Lasius niger - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Lasius
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Demiurg
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#1 Lasius niger - Haltungserfahrungen

Beitrag von Demiurg » 28. Juni 2007, 18:23

Artinformationen:

Taxonomie
Subfamilia: Formicinae
Genus: Lasius
Subgenus: Lasius s. str.
Species: Lasius niger (Linnaeus, 1758)


Zu meiner Person:

Hallo alle zusammen,
ich war als kleines Kind schon immer begeistert von Ameisen (, hab sie in Marmeladengläsern gefangen und mit Zuckerstücken beworfen) und nachdem ein Kumpel von mir auf die Idee gekommen ist sich Ameisen zu halten, ist auch in mir, mit nun hoffentlich verantwortungsbewussten 18 Jahren, die Glut erneut entfacht.
Als erstes habe ich mich beflissen in die Archive des virtuellen Netzes gestürzt, wo ich dann nach einiger Zeit auch in diesem Forum landete. Der FAQ war einsteigerfreundlich und beantwortete meine dringenden Fragen fast lückenlos.
Die essenziellste Frage blieb: Welche Art sollte es sein?
Ich entschied mich dann für Lasius niger, nicht weil man ihr nachsagt die beste Art für Anfänger zu sein, sondern weil sie als aggressiv und sehr volksstark beschrieben wurden. (Und weil die Königin so’n dicker Wemser is.)
Alle benötigten Utensilien bei einem Onlineshop bestellt und den Rest in Eigenbau, wie den Deckel und das Ytong-Nest, zusammengebastelt.
Ich wollte nicht alle Fragen einzeln posten und eigentlich hab ich ja auch gar keine, aber wenn jemand Fehler in meiner Ameisenhaltung entdeckt, bitte ich ihn doch mich im Diskussionsthread darauf hinzuweisen. Ein weiterer Grund warum ich mich dafür entschieden hab einen Haltungsbericht zu schreiben ist, dass auch ich viel von den Erfahrungen anderer lernen konnte und ich nun den Nachfolgenden die gleiche Möglichkeit anbieten wollte.
Und nun kann’s auch schon losgehen.


Formicariumsbeschreibung:

Mein 60x30x30cm großes Formicarium steht in meinem Zimmer bei einer relativ konstanten Raumtemperatur von 25 Grad Celsius und einer gewöhnlichen Luftfeuchtigkeit.
An einem rechten Ende des Formicariums befindet sich ein 24x25x5cm großes Ytong-Nest, das bis dato nur 3 Kammern aufweißt. Die restlichen 4 Kammern sind durch den Verschluss eines Ganges mittels Sand noch nicht begehbar. Den ca. 35cm langen Schlauch, der zum Nest führt, habe ich aus ästhetischen Gründen unter dem Boden her verlegt.
Der Boden des Formicariums schichtet sich aus ca. 1cm Seramis, darüber ca. 2cm Aquarienkies, danach ca. 3-4cm Lehmsandgemisch, danach wiederum ca. 1cm Kies (als Grabungsschutz) und zu letzt einer ca.7,5mm dicken Schicht Lehmsandgemisch zusammen, wobei die letzte Schicht mehr Anteile Sandes enthält, wodurch die oberste Schicht stets sehr trocken bleibt. Am linken Ende in der hinteren Ecke befindet sich eine 130ml fassende Ameisentränke, die den Betrieb mangels Notwendigkeit noch nicht aufgenommen hat.
Als Dekoration liegen ein mit Draht verschnürtes Bündel schmaler Stöcke, ein halbierter kleiner Blumentopf und ein etwas größeren flachen Naturstein im Formicarium verteilt.
An die Rückseite mit Blick ins Formicarium habe ich die ausgedruckten Portraits von Marx und Engels geheftet. (:



Zum Diskussionsthread geht's hier: http://ameisenforum.de/meinungen-fragen ... 29357.html



Demiurg
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#2 AW: Lasius niger - Haltungserfahrungen

Beitrag von Demiurg » 28. Juni 2007, 18:24

27.06.2007:

Ich habe die Ameisenkolonie, bestehend aus einer Königin, 7 Arbeiterinnen, 5 Puppen und 2 Paketen von Eiern, die ich bereits vor zwei Tagen aus dem Ameisenshop Apocrita erhielt, um ca. 15:00 Uhr in das Formicarium verfrachtet.
Das Reagenzglas liegt mit der Öffnung zum Schlaucheingang meines Ytong-Nests.
Nach dem Entfernen der lichtundurchlässigen Klebeummantelung schienen die Ameisen, allen voran die Königin, sehr verschreckt und liefen hektisch durch das RG, wobei auch einige der Arbeiterinnen ein paar Schritte in die Arena setzten, aber kurz darauf wieder in das RG flüchteten. Indes „presste“ sich die Königin an die Watteschicht zum Nahrungsspeicher hin, so als hätte sie Angst davor man zerrte sie aus ihrem Nest. Ich schließe daraus, dass es wohl weniger ein Ausflug aus Neugier war, als viel mehr ein versehentliches, durch den Stress verursachtes Flüchten in unbekannte Gefilde, denn nachdem sich die erste Panik legte und ich ein Schrägdach aus Pappe über dem RG anbrachte, ließen sich die Ameisen nicht mehr auf dem Arenaboden blicken. Auch über die Nacht hinweg bis ich um ca. 4:30 Uhr am Donnerstag ins Bett ging.


