Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
CHAOSJinzo
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#1 Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von CHAOSJinzo » 14. Oktober 2012, 16:08

Hallo,
meine Camponotus cruentatus Kolonie mit ca. 80 Arbeiterinnen bereitet sich momentan auf die Winterruhe vor. Sie sind aktiv, wirken fit und haben eine Menge Larven.
Doch in den letzten 3 Wochen sind ca. 10 Arbeiterinnen gestorben. Bei den ersten Toten hab ich mir noch nichts gedacht. Da es jetzt aber schon einige sind, habe ich mir mal die Toten angeschaut.
Bei manchen ist die Gaster zerquetscht, sieht aus wie zerbissen. Ich konnte auch beobachten, wie Arbeiterinnen an den Gastern der Toten herumgekaut haben. Bei anderen Toten sieht die Gaster auf den ersten Blick normal aus, doch wenn ich genau hinschaue, erkenne ich ein kleines Loch darin.
Gestern konnte ich beobachten, wie eine Arbeiterin an der Gaster einer halbtoten Arbeiterin herumgekaut hat. Die halbtote Arbeiterin konnte nur noch ihr vorderes Beinpaar und ihren Kopf bewegen. Ich habe sie daraufhin aus der Arena entfernt und sie in Ruhe sterben lassen.
Heute gab es wieder zwei tote Ameisen. Die eine ist klein und es sieht nach einem natürlichen Tod aus, aber die andere ist mittelgroß und hat wieder diese aufgerissene Gaster. Es sieht aus, als ob sie ziemlich hohl wäre, wobei ich jetzt nicht weiß, ob das normal ist. Oder ist das ein Zeichen für einen Parasiten, der die Gaster der Ameise von innen auffrisst und sich dann einen Weg nach draußen sucht?
Ich bin wirklich ratlos, was es damit auf sich hat.

Woran sterben die Ameisen? Kennt einer dieses Verhalten und kann es erklären? Und womit hängt diese merkwürdige Deformation der Gaster zusammen?

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.

MfG
CHAOSJinzo



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Dr_Karrissen
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#2 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von Dr_Karrissen » 14. Oktober 2012, 16:13

Heyho CHAOSJinzo,

hast du mal versucht, ihnen mehr Protein-Futter zur Verfügung zu stellen?
Ist davon nicht genug vorhanden, verfüttern die Ameisen auch gerne mal ihre Schwestern - kommt es ganz schlimm, auch die Königin. Manchmal auch andere Larven/Eier.
Du darfst nicht vergessen, dass bei Ameisen immer der Nachwuchs ganz oben steht - ohne ihn stirbt die Kolonie aus. Geht es darum, denken sie nicht einmal darüber nach, dass sie es ohne Königin auch tut.

Gestern konnte ich beobachten, wie eine Arbeiterin an der Gaster einer halbtoten Arbeiterin herumgekaut hat. Die halbtote Arbeiterin konnte nur noch ihr vorderes Beinpaar und ihren Kopf bewegen. Ich habe sie daraufhin aus der Arena entfernt und sie in Ruhe sterben lassen.

Da haben sie möglicherweise versucht Nahrung zu beschaffen.
Du darfst das nicht allzu menschlich sehen, man kann sagen Ameisen sehen ihre Kolonie als ein ganzes - es gibt kein Individuum.
Entfernen sich Arbeiterinnen von der Kolonie, tun sie dies nicht, um "in Ruhe sterben zu können", sondern um die Kolonie zu schützen - Tote locken bloß Feinde an.

