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Camponotus ligniperda als Sklavenhalterin?

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Antilius
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#1 Camponotus ligniperda als Sklavenhalterin?

Beitrag von Antilius » 16. Juli 2006, 17:51

Habe kürzlich an einem Waldrand ein riesiges Camponotus ligniperda-Nest in einem toten Baumstumpf gefunden. Als ich ein auf dem Boden danebenliegendes Stück Holz umgedrehte, habe ich darunter mitten unter den Camponotus auch viele Puppen und Arbeiterinnen von Serviformica fusca, Lasius niger und Lasius flavus gesehen. Außerdem haben sehr viele Ligniperda-Arbeiterinnen von einem zehn bis fünfzehn Meter entfernten Serviformica-Bau deren Puppen zu ihrem Nest getragen. Wollte jetzt von euch wissen, ob das überhaupt möglich ist, weil mir Camponotus ligniperda bisher nicht als Sklavenhalter bekannt war.



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Antastisch
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#2

Beitrag von Antastisch » 16. Juli 2006, 18:14

Die Gattung Camponotus beherbergt keine Sklavenjäger/halter, und sicherlich wäre die Gattung Lasius kein geeigneter Sklave für Camponotus.

Zu Serviformica: Möglich wäre es, dass es nur ein Raubzug war, um das Serviformicanest auszulöschen. Camponotus duldet nämlich keine Konkurrenz in ihrem Territorium.

Was die Lasius/Serviformica unter dem Holzstück angeht: So ein Holzstück bietet eben viele Behausungsmöglichkeiten, ein Zusammenleben der Arten ist aber auszuschließen. Kommt oft vor, dass besonders Lasius flavus und Lasius niger eng zusammenleben.

Vielleicht hast du die Camponotus aber auch mit einer anderen Art verwechselt.

PS: Ich denke, dass du dir keineswegs sicher bist, dass es sich um Lasius niger, Lasius flavus und Serviformica fusca gehandelt hat, daher bitte eher die Bezeichnung Lasius sp. bzw. Serviformica sp.



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Sanguinius
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#3

Beitrag von Sanguinius » 16. Juli 2006, 19:30

Sowas ähnliches konnte ich bei mir im Garten zwischen den Gehwegfugen beobachten. Dor leben schon seit Jahren eine große Anzahl an (Servi)Formica Kolonien. Seit diesem Jahr sehe ich erstamsl auch viele Camponotus Arbeiter im Garten. Bei diesen Fugen waren und sind jetzt öffters mehrere gewaltig große Majoren der Campos unterwegs und machen die Formica klein. D.h. 5 ca 1,7 cm große Majoren schnappen sich eine Arbeiterin nach der andren und Schnapp! 2 Teile.....
Da die Formicas sehr klein sind ist auch jeder Nesteingang klein. Da hört dann der Gang der "Rießen" auf.
Recht aggresive Vorgehensweise.

Mfg Felix



Antilius
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#4

Beitrag von Antilius » 16. Juli 2006, 20:01

Wäre möglich, dass es nur ein Raubzug war, aber würde das dann wirklich erklären, warum die Camponotus-Arbeiterinnen Puppen zu diesem Baumstumpf getragen haben? In dem Nest, d.h. unter dem Holzstück lagen zwischen den großen Camponotus ligniperda-Puppen auch viele kleinere, bei denen ich eben auf Lasius sp.-Puppen tippe, zumal da auch viele adulte herumwuselten. Außerdem haben mich, als ich mich dem Baumstumpf genähert habe und davor stehen geblieben bin, Camponotus und noch eine andere Art (wahrscheinlich eine Serviformica sp.) angegriffen.
Camponotus ligniperda halte ich selbst zuhause, daher bin ich mir schon ziemlich sicher, dass es diese Art war. In der näheren und weiteren Umgebung hat es auch nur so von Lasius sp. und Serviformica sp. gewimmelt. Mit Lasius flavus bin ich mir eigentlich auch recht sicher, mit Serviformica fusca weniger, da hattest du wohl recht.
Wenn ich Zeit habe, werde ich nochmal hingehen und meine Kamera mitnehmen.



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Wiseman
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#5

Beitrag von Wiseman » 17. Juli 2006, 08:58

Hallo Antilius,

die Vermutung von Antastisch war sicherlich korrekt. Camponotus ligniperda ist kein Sklavenhalter. Ich weiß nicht einmal genau, ob es unter den weltweit mehr als 1000 Camponotus-Arten überhaupt einen Sklavenhalter gibt.

