Hallo,

hab ein Einsteigerproblem, meine Kolonie ist ca 12-15 Frau stark und wohnt noch seit dem Versand in dem Reagenzglas. Ich kann Puppen erkennen und vermute Eier in einem kleinen Haufen am Sand, welchen sie in das RG hinein getragen haben.
Da sie bei mir die Winterruhe im Kühlschrank vor ca. 3 Wochen gut, also ohne Verluste, überstanden haben und die Brut vom letzten Jahr auch nicht auf den Müllhaufen gepackt oder aufgefressen haben, war ich guter Dinge bald Zuwachs beobachten zu können. Nun ist es aber so, daß obwohl ich Mehlwürmer oder Insekten von draussen zur Verfügung stelle, nichts mehr angenommen wird. Achso, natürlich wird vorher alles überbrüht. Es scheint sie nicht einmal mehr zu interessieren, was ihnen da vorgesetzt wird. Das gleiche gilt für den Honig, bei dem ich auch die Sorten bei jeder Fütterung durchwechsel. Ich habe auch schon Zuckerwasser getestet, aber nichts wird angenommen.
Die Kolonie "hängt" einfach nur im RG herum, manchmal fällt auch eine einfach so vom Glas herunter und bewegt sich in Zeitlupe zurück an ihren Platz.
Ich würde mir keine Sorgen machen, wenn sie zumindest ab und zu nach draussen kämen, um Sand einzusammeln, aber auch diese Aktivität ist seit 2-3 Tagen eingestellt worden.
Zum Formi: es ist ein altes Aquarium mit Talkum und Deckel als Ausbruchschutz, der YTong ist von mir bearbeitet und alles wurde mit Aquariumsilikon verklebt und natürlich wochenlang vor den Ameisen fertiggestellt zum "ausgasen". Zusätzlich dazu wurde alle Materialien abgewaschen und im Backofen ca 1 Stunde bei 200 Grad abgebacken, bevor es ins Formicarium gestellt wurde.
Ich hoffe das reicht zu den Rahmenbedingungen und nun zu den Fragen:

1. Ist dieses Verhalten normal?
2. Kommt sowas öfter vor, oder ist dies ein Grund zur Besorgnis?
3. Kann ich der Kolonie helfen, wenn es nicht normal ist?
4. Worin könnte dieses Verhalten begründet sein, wenn es nicht alltäglich ist?

Hoffe auf eure Hilfe oder einfach nur Beruhigung.

Gruß
Holgen

Hallo Holgen!
An der Zimmertemperatur kann es evtl. noch liegen? (Temperatur sollte zwischen 18-25°C liegen)

Dadurch dass die Brut zur Zeit nur aus Puppen und Eiern besteht ist der Proteinbedarf ja auch auf das Minimum heruntergefahren oder? Da ja nur Larven Eiweiß zur Entwicklung benötigen und die Königin zum Eierlegen. Was allerdings nicht erklärt warum sie auch nicht an den Honig gehen (evtl. in der Nacht? ist ja schwer zu erkennen ob sie dran waren oder nicht). Alles in Allem klingt das für mich einfach so als wären sie Momentan einfach zufrieden und schalten jetzt erstmal nen Gang runter bis die Verstärkung da ist. ;P

Auch bei mir (Lasius niger, 20) ist es momentan so, dass keine Larven vorhanden sind weshalb sie auch nur minimal an die Heimchen gehen (trotzdem aber meistens 1-2 draußen). Vor allem bei so "kleinen" Kolonien wie bei unseren werden sie sich erstmal nur auf die notwendigsten Arbeiten beschränken und nicht groß in der Arena posieren. ^^

Allerdings bin ich selber noch ein Neuling und kann leider nicht besonders mit fundiertem Fachwissen prahlen.^^ Nach meinem Empfinden klingt es allerdings nicht Besorgnis erregend!

mfg
Rantanplan

1. Ja, das Verhalten ist völlig normal.
2. Kommt bei jeder Kolonie vor, die richtig gehalten wird.
3. Siehe Punkt 1. Also keine Hilfe vonnöten.
4. Die Kolonie ist mit 15 Arbeiterinnen noch sehr klein und der Bedarf, was Kohlenhydrate und Proteine angeht, dementsprechend gering. Gegen Ende des Jahres sollte die Kolonie über 100 Arbeiterinnen aufweisen, dann steigt auch die Aktivität (Ameisenstraßen) und der Bedarf nach Futter (relativ) stark an.