Versuch es doch einmal über eine Weile und berichte uns dann.
Auch Honig nicht vergessen - er ist ebenso wichtig. :)
Ein anderer Grund würde mir nicht einfallen und mir kommt dieses Verhaltensmuster bekannt vor.



lg, doc


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CHAOSJinzo
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#3 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von CHAOSJinzo » 14. Oktober 2012, 16:27

Hallo Dr Karrissen,
erstmal danke für die schnelle Antwort.
Honig stelle ich ihnen immer zu Verfügung und er wird auch angenommen.
Proteine hatten sie auch immer, was die große Menge an Larven erklärt.
In letzter Zeit nehmen sie aber keine Proteine mehr an, da sie sich auf die Winterruhe vorbereiten/sich schon darin befinden. Ich habe sie auch schon kälter gestellt.
Momentan leben sie bei 12-15 °C.
Die meisten Ameisen sitzen dicht gedrängt im Nest und ein paar wenige laufen durch die Arena.
Also ich denke, dass es nicht an mangelnden Proteinen liegt.

MfG
CHAOSJinzo



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#4 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von DermitderMeise » 14. Oktober 2012, 19:41

Hallo CHAOSJinzo,
willkommen hier!
Ameisen recyceln grundsätzlich vieles was noch verwertbar ist, da machen sie auch bei verstorbenen Geschwistern nur selten eine Ausnahme. In der Gaster befindet sich der "Speicher" der Ameisen, daher ist es nicht verwunderlich dass sie sich Zugang verschaffen; in der restlichen Tierwelt ist man mit solchen Dingen weitaus weniger zimperlich. ;)
Wie alt ist die Kolonie etwa?



CHAOSJinzo
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#5 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von CHAOSJinzo » 14. Oktober 2012, 20:20

DermitderMeise hat geschrieben:Ameisen recyceln grundsätzlich vieles was noch verwertbar ist, da machen sie auch bei verstorbenen Geschwistern nur selten eine Ausnahme.

Aber machen sie das auch während sie noch am Leben sind?
Und dann wäre da auch noch die hohe Sterberate, die mich beunruhigt.

Die Kolonie halte ich seit August. Ich würde ihr Alter auf zwei bis drei Jahre schätzen.



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Dr_Karrissen
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#6 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von Dr_Karrissen » 14. Oktober 2012, 20:22

Die Kolonie halte ich seit August. Ich würde ihr Alter auf zwei bis drei Jahre schätzen.


Das ist die gängige Lebensspanne einer normalen Arbeiterin - die Alten sterben weg, die Neuen schieben nach.
Je größer und älter eine Kolonie wird, desto mehr Tote wirst du zwangsläufig haben.



lg, doc


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CHAOSJinzo
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#7 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von CHAOSJinzo » 14. Oktober 2012, 20:28

Dr_Karrissen hat geschrieben:Das ist die gängige Lebensspanne einer normalen Arbeiterin - die Alten sterben weg, die Neuen schieben nach.
Je größer und älter eine Kolonie wird, desto mehr Tote wirst du zwangsläufig haben.



lg, doc


Okay, das könnte auch erklären, warum keine von den den richtig großen Arbeiterinnen unter den Toten ist.
Ich werde dann einfach mal weiter beobachten und hoffen, dass sie diese Verluste nach der Winterruhe wieder mehr als wett machen.

MfG
CHAOSJinzo



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#8 AW: Mysteriöses Sterben bei Camponotus cruentatus

Beitrag von DermitderMeise » 14. Oktober 2012, 20:45

CHAOSJinzo hat geschrieben:Aber machen sie das auch während sie noch am Leben sind?

"Leben" ist bei Insekten relativ; eine Arbeiterin kann noch einige Stunden oder sogar wenige Tage (!) ohne Gaster "leben", trotzdem sind ihre Stunden gezählt.
Die Begründung die Dr_Karrissen geliefert hat war auch mein Verdacht, leicht seltsam finde ich nur dass noch halblebendige Tiere verwertet wurden; das konnte ich bisher noch nicht beobachten. Evtl. wurde aber erkannt dass es mit ihnen zu Ende geht, und bevor die Tiere austrocknen kann man sie dann auch gleich verwerten.
Gute Gelingen weiterhin und melde dich bitte nach der Winterruhe wie es mit ihnen weitergeht!



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