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Raptiformica sanguinea

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Dulgosch
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#1 Raptiformica sanguinea

Beitrag von Dulgosch » 13. September 2005, 17:51

Hallo,
ich habe seit längerer Zeit (ungefähr 1 Jahr) eine Kolonie Raptiformica sanguinea. Diese hat sich auch gut entwickelt. Es leben ungefähr 50 Sklaven in der Kolonie. Nur mit der Zeit sind alle Raptiformicas gestorben oder getötet worden. Und immer wenn wieder ein neuer SChwung von Arbeitern schlüpft, werden diese nach ein paar Stunden bzw Tagen auch wieder getötet, vielleicht werden si auch nicht gefüttert von den Sklaven. Keine Ahnung.
Ich habe mir gedacht, das jetzt der Sklavenanteil von 100 Prozent einfach zu hoch ist. Kann das sein? Den Sklaven ist doch eigentlich ein irreführender Begriff. Normalerweise sehen doch die Sklaven die Raptiformica Kolonie als ihre eigene an. Und bei mir ist es fast so, als würden gezielt alle Nachkommen der Parasiten getötet.

Auf diese Weise wurden in den letzten 2 Monaten bestimmt einig dutzend Raptiformicas getötet.

An was kann dieses Verhalten liegen?


Schöne Grüße

Nikolas



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#2 Von: Georg -

Beitrag von AmeisenforumArchiv » 13. September 2005, 18:30

Hm, das ist seltsam, natürlich kann es am Sklaven/arbeiter verhältnis liegen, aber was wäre wenn du einfach eine falsche sklavenart hast?!
hm, das ist wirklich sehr seltsam. ansonsten musst einfach alle sklaven bis auf ein paar entfernen.....



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Frank Mattheis
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#3

Beitrag von Frank Mattheis » 13. September 2005, 18:42

Welche Serviformica sind die Hilfsameisen bei Dir?
Ähnliches habe ich bei anderen Sozialparasiten (gerade temporären wie Lasius fuliginosus) und auch bei Duloten wie Raptiformica schon erlebt. Oft hat die erste Generation des Sozialparasiten sehr zu leiden. Für die Sklaven- oder Hilfsameisen sind die schlüpfenden artfremden Sozialparasiten-Arbeiterinnen wohl meist erst mal eine Überraschung. Schlüpfen mit den ersten Generationen zuwenig Arbeiterinnen des Sozialparasiten, konzentrieren sich die Agressionen der Hilfsameisen auf diese wenigen schlüpfenden andersartigen jungen Ameisen und so überstehen diese das oft nicht.
Fuliginosus übersteht diese kritische Phase, weil in den grossen Kolonien der Hilfsameisen Unmengen an fuliginosus gleichzeitig aufgezogen werden.
Das Zahlenverhältnis zwischen den aufziehenden Serviformica und den schlüpfenden Raptiformica wird im Freiland ähnlich wie bei fuliginosus sein, die relativ kleinen Serviformica-Kolonien werden also so viele Raptiformica in der ersten Generation aufziehen, dass sich auch hier die Agressionen der Ammen auf relativ viele junge und fast gleichzeitig schlüpfende Raptiformica verteilen.
Schlüpfen also zuwenig junge Arbeiterinnen des Sozialparasiten in der ersten Generation, hat diese kaum eine Chance, akzeptiert zu werden.

Woher kommt die Agression der Hilfsameisen, immerhin haben sie zu diesen Zeitpunkt schon seit längerem eine Königin des Sozialparasiten?
Offenbar werden die Königinnen vieler Sozialparasiten leichter akzeptiert, zumindest jener, die "gewaltfrei" das Nest der Hilfsameisen erobern können (fuliginosus). Die Arbeiterinnen der Hilfsameisen, die ja im Regelfall ihre Schwestern aufziehen, zeigen diese gedämpften Agressionen vieleicht, wenn ihre schlüpfenden "Schwestern" für sie "überraschend" plötzlich andersartig sind. Diese Agressionen sind jedoch zu schwach, das Aufkommen des Sozialparasiten zu verhindern, wenn dieser genügend Arbeiterinnen in der ersten Generation hervorbringt. Schlüpfen jedoch zu wenig Arbeiterinnen des Sozialparasiten, konzentrieren sich diese schwachen, gedämpften Agressionen auf diese wenigen jungen Arbeiterinnen und diese überleben das Gezerre nicht.
Dies ist natürlich nur eine Theorie. Ich habe aber ganz ähnliche Beobachtungen auch bei F. rufa, pratensis u.a. gemacht. Immer jedoch, wenn genug Sozialparasiten in der ersten Generation schlüpften, gelang diesen dann auch die Übernahme des Nestes. Veileicht zeigt dies, dass die erfolgreiche Gründung mancher Sozialparasiten mit der Adoption oder dem Besetzen des Nestes der Hilfsameisen durch die Jungkönigin des Sozialparasiten noch nicht erfolgreich abgeschlossen ist.
Grüsse, Frank.



