicht genug Platz in einer verhältnissmäßig engen Farm finden. Falls man sich selbst eine Farm baut kann man sie zwar so breit gestalten, dass auch solch große Arten hineinpassen. Nur gleicht eine solche Farm dann mehr einem Erdnest, da die Gänge und Kammern nicht mehr sichtbar sind, da sie nicht mehr nah genug an den Scheiben der Ameisenfarm gebaut werden. Beim Bau einer Farm ist also immer auf eine geringe Breite zu achten. Dabei gibt es 2 verschiedene Möglichkeiten, die jetzt näher erläutert werden.

Möglichkeit 1
Man kauft sich (Plexi-)Glasplatten, die in die richtige Größe zugeschnitten werden sowie Aquariensilikon. Nun klebt man die Plexiglasplatten mit dem Silikon zusammen und fertig ist die Ameisenfarm. Jetzt fehlt nur noch ein Loch oberhalb der Ameisenfarm (außerhalb des Substrats) um die Farm über einen Schlauch mit der Arena zu verbinden. Anstatt dem dicken Aquariensilikon kann auch Sekundenkleber verwendet werden. Aber Achtung! Einige Kunststoffe werden von dem Kleber angegriffen und werden porös oder lösen sich auf.
Damit eine auf diese Weise gebaute Farm auch gut aussieht bedarf es schon etwas Ãœbung. Daher gibt es eine weitere Methode, um zur eigenen Farm zu kommen.

Möglichkeit 2
Die zweite Methode des Eigenbaus einer Farm ist um einiges einfacher. Man braucht dafür nur 2 gleich große Bilderrahmen, mit entsprechend großen Glasplatten drinnen. Nun kommt es auf die dicke der Bilderrahmen und die Größe der Ameisen an, die dort drinnen gehalten werden sollen. Bei kleineren Arten und dicken Rahmen kann man die Beiden Bilderrahmen einfach so zusammenkleben und die Ameisenfarm ist fertig. Meistens ist es jedoch notwendig zwischen die beiden Bilderrahmen noch Holz-oder Plastiksücke zu kleben, die die Farm somit verbreitern. Auch hier muss jetzt natürlich noch an einer Stelle überhalb des Substrats ein Loch gebohrt werden, welches Ameisenfarm und Arena über einen Schlauch verbindet.

Es ist wichtig jede Ameisenfarm, die mit Kleber, Silikon oder anderen lösungsmittelhaltigen Materialien bearbeitet wurde mindestens 2 Tage gut auslüften zu lassen. Andernfalls kann es zur Vergiftung der Ameisen kommen, was nicht selten zum Tod der Tiere führt.

Was ist eine Ameiseninsel?
Eine Ameiseninsel ist eine Kombination aus Arena und Nest.
Dazu wird um die Arena, in der sich das Ameisennest befindet ein Wassergraben gebaut. Dieser ist für die Ameisen unüberwindlich und sie können somit nicht ausbrechen. Wer dass noch nicht ganz verstanden hat schaue sich das Bild an:

Bild

Was ist ein Erdnest?
Die am einfachsten zu bauende Form eines Nests ist das Erdnest. Wie der Name schon sagt leben die Ameisen hier in einem mit Erde gefüllten Behälter, wo sie sich nach Lust und Laune ihre Gänge und Kammern bauen können. Ein großer Vorteil ist, dass die Ameisen hier sehr lange im gleichen Nest gehalten werden können (Vorausgesetzt der Behälter ist groß genug), da das Nest nach belieben von den Tieren erweitert werden kann. Leide kann man die Kleinen in diesem Nest nur sehr schlecht beobachten, da ein Großteil des Geschehens im Ameisenstaat unter der Erde stattfindet.

Was ist eine Arena?
Nach dem das Nest fertig gebaut ist fragt man sich natürlich, was für eine Arena gewählt werden sollte. Es ist an sich egal, was für eine Arena man wählt vorausgesetzt man beachtet bei der Wahl, dass die Arena groß genug für die Ameisen ist und dass die Ameisen nicht aus der Arena ausbrechen können (weitere Hinweise dazu gibt es unter dem Punkt "Ausbruchsicherungen"). Bei kleinen Kolonien bis ca. 50 Tiere sollte weiterhin darauf geachtet werden, dass die Arena nicht zu groß ist.

