es folgt im Grunde ein Bastelbericht, da "Technik & Basteln" jedoch mehr den Ameisen im Ameisenforum dienen soll, setze ich den Bericht über meinen Hornissenkasten in dieses Unterforum für die restliche Insektenwelt.
Ich hatte Holzreste übrig, die ursprünglich zu einer "Wurmkiste" werden sollten. Da ich aber genügend Kompostiermöglichkeiten habe, war diese nicht mehr nötig und ich entschied mich, daraus eine weitere Nisthilfe für mein Lieblingsinsekt zu bauen. 2 Kästen habe ich bereits doch leider habe ich noch nie Erfolg gehabt. Was kann da die Chancen erhöhen? Einen weiteren, potentiellen Lebensraum zur Verfügung stellen - jetzt schon für's nächste Jahr - und das ist er nun:
Alle tragenden Teile haben 18mm Stärke und sind aus der altbekannten Baumarkt-Fichte.
Der Kasten hat eine Höhe von 820mm, Außenmaße und von der Hinterkante des Daches gemessen (innerer Nistraum nach unten etwa 650mm) und eine Breite und Tiefe von 316mm, was bedeutet, der Innenraum hat 280mm Breite und Tiefe. Man sagt, dass man möglichst nicht über 250mm hinaus gehen soll, ich zeige aber im weiteren Verlauf, warum diese Maße erforderlich sind.
Meine beiden alten Kästen haben aufschlagbare Türen. Dieses mal entschied ich mich anders, nämlich für eine nach oben aufklappbare. Dafür entschied ich mich aufgrund einer recht simplen These, die vielleicht gar nicht so abwegig ist, wie sie anfangs klingt:
Hängt so ein Kasten in einer Höhe, für die man eine Leiter braucht, muss man irgendwann einmal auch auf eine Leiter steigen und so einen Kasten reinigen (bzw. überprüfen). Jeder kennt die Situation: Auch wenn man die Leiter noch so sicher aufgestellt hat und noch so schwindelfrei ist - irgendwann klammert man sich kurz mal wo dran fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die erste, reflexartige Reaktion lautet da: Ich greife nach dem, was ich vor mir habe. Bei einer aufgeschlagenen Tür stößt man so eventuell mit der einen Hand vor eben diese und man läuft Gefahr, sie abzubrechen. Ist die Front aber noch oben aufgeklappt, kann man sich seitlich festhalten ohne den Kasten zu beschädigen.
Kommen wir zu der Erklärung bzgl. der 280mm Innenmaß.
Ihr habt es beim vorherigen Bild eventuell bereits erahnt: Dieser Kasten hat ein Sichtfenster. Was ich damals (2008) bei meinem ersten Kasten (im ersten halben Lehrjahr), von Glas-Elementen noch nichts gehört, sehr laienhaft mit Floatglas umsetzte, habe ich dieses Mal mit Plexiglas sinniger umgesetzt. Damals schnitt ich in eine durchgehende Kastenwand ein großes Loch, fräste in dessen Ränder Vertiefungen, legte die Glaplatte ein und fixierte die Scheibe mit Glasleisten.
Dieses Mal wird quasi eine Kastenwand durch die Sichtscheibe ersetzt. Plexiglas kann man wie ihr wisst schrauben und wie man auf dem leider recht dunklen Bild vielleicht erkennen kann, habe ich voneinander gänzlich getrennte Holzelemente einfach an den Innenseiten mit Halteleisten versehen, auf denen dann die Plexiglasscheibe aufliegt. Daraus resultiert, dass die Scheibe gut 2cm in den Kasten hinein springt und wir auf das Innenmaß von ca. 260mm kommen (ohne Nesthalte-Leisten). Das ganze muss ein wenig zurückspringen, denn die Tür, die das Fenster später verdeckt ist aus Massivholz und sollte gegen starken Verzug auf der Innenseite mit Leisten verschraubt und verleimt werden (auf dem Bild sichtbar). Im professionellen Tischlerhandwerk, mit Tischfräse ausgestattet, fräst man in in solches Holzelement eine Nut und setzt die Leisten dann ein ("eingraten"). Da ich eine solche Maschine nicht besitze, musste es eben so gehen und es funktioniert ja.
Die Tür, die das Fenster verdeckt, wird durch diesen Schieber verschlossen. Gegen Lichteinlass durch die Ritzen zwischen der Türkanten habe ich zusätzliche Leisten angebracht, die etwa 10mm über den Türkanten hervorstehen. Man nennt das bei Möbeln dann ggf. Staubleiste. Ein Unding ist es bei Möbeln, über dieser Leiste dann den Verschluss greifen zu lassen. Dann entscheidet man sich immer für Kugelschnöpper oder ähnliches. Aber den späteren Bewohnern wird dieser Tabubruch sicherlich nichts ausmachen.
Ein solcher Beschlag hält die Front (also die mit den Fluglöchern) unten am Kotschlitz fest. Eigentlich ist so ein glänzendes Messing-Teil total übertrieben aber da ich trotz mangelnder Ausrüstung und unprofessionellen Anschlägen in Marke Eigenbau dennoch immer versuche, das Beste aus den Werken herauszuholen, gönne ich den Resultaten vorab immer diesen kleinen "Schmuck". Was wäre das Leben ohne Schrullen? Ein leichter zu installierender und günstigerer Sturmhaken hätte es auch absolut getan. Ich versuche nur eben wenigstens, die Kästen perfekt zu machen - gelungen ist das noch nie - aber falls es mal gelingen sollte, ist der schönere Beschlag nur angemessen.
