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Pleometrose bei Lasius niger möglich?

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christian
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#17 AW: Pleometrose bei Lasius niger möglich?

Beitrag von christian » 11. März 2011, 18:44

Ich weiß nicht ob es hier noch irgendwie relevant ist, aber ich habe mich mal ein bisschen an der Lasius niger- Sahne von 2010 gütlich getan und mit gut 200 Königinnenn (hat bei diesen absurden Massen, die bei mir unterwechs waren nicht den geringsten Unterschied gemacht, keine Sorge) diverse Gründungsversuche gemacht.

Damit die Versuche auch soetwas wie eine Aussagekraft haben, haben ich jeweils von 1, 2, 3 und 4 zusammen gründenden Königinnen 10 Gründungsnester gemacht; Also 10 Nester mit einer Königin, 10 mit zwei Königinnen...
Mal als grobe Probe habe ich mit den Übrigen 100 Königinnen eine riesige Pleometrose versucht.
Die Ergebnisse habe ich dann dokumentiert und schreibe sie hier jetzt einfach mal nieder ;).

Bedingungen:
Die Tiere wurden alle in gleichen Reagenzglasnestern untergebracht, die 100 restlichen Königinnen habe ich zusammen in eine große Haribokiste gesteckt und dort gründen lassen. Sie wurden bei kontinuierlich 22°C gehalten und saßen, wie in "echt" auch, die ganze Zeit in völliger Dunkelheit.

Beobachtungen:

Legerate nach 24h:

Eiablage bei:
Monogynen Nestern: 13%; Kleine Eiklumpen, 2- 3 Eier
2-Königinnen-nestern: 80%; Eihaufen haben eine moderate Größe, um die 10- 15 Eier
3- Königinnen-nestern: 100%; Eihaufen sind relativ groß, um die 20 Eier
4-Königinnen-nestern: 100%; kleine Eihaufen, um 10 Eier (bei 4 Königinnen!)


Eiablage nach 72 Stunden
Nun hatten alle Gynen gelegt.
Besonders gute Ergebnisse gab es bei der relativen Legerate (r.L. nenne ich sie jetzt einfach mal) bei den monogynen Gründungsnestern. Besonders auffällig war, dass die r.L. antiproportional zu der Gynenanzahl verlief, beinahe so stark, dass man von ähnlich großen Eihaufen bei jeder Gründerkolonie ausgehen konnte.
Auffallend war auch, dass sich bei den in pleometrose gründenden Gynen immer ein physogastres Tier befand, besonders bei den mit 4 Königinnen.
Bei besonders feuchten Umgebungen (durch nachlässig gestopfte Wattepropfen) gab es keine Eihaufen sondern die Eier wurden ohne erkennbare Ordnung im gesamten Nest verteilt.

In den nachfolgenden Tagen hörten die kleinen bis monogynen Kolonien auf zu legen wohingegen die 3er und 4er Kolonien noch kontinuierlich weiter legten, als schon die ersten mittelgroßen Larven vorhanden waren.

Die große Kolonie legte weiter bis weit anch dem ersten Schlupf und konnte erst durch den Tötungskampf beendet werden.

Tötungskämpfe:
Die ersten Tötungskämpfe begannen bei den Nestern mit 4 Königinnen, direkt nachdem die erste Arbeiterin ausgefärbt ist. Beschädigungskampf (also Amputation von Gliedmaßen) war bei allen bis auf eine Königin zu beobachten, die ihre Kongurentin durch einen schnellen Biss in die Nackenbasis tötete. Gut die Hälfte der beschädigten Königinnen starben in den 3 Tagen nach dem Ableben der letzten Gegnerin. Die Arbeiterinnen waren nicht an den Beschädigungskäpfen beteiligt.
Besonders auffällig war hier die Hartnäckigkeit der Gynen, selbst durch Fingerkontakt konnte ich sie nicht davon abbringen sich gegenseitig zu erwürgen. Meist wich die schwächere Königin vor der Angreiferin zurück und versuchte zu fliehen, zu einer echten Gegenwehr kam es erst während der Erdrosselung (Amputation der Gliedmaßen etc.). Gekämpft wurde bis zum Tod, d.h. die Königin starb nicht durch Folgeverletzungen sondern immer durch eine Strangulation (außer die als letztes Übriggebliebenen).

Noch auffällig war die Tatsache, dass sich die Gynen der großen Pleometrose nicht beschädigt haben, die letzte überlebende blieb ohne Verletzung. Ein Mitgrund war sicherlich auch die halbhertzige Teilnahme der Arbeiterinnen an dem Kampf zwischen den letzten 3 Königinnen, die nach dem Tod der restlichen 97 Königinnen wenige Tage ohne jegliche Konfrontation zusammenleben konnten.

Ich hoffe niemand hier nimmt mir meine Versuche mit dem zahlreichen Tod der Tiere als Folge allzu übel.



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#18 AW: Pleometrose bei Lasius niger möglich?

Beitrag von DermitderMeise » 11. März 2011, 19:46

Hallo Christian,
danke für die Mitteilung deiner Erkenntnisse.
christian hat geschrieben:Ich hoffe niemand hier nimmt mir meine Versuche mit dem zahlreichen Tod der Tiere als Folge allzu übel.

Im Gegenteil. Besser als sie unbemerkt mit dem Rasenmäher wegzuschnitzeln oder sie auf dem Fußweg plattzuhüpfen.

Aber natürlich habe ich ein paar Fragen. ;)

Was soll die relative Legerate bezeichnen?
Nach welcher Zeit hast du die oben stehenden Zahlen erfasst?
Gibt es noch weitere Zahlen?



