auch ich möchte mich an einem Haltungsbericht versuchen und euch meine kleine Lasius niger Kolonie vorstellen.
Hier geht´s zum Diskussionsthread zum Bericht: http://www.ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/47024-diskussion-zum-haltungsbericht-lasius-niger-von-tanausu.html#post317792
Der Bericht ist für Einsteiger gedacht. Ich werde daher versuchen, einen recht genauen Bericht zu erstellen. Erfahrene Halter mögen mir verzeihen, wenn ich daher manchmal etwas ausschweife. Für sie wird der Bericht wahrscheinlich weniger spannend.
Mein Freund und ich werden uns gemeinsam um die Ameisen kümmern. Wundert euch also nicht, wenn ich von "wir" spreche.
Lange haben wir überlegt, welche Art es werden soll. Am Anfang haben wir mit Messor barbarus (aus Südspanien) oder Camponotus rufoglaucus feae (von den Kanarischen Inseln) geliebäugelt, um die "lästige"
Nach reiflicher Überlegung sind wir dann aber doch bei den einheimischen Arten gelandet. Man will ja nicht für den Tod eines ganzen Volkes und einer Schwangeren verantwortlich sein, wenn die Kolonie durch einen blöden Anfängerfehler eingeht. Und das alles nur, weil man seine Ameisen unbedingt auch im Winter betrachten muss und sich daher für eine Art entscheidet, die eben doch schon ein paar Ansprüche mehr stellt.
Zur Auswahl standen dann: Lasius niger, Myrmica rubra und Formica fusca.
Myrmica rubra fiel leider aus, da sie wohl die heißen Sommertemperaturen in unserer Dachgeschosswohnung nicht gut vertragen hätten.
Letztendlich sind wir dann doch bei Lasius niger gelandet. Aggresiv, wuselig, robust. Die klassische, überall empfohlene Einsteigerart. Hi hi...das hätten wir auch einfacher haben können. Aber so haben wir uns, durch das viele Lesen, wenigstens einen guten Gesamtüberblick verschafft.
Nun aber endlich zum eigentlichen Thema (zumindest fast).
Das Formicarium
Unser Formicarium bekommt einen Platz in einer ruhigen Ecke ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Die Arena besteht aus einem 40x30x20 Becken mit Deckel. Die Bohrungen betragen 27mm.
Der Bodengurnd ist eine Sand-Lehm Mischung (1:1, je weniger Sand, desto härter wird der Boden). Wir haben uns aus praktischen Gründen für Sand-Lehm entschieden, da Futterreste sich leichter entfernen lassen, wenn sie nicht im feinen Kies versinken.
Ich habe das Gemisch mit Wasser angerührt und dann im Becken verteilt. Die Idee gehörte nicht zu meinen Besten.
Es war ein ziemliches Gemansche und ich musste hinterher die Beckenwände saubermachen, da ich es nicht geschafft habe da ganze schmierfrei zu verteilen.
Eine richtig glatte Oberfläche zu bekommen ist auch nicht so leicht möglich, war aber auch nicht gewollt.
Die Trockenzeit ist natürlich entsprechend hoch.
Die Grundidee war, dass der Boden nach dem Trocknen härter wird, wenn er komplett durchnässt war und somit ein eingraben unmöglich macht. Dies ist auch ganz gut gelungen. Der Boden ist wirklich extrem hart. Ich glaube nicht, dass die Kleinen da reinkommen.
Bei der nächsten Arena werde ich dann aber wohl das Gemisch trocken einfüllen und dann nur mit Wasser besprühen. Ich denke, dass das doch die elegantere Lösung ist.
Als zusätzlichen Ausbruchsschutz verwenden wir einen Streifen aus Rapsöl. Allerdings haben wir es zu dick aufgetragen, so dass sich nach einiger Zeit Tropfen bildeten, die an der Scheibe herunterliefen. In diesem Fall gilt dann wohl: weniger ist mehr.
Deko ist noch keine vorhanden (kommt aber noch) und auch ein Nest ist momentan nicht angeschlossen. Die kleine Kolonie (
Die Ameisen werden noch ein externes YTong Nest bekommen. Dieses ist allerdings noch in der Testphase und muss noch mal geändert werden. Die Grundform ist aber, hoffe ich, ganz gut. Erste Bewässerungstest verliefen ebenfalls gut. Allerdings überlegen wir, ob wir den Stein nicht einfach in ein Wasserbad stellen, damit er sich quasi selber bewässert.
