User des Monats November 2024   ---   marcel  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Formica cf. rufibarbis - eine 2. Königin „anbieten“

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Neues Thema Antworten
wackmire
Offline
Beiträge: 3
Registriert: 7. Juni 2022, 21:17
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

#1 Formica cf. rufibarbis - eine 2. Königin „anbieten“

Beitrag von wackmire » 8. Juni 2022, 02:15

Hallöchen liebe Ameisen-Freunde,

Das hier ist mein erster Beitrag, also seid bitte gnädig und immer her mit dem Feedback! 3)

Erst einmal Danke, für das schier endlose Wissen, was sich hier in den Foren befindet. Gibt echt kaum etwas besseres, als durch all die Haltungsberichte, Fragen und Erfahrungen zu stöbern und sich das Hirn mit Wissen über Ameisen vollzustopfen :)

Aber jetzt zum eigentlichen Thema;

Vor genau 334 Tagen habe ich eine Gyne der Gruppe Formica cf. rufibarbis gefunden, die auch erfolgreich gegründet hat. Jetzt, entsprechend fast ein Jahr später, hat sie, kurz nach der ersten Arbeiterinnen-Welle aus diesem Jahr, ca. 20 Arbeiterinnen. Die 2. Welle aus diesem Jahr ist auch schon mit ca. 15-20 Puppen an der Zahl verpuppt. Diese sollten sich, wenn meine Abschätzungen korrekt sind, in den nächsten ein bis zwei Wochen entpuppen.

Heute habe ich nun, bei perfektem Schwarmflug Wetter, eine weitere Formica cf. rufibarbis Gyne gefunden und da stellte sich mir die Frage; Wäre es möglich die neue Gyne der schon bestehenden Jungkolonie „anzubieten“, sodass die Kolonie Polygyn wird?
Im allgemeinen sind Kolonien der Gruppe Formica rufibarbis in der Natur ja durchaus Polygyn aufzufinden. Natürlich weiß ich, dass dies ein durchaus risikobehaftetes Experiment ist. Dementsprechend habe ich nun nach Jahren des von außen mit Lesens die Entscheidung getroffen hier nachzufragen, um eventuelle Erfahrungsberichte von jemandem zu hören, der so eine verrückte Idee schon einmal ausprobiert hat, oder nach anderweitig gebildeten Meinungen zu fragen, um zu verhindern, dass ich ein kostbares Königinnen-Leben verschwende.

Also; Gedanken, Fragen, Ideen etc. bitte alles her damit!

Die erste Option wäre, wie ich denke, die neue Gyne einfach in die Arena zu setzen. So würde ein erstes Zusammentreffen der Gyne und einer potentiellen adoptiv Kolonie in der Natur ja auch stattfinden. Hierbei ließe sich das Geschehen auch adäquat beobachten und im Ernstfall wäre das Intervenieren kein allzu großes Problem. Dann gäbe es auch noch die Option die Königin in einem Reagenzglas (RG) an die Arena anzuschließen und den Eingang zu eben diesem RG so klein zu halten, dass nur die Arbeiterinnen zu der neuen Königin könnten (solche Neststrukturen sind ja im Gründungsvorgang von polygynen Kolonien durchaus eine bewährte Option). Dies würde in der Anfangsphase eventuelle Aggressionen zwischen den Königinnen verhindern, das eventuelle Eingreifen in die Arbeiterinnen-Königin-Interaktion wäre allerdings deutlich schwieriger.
Als letzte Option könnte ich mir auch irgendeine Form von Brut-Transfer zur neuen Gyne, in Kombination mit der RG Lösung, vorstellen. Hierbei würde die neue Gyne schon etwas Duft von der Kolonie annehmen, was die Arbeiterinnen ihr gegenüber vielleicht freundlicher stimmt.

Ich hoffe sehr, dass ihr mir in irgendeiner Form weiterhelfen könnt, diese doch sehr verrückte Idee umzusetzen.