Camponotus ligniperda (ebenso wie herculeanus und vagus) verteidigen sehr aggressiv ihr Territorium gegen andere Ameisenarten.
Das ist auch der Grund, weswegen wir bei der Ameisenschutzwarte es vermeiden, Waldameisennester dorthin umzusetzen, wo sich etablierte Camponotus-Kolonien befinden. In dem ganzen Durcheinander, das einer solchen Umsiedlung folgt, wären die Waldameisen kaum in der Lage sich gegen einen koordinierten Camponotus-Angriff zu verteidigen. Ein Major ist ohne Mühe in der Lage, eine Waldameisenarbeiterin in zwei Teile zu beißen. Wer einmal von einem solchen Tier gebissen wurde, weiß welche Kraft in ihren Mandibeln steckt.

Dass die Camponotus-Arbeiterinnen in Deinem Fall die Brut abtransportiert haben, ist doch nur natürlich. Das sind jede Menge leicht erbeuteter Proteine für die eigenen Larven. Mit Sklavenhalterei hat das überhaupt nichts zu tun.

Ciao, Wiseman!



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Antastisch
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#6

Beitrag von Antastisch » 17. Juli 2006, 13:16

Gut, dass Wiseman mich indirekt darauf hinweist. Natürlich weiß ich keineswegs ob es bei Camponotus irgendwo obligatorische oder fakultative Duloten gibt. Ich bezog mich nur auf die deutschen Arten.
Was sicher ist: In Deutschland lebt keine Camponotus die sich zu den Sklavenhaltern zählt. Und bevor auchnoch das vermutet wird: Sozialparasitismus kann auch ausgeschlossen werden.

Es ist eben so, dass man beim Anheben eines Holzstückchens oft die Nester zerstört bzw. unabsichtlich vermischt. Dass dann alles übereinander und durcheinander läuft ist normal. Nicht normal ist, dass die genannten Arten friedlich zusammenleben.

Übrigens: Wer denkt, ligniperda verteidigt aggressiv ihr Nest, der sollte mal eine vagus erleben.



M.M.
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#7

Beitrag von M.M. » 19. Juli 2006, 18:12

Hi,
habe sowas aber auch schon gesehen.In einem Baumstumpf leben C. ligniperda neben Lasius niger, L. flavus und Serviformica fusca ohne Ärger.Das ich ein Nest vermischt habe, ist unmöglich, da nirgens in der nähe des Holzstücks eine andere Art war.



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Antastisch
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#8

Beitrag von Antastisch » 19. Juli 2006, 18:32

Ich glaube ohne Ärger wäre übertrieben. Ich denke doch, dass die anderen Arten unter den Attackend er Camponotus leiden müssen.

Ich habe erst vor Kurzem einen Test gemacht:
Ich habe eine kleine Kolonie Camponotus ligniperda (ca. 40 Tiere) und eine kleine Kolonie Lasius sp. (ca. 20 Tiere) in ein 60x30x30 Terrarium gesetzt, die Nester natürlich jeweils am anderen Ende des Terrariums.

Ich hatte bei der Koloniegröße sogar die Hoffnung, dass das Ganze halbwegs funktionieren könnte, gerade deshalb auch, da das Terrarium recht dicht ist und es viele Versteck-/Ausweichmöglichkeiten gibt. Auch verschiedene Futterstellen.

Dem war aber natürlich nicht so. Nachdem die Camponotus den Nesteingang des Lasius-Nests gefunden hatten (nach grade mal 15 Minuten), trat eine Dauerbelagerung von 2-3 Camponotus ein. Ich hatte den Nesteingang natürlich vorsorglich so klein gestaltet, dass es den Camponotus nicht möglich war einzudringen.
Von Toleranz keine Spur, ich wartete aber noch ein wenig ab, in der Hoffnung die Camponotus würden das Interesse verlieren.
Irgendwann kam jedoch eine Minorarbeiterin von Camponotus in das Nest der Lasius und veranstaltete im Alleingang ein gewaltiges Massaker.
Hab die Lasius natürlich umgehend aus dem Becken entfernt, aber die Camponotus wütete innerhalb dennoch weiter. 2/3 der Lasius überlebten nicht, getötet durch eine einzige Minorarbeiterin.
Die Kolonie hat jetzt wiede rein eigenes Becken und erholt sich von der ungeplanten Attacke.

Serviformica hat auch keine Privilegien und wird genauso kaltblütig attackiert, selbst wenn sie weiter weg vom Nest agieren.



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