Wie richte ich welche Formicarienart richtig ein?
Grundsätzlich gilt: Am Besten ist es immer so, wie es in der Natur auch ist.
Eingerichtet wird in einem Formicarium nur die Arena. Die richtige Einrichtung hängt von der Ameisenart ab. Man sollte dabei versuchen die Natur des jeweiligen Heimatorts der Ameisen möglichst genau nachzuahmen. Für eine Lasius niger Kolonie zum Beispiel sollte man das Substart für die Arena gleich mit vom Fundort nehmen. Andernfalls kann auch ein Sand-Lehm-Gemisch im Verhältniss von 4:1 verwendet werden. Außerdem kann man ein paar Eicheln und Tannennadeln, sowie Steine in die Arena legen.
Eine andere Ameisenart braucht ein anders eingerichtetes Formicarium. Die Wüstenameise Cataglyphis braucht logischerweise Sand als Substrat und nur spärlich verteilte Dekoration in Form von Steinen o.ä.. Ein Art, die die feuchten Tropen bewohnt braucht zumindest ein paar Pflanzen und torfhaltiges Substrat. Sonst kann der Ameisenhalter bei der Einrichtung des Formicariums seiner Fantasie freien Lauf lassen.
Wer eine Pflanze in die Arena einbringen will hat kein leichtes Spiel. Wird die Pflanze einfach in die Erde gepflanzt muss ihr über das Substrat Wasser zugeführt werden. Das führt dazu, dass die Ameisen in den meisten fällen anfangen in dem feuchten Substrat zu graben und sich dort einzunisten, wodurch man sie nur noch schlecht beobachten kann. Daher sollte man die Pflanze, die man in das Formicarium pflanzen will, zuvor mit genügend Substrat an dem Wurzelballen auf den Formicarienboden stellen und diesen anschließend mit einer Schicht Gips überziehen. Nun gibt es 2 Methoden, um die Pflanze zu gießen. Bei größeren Ameisenarten kann man in den Gips vor dem Aushärten mit einer Nadel kleine Löcher stechen, so dass hier ausreichend Wasser einsickern kann oder man steckt durch den noch weichen Gips ein Stück Strohhalm o.ä.. Will man die Pflanze nun gießen, so gießt man einfach in den Strohhalm hinein. Hinterher verschließt man ihn mit einem Stück Knete o.ä..

Wie kann ich die Ameisen vor dem Ertrinken retten?
Häufig kommt es vor, dass Ameisen im Zuckerwasser oder ähnlichen Flüssigkeiten ertrinken. Dies kann man einfach verhindern, indem man z.B. den Futternapf mit einem Schwamm oder Watte füllt. Diese/r saugt dann die Flüssigkeit auf, und die Ameisen können ihn bei Bedarf wieder aussaugen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass man die Flüssigkeiten, wie z.B. Zuckerwasser nur tropfenweise anbietet, doch kleiner Arten können selbst in solchen Tropfen ertrinken.

Warum rote Folie?
Ameisen können rote Farbe nicht sehen. Sie sehen rot wie schwarz. Wenn man rote Folie um ein RG wickelt kann man als Halter die Ameisen beobachten, die Ameisen fühlen sich ungestört. Wichtig ist, dass man darauf achtet dunkelrote Folien zu verwenden.

Welches Gemisch an Bodengrund für welche Art?
Der Bodengrund der Arena wird am Besten der natürlichen Umgebung der Ameisenart angepasst.
Wenn man Sand verwenden will sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass er nicht zu fein ist, da kleinere Ameisenarten sonst nicht darüber laufen können.

Warum ist Feuchtigkeit so wichtig?
Für unsere einheimischen Ameisenarten ist nur die Feuchtigkeit des Nests wichtig (bei tropischen Arten auch die Luftfeuchtigkeit).
Das Nest sollte immer schön feucht sein, damit die Ameisen und auch die Brut nicht vertrocknet. Auch in der Winterruhe muss dass Nest feucht sein.

Warum ist Wärme so wichtig?
Wärme ist wichtig für die Entwicklung der Brut, vor allem der Larve. Meistens reicht als Wärmequelle eine kleine Lampe aus (Achtung: Nicht so nah dran!).

Darf ich Heizmatten verwenden?
Eher nicht, da die Wärme ja von unten kommt, und nicht wie in der Natur von der Sonne (oben).

