Hashishim hat geschrieben: ↑16. Dezember 2019, 16:09
1. Die Ameisenart
Ich hab für mich zumindest schonmal entschieden eine exotische Ameisenart zu nehmen, da ich es in geschlossen Bereichen wie Wohnungen für einfacher halte, eine für die Ameisen angenehme Gleichbleibende Temperatur zu ermöglichen. Was ich bisher so im Antstore gesehen hab lag zwischen 21 -28°C was auch für meine Familie akzeptabel sein sollte. Trotzdem bleibt die Frage der Spezies. Sie sollte möglichst groß sein um das Beobachten zu erleichtern, da ich auch eine Tochter habe die sehr neugierig ist und gerne Sachen beobachtet. Dann natürlich nicht so ein hohes Risiko zur Flucht. Am liebsten nicht in der Lage überhaupt Scheiben hoch zu klettern. Von der Nahrung her habe ich vor Mehlwürmer, "Schokoschaben" und Honigwasser zu füttern also sollte das natürlich auf dem Speiseplan stehen.
Wenn du größere Ameisen nimmst (Camponotus, Messor, Cataglyphis, große Ponerinen) und einen gut abschließenden Deckel hast ist das kein Problem. Kleinere Ameisen (Pheidole, Solenopsis, etc.) sind viel schwieriger in einer Anlage zu halten, größere Ameisen haben es schon physikalisch schwer mit dem Ausbruch.
Mit Honig wäre ich generell vorsichtig, der ist oft mit Insektiziden kontaminiert. Gute Alternativen wären z.B Agavendicksaft oder Ahornsirup. Ob du nur mit Mehrwürmern und Schokoschaben weit kommst halte ich für fraglich, die meistne Ameisen mögen eher einen sehr breiten Speiseplan - im Prinzip ist es am besten immer mal wieder durchzuwechseln und alles zu verfüttern, was man irgendwie bekommen kann. Fruchtlfiegen, Fliegen (Stubenfliegen, Fleischfliegen, Goldfliegen), Grillen (Heimchen, Mittelmeergrillen, Steppengrillen), Heuschrecken (Wüstenheuschrecken, ägypt. Wanderheuschrecken), Schaben (Schokoschaben, Waldschaben (Dubias)), Wachsmottenlarven, Rosenkäferlarven sind so dass was man üblicherweise im Zooladen oder im Internet bekommt. Ab und zu mal Nassfutter für Katzen kann das ganze etwas auflockern, viele Ameisenarten nehmen auch süße Früchte gerne an (aufpassen, dass sie nicht mit Insektiziden gespritzt sind).
Hashishim hat geschrieben: ↑16. Dezember 2019, 16:09
2. Die Aufzucht
Ich lese immer wieder und sehe es auch in Videos das Hauptsächlich Teströhrchen benutzt werden um die Königin in der Anfangszeit zu pflegen und zu behüten. Meine Frage wäre jetzt ob das erforderlich ist. In der Natur haben sie diese Möglichkeit ja auch nicht. Ich würde gerne so nah an die realen Bedingungen ran gehen wie möglich und die Kolonie von Anfang an in einem großen Terrarium aufziehen. Geplant ist das ich eine Räumliche Trennung am Anfang einbaue die ich später entfernen kann. Würde ich der Kolonie so nicht den Umzugsstress ersparen? Was für Schwierigkeiten könnte ich bei dieser Herangehensweise bekommen?
Reagenzgläser sind aus zwei Gründen beliebt.
Zum Einen bieten sie ein sehr stabiles Raumklima, das keine Wartung erfordert - ein großes Reagenzglas (30x200mm) mit einen Watteverschluss vorne und einem dicken Strohhalm als Eingang hält im Schnitt 6-8 Monate (mein Rekord war 22 Monate bei einer Kolonie Solenopsis fugax) und man kann nicht vergessen es zu bewässern. Dass die Ameisen durch Austrocknung versterben ist praktisch unmöglich.