Ein externes Nest weil: man dieses auch ohne das komplette Formicarium in
Ein YTong Nest weil: wir denken, dass dies für Anfänger am einfachsten zu handhaben ist. Die Schimmelgefahr ist gering und die Bewässerung scheint uns auch recht einfach in der Handhabung.
Als Werkzeug haben wir lediglich eine Bohrmaschine, einen flachen Schraubendreher und einen kleinen Klöppel benutzt.
Die Maße des Nestes Aussenmaß: 27x19x11 cm
Gangbreite: 8 - 9 mm (optimal wären 5 - 8 mm, hat aber nicht ganz geklappt)
Gangtiefe: ca 8 mm (auch hier wären 5 - 8 mm optimal)
Kammerhöhe: 10 - 15 mm
Kammertiefe: 10 - 15 mm
Kammerlänge: 27 - 55 mm
Die oberen Kammern (die hoffentlich zuerst bezogen werden) sind kleiner und weniger tief als die unteren.
Die Bewässerungskammern liegen hinter den Nestkammern und Gängen. Sie sind 65 - 70 mm tief, ca. 8 cm lang und 3,5 cm breit. Alternativ kann der Stein auch, wie schon gesagt, von unten bewässert werden, indem man ihn in eine Schale mit Wasser stellt. Der Stein saugt sich dann von alleine voll.
Da das Nest für eine kleine Kolonie ja definitiv zu groß ist, haben wir beschlossen, alle Kammern bis auf eine zu verschließen. Irgendwo meine ich gelesen zu haben, dass Lasius niger Seramis prolemlos aus dem Nest schaffen können. Also haben wir ohne weiter zu überlegen, oder noch mal nachzulesen, mit Seramis befüllt und die Glasscheibe mit Aquariensilikon aufgeklebt (war schon spät...da ist das nicht mehr so einfach mit dem Denken).
Nun, wo ich die kleinen Winzlinge gesehen habe, ist mir klar, dass das so nicht klappen wird. Die Brocken sind viel zu groß. Also, Scheibe wieder ab (geht prima, einfach mit einer Rasierklinge die Silikonschicht durchtrennen) und Searamis wieder raus. Wir besorgen heute groben Sand um die überzähligen Kammern zu verschließen. Dann kommt die Scheibe wieder drauf und natürlich auch noch eine Verdunkelung.
In ein paar Tagen (wenn das Silikon ausgeünstet ist) werden wir den Stein dann an die Arena anschließen. Der Eingangsschlauch ist auch schon dran und mit Silikon fixiert.
Wie ihr auf den Fotos sehen werdet, ist der Schlauch ein ganz kleines wenig zu groß geraten. Er hat 22 mm Innendurchmesser. Ein Innendurchmesser von 10 mm erschien mir so winzig. Nach Betrachten unserer Winzlinge denke ich aber, dass die 10 mm locker gereicht hätten (wie ihr seht ist mein räumliches Vorstellungsvermögen nicht gerade das Beste). Na ja...egal, die Ameisen können sich den Nesteingang ja schließlich mit Sand verkleinern, wenn er ihnen zu groß ist.
Hier noch ein Bild, wie es mal aussehen soll, wenn das Nest angeschlossen ist (mit laufendem YTong Bewässerungstest). Die Schlauchverbindung ist bewusst kurz gehalten, damit das kleine Volk nicht so weit laufen muss. Später wird es dann längere Verbindungen geben.
Als Näpfe für Wasser und Honigwasser benutzen wir Schraubverschlüsse von Tetrapack Getränkekartons (in unserem Fall von Milchpackungen), die mit Watte gefüllt werden, damit die kleinen Nichtschimmer nicht ertrinken.
Die Insekten legen wir einfach auf den Arenaboden. Sie werden ja sowieso hin- und hergeschleppt.
Als Baumaterial haben wir ein wenig Seramis in die Arena gelegt. Da die Steinchen ja so riesig sind und die Ameisen nur die sehr kleinen Brocken transportieren können, haben wir einen Teil der Kügelchen mit einer Zange zerkleinert.
Jetzt aber wirklich zu den Hauptdarstellern!
Unsere Lasius niger
17.04.12
Da die Gründungsphase ja wohl die heikelste Zeit ist, haben wir uns entschlossen mit einer kleinen Kolonie anzufangen. Es sollten schon Arbeiterinnen vorhanden sein, aber so wenige wie möglich. Bestellt haben wir dann eine
Gestern ist unsere kleine Kolonie angekommen . Alle waren putzmunter, es gab keine Transporttoten (zumindest konnten wir keine entdecken).
