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Invasive Arten

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Wolfcrow
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#1 Invasive Arten

Beitrag von Wolfcrow » 8. September 2006, 07:33

Alle schimpfen über Invasive Arten, aber eine Sache verstehe ich nicht.
Pharaoameisen (Monomorium pharaonis) beispielsweise, stammen doch aus Ostasien?
Warum erfrieren sie nicht einfach im Winter?

Die 'draussen' Kolonien könnte man doch durch heisses Wasser und anschliessendes frieren besiegen?

Die in der Wohnung zu Winterzeiten mit Gift...

Oder welchen Punkt hab ich in meiner Überlegung nicht beachtet?
Klar, sie suchen sich den wärmsten Punkt, aber da könnte man sie doch theoretisch auch vergiften?

[FUCK! Mir fällt gerade auf, dass ich vor Jahren eine riesendummheit begangen habe, als ich im Krankenhaus lag, 'so komische Gelbe' Ameisen entdeckt habe, und keinem bescheid gesagt habe... Ich glaub, ich muss da mal anrufen...]


Zur Kenntnisname: Dieser Post ist die Meinung des Autors und spiegelt nicht die Meinung seines Arbeitgebers oder der kleinen grünen Männchen die ihm den ganzen Tag folgen wieder.

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Wiseman
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#2

Beitrag von Wiseman » 8. September 2006, 08:34

Im Freien wirst Du Monomorium pharaonis hier in Deutschland auch kaum antreffen. Sie leben an warmen, mäßig feuchten Orten, z. B. in Klimaanlagen großer Gebäude (Krankenhäuser, Hotels, Hochhäuser etc.) in Bäckereien, Zoohandlungen, Zoos, oder unter der Verkleidung von Heizungsrohren (der einzige Platz, wo sie im Freien zu finden sind).

Die Bekämpfung ist deshalb so schwierig, weil die Tiere hochgradig polygyn und polykalisch sind. Ständig wandern vom Mutternest junge, inzestuös begattete Königinnen mit einigen Arbeiterinnen und Brut ab, um an einem anderen Ort eine neue Kolonie zu gründen. Und auch das Mutternest bleibt selten an einem Fleck.
Hinzu kommt noch, dass selbst ein paar Arbeiterinnen mit etwas Brut (z. B.: ein paar Männchen- und Königinnenlarven bzw. -puppen) genügen, um eine neue Kolonie zu gründen. Man muss also ein Nest vollständig mit allen Individuen und jeglicher Brut vernichten, um erfolgreich zu sein.

Da die Königinnen der Pharaoameise eine sehr kurze Lebensdauer haben, werden auch ständig neue Königinnen nachzuproduziert.

Was die Bekämpfung zusätzlich erschwert, ist die geringe Größe und versteckte Lebensweise der Tiere. Vielfach werden sie schlicht übersehen, bis sie sich zur Plage entwickeln. Eine Bekämpfung ist dann aber nur noch mit erheblichem finanziellen Aufwand möglich und oft auf Dauer nur wenig erfolgversprechend.

Ciao, Wiseman!



Wolfcrow
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#3

Beitrag von Wolfcrow » 8. September 2006, 08:39

Können die sich nicht durch ihren Inzest früher oder später selbst ausrotten?
Irgendwann muss das Blut doch so 'alt' sein, dass es kaputt geht...
Oder kommt immer neues Blut dazu, durch diverse aussenstehende Arten?
Bei anderen Tieren ist es doch auch so, dass sie sich durch Inzest ausrotten, auch bei Insekten?


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Wiseman
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#4

Beitrag von Wiseman » 8. September 2006, 08:52

Ameisen sind keine Menschen. Ihr Aufbau und ihre DNS ist wesentlich einfacher. Dennoch entstehen auch bei Insekten bei über mehrere Generationen hinweg betriebenem Inzest durchaus Degenerationen.

Es ist jedoch bekannt, dass verschiedene Ameisenarten sehr unterschiedlich auf Inzest reagieren. Bei einigen kommt es schon in der ersten Tochtergeneration zu Degenerationen, bei anderen treten diese erst in der dritten, fünften oder zehnten auf.

Monorium pharaonis lebt allerdings auf diese Art und Weise bereits seit sehr langer Zeit. Vermutlich hat sie ein effektives intrazelluläres System entwickelt, um durch Inzest ausgelöste Mutationen oder Degenerationen zu vermeiden.

Vielleicht ist aber auch die Kurzlebigkeit der Individuen eine Folge des Inzests.

Ciao, Wiseman!



Wolfcrow
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#5

Beitrag von Wolfcrow » 8. September 2006, 09:00

Scheisse...
Stimmt, wenn ich jeden Tag 2000 Kinder gebäre, ist es egal, ob sie nur 1/3 Lebensdauer haben, ode ich mit 70% Kindersterblichkeit rechnen muss.

Klar, klingt logisch.

Schade, könnte es, rein theoretisch, möglich sein, einen Virus zu 'programmieren' der sich nur auf Monorium pharaonis beschränkt, und diese Art so vernichtet?

Wenn ja, ist in der Praxis das Risiko zu groß, dass er auch auf andere Arten überspringt?

Ich mein, wir klonen Schafe und forschen mit Stammzellen, bauen Gen-Mais an, dann sollte es doch möglich sein, eine invasive Art gezielt zu vernichten...

[Anmerkung, ich bin NATURschützer, kein Tierschützer]


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Wiseman
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#6

Beitrag von Wiseman » 8. September 2006, 09:23

Ich halte nicht viel davon, wenn der Mensch im Baukastensystem Viren bastelt, Gen-Mais konstruiert und Schafe klont.
Es ist in etwa so, als ob man einem Kleinkind die Komponenten zum Bau einer Atombombe vor die Nase legt. 99% der Sachen, die es daraus konstruiert, sind harmlos, einige vielleicht sogar nützlich. Eines Tages jedoch setzt es die Teile fatalerweise so zusammen, dass eine funktionsfähige Nuklearwaffe entsteht.

Wir sollten erst einmal viel mehr lernen über Gene und ihre Funktion, über Stammzellen und das Klonen, statt einfach drauf los zu experimentieren, nur weil wir technisch dazu in der Lage sind.

Was ich damit sagen will, es wäre sicherlich klüger nach einem natürlichen Feind für Monomorium pharaonis zu suchen, der sich nur auf diese Ameisenart spezialisiert hat.

Ciao, Wiseman!



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#7

Beitrag von Wolfcrow » 8. September 2006, 09:29

Davon halten tu ich auch nichts, es war nur ein Gedanke, der mir dazu einfällt.
Gibt es denn einen natürlichen Feind für diese Tiere?
Gibt es Ideen, wie man ihn vernichtet?


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#8

Beitrag von Wiseman » 8. September 2006, 09:52

Keine Ahnung, ob in dieser Richtung überhaupt geforscht wird. Soweit mir bekannt ist, gibt es jedenfalls keinen natürlichen Feind, der nicht auch andere Ameisenarten gefährden würde.

Ein Beispiel ist die sogenannte "Näpfchenkrankheit", die eine große Gefahr für einheimische Ameisenarten darstellt.

Siehe hier.

Ciao, Wiseman!



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