Hi und Hallo,
ich finde es bewundernswert, dass Du Dir Gedanken machst....
Du scheinst diese Sache richtigerweise nicht als "Versagen" zu sehen, sondern als Vernunftsentscheidung!
Es wäre schön, wenn alle Halter so denken würden!!!
Zuerstmal zur Polyrachis dives und der Auskunft Anfängerart:
in der Haltung ist Polyrachis dives tatsächlich für einen Exoten recht einfach zu versorgen, natürlich sind die Temperaturansprüche zu beachten und zu erfüllen!! Flexibel in Nestbau, Futter und sehr anpassungsfähig, für Anfänger interessant sicherlich auch, dass diese Art sich recht schnell vermehrt...
Gleichzeitig sind diese "Vorteile" aber zusammen mit weiteren Eigenschaften Gründe, die aus meiner Sicht die Haltung durch Anfänger verbieten... vor allem die Vermehrung!
Polyrachis dives wird ruckedizuck eine beachtliche Koloniestärke erreichen und benötigt durch ihre Aktivität viel Platz... desweiteren hat diese Art eine hohe Ausbruchsneigung. P. dives hat ihren Platzbedarf, und je kleiner das Formicarium, desto emsiger die Ausbruchsversuche.
Wesentlich schlimmer wiegt aber, das diese Art beste Voraussetzungen für eine unkontrollierte Ausbreitung besitzt...
ein absolut sicherer Ausbruchsschutz und der geübte Umgang mit diesem ist also zwingend erforderlich!Nungut, jetzt hast Du diese Art nunmal schon bei Dir und erfreust Dich (vorerst innerhalb des Formis) daran, und möchtest diese sicherlich nach Möglichkeit behalten... kann ich gut verstehen.
Beschäftige Dich bitte schnell und
gründlich mit dem Thema Ausbruchsschutz und erkundige Dich nach den geeigneten Mitteln für diese Art. Aus den oben angedeuteten Gründen ist vor allem ein dicht schliessender Deckel auf dem Formicarium dringend anzuraten, zusätzlich zu einer Ausbruchssicherung oben am Formicar-Rand.
Wenn Du den Ausbruchsschutz nicht 100%ig gewährleisten kannst, solltest Du diese Art tatsächlich in
geübte Hände geben. (geübte Hände = sei bitte selektiv bei den ganzen Anfragen, die Du jetzt bekommen wirst... denn es werden in der Hauptsache exotengeile Anfänger anfragen, die ein Schnäppchen wittern!!!)
Ein Exot, und schon garnicht eine Art wie Polyrachis dives, darf das Formicarium verlassen können. Wenn wenige Ameisen das Formicar verlassen können, wird durchaus aus schnell mal die ganze Kolonie in Deiner Wohnung ihre Zelte aufschlagen... und nicht nur innerhalb der Wohnung. Im Gegensatz zu anderen Arten BAUT sich diese Art ihr Nest und ist somit extrem flexibel in der Wahl des Standortes.
Beachte auch bitte die Gefahren durch eingeschleppte Krankheiten/Parasiten... nicht nur die Ausbreitung der Kolonie selbst ist ein Risiko für unser Öko-System.
Ist ehrlich für ein Anfänger eine Lasius niger Kolonie besser.
Ehrlich? Mist, hätte ich eher lesen müssen... sonst lüge ich immer
Aber zur Frage: Definitiv JA
Es ist immer angeraten, seine Ameisenhaltung mit einer einheimischen, leicht zu haltenden Art zu beginnen! Nicht zuletzt kannst Du so Erfahrungen im Ausbruchsschutz sammeln, ohne deine Wohung oder die Natur zu gefährden.
Es gibt neben
Lasius niger einige sehr interessante Anfängerarten, die nach meinem Empfinden Exoten (oder nichteinheimischen Arten) in nichts nachstehen...
Ich selbst habe aber vor 8 Jahren mit meiner ersten Kolonie Lasius niger angefangen und finde diese Art immernoch hochinteressant.
Quicklebendige kleine Biester, wuseln geschäftig durchs Nest und pesen durch die Arena. Findet auch nur eine Ameise ein Futtertier (und die Kolonie hat Hunger), rennt die Finderin ins Nest und verteilt unter ihren Schwestern Happen zur Probe... sofort stürzen sich die Horden aus dem Nest und rennen zielsicher zum Festmal. Binnen weniger Minuten kannst Du eine geschäftige Ameisenstrasse beobachten... größere Tiere werden gleich an Ort und Stelle in mundgerechte Happen zerlegt, kleinere Stücke
schleppen sie ins Nest oder in Nestnähe.
Auch das oft gewünschte Jag-Verhalten ist bei Lasius niger recht deutlich... erkennt eine Ameise ein potentielles, lebendes Beutetier, alarmiert sie die Kolonie und sofort stürzen sich die Kleinen in den Kampf. Es ist faszinierend, wie so kleine Ameisen durch Zusammenarbeit auch größere (weiche) Beute zur Strecke bringen.
Lasius niger ist nicht sehr groß, aber für mich gehört das eher zu den Vorteilen dieser Art. Eine 2500er Kolonie lässt sich noch bequem in einem Schreibtisch-tauglichen Formicarium unterbringen... und das Nest ist prima zu beobachten.
Und in Punkto Nachwuchs braucht sich Lasius niger schon gar nicht zu verstecken... als Beispiel haben es meine Kolonien aus Schwarmflug 2005 nach der
Winterruhe von 10-15 Pygmäen auf über 300 Arbeiterinnen gebracht... und im Nest liegt nochmalsoviel an
Brut.
Was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja... Lasius niger ist ne interessante Art :-)