28.06.2007:

Nach dem Aufstehen um ca. 14:30 war keinerlei Aktivität erkennbar.
Um 15:30 habe ich dann eine Fliege erlegt, abgekocht und vor das RG gelegt. Nach dem ich ca. 10 Minuten ergebnislos beobachtete, entschied ich mich die Fliege ein paar cm tief in das RG hineinzulegen. Ich nahm das Schrägdach aus Pappe weg und schob die Fliege mit der Pinzette hinein, doch wider meinem Erwarten, die Ameisen nähmen sich der Fliege nun endlich an, flüchteten sie auf die andere Seite des RG. Ich weiß nicht ob sie das Licht erschreckte oder die Fliege, doch für eine Art die als eine der Aggressivsten galt, war dies eine mehr als peinliche Vorstellung.
Nach gut 5 weiteren Minuten entschädigten sie ihr weinerliches Verhalten jedoch, als die erste Arbeiterin zur Fliege trat, sie kurz betastete, zurück zu den Genossinnen stürmte, um dann erst mit einer weiteren Gefolgin und schließlich mit bis zu 5 Arbeiterinnen gemeinsam an der Fliege zu hantieren. Zu meinem großen Erstaunen kam sogar für einige Augenblicke die Königin selbst zur Fliege stolziert und betastete sie sogar, ehe sie, von der ich nicht dachte, sie würde sich für solche Aufgaben herablassen, wieder zurück zu ihrer Wattewand flüchtete.
Nach ca. 5 weiteren Minuten legte sich das Getümmel rund um die Fliege und auch die Arbeiterinnen kehrten zur Königin zurück. Ich schätze, dass die Ameisen nur die potentielle Beute begutachtet und markiert haben, um zu späterem Zeitpunkt zurückzukehren.
Da die Fliege auch Stunden später nicht angerührt wurden, entnahm ich sie und entschied mich einen lebenden Pinkie ins RG zu geben, weil ich auch ein wenig Aktion sehen wollte.
Der wohl größte Fehler meiner bisherigen Ameisenhalter Karriere.
Der Pinkie schlurfte geradeaus in die Arme der Ameisen und der Königin und ich denk mir noch so bei mir: „Hey, beste Sache, jetzt rennt die dumme Made direkt in ihr Verderben, die Ameisen werden kurzen Prozess mit ihr machen.“
Denkste!
Die Made demolierte durch ihre peitschenden und panischen Bewegungen erstmal die gesamte Brut und versetzte der Königin einen solchen Schrecken, dass diese aus dem RG stürmte und sich zwischen dem Sand und Kies unterhalb des Schlauches flüchtete. Jetzt kann ich sie nicht mehr sehen und die Brut hat sie im RG zurückgelassen.
Ich hoffe sie kehrt bald wieder heim.
Die Arbeiterinnen indes verhielten sich reichlich unbeholfen und schafften es nicht die Made zu töten, im Gegenteil zwei der Arbeiterinnen lagen benommen auf dem Boden und krümmten sich. Bis jetzt hat sich erst eine von ihren Verletzungen erholt, die andere liegt immer noch vor dem RG im Sand und rührt sich kaum.
Weil die Ameisen mit dem Pinkie nicht fertig wurden, habe ich ihn entnommen, abgekocht und in zwei Teilen in die Nähe des Nests gelegt.
Für heute werde ich sie erstmal in Ruhe lassen.



Demiurg
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#3 AW: Lasius niger - Haltungserfahrungen

Beitrag von Demiurg » 28. Juni 2007, 21:00

Nachtrag 28.06.2007:

Ich beobachtete das leere RG eine Zeit und auch die Arbeiterinnen, die an der Schlauchöffnung rumkrabbelten, bis ich plötzlich eine Arbeiterin dabei beobachten konnte wie sie ein Ei aus dem RG in den Schlauch schleppte, ich schaute ein wenig länger zu und sah dann die nächste Arbeiterin die ein Ei in den Schlauch transportierte, zurückkam und das nächste Ei mitnahm.
Ich wollte wissen was das zu bedeuten, räumte den Schlauch frei und siehe da: Die Königin.
Eigentlich ging ich davon aus, sie hätte unter dem Schlauch zwischen Lehm und Kies eine Behausung gebuddelt.
Umso besser, jetzt ist sie dem Ytong-Nest ein Stückchen näher.
Mittlerweile sind alle Ameisen aus dem RG und nur vereinzelt kommen sie zurück um vom Nahrungsspeicher zu zehren.
So wurde aus der vermeintlichen Misere doch noch ein Erfolg.



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