Die Bestimmung von Formica clara ist eine schwierige und - wie mir scheint - auch etwas unklare Sache. Die Art wurde früher u. a. als Formica glauca Ruzsky, 1896 bezeichnet. SEIFERT nennt sie eine sehr thermophile Steppenart, die auf xerothermen Sand- u. Kalktrockenrasen sowie ruderal beeinflussten Stellen von Europa bis Zentralasien vorkommt (SEIFERT, S. 302). Die Originalbeschreibung der Art von SEIFERT liegt hier vor: http://antbase.org/ants/publications/8464/8464.pdf ,wobei es vordergründig um die Widerlegung der Hypothese geht, dass Formica lusatica eine Hybride zwischen Formica rufibarbis und Formica cunicularia sein könnte.
Ich habe schon einmal versucht, mich der Bestimmung dieser Art etwas zu nähern (http://www.ameisenforum.de/fotoberichte ... 33419.html) und habe ihre außerordentliche Aggressionsbereitschaft und Kampfkraft vor allem bei Überfällen von Polyergus rufescens erleben können. In einigen dieser Auseinandersetzungen konnten sie den Angreifern eine totale Niederlage beifügen (http://www.ameisenforum.de/beobachtunge ... 21747.html). Dieses Ereignis konnte ich bisher in einigen Fällen beobachten und zwar ausschließlich bei Formica cf. clara
Nachdem mir das Wissen und die entsprechenden Gerätschaften zur Vermessung von Kopfkapsel und Scapuslänge fehlen, versuche ich die relativen Beurteilungskriterien heranzuziehen und mit Bildern – so gut es geht – zu belegen:
Habitat, Habitus und Farbgestaltung, Bewegungsabläufe, Rekrutierungsverhalten, Aggression und die mögliche Widerstandsfähigkeit gegen Sozialparasiten.
Nach eingehenden Beobachtungen der drei Schwesternarten F. cunicularia, F. rufibarbis u. F. cf. clara muss ich zu dem Schluss kommen, dass F. cunicularia und F. cf.clara eigentlich nicht zu verwechseln sind: Habitat, Nestbau, Größe der Arbeiterinnen u. der
Man darf sich aber keineswegs an einen Einzelfund klammern u. diesen zu bestimmen versuchen, sondern muss die Gesamtpopulation eines od. besser mehrerer Nester im Auge behalten.
Für mich ergibt sich seit längerer Zeit in diesem Zusammenhang nur eine Frage: Wie halte ich F. rufibarbis und F. clara auseinander, wodurch unterscheiden sich die beiden Arten ohne morphometrische Datenerfassung?
Die einzigen guten Bilder von F. rufibarbis und F. clara im Internet sind hier zu finden: http://www.antweb.org/description.do?ra ... ustriaants Leider sind da bei F. rufibarbis u. F. clara keine Bilder von
Ich habe mir diesmal die Mühe gemacht, ein Nest (Nest A) v. Formica cf. clara während der Schwärmzeit (Ende Juni, 8:30-10:00 Sommerzeit) genau unter die Lupe zu nehmen.
Abb.1: Nest A, eine
Abb. 2: Eine sehr dunkel pigmentierte
Abb.3:Nest A. Das arttypische rote Quadrat auf dem Mesonotum ist zwar schwach ausgeprägt, aber bei dieser Blickrichtung unsichtbar. Die Länge von Scapus und Fühlergeißel kann man hier relativ gut abschätzen. SEIFERT spricht von einem relativ langen Scapus (S. 189)
Abb4: Nest C. Die
Abb.5: Nest B (2008) Heller gefärbte
Abb.6: Nest C (2008) Das Pronotum ist vollständig rot, das Mesonotum zu mehr als 50%. Scutellum und Metanotum sind vorwiegend dunkel, ebenso Anepisternit und Mesopleuron. Propodeum, Schuppe und Beine sind zur Gänze rot gefärbt. Das erste Gastersegment ist deutlich rötlich und nur mit wenigen dunklen Pigmenten angehaucht. Am Originalfoto sind auf dem Pronotum keine Haare erkennbar, am Mesonotum u. Scutellum sind nur vereinzelte Härchen erkennbar. Vermutlich helle Variante v. F. clara
Abb.7: Zum Vergleich eine
Abb.8: Nest A. Kopf einer
Abb.9: Nest B. Wangen hellrot, Abgrenzung gegen dunkel gefärbte Kopfpartien unscharf
Abb.10. Nest A (2008). Arbeiterin von Formica cf. lusatica. Rötliche Wangen zu den dunklen Kopfpartien nicht deutlich abgegrenzt (Siehe SEIFERT, S. 182). Das gesamte Mesosoma ist einheitlich hellrot, am Originalfoto erkennt man am Pronotum und Mesonotum einzelne Borsten. Die Größe der Arbeiterinnen erreicht durchwegs 7-max. 8mm. Ein Individuum jenes Nestes, das einen Überfall von Polyergus rufescens nicht nur abgewiesen, sondern diese zur Flucht gezwungen und deren Nestoberfläche für 20Min besetzt hielt. Sehr aggressiv und extrem rasch rekrutierend. Formica cf. clara
Abb.11: Nest A (2008) Arbeiterin aus dem selben Nest anlässlich der Besetzung der Nestoberfläche des Polyergus-Nestes. Eine Hilfsameise (Formica fusca) wurde getötet. Keine der Hilfsameisen trat zur Verteidigung an.
