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von jkiefer » 18. Juni 2010, 23:52
Hallo,
derartige Zeitungsberichte, meist von lokalen Käseblättern, über diese "Plage" gibt es hier alle paar Monate einmal. Doch keiner war bisher auch nur annähernd so reißerisch und vor allem falsch wie dieser hier.
Leider habe ich viel Stress zur Zeit (2 umfangreiche Studienarbeiten warten auf ihre Abgabe bis nächste Woche Mittwoch, und Prüfungen stehen auch schon wieder vor der Tür -.-), sonst hätte ich schon viel früher geschrieben und deshalb gibt es vorerst auch nur eine kurze Antwort.
Denn ich habe mehrere der hier angesprochenen Superkolonien von Formica fuscocinerea praktisch direkt vor der Haustüre (Luftlinie vielleicht 20m ^^), laufe tagtäglich neben langen Straßen dieser Art her und hatte im Rahmen einer Ferienarbeit, bei einem in München ansässigen Gala-Bau letzten Sommer (August & September), die Möglichkeit große Teile dieser Stadt auch Ameisen-Faunistisch (auch innerhalb von Privatgärten) kennenzulernen. Also glaube ich dass ich die Situation der "Plage" doch recht gut einschätzen kann.
Tja und da hab ich schon das erste Problem, denn "Plage" ist das völlig falsche Wort dafür.
Tatsächlich treten sie nur dort gehäuft auf, wo der Mensch ihnen perfekte Lebensbedingungen schafft, das wären z.b. nach Süden offene Gehwegränder ohne angrenzende dichte Bodenvegetation und gerne mit nahen Straßenbäumen und offenen Mülleimern (vor allem die Scheinakazie Robinia pseudoacacia scheint große Kolonien dieser Art anzuziehen).
Sie fehlt hingegen praktisch immer an Stellen wo sich eine natürliche dichte Vegetation entwickeln kann, an Stellen die ein paar Stunden am Tag beschattet sind, und praktisch in jedem Privatgarten (ausser es sind große, ganztägig von der Sonne beschienene Pflasterflächen vorhanden).
Selbst eine Bedrohung für andere, in urbanen Lebensräumen vorkommende Ameisenarten ist nicht erkennbar, denn meist beschränkt sich der Aktionsradius der Superkolonien strikt auf die Gehwege und andere angrenzende zugepflasterte Bereiche.
Und auffällig werden sie praktisch nur wenn sie sich z.b. an einer Bushaltestelle über den Inhalt der offenen Mülleimer dort hermachen, ein seit Jahren unbenutzter Sandkasten mal ein Kind findet dass dort spielen will oder wenn das Auto unter einem Straßenbaum neben einer der Kolonien geparkt wurde und vor Ameisen, die den vom Baum aus herunterregnenden Honigtau auflecken, nur so wimmelt.
Übrigens, vielleicht ganz interessant, in naturnäheren Bereichen im Umland konnte ich bisher kein einziges Nest dieser Art bzw. der Artengruppe ausfindig machen, selbst an der Isar ist sie bei weitem nicht soo häufig und auch nicht soo dominant wie innerstädtisch.
Naja das wars erstmal, werde aber wenn das Wetter mal ein bisschen besser ist und ich grad ne kleine Pause im Studium habe und meine anderen derzeitigen Projekte (mehrere Steckbriefe, dazu neue Karten und auch ein Sommerfotobericht warten auf ein kleines bisschen Zeit von mir) hier mal einen ausführlicheren, bebilderten Bericht über diese Art hier in München schreiben.
(jetzt isses doch a weng mehr gwordn)
Lg