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Verhaltensversuche mit Ameisen

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AmeisenverVolker
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#1 Verhaltensversuche mit Ameisen

Beitrag von AmeisenverVolker » 9. Januar 2006, 12:16

Hi folks!

Ich werde diesen Sommer einen dreiwöchigen Versuchsblock in einem Tierphysiologie-Großpraktikum an der Uni Tübingen betreuen, und es sollen Verhaltensexperimente mit Ameisen gemacht werden, genauer gesagt nahrungsökologische Experimente, nach Möglichkeit im Freiland, aber eventuell auch mit Laborkolonien. Ich habe übrigens kaum Erfahrungen in der Ameisenhaltung, wollte ich hier nur angemerkt haben.

Jetzt hätte ich dazu ein paar Fragen:

- Ist Solenopsis fugax streng unterirdisch aktiv, oder laufen die auch munter in offenem Gelände rum, wenn man es richtig anstellt (ev. sogar über größere Strecken)? Wenn ja, wie sieht das aus? Ich nehme an, die Arbeiterinnen bilden zu guten Futterquellen dicht belaufene Straßen, und ich hoffe, dass sich die auch ab und an mal verzweigen.

- Kennt jemand Ameisenarten, die man gut bei der Nahrungssuche beobachten kann und die gut sichtbare und verzweigte Straßen(systeme) bilden? Von Monomorium pharaonis (und auch Lasius niger) weiß ich das, aber mich interessieren alternative Arten.

- Wenn jemand irgendwelche Ideen/Anregungen hat für nahrungsökologische Fragestellungen, die man mit Experimenten im kleinen Rahmen bearbeiten kann, immer nur her damit! Nahrungsökologisch bedeutet: man interessiert sich dafür, wie Tiere (in diesem Fall eben Ameisen) ihr Nahrungssucheverhalten an sich ändernde ökologische Bedingungen anpassen. Ein Beispiel für eine Fragestellung könnte lauten: "Wie wirkt sich die Entfernung zu einer Nahrungsquelle auf die Verweildauer (bzw. Dauer der Nahrungsaufnahme) einzelner Arbeiterinnen aus?"



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Frank Mattheis
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#2

Beitrag von Frank Mattheis » 1. Februar 2006, 18:44

Hallo Ameisenvervolker ( 8o).
Zu deiner ersten Frage, Solenopsis fugax wird in entsprechend präparierten Terrarien natürlich auch oberirdisch fouragieren. Die Art tut dies mitunter auch im Freiland, wenn die Bodenbeschaffenheit dies nötig macht oder der Feinddruck gering ist.
Andere weniger problematische Arten als Solenpsis oder gar Monomorium pharaonis für solche Beobachtungen wären sicher Tetramorium caespitum, versch. Myrmica-Arten und Lasius-Arten.
Eine grosse (funktionierende) Kolonie der Tetramorium ist im Frühjahr leicht zu finden, dann auch mit der Königin, diese hält sich zu Beginn der Brutperiode wie bei vielen anderen heim. Arten üblich oft in den oberen Bereichen des Erdnestes auf.
Mögliche Fragestellungen gäbe es sicher viele, vieleicht Versuche mit unterschiedlich attraktiven Futterangeboten. Dies gepaart mit unterschiedlichen Entfernungen u.ä.. Werden die Ameisen weitere Wege für wertvollere Nahrung zurücklegen oder begnügen sie sich mit den leichter erreichbaren Futter?
Grüsse, Frank.



AmeisenverVolker
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#3

Beitrag von AmeisenverVolker » 1. Februar 2006, 19:51

Danke, Frank!

Ich habe ja schon diverse Threads nach Antworten vor allem auf meine Solenopsis-Frage durchsucht, aber keine wirklich zufriedenstellende Antwort gefunden (obwohl schon mal jemand anders ziemlich penetrant genau danach gefragt hat). Jetzt kann ich annehmen, dass es zumindest einen Versuch wert ist. Ich habe inzwischen beschlossen, für mich selbst eine Solenopsis-Kolonie zu besorgen und mal zu schauen, ob ich es hinkriege, mit ihnen zu arbeiten.
Für den Versuchsblock werde ich wohl eher nach geeigneten Myrmica-Kolonien schauen, weil da die Chance, keine Königin zu erwischen, niedriger sein dürfte als z. B. bei Lasius niger. Und danke für den Tipp mit Tetramorium, an die hatte ich gar nicht gedacht, das könnte ich ev. auch probieren.
An Fragestellungen in der Art, wie du sie formuliert hast, habe ich auch gedacht.
Sollte jemandem noch etwas dazu einfallen - in diesem Thread ist noch viel Platz! ;)

Ein Gruß an alle Ameisenfans!

Volker



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Frank Mattheis
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#4

Beitrag von Frank Mattheis » 1. Februar 2006, 20:11

Naja, die von mir vorgeschlagene Fragestellung ist nicht sehr originell. Es wurden schon viele ähnliche Versuche gemacht und dokumentiert, ich denke da auch an diese Brücke zur Futterquelle mit zwei unterschiedlich langen Trägern, über die die Ameisen laufen konnten.
Versuche mit überwiegend per Spurenpheromonen rekrutierenden Ameisen gab es schon viele, interessant wären auch Versuche mit Arten, die selten so rekrutieren oder ausschliesslich anders, zB. per Tandemlauf (zB. einh. Leptothorax).
Formica fusca beispielsweise rekrutiert selten, nur nach längeren Hungerperioden mit Spurpheromonen zu Futterquellen, bei Kolonieumzügen zur neuen "Unterkunft" dagegen immer. Ähnliches habe ich bei Cataglyphis beobachtet, diese setzten Spurpheromone aber noch sparsamer ein und nur bei hoher Erregung.
Solche Arten mit ihren Eigenheiten sind sicher auch interessant. Ergebnisse von Versuchen mit solchen Arten könnten auch das Wissen zur Biologie dieser Arten bereichern und wären so nicht nur von theoretischem Interesse.
Grüsse, Frank.



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