Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Sternenkind33
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#1 Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von Sternenkind33 » 19. März 2009, 19:56

Nachdem ich seit ca. einem halben Jahr stille Mitleserin bin, habe ich mich nun selbst angemeldet, da mir seit ein paar Tagen eine Frage auf den Lippen brennt.
Vielleicht zur kurzen Info: Ich kam eigentlich durch ein Ameisenprojekt mit meinem Nachhilfeschüler letztes Jahr zu der Ameisenhaltung. Seit letztem Jahr besitze ich eine Lasius niger (Na ja, mittlerweile würde ich es als kleine Kolonie bezeichen), seit ein paar Wochen eine Lasius flavus (Königin und ein paar Arbeiterinnen, die ich im Becken nicht mehr finde, da ich das Reagenzglas zu früh aufgemacht habe, und sie in der Erde der Farm verschwunden sind. ) und seit zwei Tagen eine Messor barbarus Königin im Reagenzglas und zwei Eiern!. Das sind aber alle und es sollen auch alle Kolonien bleiben.... Ich habe für jede ein großes Becken und ein eigenes Regalbrett reserviert. Die Becken richte ich sehr Natur nah ein, auch wenn das bedeutet, dass die Königing meist unsichtbar fungiert.

Nun aber zu meiner Frage: Meine Lasius niger haben im Moment riesigen Appetit auf Proteine egal in welcher Form (Protein Jelly, Mehlwurm, Fliege, und auch das umstrittene Fischfutter). Kann man einer Kolonie im Wachstum zu viel Proteine geben?
Als ich gestern hier im Forum nach einer Antwort auf meine Frage gesucht habe, habe ich die Threads (mit den You Tube links) über zu große Kolonien gefunden und bin richtig erschrocken....... Meine ganze Wohnung wollte ich ja nicht zum Formicarium umgestalten.
Deshalb meine zweite Frage: Kann man später das Wachstum über die Proteingabe steuern? bedeuten weniger Proteine auch weniger Nachwuchs und somit auf Dauer wieder mehr Platz im Formicarium?



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swagman
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#2 AW: Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von swagman » 19. März 2009, 20:14

Hallo und willkommen im Forum. Schön jemanden so engagierten hier begrüßen zu dürfen.

Überfüttern kannst du sie eigentlich nicht. Die Ameisen können nur so viel Futter verwerten wie sie auch Abnehmer im Nest haben. Wenn alle satt sind, können sie nicht noch mehr verwenden.
Allerdings kann es gut sein, dass bei sehr reichlicher Fütterung entsprechend mehr Brut aufgezogen wird.
Man kann die Tiere mit einem gewissen Fingerspitzengefühl schon knapp halten um das Wachstum etwas zu verlangsamen. Jedoch solltest du das dann immer so handhaben.
Ich füttere meine Völker z.B. je nach Art nur alle 2-3 Tage. Und dann auch nicht in großen Mengen. So, dass die Beutetiere komplett verwertet werden. Ausserdem bleiben sie dann recht aktiv und suchen mehr nach Futter.
Das allerdings kann bei manchen Arten auch in vermehrten Ausbruchsversuchen enden. Daher musst du da einfach beobachten wie sich deine Tiere verhalten und entsprechend darauf reagieren. Oft unterscheiden Ameisenvölker sich selbst von der selben Art da erheblich.



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Oberst Emsig
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#3 AW: Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von Oberst Emsig » 19. März 2009, 20:27

Hallo,

also ich habe gerade mal Platz für eine Kolonie, da mein Zimmer kein Saal ist, aber wenn das bei dir klappen sollte ist es ja gut. ;)

Klar kann man das Wachstum vermindern, wenn man weniger Proteine zu gibt. Zu viel kann es nicht geben, die Kolonie schnappt sich dann eben den Teil den sie braucht und lässt den Rest vergammeln.
Beides, also starke Unter- bzw. Überfütterung würde ich meinen Ameisen nicht antun. In gewissem Maße mag das ok sein, aber dann geht auch ganz schnell der Ansturm auf de Ausbruchssicherung los, denn wenn es in dem besetzten Gebiet nichts zu fressen mehr gibt, müssen neue Orte erreicht werden.
Da bedarf es eines gewissen Fingerspitzengefühls, das sich automatisch ergibt.
Ich z.B. füttere zu meiner Schande oft zu wenig.

Ein anderer mag ethisch an die Sache herangehen und meinen, dass seine Ameisen nicht übermäßig an Hunger "leiden" sollen.

Schlussendlich werden die Kolonien nunmal größer, da muss man sich etwas anderes einfallen lassen und dann ist eben irgendwann nur Platz für eine Kolonie. Da muss der Sammelwahn aus Langeweile oder Interesse irgendwann besänftigt werden, oder man tötet viele Ameisen, gibt sie wieder ab oder oder oder...

