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Waldameise

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Darius
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#9

Beitrag von Darius » 7. Juni 2006, 17:08

Nun habe ich nochmal nachgelesen und herausgefunden, dass bei der Kleinen Roten Waldameise immer ein Teil der geschlüpften Jungköniginnen im Nest bleibt un von den Männchen ihrer eigenen Kolonie, also praktisch ihren "Brüdern", begattet wird.
Bei Raptiformica sanguinea ist das anders.
Normalerweise dringen die Königinnen dieser Art in fremde Nester (von Formica fusca) ein, klauen dort Brut und gründen mit ihrer Hilfe eine neue Kolonie.
Es kommt aber auch vor, dass eine Raptifomica Königin, die auf eine oder mehrere Formica fusca Königinnen stößt, die gerade bei der Koloniegründung sind, einfach mit ihnen zusammen ihr Nest bezieht und mit ihnen zusammen ihre Eier ablegt. Die Formica fusca Königinnen pflegen nun nicht nur ihre eigene Brut, sondern auch die der Raptiformica Königin. Ab einer bestimmten Entwicklungsstufe der Kolonie beißt die stärkere Raptifomica Königin den Formica fusca Königinnen die Köpfe ab und hat somit ihren Staat gegründet.

Passt zwar nicht zum Thema "Gründung der Waldameisen", aber zur unselbständigen Gründung allgemein: Lasius umbratus Königinnen töten zunächst eine Ausendienstarbeiterin ihrer Wirtsart Lasius niger oder Lasius alienus und reiben ihren Körper an dem Körper der Arbeiterin. Dadurch bekommen sie den Nestgeruch ihrer Wirtskolonie und können ungehindert in ihr Nest eindringen. In dem Nest scheiden sie ein Drüsensekret aus, welches die Arbeiterinnen auflecken und sie dazu bringt ihre eigene Königin umzubringen.
Dagegen wenden einige Bothriomyrmex Jungköniginnen eine weitere List an. Sie stellen sich tot und werden von den Arbeiterinnen der Wirtskolonie als Beute ins Nest getragen. Dort angekommen haben sie bereits den Koloniegeruch angenommen und können sich nun daran machen ihre eigene Königin umzubringen

Diese Informationen habe ich aus dem Buch "Ameisen, Der duftgelenkte Staat" von Wolfgang Schwenke.

Grüsse, Darius



brianberlin
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#10

Beitrag von brianberlin » 7. Juni 2006, 18:38

Danke für die Infos, was ich aber nicht verstehe, wieso können die nicht alleine Gründen?



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Wiseman
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#11

Beitrag von Wiseman » 8. Juni 2006, 08:49

Weil sie im Verlaufe der Evolution diese Fähigkeit verloren haben. Das dürfte auch noch nicht allzu lange her sein, da die Jungköniginnen der Waldameisen in keinster Weise an die sozialparasitische Koloniegründung angepasst sind, im Gegensatz zu anderen sozialparasitsch gründenden Arten wie bespielsweise Chtonolasius umbratus bzw. Dendrolasius fuliginosus oder sklavenhaltenden Arten wie Harpagoxenus sublaevis bzw. Polyergus rufescens.



brianberlin
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#12

Beitrag von brianberlin » 8. Juni 2006, 12:26

Nur irgendwie will mir das nicht ganz in meinen Kopf.

Können die das nicht, weil sie selbst keine Nahrung finden oder wie?

Finde dieses Thema echt intressant. Vielleicht sollte man die überschrift ändern zu Ameisen alleine gründen oder so..



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Wiseman
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#13

Beitrag von Wiseman » 8. Juni 2006, 12:40

Ameisen handeln rein instinktiv. Wenn eine Verhaltensweise in ihrem instinktivem Repertoire nicht vorkommt, werden sie sie auch nicht anwenden.
Die Waldameisenköniginnen sind nicht darauf "programmiert", nach dem Hochzeitsflug eine Gründungskammer auszuheben und danach selbständig nach Nahrung zu suchen, ergo werden sie das auch niemals tun.



brianberlin
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#14

Beitrag von brianberlin » 8. Juni 2006, 12:53

Vielleicht kann mir darauf auch jemand eine Antwort geben.

Wenn nun so eine Ameise nach dem Hochzeitflug nicht mehr zurück findet und auch kein anderes Nest findet stirbt sie dann oder gründet sie dann doch alleine weil ihr nix andere übrig bleibt?



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Smaug
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#15

Beitrag von Smaug » 8. Juni 2006, 13:02

Original von >Darius<
Nun habe ich nochmal nachgelesen und herausgefunden, dass bei der Kleinen Roten Waldameise immer ein Teil der geschlüpften Jungköniginnen im Nest bleibt un von den Männchen ihrer eigenen Kolonie, also praktisch von ihren "Büdern", begattet wird.


Nach meiner Kenntnis befinden sich bei Formica polyctena einige unbegattete Königinnen im Nest, die im Frühling bei der Geschlechtstierproduktion für die Männchen zuständig sind. Auch zu anderen Zeiten legen sie Eier, aus denen natürlich nur männliche Larven schlüpfen, die dann wiederum an die weiblichen Larven verfüttert werden.

Dass Waldameisen Inzucht betreiben, wäre mir neu. Deshalb wäre ich sehr daran interessiert zu erfahren, wo >Darius< nochmal nachgelesen hat (s. Zitat), damit ich meinen Wissensstand ggf. den neuen Informationen anpassen kann.

Edit: Habe eine entsprechende Passage über Inzucht im Ameisenwiki gefunden. Man lernt halt nie aus!

MfG Xylo



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Wiseman
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#16

Beitrag von Wiseman » 8. Juni 2006, 13:08

@ brianberlin
Ja, sie würde sicherlich sterben bzw. dem nächstbesten Fressfeind zum Opfer fallen. Die Gründung einer Kolonie ist ein sehr gefährliche Sache, die nur den wenigsten Jungköniginnen gelingt.



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