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christian
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#19 AW: Pleometrose bei Lasius niger möglich?

Beitrag von christian » 11. März 2011, 20:57

Freut mich, dass meine Versuche gut ankommen. Es gibt ja immerhin eine breite Bewegung gegen Tierversuche und deren Argumentation ist ja auch nicht falsch.

Gut, dass es Fragen gibt :)

Was soll die relative Legerate bezeichnen?


Ich meinte damit die Relation zwischen der Anzahl der Königinnen und die der Eier. Sprich: Legen 10 Königinnen 100 Eier haben sie die gleiche rel. Legerate wie eine Königin, die 10 Eier legt.

Nach welcher Zeit hast du die oben stehenden Zahlen erfasst?


Von Juli bis Anfang Oktober 2010.

Gibt es noch weitere Zahlen?


Zumindest keine, die mir aus dem SEIFERT 2007 unbekannt geblieben wären. Und ich denke mal, den haben die meisten hier. Falls nicht, empfehle ich ihn hier noch mal ausdrücklich :).
Z.B., dass die in Pleometrose gründenden Gynen deutlich schneller Nachwuchs erzeugen können, als die alleine gründenden.
Sonst noch als kleine Nebeninfo: Die große Kolonie mit den ehemals 100 Königinnen haben jetzt ziemlich genau 500 Minore und gute drei Milliliter Kleinstlarven. Sieht irgendwie lustig aus, mit den Massen an Mikroameisen, die Normalerweise eigendlich gut 1/3 größer sein sollten ;)



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#20 AW: Pleometrose bei Lasius niger möglich?

Beitrag von DermitderMeise » 11. März 2011, 21:42

christian hat geschrieben:Ich meinte damit die Relation zwischen der Anzahl der Königinnen und die der Eier. Sprich: Legen 10 Königinnen 100 Eier haben sie die gleiche rel. Legerate wie eine Königin, die 10 Eier legt.

Ok, verstanden. Wie kommst du dann bei vier Gynen und 10 Eiern auf 100 %? und was ist deine Referenz?

Von Juli bis Anfang Oktober 2010.

Entweder wir haben uns missverstanden ooooder deine Mono-Gynen waren nicht sonderlich produktiv; mich interessierte, nach welchem Zeitraum diese Zahlen:
Monogynen Nestern: 13%; Kleine Eiklumpen, 2- 3 Eier
2-Königinnen-nestern: 80%; Eihaufen haben eine moderate Größe, um die 10- 15 Eier
3- Königinnen-nestern: 100%; Eihaufen sind relativ groß, um die 20 Eier
4-Königinnen-nestern: 100%; kleine Eihaufen, um 10 Eier (bei 4 Königinnen!)

aufgenommen wurden. 2-3 Eier für eine gründende Gyne wäre bei Lasius sehr wenig.

Konntest du auch beobachten, dass plötzlich viele Eier verschwunden waren? Mich würde interessieren, ob sich die Damen in der Pleometrose die Eier gegenseitig wegklauen...

Zumindest keine, die mir aus dem SEIFERT 2007 unbekannt geblieben wären.

Da meinte ich eher, ob du noch weitere Zahlen erhoben hast - tage-, wochen-, monateweise...?

Minore

Lassen wir es doch lieber bei Pygmäen, so richtige Kastenunterschiede gibt es bei L. n. ja nicht. ;)

Auf jeden Fall beeindruckende Zahlen - die eine überlebende Highlander-Königin kann dann jetzt richtig durchstarten.



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christian
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#21 AW: Pleometrose bei Lasius niger möglich?

Beitrag von christian » 11. März 2011, 22:02

Hallo

Ja, danke, du hast mich auf einen fatalen Fehler hingewiesen, der mir versehendlich beim Überarbeiten des Posts unterlaufen ist- ich hatte die ersten Zahlen in den ersten 24h aufgestellt und die anderen eben später. So macht das ja gar keinen Sinn ;).

Wie kommst du dann bei vier Gynen und 10 Eiern auf 100 %? und was ist deine Referenz?



Ich sehe, es gibt noch Erklärungsbedarf.
Ich meinte es folgendermaßen: Die Prozentzahl bezieht sich auf den Anteil der Königinnen/Pleometrosegründungen die in dem von mir mittlerweile eddirten Zeitraum gelegt haben. Die danach aufgelisteten Größen der Eiklumpen sollen die Legeleistung in den ersten Tagen darstellen, von denen, die gelegt haben.

Konntest du auch beobachten, dass plötzlich viele Eier verschwunden waren? Mich würde interessieren, ob sich die Damen in der Pleometrose die Eier gegenseitig wegklauen...



Wie verschwunden? Du meinst gefressen? Nein, bei keinen meiner ganzen 41 Völker ist soetwas aufgefallen.
Nach dem, was ich bei meinen Versuchen bezüglich physogastren Gynen beobachten konnte, würde ich daraus interprätieren, dass sich die Gynen gegenseitig füttern, d.h. keine Feindschaft gegeneinander hegen. Ich weiß nicht genau welche biologischen Hintergedanken das hätte, aber irgendwie erinnert mich dieses Verhalten an die Myrmecocystus spp.. Evtl. erleichtert es die Eiablage, wenn die Gaster nicht so mit den Fettreserven voll ist, die evtl. die Ovarien behindern? Hat noch jemand eine Erklärung für diesen "Honigtopf"?
Abgesehen davon können fremde und eigene Eier von der "Muttergyne" nicht unterschieden werden ;)



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