Wozu brauche ich eine Ausbruchsicherung und welche Möglichkeiten gibt es?
Eine Ausbruchsicherung braucht man, damit die Ameisen nicht aus dem Formicarium abhauen können. Hier eine kleine Auflistung der Gebräuchlichsten:

Talkum: ein weißes Pulver, welches man in Apotheken und Heimwerkerläden bekommt. Wird mit Wasser verrührt und an den Rand des Formicariums geschmiert. Es sollte ein mindestens 2cm dicker Streifen sein. (Tipp: Nutze die Suchfunktion Stichwort „Talkum“)
Vorteil: effektiv und billig.
Nachteil: nicht gut bei hoher Luftfeuchtigkeit

PTFE: Flüssiges Teflon. Auch erhältlich in Heimwerkerläden. Gilt als beste Ausbruchsicherungen. Einfach einen ca. 2cm breiten Streifen an den Formicariumrand auftragen. (Tipp: Auch hier findet man mit der Suchfunktion noch Infos)

Vaseline/Öle: Selbe Auftragung wie PTFE. (Achtung: Nur ungiftige Öle verwenden!)
Vorteil: -
Nachteil: können schnell eintrocknen und somit „unsicher“ sein

Deckel: Dazu braucht man nicht viel zu sagen außer dass für ausreichende Belüftung innerhalb des Formicariums gesorgt werden muss.
Vorteil: je nachdem 100% Ausbruchschutz
Nachteil: erhöhte Schimmelgefahr, da hohe Luftfeuchtigkeit und höhere Temperaturen.

Wassergraben: Kennt man ja auch aus dem Zoo. Prinzip: Ameisen können nicht schwimmen und kommen somit nicht aus dem Formicarium.
Vorteil: 100% Ausbruchschutz
Nachteil: Der Wassergraben wird oft als Müllhalde benutzt und Gefahr des Ertrinkens wird stark erhöht.
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Futtertypen:

Eiweisnahrung:
Alle Ameisen (mit Aussnahmen) brauchen Eiweiß für die gesunde Entwicklung der Kolonie. Das Eiweiß wird meißt in Form von anderen Insekten gereicht.Aber es gibt auch andere Möglichkeiten die Ameisen mit Eiweiß zu versorgen.

Futtertiere/Insekten:
Als Futtertiere kann man eigentlich so ziemlich alle Insekten verwenden. Bei kleineren Kolonien sollten sie vorher abgetötet werden.
Stubenfliegen zum Beispiel sind zwar leicht zu beschaffen, sind aber in der Regel nicht besonders nahrhaft. Kommt natürlich drauf an, womit sich die Fliege ernährt hat, aber normalerweiße ist da nicht viel wertvolles dran. So eine Mehlkäferpuppe oder eine fette Wachsmottenlarve sind da schon ganz andere Eiweißbomben.
Grundsätzlich sollte man vor verfüttern stehts auf Milben achten, die oft auf den Futtertieren sitzen. Manchmal sind die gekauften Futtertiere (z.B. Heimchen aus dem Zooladen) mit Milben besetzt, die dann mit den Futtertieren ins Formicarium und somit den Ameisen schaden können.
Wenn man ganz sicher gehn will überbrüht man die Futtertiere vor dem Verfüttern mit kochendem Wasser.

Fleisch/Wurst:
Man kann die Ameisen auch mit Fleisch oder Wurst füttern. Man sollte darauf achten, dass die Wurst/ das Fleisch nicht verdorben usw. ist.
Selbstverständlich muss man es in "ameisengerechte" Portionen anbieten.
Bei der Wahl der Sorte bleibt einem eigentlich freie Wahl. Putenfleisch soll z.B. sehr beliebt sein. Da müsst ihr einfach ein bisschen ausprobieren, was sie fressen, und was nicht.


Zuckernahrung:

Honigwasser:
Honigwasser ist wie der Name schon sagt eine Mischung aus Honig und Wasser. Man reicht es entweder tropfenweiße oder in einer Tränke.

Zuckerwasser:
Auch hier, wie der Name schon sagt: Wasser, indem Zucker gelöst wurde. Anbieten wie Honigwasser.

