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von Frank Mattheis » 19. Februar 2006, 16:57
Genau, Nikolas. Von der Oligogynie bei Rossameisen habe ich gehört, sie aber nie feststellen können. Dürfte auch schwierig sein, die grossen, oft über einige Bäume verteilten Nester der ligniperda oder herculeanus so genau zu untersuchen. Oligogynie lag bei dieser o.g. Kolonie auch nicht vor, wie Du richtig festgestellt hast.
Ich hab mich als ehemaliger Bürger der DDR früher oft mit den grossen Rossameisen beschäftigt, einfach, weil sie so beeindruckend sind. Sie waren auch die einzigen wirklich grossen Ameisen, die erreichbar waren.
Ich hatte mehrmals versucht, junge begattete Königinnen zur gemeinsamen Koloniegründung zu bewegen, das gelang im Versuch nie. Die Jungköniginnen verhielten sich immer extrem agressiv gegeneinander.
Rämlich und physisch voneinander getrennt können zwei Königinnen von der gleichen Arbeiterinnenschaft versorgt werden. Trennte ich in solchen künstlich arrangierten Jungkolonien mit jungen Arbeiterinnen die Königinnen voneinander räumlich durch für die Königinnen nicht passierbare Absperrungen, verhielt es sich jedoch so, dass sich die Arbeiterinnen einer der Königinnen anschlossen. Sie transportierten die Brut in die Kammer der wahrscheinlich attraktiveren Königin und vernachlässigten die andere völlig.
In grossen Kolonien mit mehreren tausend Arbeiterinnen wird sicher auch eine zweite Königin ausreichend versorgt werden können, aber wie kann es überhaupt zu einer zweiten oder dritten Königin bei diesen Arten in solchen ja oft polydomen Nestern kommen?
Adoption wird kaum vorkommen, weder begehren Jungköniginnen in arteigenen Kolonien Einlass noch hätten sie die geringste Chance, als Koloniefremde akzeptiert zu werden. Eine Koloniegründung durch Zusammenarbeit zweier Jungköniginnen wird aus den o.e. Gründen auch kaum vorkommen, möchte ich aber lieber nicht ausschliessen, wenn ich an die kleine, damals noch junge Kolonie des Herrn Kalytta denke.
Möglich wäre vieleicht noch der Zusammenschluss zweier Jungkolonien. Das kann ich mir schon vorstellen. Oft sind geeignete Unterschlupfmöglichkeiten für gründende Königinnen dieser Arten relativ selten, geeignete morsche Baumstümpfe u.a. Nistmöglichkeiten werden gleichzeitig von mehreren Königinnen unabhängig voneinander und räumlich getrennt besiedelt.
Nach erfolgreicher Gründung kann nun nur der Kampf oder die indirekte Konkurrenz der Jungkolonien um den Nistplatz die Entscheidung bringen. Vieleicht kommt es nun aber manchmal auch zum Zusammenschluss der Kolonien. Deren Königinnen haben jetzt nach Monaten der Zurückgezogenheit viel von ihrer Agressionsbereitschaft eingebüsst, sind ruhiger, duldsamer und friedfertig, sie haben ihre Selbstständigkeit längst verloren und sind auf ihre Arbeiterinnen angewiesen. Vieleicht können einige Königinnen nun eine zweite Königin neben sich akzeptieren.
Grüsse, Frank.