Ponerinen fressen wie Scheunendrescher...?!

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Stefan
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#1 Ponerinen fressen wie Scheunendrescher...?!

Beitrag von Stefan » 21. September 2005, 20:10

Hallo,
ich halte ja noch nicht lange Ponerinen. Vor allem tropische Arten eigentlich sehr kräftig und groß sind. Doch erstaunlich ist immer wieder der Verbrauch an tierischer Nahrung. Die Plectroctena die ich habe verarbeiten besonders viel Insekten 8im Moment 4 Mehlwurmpuppen am Tag bei ca. 50 Arbeiterinnen), wobei man dazusagen muss, dass sie keine Larven haben, der größte Teil an Eiweißen geht ja normalerweise an die Brut, aber die Plectroctena müssen alles selber in sich rein schlingen. :D
Im Vergleich zu anderen Ameisen, wie Formicinen, Myrmicinen usw. sind viele Ponerinen wahre Einergiebündel, die immerzu Nahrung benötigen. Damit meine ich noch nichtmal Kohlenhydrate (Zuckerwasser etc.), sondern nur tierische Kost. Warum brauchen die soviel? Ist das bei euren Ponerinen auch so? Ich habe gehört bei Pachycondyla soll es auch so schlimm sein. meine Plectroctena mögen überhaupt kein Zuckerwasser.
Was machen die nur mit dem ganzen Futter? :D



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Joachim

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#2

Beitrag von Joachim » 21. September 2005, 21:44

Bei Odontomachus kann ichs mit aller Deutlichkeit bestätigen, auch die Pachycondyla Königin fraß wie ein Scheunendrescher. Eine richtig plausible Erklärung habe ich auch bis heute nicht, vielleicht haben Ponerinen einfach eine "altmodische" und ineffektivere Art der Nährstoffverarbeitung oder -speicherung, die meisten sind ja relativ unverändert gegenüber ihren Vorfahren geblieben. Die Pachycondyla beispielsweise benötigte jeden Tag neues Wasser und geriert fast in Panik, wenn sie an einem Tag keine Tropfen finden konnte, eine Ameise mit ausreichendem Kropf und Möglichkeiten zur langfristigen Speicherung (wie viele Formicinen) hätte mit Nahrungsknappheit dagegen auch über mittleren Zeitraum wenig Probleme.


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Stefan
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#3

Beitrag von Stefan » 22. September 2005, 19:37

Fabian, du müsstest doch ähnliche Erfahrungen mit deinen Pachycondyla haben??

Bei Odontomachus muss ich aber sagen, dass meine nur tierische Nahrung haben wollen, wenn sie auch genügend Brut zu versorgen haben. Ansonsten werden Futterinsekten zum Teil ignoriert, nur Zuckerwasser wird ständig angenommen, weil sie es eben nicht speichern können, ist aber bestimmt auch artunterschiedlich.



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#4 Von: Georg -

Beitrag von AmeisenforumArchiv » 23. September 2005, 11:23

Hm, würden die Asseln aus Südafrika genügen?



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#5 pachycondyla, odontomachus - fresssucht?

Beitrag von fab » 23. September 2005, 11:50

ja stefan, ist bei mir ähnlich. auch meine damals junge pachycondyla königin verschlung eiweiß ohne ende, jeden bis jeden zweiten tag mindestens, obwohl nur eier vorhanden waren. anscheinen tun sie dies, da sie nahrung nicht über längere zeiträume spreichern können, wie joachim schon sagte. noch schlimmer wird das ganze natürlich, wenn die erste brut oder später reichlich brut vorhanden ist, die nun auch noch "gesättigt" werden muss. deshalb heisst es: am ball bleiben. regelmäßig füttern und die kolonie wird schnell wachsen.
bei meinen odontomachus ist es nicht ganz so extrem, aber doch deutlich sichtbar. die larven müssen nahezu täglich gefüttert werden, ansonsten wird die kolonie extrem unruhig, zahlreiche scouts schwärmen aus auf der suche nach futter.



Stefan
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#6

Beitrag von Stefan » 23. September 2005, 13:30

@sobek
Die Leptogenys fressen bestimmt auch noch andere Tiere außer Asseln, jedoch konnte ich das noch nicht genau herausbekommen. Aber ich habe mit jetzt eine Asselzucht angelegt, da auch die Leptogenys täglich nach Eiweiß schreien...



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Frank Mattheis
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#7

Beitrag von Frank Mattheis » 24. September 2005, 19:12

Ich hab ganz ähnliche Erfahrungen mit den Odontomachus gemacht, die ich eine Zeitlang für Joachim pflegte. Die Tiere legten sogar Depots mit frischgetöteten Futtertieren an. Obwohl diese Vorratskammern bald gefüllt waren, wurde weitergejagt, bis alle Futtertiere "erlegt" waren.
Alle anderen Ponerinen, die ich bisher beobachten konnte, waren ähnlich "verfressen". Eine Ausnahme macht lediglich die Paraponera, sie ist etwas bescheidener und lässt tierisches Eiweiss manchmal leider unbeachtet. Nun ja, sie ist ohnehin ein Sorgenkind.
Eine kleine Pachycondyla aus Franz./Guayana erwies sich als regelrechter und angepasster Ameisenjäger, alle Leptothorax wurden von ihr erjagt und als Nahrung eingetragen ;(. Die kleinen Ponerinen unternahmen regelrechte abgestimmte und wohlkoordinierte Raubzüge, sobald eine Leptothoraxkolonie in ihre Reichweite gelangte. Es scheint bei ihnen so zu sein, dass der Scout die Genossen mit Spurenpheromonen führt. Dabei läuft die kleine Schar tapferer Jäger dichtgedrängt und einander aufgeregt schubsend hinter den Scout her. Am Leptothoraxnest angelangt verteilen sich die Ponerinen um den Eingang und locken nun einen Wächter nach dem anderen heraus, dieser wird getötet und nun als Nahrung in die Ponerinenkolonie verbracht.
Frank.



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