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von sweet-insects » 11. Dezember 2005, 22:05
Hallo Tommi,
ich habe schon mit Kindergärten gearbeitet und solche Projekte realisiert, daher kann ich Deine Freundin nur unterstützen. Die Idee kam damals von einer Sonderpädagogin, da es einige "Integrationsschwierigkeiten" von einem "Integrationskind" gab. Ich bin hingefahren und habe gemeinsam mit den Kindern das Formicarium eingerichtet und ein bisschen erzählt.
Es ist erstaunlich, was Kinder alles wissen wollen, total süß... Beeindurckt hatte mich der Junge, der für sein Alter schon recht viel Ahnung von Ameisen hatte. Er brabbelte nur so los und die Anderen hingen förmlich an seinen Lippen. Das war dann der Durchbruch für ihn, so laut Sonderpädagogin, und wurde von nun an voll von der Gruppe akzeptiert.
O.k. soviel dazu, nur zur Praxis:
1) Ja es kann vorkommen, dass Kinder mal an die Scheibe klopfen. Wenn man die Ameisenhaltung jedoch richtig einführt und die Kinder vorbereitet, ihnen erklärt, dass das für die Ameisen wie ein "durchschütteln" ist, verstehen Kinder das und zeigen sich oftmals einsichtig. Sie möchten ja auch nicht dauernd "durchgeschüttlet" werden - das wirkt meistens. Dennoch wäre eine zweite Scheibe eine gute Vorsichtsmaßnahme.
2) Bei öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen oder Kindergärten empfehle ich immer das Formicarium aus "Sicherheitsglas" anzufertigen. Somit wäre bei einem möglichen "Unfall", und solcherlei Situationen können nicht ausgeschlossen werden, jegliche Verletzung ausgeschlossen. Wenn man konkret die zweite Scheibe aus Sicherheitsglas nimmt, reicht das ja aus und der Kindergarten wäre da rechtlich abgesichert.
3) Was die Ameisenart betrifft, ist dass so eine Sache. Erfahrungsgemäß würde ich entweder zu einer bereits größeren Kolonie Lasius niger raten. Denn Kinder verlieren in der heutigen medien- und spektakeldominierenden Welt schnell das Interesse, wenn kaum etwas passiert. Und sich in Geduld zu üben, ist nicht gerade eine Tugend der Jugend und Kinder (nicht bös gemeint, ist halt so :O) Myrmica würde ich ausschließen, auch wenn es vielleicht albern klingt, aber ich möchte nicht als Kindergartenleiterin endlose Diskussionen mit Müttern führen, die Angst haben ihr Kind könnte gestochen werden, wenn eine Ameisen mal abhaut oder oder oder...
Optimal wäre eine etwas größere Kolonie Serviformica fusca. Mit dieser Art kann man, wie bei Lasius niger, alle Bedenken aus dem Weg räumen, denn harmloser geht nun wirklich nicht. Bei größeren Kolonien ist viel mehr Bewegung und animiert die Kinder immer wieder zu beobachten, zu entdecken und zu lernen...
4) Die Vorbereitung auf Fragen der Kinder bzw. den Wissensdrust zu löschen ist nicht immer einfach. Die Kinder haben mir echt Fragen gestellt, da musste ich erstmal nachdenken. Einerseits Fragen, deren kindgerechte Antworten ein Moment "Innehalten" und "Überlegen, wie erklärt man das einfach..." verursachte, anderseits Fragen über die sich die Forschung noch keine Gedanken gemacht hat oder wo man in Büchern keine Antwort findet. All diese Fragen haben mir die Welt der Ameisen jedoch wieder von einer ganz anderen Sichtweise eröffnet, wofür man Kindern nur zu Dank verpflichtet sein kann.
So nun werde ich aber wieder mal konkret: Empfehlen kann ich ein tolles Kinderbuch, welches sicherlich nicht mehr zu verkaufen aber in einer guten Bibliothek sicherlich ausleihbar ist: "Das faszinierendeLeben der Ameisen" von Maria Àngel Julivert; 1992 ars edition, München (siehe Anhang). Dieses Büchlein mit vielen Illustrationen vermittelt sehr kindgerecht Grundlagen über das Leben der Ameisen und die Bilder sind wirklich beeindruckend.
Falls Deine Freundin darüber hinaus noch Fragen haben sollte, kann sie mich gerne kontaktieren. Ich helfe gerne, wenn ich kann ;O)
Viele Grüße
Bianca
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