Es sind 6 Arbeiterinnen und eine
Nach kurzer Inspektion ob auch alle wohlauf sind, haben wir das Reagenzglas mit roter Folie umklebt, in die Arena gelegt und den Wattestopfen entfernt.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die erste Arbeiterin heraus kam. Sie inspizierte ein wenig die nähere Umgebung um dann wieder im Nest zu verschwinden. Wiederum wenige Sekunden später kam dann wieder eine Arbeiterin heraus, der auch sogleich die Zweite folgte.
In den folgenden Stunden waren bis zu 4 Arbeiterinnen gleichzeitig in der Arena unterwegs.
Der bereitgestellte Honiglösung wurde direkt entdeckt und eifrig besucht. Bis zu 2 Ameisen saßen gleichzeitig im Honig.
Die Eiweißnahrung wurde erst ignoriert, nach ca. 1 Stunde dann aber auch gierig angenommen, hier waren zeitweise sogar 3 Ameisen gleichzeitig zu Tisch. Es gab eine kleine Motte und eine Stubenfliege. Beide überbrüht und mit einer pinzette leicht angequetscht.
Die Fliege schien meinen Ameisen am besten zu gefallen. Sie wurde direkt an Ort und Stelle komplett "ausgelutscht".
Die Motte wurde teilweise vor Ort verzehrt, ein Teil der Motte (ein Stück Hinterleib?) wurde sogar ins Nest getragen, als der gröbste Hunger erst mal gestillt war.
Die unverwertbaren Reste (Flügel, Aussenhülle der Fliege) wurden einfach an Ort und Stelle liegen gelassen und sind bereits von uns entsorgt worden.
Alles in allem machten die Kleinen einen nahezu ausgehungerten Eindruck. Ich hätte nicht gedacht, dass so wenige und winzige Ameisen so viel essen können.
Die Arena wurde in Windeseile komplett erkundet. Dabei konnten wir direkt beobachten, dass der Rapsöl-Ausbruchsschutz wunderbar funktioniert. Die spannende Frage ist jetzt nur noch, ob dies auch an allen Stellen so ist. Aber wir haben ja auch noch den Deckel.
Ausserdem haben die Arbeiterinnen angefangen den Nesteingang zu verbauen. Weit sind sie allerdings noch nicht gekommen, es scheint ihnen auch nicht so wirklich wichtig zu sein. Besonders bedroht fühlen sie sich also anscheinend nicht.
Zuerst haben sie es mit den kleineren Brocken des Seramis versucht, stellten aber schnell fest, dass dies wohl zu anstrengend ist. Sie sind dann dazu übergegangen, das zerkleinerte Seramis einzutragen. Dies ist ihnen anscheinend aber auch zu anstrengend geworden und sie tragen nun die losen Sandkörner des Bodengrundes ein.
Die
Zum frühen Abend hin ist dann Ruhe eigekehrt, maximal 1 - 2 Arbeiterinnen sind noch in der Arena unterwegs. Haupsächlich wird noch ein bißchen die Umgebung erkundet und das ein oder andere Sandkorn geschleppt.
Hier noch ein Foto vom Reagenzglas, auf dem man ein Eierpaket (?) sehen kann, welches an der Wand klebt. Im Hintergrund sieht man auch ein wenig die
18.04.12
Die Lage ist weiterhin entspannt. Im Reagenzglas herrscht Ruhe.
Maximal 1 - 2 Arbeiterinnen sind in der Arena unterwegs. Nur noch ab und an wird am Honig genascht, die frisch angebotene Motte wird nur zögerlich angeknabbert. Kein Wunder, wahrscheinlich haben die Kleinen gestern genug für die nächsten Tage gegessen.
Der Rest der Kolonie sitz samt
Da der Wassertank des jetzigen Reagenzglases leer ist (wurde für den Transport geleert), hat die Kolonie heute noch ein Ausweichheim in Form eines zweiten Reagenzglases mit gefülltem Wassertank bekommen. Bin mal gespannt ob sie umziehen werden, wenn das alte Nest austrocknet. Wir haben die Reagenzgläser mit den Öffnungen gegenüber gelegt und nur einen schmalen Spalt dazwischengelassen.
So, nun ist es ein halber Roman geworden...kurz fassen ist wohl nicht so meine Sache...jetzt gibt es aber erst mal nichts mehr zu berichten und da die Kleinen pappsatt sein dürften, wird es wohl erstmal so bleiben.
Ich melde mich wieder, wenn es etwas Neues gibt.
LG, Tanausu