Was ist den nun besser? Honig- oder Zuckerwasser?
Die Frage scheint auf den ersten Blick einfach zu sein: Honig ist besser.
Aber Honig besteht zu zwei Dritteln aus sog. Monosacchariden, den Einfachzuckern Glucose (Traubenzucker, Dextrose) und Fructose (Fruchtzucker). Für den Menschen ist Traubenzucker lebenswichtig, da er unser natürlicher Blutzucker ist. Auch bei Bienen ist das so. Andere Insekten nutzen jedoch Trehalose als Blutzucker und das ist ein Zweifachzucker (Disaccharid) wie der handelsübliche Rüben- oder Rohrzucker auch. Einfachzucker können von Tieren nicht synthetisiert werden, wohl aber können sie aus Monosacchariden Disaccharide und Polysaccharide (Mehrfachzucker wie z.B. Stärke) bilden oder umgekehrt Mehrfachzucker in Einfachzucker aufspalten. Das geht sogar schon im Mund los, beispielsweise wenn wir eine Kartoffel oder eine Brotscheibe essen.
Aber mind. ebenso wichtig sind die im Honig enthaltenen Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Eiweißspuren. Am besten eignet sich dabei übrigens Waldhonig, der im Gegensatz zu Blütenhonig von den Bienen aus den Ausscheidungen von Pflanzensaftsaugern (Honigtau) hergestellt wird. Also exakt der Stoff, auf den die (meisten) Ameisen so scharf sind, dass sie Trophobiose betreiben.
Also am Besten beides anbieten, oder ab und zu mal abwechseln.

Zucker (pur):
In bestimmten Fällen kann man den Ameisen auch kleine Zuckerkristalle pur anbieten.

Honig (pur):
Auch Honig kann man problemlos pur anbieten (in Tropfenform)

Mischnahrung / Ergänzugsnahrung:

Obst:
Ameisen mögen sehr gerne Obst. Den darin enthaltenen Fruchtzucker können sie gut verwerten. Außerdem sind sind in Obst wertvolle Vitamine usw. enthalten.

Bhatkar-Diät:
Die Bhatkar Diät ist eine ganz besondere Futtermischung die von Ameisenforschern entwickelt wurde. Hölldobler/Wilson haben sie wie folgt erstellt:

"500 ml Wasser
62 ml Honig
1 g Vitamine
1 g Mineralien
5 g Agar
1 Ei

250 ml Wasser zum Kochen bringen, dann den Agar darin auflösen und abkühlen lassen.

In der Zwischenzeit die anderen 250 ml mit dem Ei und dem Honig und den restlichen Zutaten mit einem Mixer zu einer glatten Masse rühren.
Dann die Agarlösung unter ständigem Rühren zugeben und dann kaltstellen."

Die Bhatkar-Diät gibt es in vielen verschieden Abwandlungen, doch keine war so wirklich der Erfolg. Bekannte Ameisenforscher setzen deshalb lieber auf die bewährten Nahrungsmittel wie z.B. Honig.

Die Zucht von Futtertieren

Stubenfliegen-Zucht
Die wohl einfachste Methode an Fliegen zu gelangen, ist sich im Angelgeschäft Fliegenmaden zu besorgen.
Weitaus besser eignet sich jedoch die flugunfähige Stubenfliege, da sie leichter zu entnehmen sind.

Die Maden wandern für ein paar Tage in einen mit Damenstrumpf verschlossenen Behälter.
Bei normaler Zimmertemperatur verpuppen sich die Maden schon nach wenigen Tagen.
Nach einer weiteren Woche sind die ersten Fliegen geschlüpft.

Zur Zucht füllen wir einen 0,5 Liter Becher zur Hälfte mit Weizenkleie und
vermengen sie mit soviel vitaminisierter Milch, bis sich die Flüssigkeit am Boden absetzt.
Ãœber das Substrat wird etwas Holzwolle gelegt, 20 - 30 Fliegen dazu
und das Gefäß mit einem Damenstrumpf verschlossen.
Nun stellen wir den Zuchtansatz an einen ruhigen Ort.
Innerhalb einer Woche legen die Weibchen unzählige ca. 1mm große weiße Eier,
die sich nach weiteren vier Tagen zu einer beachtlichen Zahl kleiner Maden entwickelt haben.
Jetzt brauchen wir nur noch weitere 10 - 14 Tage zu warten,
bis die nächste Generation geschlüpft ist und wir können den nächsten Ansatz fertig zu machen.
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Liebe Mitglieder und Neulinge,

wenn ihr die o.a. Zeilen aufmerksam gelesen habt, dürften die wichtigsten Unklarheiten zuerst einmal beantwortet sein.
Sollten aber dennoch Fragen offen stehen, dann scheut euch nicht davor nachzufragen.
Wenn ihr darüber hinaus noch Verbesserungsvorschläge, Ergänzungen, etc. zu der FAQ habt, könnt ihr sie uns gerne mitteilen.


Wir stehen euch via PN oder auch hier in diesem Thread gerne Rede und Antwort zum Thema: FAQ - Ameisenforum

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