Ok, sehr gut und beruhigend zu lesen.
Dann kann ich mir ja quasi auf die Schultern klopfen, wenn die Kolonie zufrieden ist. Dann werde ich mich halt noch ein wenig in Geduld üben und der Dinge harren, die da kommen.
Achso, die Zimmertemperatur ist so zwischen 20 und 22 Grad, je nachdem wie die Sonne so durch die Fenster scheint, also zur Zeit eher 20 Grad

Lasius sp. braucht keine zusätzliche Wärmequelle. Daher sind Zimmertemperaturen von 22 °C mehr als ausreichend, wenn man mal die Außentemperaturen vergleicht. Nester der direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen sollte vermieden werden, da sich diese aufheizen können.

Ich würde nur darauf achten, dass der Wassertank im Reagenzglas gefüllt bzw. die Watte ausreichend feucht ist und kein Schimmel ansetzt. Algen (i.d.R. grünlich) und Kot-Reste (i.d.R. schwarz) sind meist weniger ein Problem.

Du kannst ja mal ein Foto rein stellen, wenn Du die Möglichkeit dazu hast.

Das Formi steht zwischen 2 Fenstern fast direkt an der Wand und Sonne kommt da zu keiner Tageszeit hin, hab mich ja vorher gut hier und in anderen Foren belesen, allerdings hab ich nicht einmal gelesen, daß die Kolonie so inaktiv sein kann, deswegen fragte ich.
Ich werde mal versuchen Fotos zu machen, worauf man auch was erkennen kann, kann aber an dieser Stelle nix versprechen...
Bin da eher nicht so richtig begabt, was das angeht.

Danke für die schnellen Antworten

Tja, leider muss ich an dieser Stelle eine traurige Nachricht überbringen: anscheinend war es doch wohl kein "Wohlfühlen". Mir ist die gesamte Gründerkolonie gestorben.
Sie hatte die ganze Zeit keine Proteine mehr zu sich genommen, zumindest nicht erkennbar und der Honig wurde auch links liegen gelassen. Alle bis auf 1 Arbeiterin und 2 Larven haben leider das Zeitliche gesegnet, wobei ich nicht wirklich erkennen konnte, warum.
Ich vermute, da der Sand im RG sehr naß war, daß sie zuerst ihre Brut ertränkt haben, natürlich nicht absichtlich, und anschließend vielleicht durch den Schimmel an der Watte eingegangen sind. Dafür spricht meiner Meinung nach, daß ich unter dem USB-Mikrosop auch keine Verletzungen oder Milben ausmachen konnte. Auch die Gaster sahen bei allen Tieren normal aus. Zusätzlich dazu konnte ich im Ytong 3 Ameisen ausmachen, welche vor dem Tod sehr langsam und unsicheren Ganges den Eindruck vermittelten sich "verirrt" zu haben und den Weg zurück nicht mehr fanden, bis sie schliesslich starben.
Da ich es nicht über das Herz gebracht habe, die letzte Ameise zu überbrühen, darf sie sich in einer Rocher-Packung um die beiden Larven kümmern, bis dann der Lauf alles Irdischen auch diese 3 einholt.
So war also mein erster Versuch eine Lasius niger Kolonie zu halten nicht von Erfolg gekrönt, ich werde aber noch nicht aufgeben und mir eine neue zulegen, bei der es hoffentlich besser läuft.

Gruß, Holgen

Hallo Holgen,
das ist schade! So etwas passiert immer mal wieder ohne äußerlich ersichtlichen Grund, was ich persönlich sehr unbefriedigend finde, denn dann weiß man nicht was man nächstes Mal besser machen kann.

Wenn du dieses Jahr eine Jungkönigin findest, kannst du es mit einer Adoption der verblieben Arbeiterinnen versuchen - solange sie bis dahin gesund bleiben.