Habe eine neue Arbeit von Prof. Rüdiger Wehner (Uni Zürich) entdeckt, die er kürzlich in der Zeitschrift "Science" veröffentlchte und am 30-06-2006 in "unipublic" (eine Publikationsreihe der Uni Zürich) im Auszug darüber berichtete. Ich möchte Euch diese Forschungsarbeit (in gekürzter Form) nicht vorenthalten, arbeitet Prof. Wehner hier doch seit über 30 Jahren weltweit mit Cataglyphis
Schrittzähler für Mini-Sprinter
Wie bereits früher berichtet, entdeckte Prof. Wehner im Laufe seiner Arbeit mit der Wüstenameise, dass diese Ameisen bei ihren langen und windungsreichen Ausflügen zwecks Beutefang immer wieder zielsicher und geradlinig zu ihrem knapp 1 cm "grossen" Nesteingang zurück. Er wies bekanntlich auch nach, dass Cataglyphis sich dabei der Nvigation durch das polarisierte Sonnenlicht bedient. Wehner bezeichnete darum schon vor längerem die Cataglypis als eine Ameise mit einem Cockpit im Gehirn !
Inzwischen stellte er mit seinem Team sowie einigen Ulmer Biologen jedoch nochmals eine Neuigkeit bei dieser Ameisenart fest: Die Tiere zählen ihre Schritte !!!
So wurde herausgefunden, dass die kleinen Renner die Entfernung zu ihrem Nest offensichtlich durch das Zählen der Schritte für die Länge der zurückgelegte Strecke zu berechnen wissen.
Hochfrequenz-Videoanalysen halfen dabei
Um dies nachzuweisen, verlängerten oder verkürzten die Forscher den Wüstenameisen vor dem Zurücklaufen von der Futterstelle/vom Beutefangort zum Nest die Beinlänge operativ. Dabei zeigte es sich, dass die derart manipulierten Tiere die Rücklaufdistanz über- bzw. unterschätzten - und zwar genau in dem Masse, wie ihre Beinchen länger oder kürzer waren !!
Um dies nachzuweisen, wandten die Forscher sog. Hochfrequenz-Videoaufnahmen an, um diese Tatsache auch optisch festzuhalten: Tiere mit den verlängerten "Stelzen"-Beinchen machten in der Tat entsprechend längere Schritte, während die "Stummelbeiner" stets kürzere Schritte zurück sprinteten.
Aufgrund diesen Abweichungen sollte sich - so die Arbeitshypothese - auch voraussagen lassen, wie weit die Tierchen beim Zurücklaufen von ihrem Ausgangsort entfernt sein würden. Dabei konnte das Forscherteam tatsächlich feststellen, dass die errechneten Erwartungswerte mit den beobachteten Rücklaufdistanzen der Tiere verblüffend gut übereinstimmten !
In einem weiteren Forschungsabschnitt dieses Untersuchungsproramms soll jetzt untersucht werden, wie die Ameisen ihre Schritte zählen und welche Rolle dabei die Sinnesorgane in den Beingelenken spielen.
Nach Ansicht der schweizerisch-deutschen Forschergruppe sollte dabei dieses Ameisenprojekt nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Entwicklung technischer Navigationssysteme von Bedeutung sein. Da ja Radfahrzeuge (etwa auf dem Mars !) und Laufroboter in unebenem Gelände ähnlichen Schwierigkeiten der Wegmessung ausgesetzt sein dürften, wie unsere im Wüstensan sprintenden Cataglyphis !!
Schöne Grüsse
Ryk