Beste Grüße,
Julian / wackmire =)*207



Benutzeravatar
Erne
Administrator
Offline
Beiträge: 4110
Registriert: 18. April 2014, 11:00
Hat sich bedankt: 5698 Mal
Danksagung erhalten: 4690 Mal
Kontaktdaten:

#2 Formica cf. rufibarbis - eine 2. Königin „anbieten“

Beitrag von Erne » 8. Juni 2022, 17:41

Willkommen bei uns im Ameisenforum Julian.

Nein ist keine verrückte Idee, eher interessant sowas zu versuchen.
Da Formica rufibarbis mit mehreren Königinnen leben kann, durchaus möglich das Du eine Zusammenführung hinbekommst.
Formica cf. rufibarbis, gehe davon aus das für Dich alte und neue Königin von der gleichen Art sind.
Mit Formica rufibarbis habe ich es selber noch nicht versucht eine weitere Königin zu integrieren, gehe davon aus, das es sich in etwa so verhält wie z. B. bei Formica fusca, Formica cinerea.
Direkt eine Königin zuzusetzen war nicht machbar, wurde aggressiv angegriffen.
Gute Erfolge hatte ich indem ich die Königin verschlossen, in einer Art Gitterkäfig, teilweise in den Laufweg der Ameisen gelegt habe.
Zusätzlich diesen Käfig noch mit etwas Zuckerteig eingestrichen.
Der Käfig muss so groß sein das sich die Königin gut zurückziehen kann (ein Käfigbereich ohne Gitter).
Nach ein paar Tagen zeigt es sich meistens schon ob die Ameisen immer noch aggressiv vorgehen.
Wenn es gut aussah, habe ich den Käfig etwas geöffnet, soweit das nur 1 – 2 Arbeiterinnen zur Königin konnten.
Bei dieser Art müssen die Arbeiterinnen von alleine zur Königin laufen, ein Zusetzen wäre überaus riskant, jeglicher Stress kann zur Abgabe von Ameisensäure führen.
Wenn es gut läuft, weitere Ameisen zur Königin laufen lassen, immer schön vorsichtig.
Wenn es noch zu Übergriffen kommt, Arbeiterinnen raus und später nochmals versuchen.

Überwiegend habe ich so schon Königinnen bei einigen Arten zusetzen können.
Muss allerdings auch schreiben, hat nicht immer funktioniert.

Grüße Wolfgang
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Erne für den Beitrag:
wackmire



wackmire
Offline
Beiträge: 3
Registriert: 7. Juni 2022, 21:17
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

#3 Formica cf. rufibarbis - eine 2. Königin „anbieten“

Beitrag von wackmire » 9. Juni 2022, 11:48

Hallo Wolfgang!

Vielen Dank, für deine Antwort. Das hört sich ja durchaus vielversprechend an :)

Deine Idee finde ich ehrlich gesagt super, vor allem das einschmieren des Käfigs mit Futter! Zu dem Käfig habe ich allerdings ein paar Rückfragen:

Wie groß muss ich mir den Käfig vorstellen? Soll die Gyne da Versteckmöglichkeiten drin haben? Oder sogar ein RG? Oder soll der Käfig eher gerade so groß genug sein, dass die Arbeiterinnen durch das Gitter nicht an sie heran kommen, wenn sie in der Mitte steht?
Auch zum Material wäre die Frage, ob es da irgendwelche Präferenzen deinerseits gibt? Und vor allem; wie engmaschig muss das Gitter sein? Die Arbeiterinnen dürfen ja auf keinen Fall durch das Gitter an die Gyne kommen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es auch nicht zu eng sein sollte, um wenigstens ein kleines bisschen Interaktion zwischen Gyne und Arbeiterin zu ermöglichen?

Als letztes: reicht ein „nachlassen von Aggressionen“ von ein paar Arbeiterinnen als Grund, den Käfig dann vollständig zu öffnen, oder sollte ich warten, bis die Arbeiterinnen z.B. anfangen die Gyne zu Füttern?

Beste Grüße,
Julian / wackmire



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“