Gruß,
der Oberst



Sternenkind33
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#4 AW: Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von Sternenkind33 » 19. März 2009, 20:41

gut, ich glaube Hunger leiden müssen sie ja nicht, wenn man zu wenig Proteine gibt.... Dafür gibt es dann ja eben den Honig, die Honiglösungen, Ahornsirup, Frucht oder bei den Messor eben Körner...

Ich glaube ich bin mit dem was die Größe angeht ein bisschen den InternetAmeisenshops aufgesessen... Ich habe einfach danach geschaut, was die als Beckengröße angegeben haben und habe dann ein Becken zwei Nummern größer gekauft um "abgesichert" zu sein.... okay, war ein Anfängerfehler,... aber ich habe zum Glück einige kleine interessierte Patenkinder und bekannte, bei denen ich dann in ein paar Jahren bestimmt eine Kolonie loswerden könnte. Falls bis dahin alle drei überleben....Was ja auch nicht immer klappt.

Aber noch eine andere Frage, die ich nicht verstanden habe,... kann eine bestehende große Kolonie eigene (befruchtete) Königinnen hervorbringen? und wenn ja, leben die dann in einem Nest? Wie machen das denn Ameisenzüchter, suchen die ihre ganzen begatteten Gynen in der Natur? (Ist ja bestimmt nicht möglich, oder?)

und dann noch: Hat jemand von euch schon mal versucht eine einheimische Kolonie im Formicarium einfach draußen auf der Terasse oder so zu halten?

Sorry, dass ich hier gleich so viele Fragen habe, aber da ich euch schon so lange "beobachtet" habe, haben sich die Fragen eben angestaut.



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TRIA
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#5 AW: Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von TRIA » 19. März 2009, 22:14

Hat jemand von euch schon mal versucht eine einheimische Kolonie im Formicarium einfach draußen auf der Terasse oder so zu halten?

Sicher, nur sollte man auf stauwärme achten, drausen kippen sie sonst schneller ab als man denkt. Und natürlich auch regengeschützt, aber das ist ja klar;)


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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Oberst Emsig
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#6 AW: Kann man das Wachstum der Kolonie durch Proteingabe steuern / verkleinern?

Beitrag von Oberst Emsig » 20. März 2009, 09:52

Ohne Deckel könnte eine gefräßige Lasius sp. Kolonie aus dem Garten anstürmen und das Formicarium erobern, bzw. leerräumen.

@Neue Generationen
Eine Kolonie bringt nach einer gewissen Zeit und Koloniegröße (Faktoren hierfür können auch eingehaltene Winterruhen sein) eine Anzahl an Geschlechtstieren hervor. D.h. es tauchen plötzlich größere Puppen in den Nestern auf, aus denen dann Männchen und vollwertige Weibchen, also unbegattete Königinnen schlüpfen.
In der Natur würden diese bei ganz bestimmten Witterungsverhältnissen dann irgendwann gemeinsam losfliegen (was dann auch bei allen anderen Kolonien in der Umgebung geschieht), um sich dann in der Luft oder am Boden zu paaren.
Die dann begatteten Jungköniginnen graben sich (nach Abstreifen der Flügel) im Erdreich eine Kammer oder besetzen eine solche und legen dann schließlich Eier, die zuvor in ihrem Körperinneren durch die nun gespeicherten Samen der Männchen befruchtet werden können.
Das ist nur eine Art der Koloniegründung! Es gibt sehr interessante, aufregende Gründungsarten.
So geschieht es z.B. bei Lasius niger.
Wer genaueres wissen möchte sollte hier im Forum, sowie auf externen Informationsseiten, aber auch im exzellenten Buch "Die Ameisen MIttel- und Nordeuropas" mehr lesen können.

In der Haltung geschehen solche Schwarmflüge meist nicht, bzw. werden nur angedeutet, sag ich mal. Die Geschlechtstiere können vom Halter dann manchmal im Becken abgesammelt werden (als Futter für eine andere Kolonie?!), oder sie werden von der Kolonie irgendwann wieder getötet.

Frei lassen sollte man die Geschlechtstiere nur, wenn die Kolonie tatsächlich in der unmittelbaren Wohnumgebung gefangen worden sein sollte. Das hat mit der intraspezifischen Homogenisierung zu tun, die hier schon oft erwähnt wurde (Suchfunktion).

Eine inzestiöse (hört sich toll an, ist das richtig?) Paarung der Geschlechtstiere einer Kolonie in der Haltung ist selten und meist erfolglos. Man wird nur selten einen richtigen Schwarmflug simulieren, bzw. initiieren können. Deshalb werden Ameisen auch meist nur aus der freien Natur abgesammelt und nicht gezüchtet, was natürlich besser wäre.

Alle Angaben sind nicht abschließend und ohne Gewähr. :P

Gruß,
der Oberst again



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