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von Sahal » 20. Oktober 2006, 15:15
Hi und Hallo,
Camponotus ligniperda und C. herculeanus stellen in europäischen Gefilden eine Ausnahme is Sachen Winterruhe dar. HÖLLBOBLER (1961) hat in Versuchen gezeigt, dass diese Arten sich ausschliesslich nach der "inneren Uhr" richten (endogener Jahreszyklus) und die tatsächliche Diapause selbst bestimmen und einleiten, temperaturunabhängig!
Nach dieser Arbeit zu urteilen ist es den Kolonien also egal, welche Temperatur gerade herrscht: ist der gefühlte Sommer durch vorangegengene Aktivitäten zuende, geht es unaufhaltsam in die Diapause.
Eine Überwinterung im Keller bei ca 10-15°C sollte (nach dieser Arbeit) ausreichend sein... sogar eine "Überwinterung" im Zimmer bei normalen Temperaturen schein möglich.
Aber erst dann, wenn die Kolonie sich SELBST entschliesst, in die Winterruhe zu gehen!
Zu Beachten: aus der Arbeit scheint nicht hervorzugehen, wie C. ligniperda und C. herculeanus in den Folgejahren auf eine "warme" Überwinterung reagieren und ob sich nicht doch Folgeschäden zeigen... es wird lediglich gezeigt/beschrieben, dass die Imagines der Kolonien Verhaltensmuster einer echten Winterruhe zeigen und die Larven sich nicht weiter entwickeln. Etwas gegen eine "normale Winterruhe" spricht zB das Erhaltungsfutter, welches den Larven bei höheren Temperaturen gegeben wird...
Es ist somit (vorerst) sicherer, die Kolonien herkömmlich bei 5-8°C zu überwintern...
Wichtig: die entspr. Arbeiten von HÖLLDOBLER beziehen sich nur auf C. ligniperda und C. herculeanus!!
Es sind keinerlei Rückschlüsse auf andere Camponotus-Arten zu ziehen, und schon gar nicht auf andere Gattungen!
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!