Hier seht ihr schon etwas, das nicht maßgenau ist. Wer drauf achtet, erkennt, dass der Abstand der beiden Kotschlitz-Teile rechts größer ist, als links. Das passiert, wenn die Kanten irgendwo mal nicht 90° haben, sondern 87°, bzw. man an Vorder oder Hinterkante Abweichungen von nur einem halben mm hat. Ich muss wie gesagt Anschläge über Schraubzwingen und Wasserwagen zusammenbauen. Wer eine schöne Festool Handkreissäge mit entsprechender Anschlagschiene sein Eigenen nennen kann, erzielt mit etwas Geschick viel bessere Ergebnisse. Was ich dazu auch sagen muss: Man sollte im Grunde niemals, wie hier zu sehen ist, entgegen dem Faserverlauf des Holzes arbeiten, d.h., die längere Seite eines Stückes sollte immer auch die Längsseite der Holzmaserung zeigen. Der Grund ist einfach. Ein Stück von angenommen 400x100mm Ausmaßen, das sich nicht an diese Regel hält, ist mir 2 Fingern durchgebrochen. Auch ist das Schwundmaß in der Breite viel stärker, was bedeutet, dass diese beiden Kotschlitzteile in der Theorie zumindest meinen Kasten "zusammenziehen" oder eben bei Feuchtigkeitsaufnahme "auseinanderdrücken". Es gibt nur 2 Gründe, die für meine Bauweise sprechen. Der erste ist ein ebenfalls stark theoretischer Grund: In Längsrichtung fließen die Abfälle leichter ab. Altert das Holz und wird es uneben, zeigen die entstehenden "Rillen" in meinem Fall nach unten und bieten keine Widerhaken. Ob dieser Vorteil aber in der Praxis einen Unterschied macht, ist mehr als fraglich. Der zweite Grund ist, dass durch das seitliche Arbeiten des Holzes auf diese Weise nicht vorn (also an der Front) Lücken entstehen - auch das kann man vernachlässigen, da der Kotschlitz selbst bereits ein Lücke ist, wenn man so will.
Ich hatte keine anderen Reste mehr da und habe es nun eben so umgesetzt, ich rate aber jeden, immer die Längsseiten auch so zu gestalten, dass die Faser in Längsrichtung zeigt.
Ihr erkennt wahrscheinlich auch die unregelmäßige Dunkelheit der Farbe. Das liegt daran, dass ich kein Teil geschliffen habe, außer die Dachfläche. Schleift man, zieht die Farbe besser/gleichmäßiger ein. Der Kasten soll aber auch außen rau sein, damit eine neugierige
Bei der Glasscheibe sind beim Verschrauben übrigens leider fast alle Kanten um die Löcher herum leicht gesprungen (teils sofort, teils über Nacht). Es hält, sieht aber eben besch... eiden aus. Die Leisten, an denen die Scheibe geschraubt ist, sind nur 14mm breit, d.h., ich habe bei mittiger Bohrng am Rand kaum 7mm Rest stehen. Sehr feine Begebenheiten. Hier hatte ich vorher auch keine Erfahrungen und musste die Stabilität ein wenig austesten, ich kann abschließend aber jedem sagen, dass er bei Verwendung von Schrauben unbedingt vorsichtig per Hand eindrehen sollte (immer!) oder eben doch nach Vorbohrung(!) Nägel mit breiten Köpfen verwenden sollte, damit auf der Scheibe wirklich kein "dehnender" Druck entsteht.
Ehe ich es vergesse: Viele bauen in ihre Kästen Kletterhilfen für die schweren
Zum Abschluss: Warum entschied ich mich für die 2-Loch-Variante? Erstens: Weil ich somit jetzt alle Versionen habe. Einen 90mm-Schlitz, jeweils 2x 60mm-Schlitze und nun eben 2x 20mm-Löcher. Zweitens: Für diese Variante hatte ich entsprechende Möglichkeiten, einen Meisenschutz zu realisieren (über alte Unterlegscheiben aus dickem Metall).
Der dritte Grund ist die Thermo-Regulierung. Wie von vielen Bloggern oftmals erwähnt, ist die Anfangskälte in der Saison eine große Gefahr. Im Sommer hingegen kann es die große Hitze sein, die den Tieren schadet. Ich habe mir aber überlegt, dass es wichtiger ist, den Tieren in der kritischen Anfangsphase so weit es geht entgegen zu kommen. Hier hilft sicher auch der dunkle Anstrich. Erwärmt die Sonne im Frühling den dunklen Kasten, ist das sicher ein größerer Vorteil, als wenn im Sommer die pralle Sonne für hohe Temperaturen im Inneren sorgt und die Tiere fächern müssen (wobei man den Kasten auch so hängen kann, dass er keine Mittagssonne direkt abbekommt). Den richtigen Ort zur Aufhängung gewählt, werden die Nachteile sicherlich kaum bis gar nicht ins Gewicht fallen.