Abb.12: Nest A(2009) Nestoberfläche um einen Eingang. Außentemperatur über 30° C, die Bodentemperatur sicher deutlich höher. Etliche Tiere sind stets präsent. Alle anwesenden Arbeiterinnen mit durchgehend rotem Mesosoma (Vgl. SEIFERT, S. 183), groß, sehr wachsam u. aggressiv. Formica cf. clara
Abb.13: Die in der Mitte des Nestes sichtbare Arbeiterin hier vergrößert:
Abb.14: Nest C (2008) Honigwasser als Lockmittel: Große Tiere mit hellrotem Mesosoma und daneben kleinere Individuen mit deutlich dunklerem
Abb.15: Nest C (2006) Kopf einer Arbeiterin: Die rötlichen Wangen sind nicht scharf gegen die schwärzlichen Kopfanteile abgegrenzt, Clypeus u.
Abb.16: Formica rufibarbis aus dem eigenen Garten, ganz sicher keine F. clara. Gut erkennbare Verwechslungsmöglichkeit der großen Tiere mit F. cf. clara und der kleineren Arbeiterinnen (Bildmitte) auch mit F. cunicularia.
Abb.17. Zum Vergleich eine typisch (durchschnittlich) gefärbte F. cunicularia
Vorläufiges Ergebnis der Beobachtungen:
1. Rein von der Farbgebung her kann man Gynen von Formica rufibarbis und Formica clara nicht unterscheiden. Obwohl laut SEIFERT der Anteil dunkler Pigmente am
2. F. rufibarbis ist durchschnittlich auf Pronotum und Mesonotum stärker behaart als F.clara. Das Abzählen der Haare unter dem Mikroskop brachte hier kein eindeutiges Ergebnis.
3. Die Länge der Kopfkapsel und des Scapus könnten mit morphometrischen Messdaten möglicherweise eindeutige Ergebnisse bringen.
4.Die Habitate beider Arten sind sehr ähnlich, jene von Formica clara noch mehr xerotherm.
5. Wenn man Nester beider Arten mit etwa gleicher Volkstärke vergleicht, zeigt sich, dass beide recht aggressiv reagieren, rasch rekrutieren und Sozialparasiten abwehren können.
Ein starkes Indiz für Formica clara ist hier die spezielle Form der Interaktion mit Polyergus rufescens.
6. Bei der druchschnittlichen Körpergröße beider Arten ergibt sich ebenfalls eine gute Möglichkeit zur Unterscheidung. Mit freiem Auge sind die größeren Tiere bei F. clara zu erkennen. Man kann auch sagen, dass alle großen Arbeiterinnen von F. clara ein rein hellrotes Mesosoma aufweisen.
7. Abschließend muss die Frage gestattet sein, ob es nicht gerade zwischen F. rufibarbis u. F. clara auch zur Hybridbildung kommen kann. Sie leben des öfteren in Nachbarschaft und haben die gleichen Schwärmdaten und -zeiten.
8. Formica rufibarbis ist bei uns im Vergleich zu Formica fusca od. Formica cunicularia keine häufige Art. Formica cf. clara kommt nur sehr verstreut in thermisch begünstigten Zonen vor und ist in manchen Regionen als eher seltene Art anzusprechen.
Änderungen u. Ergänzungen vorbehalten. Beste Grüße v. Boro
9. Nachtrag 1 (18.8.): Anlässlich der Öffnung eines Nestes von Formica cf. clara ist mir der deutliche Geruch ihrer verspritzten Ameisensäure aufgefallen: Schwer zu beschreiben, ein recht angenehmer und herber Duft, der von einem Deodorant für
Männer stammen könnte. Bei keiner einzigen anderen Serviformica-Art ist mir das bisher so bewusst geworden. In diesen Fällen war der Duft höchstens auf die Hände beschränkt, wenn die Ameisen ihr Nest verteidigen wollten.
10. Nachtrag 2 (18.: Bisher konnte ich in den Nestern von Formica cf. clara noch nie Nacktpuppen entdecken. Das kann Zufall sein, aber vor allem bei Formica fusca u. Formica cunicularia sind Nacktpuppen immer wieder anzutreffen.