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Freiland-Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, Ausflüge, Schnappschüsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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Boro
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#9 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 16. Juni 2012, 11:36

Kleiner Zwischenbericht!

Die Camponotus lateralis-Nester entwickeln sich prächtig und sind auf dem besten Weg zu einer starken Populationsentwicklung. Sie entwickeln sich besser als meine Camponotus piceus-Nester in der Nähe, einer sehr nahe verwandten heimischen Art. Subjektiv gesehen fouragieren sie intensiver und scheinen trotz ihrer mediterranen Herkunft eher weniger von hohen Temperaturen abhängig zu sein. Das lässt die vorläufige Vermutung zu, dass sie in ähnlicher Weise wie C. piceus in thermisch sehr günstigen Lagen (wie C. piceus) auch in Mitteleuropa existieren könnten. Somit erscheinen die Meldungen früher Forscher über das Auftreten v. C. lateralis in Deutschland und Österreich nicht mehr ganz unglaubwürdig.
In D wäre eine Einwanderung vom Rhonegebiet über die Burgundische Pforte in den Oberrheingraben denkbar, in Österreich über die Pannonische Tiefebene aus dem Balkan nach Ostösterreich od. über die üblichen Einfallspforten (südalpine Täler) aus Italien nach Kärnten (u. Tirol?).
Ein Unsicherheitsfaktor darf allerdings nicht aus dem Auge verloren werden, es dreht sich um die Kältetoleranz dieser Art. Ob sehr kalte Winter tatsächlich überstanden werden, ist noch nicht geklärt. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurde das Projekt u. a. gestartet!
Hier sehen wir die heute durchgeführte Fütterung. Das sichtbare Drahtgitter dienst der Abwehr von Spechten, die in der Vergangenheit das Nest bereits beschädigt hatten!
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L.G.Boro



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#10 AW: Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 28. August 2012, 08:20

Neuester Stand in der Freilandhaltung
1. Das Nest hat sich heuer prächtig entwickelt. Die Art ist aktiver als die sehr nahe verwandte heimische Camponotus piceus. Im Gegensatz zu dieser furagiert sie vor allem auf die nahe Mannaesche (Fraxinus ornus), deren Läuse guten Honigtau produzieren. Der im vorigen Jahr von einem Specht angerichtete Schaden am Nest wurde erstaunlicherweise von C. lateralis-"Zimmerleuten" repariert: Mit winzigen Holzspänen und pflanzlichen Teilen wurde das große Loch "verkittet". Inzwischen ist längst ein Gitter als Schutz gegen den Specht angebracht.

2. Das oben erwähnte Nest C. lateralis II wurde vor einiger Zeit aufgegeben, was den Schluss zulässt, dass es sich nur um ein Zweignest v. C. lateralis I gehandelt hat. Welcher Sinn hinter dieser Form der Polydomie steckt, ist mir nicht klar geworden. In den letzten Tagen habe ich festgestellt, dass sich etliche Arbeiterinnen v. Hauptnest wieder für diese Anlage im Totholz interessieren; sie treffen dort aber auf Formica fusca, die vermutlich ebenfalls dort wohnen wollen. Wie das Konkurrenzverhältnis ausgeht, kann ich derzeit noch nicht sagen.
Hier noch ein Foto, das der Sohn mit seiner Canon D 60 gemacht hat: Da kann meine Sony 550 A nicht mithalten......
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#11 AW: Freiland-Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 22. April 2013, 08:55

Frühling bei C. lateralis!

Der längste Winter seit Jahrzehnten und eine langanhaltende, mächtige Schneedecke haben den Beginn der Aktivitätsphase unserer Hymenopteren verzögert. Hier der Link zu einem verwandten Thema: http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/49642-auswirkungen-des-winters-2012-13-a.html Während einzelnde Camponotus piceus schon an wenigen milderen Tagen Ende März gesichtet wurden, herrschte bei C. lateralis Totenstille! Ich dachte schon, jetzt ist das Projekt gescheitert. Fast 6 Monate Winterruhe für eine mediterrane Art? (Von Mitte Okt. bis Mitte April) Ob das gut gehen kann?
Und dann am 12. April die Erlösung: Sichtung einiger C. lateralis außerhalb des Nestes. Die Freude war groß. Und jetzt geht es richtig los, die kleinen bunten Ameisen furagieren ganz wild, als gäbe es einiges aufzuholen.
Die Art ist nektarivor, nützt also den Nektar der Blüten!
1.
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2. Der Nektar von Pieris japonica scheint sehr willkommen, einem Heidekrautgewächs aus Ostasien, das nebenbei herrlich duftet. Hier sehen wir einen Blütenstand. Nicht zu verwechseln mit Pieris spp., den "Weilßlingen": http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Kohlwei%C3%9Fling
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3. Hier eine Vergrößerung
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4. Wenn nur die "lästigen" Pollen nicht wären, die an den Borsten hängenbleiben. Möglicherweise tragen die Ameisen sogar zur Bestäubung der Blüten bei.
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5. Gleich daneben steht eine Mahonia bealei, eine ostasiat. Mahonie, ein Berberitzengewächs. So sieht ein stark duftender Blütenstand der Pflanze aus:
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6. Auch hier ist verzeinzelt C. lateralis zu sehen:
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#12 AW: Freiland-Experiment mit Camponotus lateralis - Fotobericht

Beitrag von Boro » 9. Juni 2013, 15:50

Das Schwärmen v. Camponotus lateralis begann heuer am 10. 5. Darüber wurde auch berichtet: http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/49680-schwarmfl-ge-2013-a.html
Der Beginn des Schwärmens wurde damals aber bei 19°/20° abgebrochen, als die Besonnung des Neststandortes durch Aufzug starker Bewölkung ausfiel. Anschließend konnten die Tiere durch 4 Wochen nicht schwärmen, weil am Vormittag in dieser Zeit nie die 20°-Schwelle erreicht wurde.
Gestern, am 8. 6. schwärmten die Geschlechtstiere von Camponotus lateralis und sehr wenige Geschlechtstiere v. Camponotus piceus.
Im Jahre 2011 schwärmte C. lateralis am 10. 5.
im Jahre 2012 schwärmte C. lateralis bereits am 29. 4., das dislozierte Nest am 3. 5.
2013 erfolgte das Schwärmen am 10. 5. (Abbruch) u. wurde am 8. 6. fortgesetzt u. abgeschlossen.
Bisheriges Ergebnis u. Kommentar:
1. Das Schwärmen v. C. lateralis findet in Mitteleuropa zw. Ende April und Mitte Mai statt.
2. 2013 wurde das Schwärmen am 10. 5. abgebrochen u. wegen einer ungewöhnlich lang anhaltenden kühlen Wetterphase erst einen Monat später fortgesetzt.
3. Ob diese Verspätung Auswirkungen auf die Nestgründung usw. hat, kann derzeit nicht gesagt werden. Man kann aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass es im nördl. Mittelmeergebiet nicht zu dieser langen Verzögerung gekommen ist.
4. Der Schwärmzeitpunkt ist in erster Linie von der herrschenden Witterung abhängig. Nach derzeitigem Wissensstand überwintern die Geschlechtstiere dieser Art zwei Mal, einmal als Larve u. einmal als Imagines.
5. Bei guter Besonnung des Nestes muss ab 10:30 die Temperaturschwelle von 20° erreicht und überschritten werden.
Das Schwärmen fand zwischen 10:45 und 11:30 statt.
L.G.Boro



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