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von Sahal » 10. Juni 2006, 01:21
Hi und Hallo,
die allgemeingültige Aussage hierzu ist schlicht und ergreifend:
Es ist nicht genau bekannt, warum und wieso gerade bestimmte Larven zu bestimmten Kasten aufgezogen werden.
Geschlechtstiere:
Bei einigen Waldameisen ist zB bekannt, das bereits die Gyne Geschlechtstiere in den Eiern festlegt: es werden der reichhaltigeren Dottermasse besondere Stoffe beigemischt und die Larven dann besonders gefüttert. Fehlt einer der beiden Faktoren, entwickeln sich keine Geschlechtstiere... also ist hier Dottermasse mit besonderen Stoffen UND Aufzucht mit Sekreten wichtig!
Gynen der wohl meisten Arten scheinen normale Eier zu legen und alleine die Arbeiterinnen entscheiden über weibl. Geschlechtstiere oder Arbeiterinnen.
Der Reiz zur Aufzucht von Geschlechtstieren scheint hier aus Jahreszeit UND Koloniegröße (bzw Verhältniss Arbeiterinnen zu Larven) zu resultieren.
Welche Larven jetzt zu Geschlechtstieren herangezogen werden? Nahe läge hier die Vermutung, "hoffnungsvolle" (also bereits kräftige, agile Larven) mit besonderen Futtersekreten aus den mandibularen Drüsen der Arbeiterinnen zu füttern und somit diese zu Geschlechtstieren heranreifen zu lassen.
Die Gyne wird aber bei den meisten Arten eine untergeordnete Rolle spielen: legt die Gyne zB zur Unzeit unbefruchtete Eier, aus denen sich ja Mänchen entwickeln, werden diese von den Arbeiterinnen als Larven konsequent diskriminiert, also gefressen.
Die Kastendetermitation (oder korrekter Unterkasten-) selbst ist ein offenes Forschungsfeld, MV BRIAN hat nur über Myrmica rubra 20 Jahre geforscht... und diese Ergebnisse sind auch nur für diese Art gültig :-)
Alleine über [font=Times New Roman]Polymorphismus und Kastendetermination[/font] gibt es ein Buch mit über 900! Seiten ([font=Times New Roman]G.H. Schmidt, 1974[/font]), aber klar ist es dennoch nicht!
Aber auch hier gilt: wahrscheinlich regeln alleine die Arbeiterinnen und Larven die Zusammensetzung der Kolonie aus verschiedenen Unterkasten!
Die Unterkasten entstehen, wie auch weibl. Geschlechtstiere, durch Zufütterung besonderer Sekrete der Arbeiterinnen... Zwicken und Zwacken halte ich für Humbug!
Interessant ist zB Pheidole pallidulla: hier scheint die Anwesenheit einer anderen Kolonie an der Reviergrenze die Bildung von Soldaten zu fördern, quasi als Kriegsvorbereitung :-) Soldaten scheinen also angefordert zu werden...
Bei den Termiten regelt zB die Soldatenkaste selbst ihre Menge: sind genügend Soldaten vorhanden, hemmt ein Pheromon der Soldaten die weitere Aufzucht von Soldaten. Termiten steuren ihre Kasten also über Hemmungen, nicht Anforderungen.
Inwieweit sich diese beiden Beispiele auch auf andere Ameisenarten beziehen lassen, sei in den Raum gestellt.
@Banda
Nochmal Grundlegend zu Unterkasten der Arbeiterinnen-Kaste:
Falsch ist es zu sagen es gäbe 2 verschiedene Kasten.
Soldaten oder Majore sind alle Unterkasten der Arbeiterkaste!
Die ganzen Bezeichnungen der Kastendetermination sind nicht festgelegt, sondern werden von Art zu Art unterschiedlich vergeben!
Einzig die Soldatenkaste sollte nach BUSCHINGER spezielle Merkmale haben:
- keine Übergangsformen
- spezielle morphologische Anpassung wie zB starker Kopfschild, große Manibeln
- eine Soldatenkaste ist nicht zwangsläufig zum kämpfen da...
Es sind und bleiben aber Arbeiterinnen!
@LilWyte:
Dem Sperma werden keine Stoffe begemixt, auch wird das Ei nicht wie ein Teebeutel in ein Pheromonbad getunkt...
Die Pheromone und Sekrete werden direkt der Dottermasse im Ei begemischt.
Befruchtet-begattet:
Evtl hilft Euch ja eine Eselsbrücke, um diese befruchteten Queens nicht mehr lesen zu müssen:
Eine Gyne paart sich im Hochzeitsflug (Schwarmflug), sie bekommt einen Mann = einen Gatten! Ist also bemännert = begattet.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!