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#4

Beitrag von Dulgosch » 15. September 2005, 16:03

Servus,
Danke für euer Interesse.
Die Hilfsameisen sind größtenteils von cinerea, allerdings sind auch ein paar unbestimmte dabei.
Ich werde jetzt einfach die Hälfte der Hilfsameisen umbringen. Mal schaun, was dann passiert. Im Moment gibt es recht viel Brut. Hoffentlich wird daraus noch was.

SChöe Grüße

Nikolas

P.S. im moment sind einige frisch geschlüpfte Imagos am Leben. Und dass schon seit 1-2 Tagen, was schon einen Rekord aufstellt. Vielleicht hat sich ja jetzt das Problem von selbst gelöst.



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#5 Von: Patrick -

Beitrag von AmeisenforumArchiv » 17. September 2005, 22:27

Versuch doch mal in der Natur ein Raptiformica Nest zu finden und ein paar Puppen mitnhemen!Könnte vielleicht auch klappen!
Am besten noch bevor der Winter kommt...

Paty



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#6

Beitrag von Dulgosch » 19. September 2005, 20:40

Hallo,
aLso, jetzt hat sich das Problem wirklich von selbst gelöst. Ich habe jetzt ungefähr 20 Raptiformicas. Es werden jeden Tag mehr. Schon komisch aber ich bin froh.
SChöne Grüße


Nikolas



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Boro
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#7 Sozialparasiten

Beitrag von Boro » 6. Dezember 2005, 17:01

Hallo Dulgosch!
Das Zusammenleben von Sozialparasiten und Sklaven scheint oft problematisch zu sein. So wie es ausschaut kommen die Probleme vor allem bei der Haltung in Gefangenschaft ans Tageslicht.
Aus dem Jahre 2004 gibt es 2 interessante Artikel über die Aufzucht eines Amazonennestes:
H.Zwahlen, Erfolgreiche Koloniegründung einer Amazonenameisen-Königin im Gips-Beobachtungsnest. In: Ameisenschutz aktuell.2/2004
G.Heller, Aggressives Verhalten von Formica-Arbeiterinnen gegen frisch geschlüpfte Arbeiterinnen von Polyergus rufescens. In:Myrmecologische Nachrichten, Bd.6 (2004). Österreichische Ges.f.Entomofaunistik.
Wie Du sicher weißt, ist Polyergus im Gegensatz zu Raptiformica noch dazu total auf Sklavenameisen angewiesen. Kurz zusammengefasst geht aus den Artikeln hervor, dass die durch die Haltung bedingte künstliche Veränderung der Populationsdichte offensichtlich auch Aggressionen der Sklaven gegenüber den neugeborenen Sozialparasiten auslösen kann. Durch Veränderung des Verhältnisses Sklaven zu Polyergus bzw. durch eine Veränderung der Populationsdichte konnte die Aggression ausgeschaltet werden.
In diesem Zusammenhang ist besonders auffallend, dass die Sklaven die neugeborenen Polyergus (bei Dir Raptiformica) als fremd erkennen, obwohl beide oft wochenlang im gleichen Nest waren und daher eigentlich den gleichen Nestgeruch haben müssen!
Mögllicherweise gibt es Ausscheidungen der Sklavenhalter, die von den Sklaven doch erkannt werden und unter widrigen, sprich künstlichen, Verhältnissen zur Aggression führen.
An anderer Stelle hab ich einmal berichtet, dass Polyergus (wohl irrtümlich) ein kleineres Nest von Raptiformica überfallen und Beute (Puppen der geraubten Sklaven, aber auch Raptiformica-Brut) davongertragen haben. Die geschlüpften Raptiformica-Arbeiterinnen wurden dann im Polyergus-Nest von den Serviformica-Arbeiterinnen und nicht(!!) von den Amazonen sehr unsanft behandelt, wurden herumgezerrt, aus dem Nest getragen usw. Das konnte ich locker über 2-3 Wochen beobachten. Die Raptis sind immer wieder ins Nest zurückgelaufen und es entstand ein Gewöhnungseffekt. Fortan waren die Sklavenhalter Raptiformica im Nest der Amazonen zu Türstehern degradiert. Faktum ist aber, dass die Serviformica die jungen Raptis eindeutig auch in der Natur als fremd erkannt haben müssen,
Grüße Boro



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#8

Beitrag von Dulgosch » 6. Dezember 2005, 20:50

Danke dir Boro, das war sehr interessant. Ich glaube, dass ich mir diese Zeitschrift (Ameisenschutz) jetzt bald abonnieren wede. Scheinen ja sehr interessante Themen drin vorzukommen.

Deine Beobachtung mit den Polygerus, Serviformica und Raptiformica finde ich echt erstaunlich. Die Vermutung (oder ist es nachgewiesen?) das die Sklaven die Raptiformica an ihren ausscheidungen erkennen ist finde ich recht plausibel.

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wie du sagst solche Konflikte durch eine zu hohe Population bestehen. Die Ameisen waren auch auf wirklich sehr kleinem Raum beheimatet. (ungefähr so groß wie 3 Milka-Tafeln). Diesen Mißstand werde ich natürlich im Frühling beheben.


Nochmal Danke und Schöne Grüße

Nikolas



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