Zum Anderen ermöglicht ein RG einen guten Einblick in das Nest und den Status der Kolonie/
Brut. Gerade bei langsamwachsenden Arten (v.a. wenn sie wie viele Camponotusarten als Jungkolonie noch nachtaktiv sind) kann es leicht sein, dass man seine Ameisen wochenlang nicht sieht und sich dann fragt, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Da bietet ein kurzer Blick ins RG Gewissheit, bei einem Erdnest (v.a. in einem unüberischtlichen Tropenbecken) hat man diese Option nicht und muss einfach auf das Beste hoffen.
Hashishim hat geschrieben: ↑16. Dezember 2019, 16:09
3. Schwarmflug
Aus offensichtlichen Gründen will ich nicht das die Kolonie nicht ausbreitet. Aber ebenso wenig das die potenziellen neuen Kolonien sich in meiner Wohnung einnisten. Darum die Frage was ich bei einem Schwarmflug machen kann. Lass ich einfach nur den Deckel zu und warte bis die Zeit rum ist? Einfangen und Einfrieren? Oder doch nach draußen leiten und den kalten Witterungsbedingungen den lauf lassen? Da muss es doch irgendeine ethisch Vertretbare Lösung für geben. Ich konnte sie bisher leider nur noch nicht finden. Wie löst ihr das?
Viele Kolonien schwärmen in der Haltung überhaupt nicht, weil die Auslöser dafür fehlen. Meine Camponotus barbaricus haben mitterweile mindestens zwei Arbeiterköniginnen (
Königinnen die ihre Flügel abgeworfen und Arbeiterinnenrollen eingenommen haben), Drohnen hab ich bisher noch nicht gesehen. Normalerweise werden die Geschlechtstiere (v.a. die Drohnen) früher oder später von den Arbeiterinnen "entsorgt" oder werden wie im obigen Beispiel effektiv zu Arbeiterinnen.
Auch dass sie die Ameisen in der Wohnung einnisten ist bei den meisten Arten nicht realistisch, da 1. keine Inzucht stattfindet und 2. es keine Nistgelegenheiten gibt. Realistich möglich ist das eigentlich nur bei sehr anpassungfähigen Arten (die meist schon als Hausameisen bekannt sind) in alten Häusern mit Ritzen und feuchten Ecken (oder eben bei bekannten Hausameisen wie Pharaoameisen, Tampinoma melanocephalum "Ghost ants", Pheidole megacephala, Tetramorium bicarinatum und evtl. Lasius brunneus).
Hashishim hat geschrieben: ↑16. Dezember 2019, 16:09
4. Deko
Was muss ich bei den Materialien die ich zur Gestaltung benutze beachten? geplant ist es ganz nach unten Tonkugeln zu machen. Dann ein feinmaschiges Fliegengitter, Kohle und dann das Substrat. Welches Substrat am besten geeignet ist hängt letztendlich von der Ameisengattung ab und wird ich vermutlich später noch erfragen. Da ich eine Spezies aus einer wärmeren Region möchte dachte ich dann an einen Tropen oder Savannen Aufbau. Ich weiß aber nicht ob zum Bsp. Äste und Steine aus einem Kunststoff geeignet sind oder ob die Tiere sich da nicht vielleicht reinnagen können. Oder ob sie giftig sind für sie aufgrund von Inhaltsstoffen die sich durch das befeuchten lösen. Auch für die Wasserstelle bin ich mir noch unsicher. Ich dachte an eine Art Tonteller. Nicht größer wie eine Untertasse und dementsprechend flach. Würde das gehen wenn ich den ebenerdig eingrabe?
Alles was für Terrarien geeignet ist kann man auch für Ameisen benutzen.
So richtig die Dekoration zerlegen dürften eigentlich nur Messor, bei den meisten anderen Ameisen sollten sich die Schäden sehr in Grenzen halten (meine C. barbaricus beispielsweise haben noch nie Dekoration angenagt). Bei Messor ist die Devise dagegen eher einfach verschiedene Arten von Rohmaterial (Tannennadeln, Steckmoos, Sand, Erde, Aquarienkies, etc.) reinwerfen und schauen was sie draus bauen.
Falls du dich für eine webende Art entscheidest wäre ein wenig Stroh, Laub oder anderes getrocknetes Pflanzenmaterial zu empfehlen, da die das zum Nestbau nutzen können.